Mittwoch, 6. Dezember 2006
Tolerantes Christentum
"Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat den Religionslehrern seines Erzbistums multireligiöse Feiern untersagt." berichtet tagesschau.de.

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Wohnheimsordnung
Es ist verboten
  • die Türen und Fenster offen zu lassen
  • Sachen im Gemeinschaftsraum liegen zu lassen
  • im Zimmer zu bleiben, wenn der Feueralarm losgeht
  • nach dem Kochen nicht sofort (vor dem Essen) abzuwaschen
  • Leute ohne Genehmigung übernachten zu lassen
  • Fahrräder außerhalb des Fahrradraums abzustellen
  • mehr als zwei ChinesInnen in einer Wohnung unterzubringen
  • sich auszusperren
  • nach der Büroöffnungszeit anzureisen
  • ...
Nicht gender-seggregiertes Badezimmer in Wright Village

Wird gegen ein Verbot in einer Wohnung verstoßen, werden alle BewohnerInnen bestraft. Um zu überprüfen, ob keine unerlaubterweise hier wohnt, kommt abends um 21 Uhr jemand mit Generalschlüssel und sieht einfach in die Zimmer rein. Mahnungen über angeblich nicht gezahlte Miete werden nach Deutschland zur sofortigen Bezahlung geschickt. Steckdosen werden frühestens nach einer Woche repariert. Das Toilettenpapier ist selber mitzubringen. Ein Badezimmer für acht Bewohner und -innen reicht.

Dies eine kleine unvollständige Liste der Besonderheiten hier im Wright Village.

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Dienstag, 5. Dezember 2006
Borat
Kürzlich war meine Mitbewohnerin hier im Armidaler Kino. Sie kam ziemlich verwirrt wieder. Nicht wegen des Kinos, sondern wegen des Filmes. Sie meinte, der war durchgängig rassistisch, ging so gar nicht, eigentlich wollte sie rausgehen, aber sie konnte es nicht glauben. Sie hat die ganze Zeit auf die Auflösung gewartet. Ein Ende, dass den Film in eine Kritik am Rassismus umwandelt. Sie kann sich gar nicht vorstellen, dass er einfach nur rassistisch ist. Sie vermutet(e) irgendwie Antirassismus durch absolute Überspitzung rassistischer Stereotypen und Witze, die sich so selber entlarven sollen. Aber irgendwie hat der Film die Auflösung am Ende nicht gegeben. Sie bleibt verwirrt. Und meint das auch bei den anderen KinogängerInnen gesehen zu haben.

Ich habe schon einiges über den Film gehört und gelesen. Ich werde mir ihn mir nicht ansehen und kann mir daher auch keine eigene Meinung bilden. Aber bei soviel kritischre Berichterstattung und der Beschreibung meiner Mitbewohnerin scheint er zumindest fragwürdig zu sein.

Ich finde es sowieso immer fragwürdig, wenn man sich über eine andere Gruppe, als man selber sich zugehörig fühlt, lustig macht. Wenn sich in der britischen Comedyserie "Goodness Gracious Me" 'InderInnen' über 'InderInnen' und ihre Interaktion mit 'BritInnen' lustig machen, ist das ein selbstbewusster Umgang mit Rassismuserfahrungen und ich finde es sehr witzig (und gleichzeitig sehr ernst). Wenn aber ein 'britischer' Comedy-Macher sich eine 'kasachische' Identität zulegt und dann über alles und jeden herzieht, hört sich das für mich problematisch an.

Ich verstehe es daher gut, wenn es viel Kritik gibt. Im australischen Fernsehen wurde von Kritik aus Kasachstan berichtet. Vor einiger Zeit habe ich entweder in der taz oder auf tagesschau.de gelesen, dass sich Roma in Deutschland beschwert haben. Nun berichtet tagesschau.de über eine Klage von 'rumänischen' Roma. Der Bericht nimmt sie nicht wirklich ernst. Damit wird die Entwürdigung weiter getrieben.

Nachtrag 10.12.06: Die Meinungen zu dem Film scheinen sehr geteilt. Ich habe ihn immer noch nicht gesehen. Aber meine Gastgeberin hier in Sydney war gestern drin, hat sehr gelacht und fand ihn eine gelungene Kritik an den USA.

