Dienstag, 10. Januar 2012
Nicht mehr mitspielen
Im taz Montagsinterview" setzt sich der frühere Politiker Mehmet Daimagüler kritisch mit seiner früheren Rolle auseinander:

"Ich habe zwanzig Jahre lang die Schnauze gehalten und das Spiel mitgespielt. Irgendwann hat man keine Lust mehr und dann ist es auch gut. "

"Ich habe mich damals im Vorstand der FDP für ein modernes Staatsbürgerschaftsrecht engagiert, aber zugleich habe ich die Klappe gehalten, wenn es um Kernbereiche des Diskurses ging. Wenn ich forderte, dass hier und dort am Staatsbürgerschaftsrecht etwas geändert wird, habe ich nicht gesagt, dass ich das Recht insgesamt in weiten Teilen für rassistisch halte. Weil das auch das Ende meiner politischen Karriere bedeutet hätte."

"Wenn ich ehrlich bin, glaube ich, dass mir schon damals klar war, dass solche Sprüche irgendwo zwischen Ignoranz und Opportunismus angesiedelt waren."

"Nicht Angst, andersherum: das Bedürfnis, geliebt zu werden. Jeder möchte doch geliebt werden."

"Vielleicht war ich einfach ein kleinbürgerlicher Spießer, der dazugehören wollte."


Beeindruckende Reflexion.

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Black Face im Theater
Die taz berlin hat jetzt auch das Black Facing im Schlosspark Theater aufgegriffen:

"Für Aufruhr sorgte die Begründung der Theatermacher, warum es kaum schwarze Schauspieler an deutschen Ensemble gebe: "Allein deswegen, weil das Stückrepertoire ihnen zu wenige Rollen in einer Spielzeit bieten könnte, die ein Festengagement rechtfertigen." "

Das zeigt klar die rassistische Grundhaltung der Theatermacher_innen. Weiße können einen Schwarzen spielen. Schwarze aber können keine Rollen spielen, die nicht explizit für Schwarze geschrieben sind. Warum eigentlich nicht.

Die taz berlin zitiert Sheila Mysorekar:

""Wenn das Theater erkläre, es gäbe nicht genug Rollen für schwarze Schauspieler, um sie permanent zu engagieren, halte es die Theaterleitung offenbar für unmöglich, Rollen wie Hamlet oder Maria Stuart mit Afrodeutschen zu besetzen. "Aber wer weiß - vielleicht möchten sie die schwarzen Schauspieler mit weißer Farbe anmalen, und dann geht es.""

Nachtrag 15.02.12: Eren Ünsal geht in der taz auf die diskriminierende Einstellungspraxis ein:

"Auf die müssen wir natürlich reagieren, das ist unsere Aufgabe. Auf der anderen Seite gibt es die Aussage eines Theater-Mitarbeiters, dass kaum einem Ensemble schwarze SchauspielerInnen angehörten, weil es zu wenig Rollen für sie gebe. Es geht darum zu klären, was genau damit gemeint ist und wie es mit der Einstellungspraxis aussieht."

taz: "Inwiefern?"

Ünsal: "Wenn das die gängige Einstellungspraxis ist, liegt es nahe, Diskriminierung zu vermuten. Das würde bedeuten, dass schwarze Schauspielerinnen und Schauspieler chancenlos sind. Mit diesen Themen haben wir uns an das Theater gewandt und die Bitte geäußert, mit uns ins Gespräch zu kommen."

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