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Sonntag, 26. November 2006
Mail aus Kreuzberg
urmila, 01:32h
Eine Freundin aus Kreuzberg schrieb mir: "Du wirst ja wahrscheinlich relativ viele Infos über das hiesige Geschehen bekommen - unsere Mitte der Gesellschaft tobt über den Wrangelkiez und das ist zur Zeit ziemlich widerlich."
Da ich weiß, dass ich von ihr sehr viel mehr Informationen bekommen kann als aus der Zeitung, bat ich sie um weitere Ausführungen und bekam sie:
"Das Schreckliche am ganzen Diskurs zum Wrangelkiez ist, dass es ja scheinbar alles so logisch zusammenpasst.Damit meine ich nicht nur den Überfall auf die Eberhard-Klein-Schule um die Ecke (die ich im übrigen ganz gut kenne weil meine Tochter da hingegangen war).Es gibt da überhaupt keinen Zusammenhang, außer dass ein Teil der Kids eben im Wrangelkiez wohnt.
Scheinbar passen tut auch, dass es sich bei den Jugendlichen, die öffentlich wahrgenommen werden, fast ausschließlich um junge, meist machistische Männer handelt, so gut wie nie Mädchen oder junge Frauen (so öffentlich!) auftauchen und wenn doch, werden sie als Anhängsel oder gar nicht wahr genommen.
Was da an sexistischen Tönen und Handlungen zu hören war/ist, ist echt eklig, in einer der auf die Vorfälle folgenden Diskussionen geht ein Nachwuchsmacker zu einer sicher 40+ jährigen Frau und fragt sie nach ihren sexuellen Erfahrungen (leider war sie sprachlos und hat nicht gefragt ob er so auch mit seiner Mutter redet... so viel zu meiner Wut in dem Moment)
Auch dass 12jährige Ärger bekommen, wenn sie einem anderen den MP3 Player mit Gewalt klauen, finde ich ja nicht falsch.
Das ganze ist aber natürlich völlig schief wenn die quasi "natürliche" Einheit Migranten/Muslime/Ausländer konstruiert wird- was, wie wir wissen, ja auch ein gegenseitiger Prozess ist. Da darf dann auch die feministisch gebildete, sich mit Genderfragen beschäftigende aufgeklärte (das ist ja auch son Standortvorteil den wir haben, gell) Mittelstandsfrau mal so richtig loslegen und die entsprechenden Männer sowieso.
Zusammen passt auch, dass zur oben genannten Konstruktion noch die Kategorie "arm" + "Unterschicht" hinzu kommt. Weiß zwar keine genau was das sein soll, ist aber meistens igitt.
Etabliertenvorrechte im Heitmeyerschen Sinne werden dann -ein bisschen völkisch aufpoliert- völlig ungeniert eingefordert. Die müssen dann da weg, ausgewiesen werden, die volle Härte spüren... wo die Deutschland-Deutschen (auch noch zu recht) aufschreien würden wenn ihr sensibler Nachwuchs so behandelt werden würde wie die beiden Jungs.
(Aber Körting wusste ja, dass die alle ein Messer in der Tasche haben und das deshalb notwendig war Handschellen anzulegen. Haben auch alle eingesehen, so weit reicht es doch mit der Anpassung)
Ich erinnere mich auch noch an die Aufschreie nach jedem rechten "Vorfall" (auch so ein hübscher Euphemismus wenns um Teutonen geht)doch nicht von diesem einen, wirklich einzelnen Vorfall einfach auf den ganzen Ort/ die soziale Umgebung zu schließen und doch bitte sachlich zu bleiben und nicht solch ein isoliertes Jugendproblem zu generalisieren.
Und im Grunde genommen haben die Jungs natürlich auch eine der wichtigsten Tugenden gelernt: Ellenbogenmentalität und Konsum ist ja eigentlich gefragt, leider haben sie - wie so viele dieser Looser, die natürlich genau wissen, dass sie eigentlich nichts, gar nichts an Perspektiven zu erwarten haben außer dem Job bei Verwandten, im Internetcafe oder ALG2- nur nicht geblickt wo das gefragt ist.
