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Samstag, 7. Oktober 2006
Erschaffung von Traditionen
urmila, 16:35h
"The graduation ceremony is one of great antiquity. Its essential features have been the same since the 12th century when the first universitites came into existence."
So beginnt "The Graduation Ceremony: A Brief History" im Programmheft der Graduation Ceremony an der University of New England (UNE) in Armidale. Dabei ist die Universität noch keine Hundert Jahre alt. Und im 12. Jahrhundert fanden in Australien wohl kaum diese seltsamen Bräuche statt. Die kurze Geschichte bezieht sich aber auch gar nicht auf Australien. Sie ist der Auszug aus einer Rede, die an der University of Birmingham (Old England) gehalten wurde. Dort war das 12. Jahrhundert wahrscheinlich tatsächlich antik. In anderen Teilen der Welt geht die Geschichte durchaus weiter zurück.
Mit dem Abdruck dieser Rede verortet sich die UNE zum einen in 'englischer' Geschichte, zum anderen unterstellt sie eine Universalität und Naturhaftigkeit der Graduation-Rituale. 'Weiße britische' Geschichte und Verhalten werden so implizit zur Norm gesetzt. Die Befolgung der so geschaffenen Traditionen wird zur Notwendigkeit, der sich alle unterziehen müssen. Dabei wird immer wieder daran gearbeitet, diese Traditionen weiter zu entwickeln. Dazu ein weiterer Auszug aus dem Programmheft:
"The stole was introduces in 1991 as part of the academic dress for diplomates. Like the other elements of academic dress - the cap, the gown and the hood - the stole has evolved from the dress of the medieval clergy ..."
So bezieht sich eine 'australische' Universität am Ende des 20. Jahrhunderts zur kollektiven Identitätsbildung (und zur Festigung der 'weißen' Dominanz) auf die Kleidung des mittelalterlichen 'britischen' Klerus.
So beginnt "The Graduation Ceremony: A Brief History" im Programmheft der Graduation Ceremony an der University of New England (UNE) in Armidale. Dabei ist die Universität noch keine Hundert Jahre alt. Und im 12. Jahrhundert fanden in Australien wohl kaum diese seltsamen Bräuche statt. Die kurze Geschichte bezieht sich aber auch gar nicht auf Australien. Sie ist der Auszug aus einer Rede, die an der University of Birmingham (Old England) gehalten wurde. Dort war das 12. Jahrhundert wahrscheinlich tatsächlich antik. In anderen Teilen der Welt geht die Geschichte durchaus weiter zurück.
Mit dem Abdruck dieser Rede verortet sich die UNE zum einen in 'englischer' Geschichte, zum anderen unterstellt sie eine Universalität und Naturhaftigkeit der Graduation-Rituale. 'Weiße britische' Geschichte und Verhalten werden so implizit zur Norm gesetzt. Die Befolgung der so geschaffenen Traditionen wird zur Notwendigkeit, der sich alle unterziehen müssen. Dabei wird immer wieder daran gearbeitet, diese Traditionen weiter zu entwickeln. Dazu ein weiterer Auszug aus dem Programmheft:
"The stole was introduces in 1991 as part of the academic dress for diplomates. Like the other elements of academic dress - the cap, the gown and the hood - the stole has evolved from the dress of the medieval clergy ..."
So bezieht sich eine 'australische' Universität am Ende des 20. Jahrhunderts zur kollektiven Identitätsbildung (und zur Festigung der 'weißen' Dominanz) auf die Kleidung des mittelalterlichen 'britischen' Klerus.
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Es klappt nicht
urmila, 04:32h
Da kann sich 'Europa' bemühen, wie es will. Es wird nicht verhindern, dass Menschen aus allen Teilen der Welt zuwandern (und nicht nur aus den erwünschten).
Die taz berichtet:
"Der tragische Zwischenfall zeigt, dass die alten Migrationsrouten trotz verstärkter Kontrollen immer wieder benutzt werden. So versuchen in den letzten Wochen viele Flüchtlinge ihr Glück an der Meerenge von Gibraltar, dem kürzesten Seeweg zwischen Marokko und Spanien. Dieser Weg war schon vor Jahren die Hauptroute von Afrika nach Spanien gewesen. Der Ausbau der elektronischen Überwachung hatte ihn in Vergessenheit geraten lassen: Die Kanaren waren fortan das Ziel. Doch jetzt werden die Atlantikküsten Marokkos, Mauretaniens und Senegals von Patrouillenbooten überwacht, und so versuchen es die Schlepper wieder auf den alten, viel kürzeren Routen. Alleine an die Küsten von Almería, der östlichsten Provinz Südspaniens, gelangten seit Anfang September über 1.100 Flüchtlinge aus Afrika in kleinen Holzbooten mit Außenbordmotoren. In ganz Andalusien sind es dreimal so viele gewesen. Mittlerweile kommen selbst algerische Fischerboote in Spanien an. Das letzte gelangte Anfang der Woche auf die Baleareninsel Menorca."