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Montag, 4. Dezember 2006
Weihnachtspflicht
Ich habe meinen Rückflug bewusst nach Weihnachten gelegt. Mir liegt nicht viel an diesem Ritual. Ein nettes Familientreffen mag ich, aber muss es mit dem symbolisch aufgeladenen Datum Weihnachten zusammenfallen?

Weihnachtsmann in Sydney

Also, ich bin bewusst Weihnachten hier. Und mir fehlt auch nichts, wenn ich Weihnachten alleine bin. Dass ich jetzt schon mehrere Einladungen zu privaten Weihnachtsfeiern bekommen habe, ist sehr nett. Aber es ist auch ein Zeichen dafür wie unglaublich dominant diese Feier ist, wie wenig frau sich ihrer entziehen kann.

Dabei feiert der Großteil der Menschheit Weihnachten nicht. Es geht auch ohne. Da finde ich es nur gut, wenn auch Kindergärten in Deutschland darauf reagieren und auf Weihnachtsfeiern verzichten. Dass christliche ReligionspädagogInnen dagegen Sturm laufen ist auch klar. Die müssen schließlich das christliche Abendland retten.

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Treptower Park
"Zwei Treptower haben gestern Morgen möglicherweise einen Angriff von rechtsgerichteten Männern auf zwei dunkelhäutige Menschen verhindert. Die 31-jährige Frau und ihr 26-jähriger Begleiter nahmen die beiden Ausländer gegen 4 Uhr in einer S-Bahn auf dem Ring gegen eine verbale volksverhetzende und rassistische Attacke in Schutz, wie die Polizei mitteilte. Die Gruppe von etwa zehn Rechten war an der Frankfurter Allee zugestiegen und grölte in der Bahn herum. Als die beiden Ausländer am Ostkreuz einstiegen, wurden sie sofort rassistisch beleidigt. Der 26-jährige Treptower verbat sich ein solches Verhalten. Beim Ausstieg am S-Bahnhof Treptower Park stießen drei der rechten Männer den 26-Jährigen zu Boden. Einer von ihnen trat gegen den Kopf des Treptowers, bevor die Polizei zur Stelle war. Der Staatsschutz ermittelt." berichtet die taz berlin.

Gut, dass es auch in Treptow Zivilcourage gibt. Ich gehe aber nach wie vor lieber durch den Wrangelkiez zum Schlesischen Tor als nachts durch Treptow.

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Sonntag, 3. Dezember 2006
Certainly
In 'Australien', zumindest in dem kleinen Teil in dem ich bisher war, gibt es eindeutig andere Formen der Höflichkeit und des Umgehen miteinander, als ich sie aus 'Deutschland' kenne.

Am meisten hat mich am Anfang überrascht, dass die Frage "How are you?" tatsächlich ein Antwort erwartet und sogar eine echte ("Heute leider nicht so gut ...") angebracht ist. Nicht nur das, die Frage wird auch erwidert und wieder eine Antwort abgewartet. Sogar an der Supermarktkasse. In 'Deutschland' ziemlich unvorstellbar. Und ich gehe damit auch noch nicht wirklich souverän um.

Ein anderes Beispiel ist die Tourist-Information hier in Armidale. Jedes mal, wenn ich eine Frage habe, bekomme ich ein höchst freundliches "Certainly" zur Antwort. Das macht gleich eine gute Stimmung. Nur beim letzen mal wurde ich mit jedem "Certainly" weniger gut gestimmt. Einen Busplan hatte ich ja noch sicherlich bekommen. Aber ab da wurden meine Fragen zum Fortbewegen mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht wirklich beantwortet. Die gute Frau hat entweder meine Fragen nicht verstanden (autofreie Menschen sind hier auch höchst ungewöhnlich) oder sie hatte schlicht keine brauchbaren Informationen für mich (autofreies Fortbewegen gibt es hier eigentlich nicht). Irgendwie passte da dann das "Certainly" nicht mehr.

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Donnerstag, 30. November 2006
Bluff Rock Massaker
In den 1840ern soll es am Bluff Rock in der Nähe von Tenterfield, New England ein Massaker an Aborigines gegeben haben.