Ach ja und noch ein paar Fakten die eigentlich keine interessieren: Dass die Polizei vor Ort nach den Deeskalationsversuchen und Gesprächsrunden gestern mal wieder klar gestellt hat, was sie von "Parallelgesellschaften" hält, hast Du bestimmt in der taz gelesen. Dass die Polizei inzwischen zugibt, dass es sich zuvor im Wrangelkiez um vereinzelte Auseinandersetzungen und nicht um eine Massenschlägerei gehandelt hat, interessiert ja auch nicht- der RBB, Radio1 hat 3 Tage nach der Richtigstellung den ganzen Tag lang die "Info" von den 100 Türken, die die Polizei behelligt haben, verbreitet.
Lustig auch die Info, dass die Jugendstadträtin auf das vorhandene Freizeitangebot hingewiesen hat, tatsächlich sind die meisten Jungendfreizeiteinrichtungen zwar nicht wirklich weit weg (z.B. Reichenberger Straße) aber eben in anderen Kiezen, für die Jugendlichen eben doch zu weit, bzw. eine oft zu hohe schwelle. Die einzige wirklich nahe Einrichtung ist (nach heftigen Problemen mit Gewalt) geschlossen und als Familienzentrum wieder eröffnet worden, wenn die Jungs gerne töpfern oder seidenmalen sind sie da ganz tolerant gut aufgehoben. Ich glaube, dass denen damals wirklich nichts anderes übrig blieb als den Laden dicht zu machen. Ist aber bloß die Frage ob man sich dann gleich ersatzlos aus der Arbeit mit diesen Jugendlichen zurückzieht- ist doch genau so absurd wie eine Schuldnerberatung zu schließen weil es so viele Verschuldete gibt (was genauso passiert, ich weiß).
Eine Frau, die ich von ihrer Sozialarbeit mit rechtsextremen Jugendlichen kenne,erzählte mir einen ganz gravierenden Unterschied: Wenn sie heute mit ihren kleinen und großen Arschlöchern (was bei den meisten wirklich keine Übertreibung ist, die haben schwerste Straftaten begangen und bereuen oft genug nur dass sie erwischt worden sind) zur Berufsberatung, zum Jobcenter o.ä. geht, dann ernten diese Leute Mitleid, Verständnis und Hilfsbereitschaft- mit ihren Worten "die kriegen alles" (im Rahmen dessen was die Ämter so zu bieten haben, allerdings). Früher hat sie hier in Kreuzberg mit jugendlichen Migranten gearbeitet und da war oft das Gegenteil der Fall.
Hier ist noch was aus dem gehobenen Bürgertum- eben die, von denen Guido Westerwelle ja so treffend erzählt, dass das ja die mit den wirklich prekären Lebensverhältnissen sind. Das merkt man: FAZ
Die Kommentare in der FAZ sind auch klasse:
"Viele dieser sogenannten "Deutschen" haben doch nur einen deutschen Paß, weil das für sie so bequemer ist, nicht weil sie sich als Deutsche fühlen oder fühlen wollen. Kann man ihnen ja auch kaum zum Vorwurf machen, genau das hatten rote und grüne Politiker ja bewußt angestrebt, als sie sich jahrelang dafür einsetzten, massenhaft deutsche Pässe an Menschen zu verteilen, die von deutscher Kultur gar nichts wissen wollten. "Deutschland muß sterben" war doch jahrelang einer der Standardslogans auf linken Demos und kreuzberger Hauswänden, und Masseneinwanderung schien offenbar ein probates Mittel zur Durchsetzung dieses linken Wunschtraums. "
aber den hab ich auch gefunden.....
"wie schön, dass nach der no-go-area-prekariats-ausländermob-parallelgesellschafts-alleabschieben-orgie in der bild, die von der mehrzahl der berliner journallie ebenso wie anscheinend auch im rest der republik fraglos kopiert wurde,jetzt auch die faz die kerbe sieht und nachtreten will. was tatsächlich geschah interessiert nicht, nur soweit, dass es der sueddeutschen zeitung als einzigen ein bericht im panorama[sic!] wert war. immerhin. für die faz reicht es offensichtlich, um aus der frankfurter apfelwein-senke eine detaillierte sozialstudie des berliner ausländerjugendlichen an sich zu liefern. ...achtzig wütende jugendliche? soviele gibt es nicht mal beim strassenfest gleichzeitig auf der wrangelstrasse. der polizeipräsident redet von einigen wenigen, und davon, dass er ein ermittlungsverfahren gegen die beiden polizisten wegen unbilliger härte und rassistischen übergriffs anstrengt! ...ein blockierter krankenwagen in moabit? 'bürgerkriegszustände' weil einer mit 35 km/h durch die 30er zone rast? ... fast ist, der 'mob' wollte des (kindsan)fahrers habhaft werden. Zivilcourage! chapeau! aber für die faz müssen die auskländerkinder die pisa-misere retten. und wehe sie sind nicht gut genug.