Die taz berichtet:
"Der tragische Zwischenfall zeigt, dass die alten Migrationsrouten trotz verstärkter Kontrollen immer wieder benutzt werden. So versuchen in den letzten Wochen viele Flüchtlinge ihr Glück an der Meerenge von Gibraltar, dem kürzesten Seeweg zwischen Marokko und Spanien. Dieser Weg war schon vor Jahren die Hauptroute von Afrika nach Spanien gewesen. Der Ausbau der elektronischen Überwachung hatte ihn in Vergessenheit geraten lassen: Die Kanaren waren fortan das Ziel. Doch jetzt werden die Atlantikküsten Marokkos, Mauretaniens und Senegals von Patrouillenbooten überwacht, und so versuchen es die Schlepper wieder auf den alten, viel kürzeren Routen. Alleine an die Küsten von Almería, der östlichsten Provinz Südspaniens, gelangten seit Anfang September über 1.100 Flüchtlinge aus Afrika in kleinen Holzbooten mit Außenbordmotoren. In ganz Andalusien sind es dreimal so viele gewesen. Mittlerweile kommen selbst algerische Fischerboote in Spanien an. Das letzte gelangte Anfang der Woche auf die Baleareninsel Menorca."
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Freitag, 6. Oktober 2006
Australische Rituale
urmila, 15:42h
Ich durfte heute ein altes australisches Ritual - das mir sehr seltsam anmutete - beobachten: die 'Graduation' an der University of New England.

Zu Beginn der Veranstaltung bedankte sich der Chancellor (so wie es hier üblich scheint - zumindest habe ich das schon ein paarmal mitbekommen) bei den "traditional owners of the land". Er ging dann allerdings nahtlos dazu über, sich bei denen zu bedanken, die zur Gründung der Universität Anfang des 20. Jahrhunderts beigetragen hatten. Das waren vermutlich die, die den "traditional owners" das Land weggenommen hatten bzw. anders formuliert sich selber angeeignet hatten.
Interessant war am Rande auch, dass fast alle Graduierten der Informatik einen 'indischen' Namen hatten.

Zu Beginn der Veranstaltung bedankte sich der Chancellor (so wie es hier üblich scheint - zumindest habe ich das schon ein paarmal mitbekommen) bei den "traditional owners of the land". Er ging dann allerdings nahtlos dazu über, sich bei denen zu bedanken, die zur Gründung der Universität Anfang des 20. Jahrhunderts beigetragen hatten. Das waren vermutlich die, die den "traditional owners" das Land weggenommen hatten bzw. anders formuliert sich selber angeeignet hatten.
Interessant war am Rande auch, dass fast alle Graduierten der Informatik einen 'indischen' Namen hatten.
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"I'm a poet, I'm a feminist, and I'm Muslim"
urmila, 07:53h
Ein Interview mit der pakistanischen Dichterin Kyla Pasha
Nachtrag 02.11.06: Das Theaterstück 'Dost' von Kyla wurde jetzt von der südasiatischen Zeitschrift Himal veröffentlicht.
Nachtrag 02.11.06: Das Theaterstück 'Dost' von Kyla wurde jetzt von der südasiatischen Zeitschrift Himal veröffentlicht.
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Schweden und Rinkebyer
urmila, 07:39h
"Rinkeby. Der Stockholmer Vorort ist landesweit zu einem Symbol geworden, dass es ein Schweden gibt, das nicht zu Schweden gehört." schreibt die Ulrike Herman in der taz, weil in diesem Ort viele 'MigrantInnen' leben.
Was will sie damit sagen? Dass die 'MigrantInnen' nicht zu 'Schweden' gehören? - Sie hat sicher recht, dass sie aus 'Schweden' ausgegrenzt werden und sich in der Folge auch selber abgrenzen. Das ändert aber doch nichts daran, dass sie zu 'Schweden' gehören.
Einer ihrer Interviewpartner ironisiert das sehr schön: Deswegen hat er vor zwei Jahren Gringo gegründet, das sich selbst provokant "Schwedens schwedischstes Magazin" nennt. Zanyar Adami grinst: "Es zeigt, wie Schweden wirklich ist."