Katrina Schlunke ist mit dieser Geschichte aufgewachsen und hat sich später daran gemacht, sie wissenschaftlich zu erkunden. Dabei ist ein spannendes, sehr gut lesbares Buch: Bluff Rock - Autobiography of a massacre, Freemantle, Curtin University Books, 2005 herausgekommen. Katrina Schlunke eröffnet in ihm immer wieder neue Perspektiven auf die 'Geschichte', erkundet unterschiedliches Material (touristische Broschüren, Memoiren, Tagebuchaufzeichnungen, ...) und illustriert so die Konstruktion von ('weißer' Siedler-) Geschichte(n). Dabei beschreibt sie auch immer wieder die Normalität des Tötens und Vertreibens der Aborigines durch die 'weißen' Eindringlinge.

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Mittwoch, 29. November 2006
Nur die echten Flüchtlinge
Heute Abend an der Universität: ein Vortrag über Flüchtlinge in der Asien-Pazifik-Region. Ganz ok, aber wenig kritisch. Alles aus der Sicht der NGO. Die Flüchtlinge kommen als AkteurInnen eigentlich nicht vor. Dafür der Tsunami.

Danach Diskussion. Ein älterer Herr aus Armidale meldet sich: Er arbeite ja auch für die Armen, die Kranken und alle. Aber bei den Flüchtlingen müsse man doch fragen, ob sie echt Flüchtlinge seien. Er hätte im Fernsehen gesehen, dass ... und dann müsse man doch ... Echte Flüchtlinge immer gerne, aber nicht die falschen. Und bei der Migration müsse man ja auch gucken, wenn man reinlasse. Ob man die haben wolle, die sich nicht integrieren. Und so weiter und so fort.

Halt so der übliche Rassismus aus der Mitte. Weiße Privilegien gnadenlos ausgespielt und den anderen verweigert. Und keine hat was gesagt. Ich auch nicht. Hätte ich? Oder hätten sie mich eh nicht verstanden? Hätte ich trotzdem? Kann frau das so stehen lassen?

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Sexismus und Rassismus
Thea Dorn zeigt in der taz anhand einer Analyse des Eva-Prinzips die Nähe von Sexismus und Rassismus auf.

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Christlich
"Die Zeit ist reif für deutliche Worte, findet Bischof Wolfgang Huber. In einer Gesellschaft, die sich mit Ehrenmorden und dem Karikaturenstreit auseinandersetzt, darf auch die Kirche ihre Sprache "nicht zu behutsam" wählen, sagt der Vorsitzendes des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Gestern präsentierte die EKD das 124 Seiten umfassende Papier "Klarheit und gute Nachbarschaft", das Chancen und Konflikte im Miteinander von Muslimen und Christen benennt." berichtet die taz.

Durch behutsame Worte war mir Huber bisher noch gar nicht aufgefallen. Aber er scheint sich jetzt noch mehr, auf die christlich-abendländische Tradition der Islamophobie berufen zu wollen.

Nachtrag 17.11.09: Auch Hubers Nachfolger Markus Dröge scheint laut taz ähnliche antimuslimische Ansichten zu haben.

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Integrationspolitik
"Als Maria Böhmer (CDU) mit ihrem französischen Kollegen Azouz Begag über die "Integrationspolitik" reden wollte, reagierte dieser empört. Integration? Wie diskriminierend! Er sei Minister für Chancengleichheit, erklärte der Sohn algerischer Einwanderer. Peinlich berührt lächelte Böhmer über die Bemerkung einfach hinweg."

Mehr zur Integrationskompetenz der Integrationsbeauftragten in der taz

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Dienstag, 28. November 2006
Anglizismen
Mein Büro ist im English Language Centre. Das ist immer dann ganz praktisch, wenn ich mal wieder nach dem richtigen englischen Ausdruck suche. Heute wusste ich nicht, wie ich im Englischen sagen kann, dass der Raum mit indischen Gegenständen dekoriert war.

Mein Kollege überlegte etwas, schlug dann 'bric-a-brac' vor und meinte, Englisch hätte sehr viele Lehnworte aus anderen Sprachen. Auf meine Erwiderung, dass das ja für alle Sprachen gelte, betonte er nochmal, dass das im Falle von Englisch besonders stark sei, wegen der ersten 1000 Jahre der Entwicklung.

Das sollten mal die ganzen Deutsch- und Französisch- und sonstwas-Reinhalter hören. Vielleicht importieren wir mit den Anglizismen ja 'deutsche' Begriffe. ;-)

Ich habe mich dann allerdings doch für 'knickknack' entschieden, das scheint mir näher an Nippes, Kitsch, etc. dran zu sein als 'bric-a-brac'.

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