die deutschen schaffens nie! ""
Da ich weiß, dass ich von ihr sehr viel mehr Informationen bekommen kann als aus der Zeitung, bat ich sie um weitere Ausführungen und bekam sie:
"Das Schreckliche am ganzen Diskurs zum Wrangelkiez ist, dass es ja scheinbar alles so logisch zusammenpasst.Damit meine ich nicht nur den Überfall auf die Eberhard-Klein-Schule um die Ecke (die ich im übrigen ganz gut kenne weil meine Tochter da hingegangen war).Es gibt da überhaupt keinen Zusammenhang, außer dass ein Teil der Kids eben im Wrangelkiez wohnt.
Scheinbar passen tut auch, dass es sich bei den Jugendlichen, die öffentlich wahrgenommen werden, fast ausschließlich um junge, meist machistische Männer handelt, so gut wie nie Mädchen oder junge Frauen (so öffentlich!) auftauchen und wenn doch, werden sie als Anhängsel oder gar nicht wahr genommen.
Was da an sexistischen Tönen und Handlungen zu hören war/ist, ist echt eklig, in einer der auf die Vorfälle folgenden Diskussionen geht ein Nachwuchsmacker zu einer sicher 40+ jährigen Frau und fragt sie nach ihren sexuellen Erfahrungen (leider war sie sprachlos und hat nicht gefragt ob er so auch mit seiner Mutter redet... so viel zu meiner Wut in dem Moment)
Auch dass 12jährige Ärger bekommen, wenn sie einem anderen den MP3 Player mit Gewalt klauen, finde ich ja nicht falsch.
Das ganze ist aber natürlich völlig schief wenn die quasi "natürliche" Einheit Migranten/Muslime/Ausländer konstruiert wird- was, wie wir wissen, ja auch ein gegenseitiger Prozess ist. Da darf dann auch die feministisch gebildete, sich mit Genderfragen beschäftigende aufgeklärte (das ist ja auch son Standortvorteil den wir haben, gell) Mittelstandsfrau mal so richtig loslegen und die entsprechenden Männer sowieso.
Zusammen passt auch, dass zur oben genannten Konstruktion noch die Kategorie "arm" + "Unterschicht" hinzu kommt. Weiß zwar keine genau was das sein soll, ist aber meistens igitt.
Etabliertenvorrechte im Heitmeyerschen Sinne werden dann -ein bisschen völkisch aufpoliert- völlig ungeniert eingefordert. Die müssen dann da weg, ausgewiesen werden, die volle Härte spüren... wo die Deutschland-Deutschen (auch noch zu recht) aufschreien würden wenn ihr sensibler Nachwuchs so behandelt werden würde wie die beiden Jungs.
(Aber Körting wusste ja, dass die alle ein Messer in der Tasche haben und das deshalb notwendig war Handschellen anzulegen. Haben auch alle eingesehen, so weit reicht es doch mit der Anpassung)
Ich erinnere mich auch noch an die Aufschreie nach jedem rechten "Vorfall" (auch so ein hübscher Euphemismus wenns um Teutonen geht)doch nicht von diesem einen, wirklich einzelnen Vorfall einfach auf den ganzen Ort/ die soziale Umgebung zu schließen und doch bitte sachlich zu bleiben und nicht solch ein isoliertes Jugendproblem zu generalisieren.
Und im Grunde genommen haben die Jungs natürlich auch eine der wichtigsten Tugenden gelernt: Ellenbogenmentalität und Konsum ist ja eigentlich gefragt, leider haben sie - wie so viele dieser Looser, die natürlich genau wissen, dass sie eigentlich nichts, gar nichts an Perspektiven zu erwarten haben außer dem Job bei Verwandten, im Internetcafe oder ALG2- nur nicht geblickt wo das gefragt ist.