PS: Der Titel des Artikels 'Burka statt Ikea' ist ziemlich schwach. Wenn dann doch eher: Burka und Ikea.
Was will sie damit sagen? Dass die 'MigrantInnen' nicht zu 'Schweden' gehören? - Sie hat sicher recht, dass sie aus 'Schweden' ausgegrenzt werden und sich in der Folge auch selber abgrenzen. Das ändert aber doch nichts daran, dass sie zu 'Schweden' gehören.
Einer ihrer Interviewpartner ironisiert das sehr schön: Deswegen hat er vor zwei Jahren Gringo gegründet, das sich selbst provokant "Schwedens schwedischstes Magazin" nennt. Zanyar Adami grinst: "Es zeigt, wie Schweden wirklich ist."
PS: Der Titel des Artikels 'Burka statt Ikea' ist ziemlich schwach. Wenn dann doch eher: Burka und Ikea.
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Dienstag, 3. Oktober 2006
Deutsches II
urmila, 15:33h

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Montag, 2. Oktober 2006
The Australian
urmila, 17:33h
Wenn ich in den letzten Tagen Zeitung gelesen habe, habe ich mich immer wieder gewundert. Gewundert wie selbstverständlich rassistisch und patriarchal herablassend zum Beispiel über 'Aborigines' geschrieben wird. Ich muss nur aufpassen, dass ich das Gelesene nicht verallgemeinere. Bis jetzt habe ich die überregionale The Australian gelesen. Und die macht auf mich den Eindruck der Bild mit mehr Text. Im Mittelpunkt stehen irgendwelche Herz-Schmerz-Stories über Promis, Unfälle, Ungerechtigkeiten, Schönheiten, Sex and Crime und so was. Dazwischen dann nationale und internationale Nachrichten. Immer wieder Meldungen über Einwanderungsregelungen und 'Aborigines'. Und jeweils sehr 'weiß'.
Ein paar Beispiele aus dem Artikel 'Remote Control' vom 30.09.06 über die Regierungspläne, die 'Aborigines' zu 'reformieren'(?):
"... the spiralling expense of a welfare-dependent indigenous population, and the vast "opportunity cost" that would come from continued poverty and ill-health across large parts of the centre and the north."
".. the Aboriginal world's long-established habits of dependency ... Out with the welfarism and the loose accounting; in with work, education and pathways to the wider world."
Selbst wenn das Beschriebene tatsächlich die Regierungsvorstellungen sind, kann man das doch so nicht schreiben, oder?
Ein paar Beispiele aus dem Artikel 'Remote Control' vom 30.09.06 über die Regierungspläne, die 'Aborigines' zu 'reformieren'(?):
"... the spiralling expense of a welfare-dependent indigenous population, and the vast "opportunity cost" that would come from continued poverty and ill-health across large parts of the centre and the north."
".. the Aboriginal world's long-established habits of dependency ... Out with the welfarism and the loose accounting; in with work, education and pathways to the wider world."
Selbst wenn das Beschriebene tatsächlich die Regierungsvorstellungen sind, kann man das doch so nicht schreiben, oder?
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Grundgesetz reicht nicht
urmila, 08:49h
"Pofalla betonte, die Union erwarte mehr von den Muslimen als ein Bekenntnis zum Grundgesetz. Die muslimische Seite müsse auch Kritik annehmen. So werde der Dialog zwischen den Religionen dadurch belastet, dass die Muslime die Christen als "ungläubig" beleidigten."
berichtet die taz in einem Artikel über Pofallas Gleichsetzung von Islam und Gewalt. Das ist natürlich keine Beleidigung der Muslime, da muss er selbstverständlich keine Kritik annehmen, schliesslich bekennt er sich zum Grundgesetz (oder nicht?).
berichtet die taz in einem Artikel über Pofallas Gleichsetzung von Islam und Gewalt. Das ist natürlich keine Beleidigung der Muslime, da muss er selbstverständlich keine Kritik annehmen, schliesslich bekennt er sich zum Grundgesetz (oder nicht?).
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Sonntag, 1. Oktober 2006
Deutsches
urmila, 03:37h
Das lokale (?) Radioprogramm begrüßt mich heute morgen mit Meldungen über Deutschland: ein Bericht über Führerscheinneulinge, über Jugendarbeitslosigkeit, über Musik (Mia, Bela B und Xavier Naidoo), dann noch eine Quizfrage: "Wieviele Menschen mit Migrationshintergrund leben in Deutschland?" Alles Berichte von der Deutschen Welle Bonn. Sehr interessannt, was und wie den 'AustralierInnen' über Deutschland berichtet wird. Und auch interessant, wie mich 'Deutsche' es irritiert, hier etwas über Deutschland zu hören.
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Freitag, 29. September 2006
Weisse
urmila, 07:02h
Es ist Fruehling in Brisbane, aber die Sonne scheint schon ziemlich stark. In einer Konferenzpause habe ich mit einer 'echten' Australierin draussen gesessen. (Sie ist nicht 'ethnic', denn frau muss schon vier Generationen zurueck gehen, um auf WaliserInnen bei ihr zu stossen. Also ganz 'echt' Aussie.) Nach einer Weile bilden sich rote Stellen auf ihrer Haut und sie muss wieder rein. Ihre weisse Haut macht die Sonne nicht mit, beklagt sie sich. Und fuegt noch hinzu, dass ihre Haut vielleicht schoen aber nicht praktisch sei. Ich frage nach: "schoen?" (dieses britisch-blass-weisse zaehlt fuer mich nicht gerade als besonders schoen, aber das ist ja eine Frage des Geschmacks). Und sie betont, ja, in Australien gilt die ganz weisse Haut als besonders schoen. Kein Wunder, dass nach 200 Jahren Kolonisierung immer noch so viele Blasse rumlaufen (die vielen ganz Weissen auf der Strasse waren einer meiner ersten Eindruecke in Brisbane). Wenn das Super-Weisse zum Schoenheitsideal wird, dann kann es sich auch besser halten. Selbst wenn es fuer das Klima hier alles andere als praktisch ist. Aber es geht ja nicht um Pragmatismus sondern um die weisse Vorherrschaft in Australien.
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Dienstag, 26. September 2006
Einbürgerungstest, australisch
urmila, 10:13h
Auch in Australien gibt es Diskussionen über einen Einbürgerungstest. ‚The Australian’ berichtet:
„Australians overwhelmingly support a test for citizenship that includes not only an English language test but also questions about our history and way of life.“
Ich vermute einmal, dass es bei ‘unserer’ Geschichte und ‘way of life’ nicht, um jene der ‘Aborigines’ geht, sondern um die der weißen KolonisatorInnen. Englisch wird in Australien schließlich auch erst seit 250 Jahren gesprochen. Am einfachsten wird dieser Test daher wohl auch ‚weißen’ BritInnen fallen, da die sie mit den ‚weißen’ AustralierInnen nicht nur die Sprache sondern auch viel der Geschichte und des ‚way of life’ teilen. Früher war es offizielle Politik, dass nur ‚Weiße’ einwandern dürfen. Der Einbürgerungstest wird in eine ähnliche Richtung zielen.
‚The Australian’ berichtet weiter:
“Mr Beazley has backed off from his earlier suggestion that visitors to Australia, including tourists, would have to sign a pledge on their visas upholding Australian values.”
Wer genau Mr. Beazley ist, wird mir aus dem Artikel nicht klar. Aber ich musste mich ja auch nicht, vor der Einreise mit australischer Politik auseinandersetzen. Glücklicherweise musste ich auch nicht auf die australischen Werte schwören, denn die ‚weiße’ Vormacht für berechtigt zu halten, würde mir doch sehr schwer fallen.
„Australians overwhelmingly support a test for citizenship that includes not only an English language test but also questions about our history and way of life.“
Ich vermute einmal, dass es bei ‘unserer’ Geschichte und ‘way of life’ nicht, um jene der ‘Aborigines’ geht, sondern um die der weißen KolonisatorInnen. Englisch wird in Australien schließlich auch erst seit 250 Jahren gesprochen. Am einfachsten wird dieser Test daher wohl auch ‚weißen’ BritInnen fallen, da die sie mit den ‚weißen’ AustralierInnen nicht nur die Sprache sondern auch viel der Geschichte und des ‚way of life’ teilen. Früher war es offizielle Politik, dass nur ‚Weiße’ einwandern dürfen. Der Einbürgerungstest wird in eine ähnliche Richtung zielen.
‚The Australian’ berichtet weiter:
“Mr Beazley has backed off from his earlier suggestion that visitors to Australia, including tourists, would have to sign a pledge on their visas upholding Australian values.”
Wer genau Mr. Beazley ist, wird mir aus dem Artikel nicht klar. Aber ich musste mich ja auch nicht, vor der Einreise mit australischer Politik auseinandersetzen. Glücklicherweise musste ich auch nicht auf die australischen Werte schwören, denn die ‚weiße’ Vormacht für berechtigt zu halten, würde mir doch sehr schwer fallen.
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Foto: © Anke Illing