Ach ja und noch ein paar Fakten die eigentlich keine interessieren: Dass die Polizei vor Ort nach den Deeskalationsversuchen und Gesprächsrunden gestern mal wieder klar gestellt hat, was sie von "Parallelgesellschaften" hält, hast Du bestimmt in der taz gelesen. Dass die Polizei inzwischen zugibt, dass es sich zuvor im Wrangelkiez um vereinzelte Auseinandersetzungen und nicht um eine Massenschlägerei gehandelt hat, interessiert ja auch nicht- der RBB, Radio1 hat 3 Tage nach der Richtigstellung den ganzen Tag lang die "Info" von den 100 Türken, die die Polizei behelligt haben, verbreitet.
Lustig auch die Info, dass die Jugendstadträtin auf das vorhandene Freizeitangebot hingewiesen hat, tatsächlich sind die meisten Jungendfreizeiteinrichtungen zwar nicht wirklich weit weg (z.B. Reichenberger Straße) aber eben in anderen Kiezen, für die Jugendlichen eben doch zu weit, bzw. eine oft zu hohe schwelle. Die einzige wirklich nahe Einrichtung ist (nach heftigen Problemen mit Gewalt) geschlossen und als Familienzentrum wieder eröffnet worden, wenn die Jungs gerne töpfern oder seidenmalen sind sie da ganz tolerant gut aufgehoben. Ich glaube, dass denen damals wirklich nichts anderes übrig blieb als den Laden dicht zu machen. Ist aber bloß die Frage ob man sich dann gleich ersatzlos aus der Arbeit mit diesen Jugendlichen zurückzieht- ist doch genau so absurd wie eine Schuldnerberatung zu schließen weil es so viele Verschuldete gibt (was genauso passiert, ich weiß).
Eine Frau, die ich von ihrer Sozialarbeit mit rechtsextremen Jugendlichen kenne,erzählte mir einen ganz gravierenden Unterschied: Wenn sie heute mit ihren kleinen und großen Arschlöchern (was bei den meisten wirklich keine Übertreibung ist, die haben schwerste Straftaten begangen und bereuen oft genug nur dass sie erwischt worden sind) zur Berufsberatung, zum Jobcenter o.ä. geht, dann ernten diese Leute Mitleid, Verständnis und Hilfsbereitschaft- mit ihren Worten "die kriegen alles" (im Rahmen dessen was die Ämter so zu bieten haben, allerdings). Früher hat sie hier in Kreuzberg mit jugendlichen Migranten gearbeitet und da war oft das Gegenteil der Fall.
Hier ist noch was aus dem gehobenen Bürgertum- eben die, von denen Guido Westerwelle ja so treffend erzählt, dass das ja die mit den wirklich prekären Lebensverhältnissen sind. Das merkt man: FAZ
Die Kommentare in der FAZ sind auch klasse:
"Viele dieser sogenannten "Deutschen" haben doch nur einen deutschen Paß, weil das für sie so bequemer ist, nicht weil sie sich als Deutsche fühlen oder fühlen wollen. Kann man ihnen ja auch kaum zum Vorwurf machen, genau das hatten rote und grüne Politiker ja bewußt angestrebt, als sie sich jahrelang dafür einsetzten, massenhaft deutsche Pässe an Menschen zu verteilen, die von deutscher Kultur gar nichts wissen wollten. "Deutschland muß sterben" war doch jahrelang einer der Standardslogans auf linken Demos und kreuzberger Hauswänden, und Masseneinwanderung schien offenbar ein probates Mittel zur Durchsetzung dieses linken Wunschtraums. "
aber den hab ich auch gefunden.....
"wie schön, dass nach der no-go-area-prekariats-ausländermob-parallelgesellschafts-alleabschieben-orgie in der bild, die von der mehrzahl der berliner journallie ebenso wie anscheinend auch im rest der republik fraglos kopiert wurde,jetzt auch die faz die kerbe sieht und nachtreten will. was tatsächlich geschah interessiert nicht, nur soweit, dass es der sueddeutschen zeitung als einzigen ein bericht im panorama[sic!] wert war. immerhin. für die faz reicht es offensichtlich, um aus der frankfurter apfelwein-senke eine detaillierte sozialstudie des berliner ausländerjugendlichen an sich zu liefern. ...achtzig wütende jugendliche? soviele gibt es nicht mal beim strassenfest gleichzeitig auf der wrangelstrasse. der polizeipräsident redet von einigen wenigen, und davon, dass er ein ermittlungsverfahren gegen die beiden polizisten wegen unbilliger härte und rassistischen übergriffs anstrengt! ...ein blockierter krankenwagen in moabit? 'bürgerkriegszustände' weil einer mit 35 km/h durch die 30er zone rast? ... fast ist, der 'mob' wollte des (kindsan)fahrers habhaft werden. Zivilcourage! chapeau! aber für die faz müssen die auskländerkinder die pisa-misere retten. und wehe sie sind nicht gut genug.
die deutschen schaffens nie! ""
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Freitag, 24. November 2006
"Wo lebten die Aborigines bevor die Weißen kamen?"
urmila, 14:24h
fragte eine InternetnutzerIn eine Suchmaschine und kam zu mir.
Hier die Antwort: Da, wo jetzt die 'Weißen' wohnen.
Hier die Antwort: Da, wo jetzt die 'Weißen' wohnen.
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Umgang mit Rassismuserfahrungen
urmila, 14:19h
Mareile Paske hat ihre Bachelorabeit über "'Andere Deutsche’ – Strategien des Umgangs mit Rassismuserfahrungen" geschrieben. Sehr lesenswert als pdf. Was Mareile unter Rassismuserfahrungen versteht hier.
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Redewendungen
urmila, 04:47h
"Deutsch verdienen und chinesisch einkaufen" schreibt Nina Apin in der taz, um die gängige Einkaufspraxis von Bäckereien zu beschreiben. Nun habe ich zwei Probleme damit: Zum ersten, weiß ich nicht, was diese Redewendung bedeutet. Zum zweiten (und viel wichtiger) werden hier mal wieder 'nationale' Bezeichnungen in ein hierarchisches Verhältnis gebracht. Denn 'deutsch' ist in diesem Kontext eindeutig mehr Wert als 'chinesisch'. Solche rassistschen Redewendungen gehören verbannt.
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Donnerstag, 23. November 2006
ID recorded
urmila, 06:45h
Ich habe gerade ein Päckchen auf den langen Weg nach Deutschland geschickt (zwischen Armidale und Sydney scheint die Post von Känguruhs transportiert zu werden, die ab und zu mal die Orientierung verlieren ... oder vielleicht legen sie auch nur längere Pausen ein?). Als ich dabei nach einer ID (Identifizierung, am liebsten den Führerschein, aber da ich denn nicht habe, ging auch mein deutscher Personalausweis) gefragt wurde, habe ich doch mal zurückgefragt, warum die gebraucht wird. Einfache Antwort: "September 11th".
Nun ist mein Päckchen mit einen großen gelben Aufkleber "ID recorded" unterwegs und stellt keine Gefahr mehr für die Menschheit dar .... Und wenn doch, dann können sie mich ganz schnell einsperren, denn meine ID ist recorded.
Nun ist mein Päckchen mit einen großen gelben Aufkleber "ID recorded" unterwegs und stellt keine Gefahr mehr für die Menschheit dar .... Und wenn doch, dann können sie mich ganz schnell einsperren, denn meine ID ist recorded.
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Donnerstag, 16. November 2006
Wrangelstrasse
urmila, 12:43h
"Die Festnahme minderjähriger Kleinkrimineller führt im Berliner Bezirk Kreuzberg zu einem Tumult mit hundert Beteiligten." berichtet die taz. Die Wrangelstraße als neue Rütlischule. Die bösen Muslime, die sich nicht an die Ordnung halten. Aber vielleicht sollte frau sich weniger auf die Jugendlichen und mehr auf die Polizei konzentrieren:
"Laut Polizei versuchte er, den Abtransport der Kinder durch Öffnen der Fahrzeugtür und Tritte gegen den Streifenwagen zu verhindern. "Die Zwölfjährigen wurden wie Terroristen behandelt, an die Wand gestellt und in Handschellen gelegt", sagt M. Als er dagegen protestiert habe, sei die Stimmung aggressiv geworden. "Die Polizisten sagten: Geh doch zurück in dein Land!""
Nachtrag 21.11.06: Die taz berlin berichtet im Gegensatz zu der rassistischen und islamophoben Berichterstattung z.B. im Tagesspiegel aus der Sicht der Kiezbewohner:
"Aufklärung tut not. Was hat sich vergangenen Dienstag wirklich im Kreuzberger Wrangelkiez ereignet? In der ersten Pressemitteilung der Polizei hieß es, "eine Ansammlung von 80 bis 100 Jugendlichen" sei dort "massiv" gegen Polizeibeamte vorgegangen, als diese zwei Tatverdächtige festnehmen wollten. Tags darauf hatte Polizeipräsident Dieter Glietsch erklärt, lediglich "einzelne Personen" seien gewalttätig geworden. Jugendliche und Anwohner aus dem Wrangelkiez bestreiten selbst das. Die Stimmung sei aufgebracht gewesen, aber handgreiflich geworden sei nur ein einziger: der 23-jährige Mehmet S. Und das erst, nachdem er von Beamten niedergeschlagen worden sei.
....
Ganz in der Nähe hatte sich am Dienstag der Vorfall ereignet. Jugendliche, Anwohner und Ladenbesitzer beschreiben die Situation so: Die Wrangelstraße sei ein Dorf, fast jeder kenne jeden. Wenn etwas passiere, liefen alle aus den Cafés und Läden zusammen. Die soziale Kontrolle sei groß, zumal bei Polizeieinsätzen. So funktioniere Zivilgesellschaft.
....
In den meisten deutschen Medien wird jedoch nur die erste Version der Polizei veröffentlicht - anders als in türkischen Blättern. Mit Überschriften wie "Der Mob ist da" macht vor allem der Tagesspiegel Stimmung. Und Innensenator Ehrhart Körting (SPD) wird dort mit dem Satz zitiert: "Kein Pardon für den Mob.""
Nachtrag 22.11.06: Es ist schon faszinierend, welches Bild jetzt vom Wrangelkiez gezeichnet wird. In der taz zum Beispiel wird einer zitiert mit: "Ich habe schon in vielen Ecken in Berlin gewohnt, aber das hier ist keine normale Gegend." Ein ganz böses Pflaster also. Rechtsfreier Raum. Gefährlich.
Ich wohne seit drei Jahren (wenn ich nicht gerade in Australien bin) direkt an der Grenze zum Wrangelkiez. Im Dunkeln (und auch im Hellen) gehe ich viel lieber durch den Wrangelkiez als durch Treptow. In Treptow haben mir viele viel zu kurze Haare. Als 'Ausländerin' und Lesbe fühle ich mich da nicht sehr sicher. Im Wrangelkiez hingegen habe ich mich immer sicher gefühlt. Ich gehe dort auch sehr gerne einkaufen und aus. Freundinnen von mir wohnen in dem Kiez, schon lange und sehr gerne. Ich mag den Wrangelkiez.
Mir ist klar, dass es im Wrangelkiez viele soziale Probleme gibt. Sicher gibt es auch Kriminalität, von der ich nichts mitbekomme (von den Wohnungseinbrüchen in Treptow bekomme ich sehr viel mehr mit). Aber diese Stilisierung als rechtsfreier Raum, in dem 'Clanstrukturen' herrschen und sich eigentlich kein 'guter' Bürger hintrauen kann, finde ich abscheulich.
Der Augenmerk sollte viel mehr auf die rassistischen Polizeipraktiken gelegt werden!
Nachtrag 26.11.06: Mehr in Mail aus Kreuzberg.
"Laut Polizei versuchte er, den Abtransport der Kinder durch Öffnen der Fahrzeugtür und Tritte gegen den Streifenwagen zu verhindern. "Die Zwölfjährigen wurden wie Terroristen behandelt, an die Wand gestellt und in Handschellen gelegt", sagt M. Als er dagegen protestiert habe, sei die Stimmung aggressiv geworden. "Die Polizisten sagten: Geh doch zurück in dein Land!""
Nachtrag 21.11.06: Die taz berlin berichtet im Gegensatz zu der rassistischen und islamophoben Berichterstattung z.B. im Tagesspiegel aus der Sicht der Kiezbewohner:
"Aufklärung tut not. Was hat sich vergangenen Dienstag wirklich im Kreuzberger Wrangelkiez ereignet? In der ersten Pressemitteilung der Polizei hieß es, "eine Ansammlung von 80 bis 100 Jugendlichen" sei dort "massiv" gegen Polizeibeamte vorgegangen, als diese zwei Tatverdächtige festnehmen wollten. Tags darauf hatte Polizeipräsident Dieter Glietsch erklärt, lediglich "einzelne Personen" seien gewalttätig geworden. Jugendliche und Anwohner aus dem Wrangelkiez bestreiten selbst das. Die Stimmung sei aufgebracht gewesen, aber handgreiflich geworden sei nur ein einziger: der 23-jährige Mehmet S. Und das erst, nachdem er von Beamten niedergeschlagen worden sei.
....
Ganz in der Nähe hatte sich am Dienstag der Vorfall ereignet. Jugendliche, Anwohner und Ladenbesitzer beschreiben die Situation so: Die Wrangelstraße sei ein Dorf, fast jeder kenne jeden. Wenn etwas passiere, liefen alle aus den Cafés und Läden zusammen. Die soziale Kontrolle sei groß, zumal bei Polizeieinsätzen. So funktioniere Zivilgesellschaft.
....
In den meisten deutschen Medien wird jedoch nur die erste Version der Polizei veröffentlicht - anders als in türkischen Blättern. Mit Überschriften wie "Der Mob ist da" macht vor allem der Tagesspiegel Stimmung. Und Innensenator Ehrhart Körting (SPD) wird dort mit dem Satz zitiert: "Kein Pardon für den Mob.""
Nachtrag 22.11.06: Es ist schon faszinierend, welches Bild jetzt vom Wrangelkiez gezeichnet wird. In der taz zum Beispiel wird einer zitiert mit: "Ich habe schon in vielen Ecken in Berlin gewohnt, aber das hier ist keine normale Gegend." Ein ganz böses Pflaster also. Rechtsfreier Raum. Gefährlich.
Ich wohne seit drei Jahren (wenn ich nicht gerade in Australien bin) direkt an der Grenze zum Wrangelkiez. Im Dunkeln (und auch im Hellen) gehe ich viel lieber durch den Wrangelkiez als durch Treptow. In Treptow haben mir viele viel zu kurze Haare. Als 'Ausländerin' und Lesbe fühle ich mich da nicht sehr sicher. Im Wrangelkiez hingegen habe ich mich immer sicher gefühlt. Ich gehe dort auch sehr gerne einkaufen und aus. Freundinnen von mir wohnen in dem Kiez, schon lange und sehr gerne. Ich mag den Wrangelkiez.
Mir ist klar, dass es im Wrangelkiez viele soziale Probleme gibt. Sicher gibt es auch Kriminalität, von der ich nichts mitbekomme (von den Wohnungseinbrüchen in Treptow bekomme ich sehr viel mehr mit). Aber diese Stilisierung als rechtsfreier Raum, in dem 'Clanstrukturen' herrschen und sich eigentlich kein 'guter' Bürger hintrauen kann, finde ich abscheulich.
Der Augenmerk sollte viel mehr auf die rassistischen Polizeipraktiken gelegt werden!
Nachtrag 26.11.06: Mehr in Mail aus Kreuzberg.
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Mittwoch, 15. November 2006
Frage
urmila, 13:02h
Nach meinem Vortrag heute wurde ich gefragt, was denn 'Deutschsein' ist? Gute Frage. Klar auch, dass es nicht wirklich definiert ist. Aber es gibt natürlich schon eine Vorstellung davon, was 'Deutschsein' ist und die ist anders als die Idee vom 'Australischsein'. 'Weiß' und 'christilich', heterosexuell, etc. gilt für beide. Was ist dann die Differenz? Die deutsche Sprache. Und? 'Deutsche' Kultur? Aber was ist die?
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Dienstag, 14. November 2006
Ganz liberal
urmila, 12:23h
Da fragte mich der Hostelbetreiber beim Kochen, worüber ich denn meinen Vortrag morgen halte. Auf die Antwort: „Rassismus“, bezog er sich gleich auf Cronulla. Vielleicht erinnert sich die eine oder andere noch. Das ging auch durch die deutschen Medien. Letzten Dezember haben ‚Weiße’ am Strand ‚Araber’ gejagt. Ganz so bezog sich mein Vermieter aber nicht darauf. Er erklärte den Vorfall damit, dass ein ‚Libanese’ einen sechszehnjährigen Lebensretter (und die sind wohl so wichtig in Australien, wie die Freiwillige Feuerwehr in Deutschland) zusammengeschlagen hatte. Von da ging es dann zu den Gruppenvergewaltigungen, die die ‚Libanesen’ machen. Wobei mein Hostelbetreiber es natürlich jedem Mädchen freistellt, mit einer Gruppe ‚Libanesen’ in einen Park zu gehen. Aber irgendwie sind sie dann schon selber Schuld. Cronulla lag also in der Luft. Und das wohl wegen der ‚Libanesen’. Den irgendwie ist das deren Kultur. Wenn ich es richtig verstanden habe.
Wir sprachen dann weiter über dieses und jenes, und landeten bei der Queen. Woraufhin der freundliche Vermieter meinte, davon gebe es genug in Australien. Insbesondere zu Mardi Gras. Sein Sohn fände das ja schlimm. Aber er denke, soll doch jeder zu hause machen, was er will.
Ein freundlicher Mann, vollkommen liberal, lässt jeden leben, wie er will.
Nachtrag 18.11.05: Mir wurde jetzt auch erklärt, warum mein Vermieter so reagierte. War gar nicht so abwegig wie ich dachte: In Australien wird von Rassismus gegen 'Weiße' gesprochen. Und das insbesondere im Bezug auf die 'Libanesen'. Da muss ich wohl in Zukunft besser klar machen, worüber ich arbeite.
Gestern beim 'Chinesen' wurde ich mit einem netten jungen Mann im Anzug an einen Tisch gesetzt. Er höflicher Banker mit Anthropologiestudium fing ein Gespräch an. Ich sprach über 'Weißsein' und wie das 'weiße' Australien mich irritiert. Da ging er nahtlos über dazu, dass mich 'Aborigine'-Gegenden noch mehr irritieren würden. Da laufen die Kinder mit Petroleumkanistern um den Hals rum zum Schnüffeln. Und die 'Aborigines' bekommen brandneue Toyotas, fahren damit an den Strand zum Fischen, dann werden die Wagen nass und funktionieren nicht mehr. Die 'Aborigines' lassen sie stehen, weil sie wissen, sie kriegen einen neuen.
Irgendwas mach ich in meiner Gesprächsführung falsch.
Wir sprachen dann weiter über dieses und jenes, und landeten bei der Queen. Woraufhin der freundliche Vermieter meinte, davon gebe es genug in Australien. Insbesondere zu Mardi Gras. Sein Sohn fände das ja schlimm. Aber er denke, soll doch jeder zu hause machen, was er will.
Ein freundlicher Mann, vollkommen liberal, lässt jeden leben, wie er will.
Nachtrag 18.11.05: Mir wurde jetzt auch erklärt, warum mein Vermieter so reagierte. War gar nicht so abwegig wie ich dachte: In Australien wird von Rassismus gegen 'Weiße' gesprochen. Und das insbesondere im Bezug auf die 'Libanesen'. Da muss ich wohl in Zukunft besser klar machen, worüber ich arbeite.
Gestern beim 'Chinesen' wurde ich mit einem netten jungen Mann im Anzug an einen Tisch gesetzt. Er höflicher Banker mit Anthropologiestudium fing ein Gespräch an. Ich sprach über 'Weißsein' und wie das 'weiße' Australien mich irritiert. Da ging er nahtlos über dazu, dass mich 'Aborigine'-Gegenden noch mehr irritieren würden. Da laufen die Kinder mit Petroleumkanistern um den Hals rum zum Schnüffeln. Und die 'Aborigines' bekommen brandneue Toyotas, fahren damit an den Strand zum Fischen, dann werden die Wagen nass und funktionieren nicht mehr. Die 'Aborigines' lassen sie stehen, weil sie wissen, sie kriegen einen neuen.
Irgendwas mach ich in meiner Gesprächsführung falsch.
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Sippenhaft
urmila, 02:05h
"Schwieriger wird es aber für Familien geduldeter Ausländer, die straffällig geworden sind. "Wenn jemand eine schwere Straftat begangen hat, dann kann man nicht nur ihn abschieben. Das muss von der Familie zusammen erlitten werden", verlangt Beckstein." schreibt die taz.
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Sonntag, 12. November 2006
Keine Gefahr
urmila, 12:46h

Flughafen Armidale: Keine Sicherheitskontrolle, nichts. Nur Schilder an der Wand, dass frau keine gefährlichen Gegenstände mit an Bord nehmen darf. Und das zu einer Zeit, wo die ganze Welt aus Angst vor möglichem Terror durchdreht. Ist hier die Welt noch in Ordnung? Oder sind kleine Propellermaschinen nicht terrorgefährdet?
Nachtrag 21.11.06: An den Propellermaschinen kann es nicht liegen. Denn vor dem Flug von Sydney nach Armidale wurde ich wie üblich durchleuchtet, musste zwar meine Schuhe nicht ausziehen, aber das Notebook auspacken.
Ist Armidale einfach ein Paradies, in dem es keine TerroristInnen gibt?
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