Dienstag, 12. Oktober 2010
Begründetes Misstrauen gegenüber dem Staat
Die taz berlin berichtet von einer Fachtagung zur Situation von Roma und Sinti in Neukölln.

""Wir Sinti und Roma fühlen uns immer und immer wieder unterdrückt", bestätigt Petra Rosenberg. Sie ist Vorsitzende des Landesverbands der Sinti und Roma Berlin-Brandenburg. "Stets wird die Unangepasstheit der Roma an die deutsche Mehrheitsgesellschaft hervorgehoben - die Zigeunerkinder seien doch unbeschulbar." Ihr besonderer Hintergrund, ihre jahrhundertelange Verfolgung, ihre systematische Ermordung in der Zeit des Nationalsozialismus, ihre fortdauernde Diskriminierung würden schlicht nicht berücksichtigt. Darin aber liege das tiefe Misstrauen der Roma gegenüber staatlichen Institutionen begründet. Auch gegenüber der Schule. "

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Desintegration
(Antimuslimischer) Rassismus ist nicht integrationsfördernd sondern das Gegenteil. Er macht den Geanderten klar, dass sie in Deutschland nicht als zugehörig angesehen werden. Dazu ein Zitat aus der taz:

"Zwischen Imbissbuden und Ständen, die türkische wie deutsche Fanartikel verkaufen, erzählt der Mittedreißiger Tan Ähnliches: "Leute wie wir haben uns vor zehn Jahren schon völlig als Deutsche gefühlt." Aber im Angesicht ausgrenzender Politik und Rhethorik, wie sie in letzter Zeit mehr und mehr zugenommen habe, sagten sich viele wie er selbst heute: "Dann bin ich lieber Türke." Unglaublich schade sei das, fügt er noch an. "

Nachtrag 17.10.10:: Mehr solche Stimmen in der taz:

"Ich bin überintegriert, lebe nicht als Moslem, spreche kaum Türkisch. Aber ich merke, dass die Debatte mich radikalisiert. Früher habe ich mich immer Deutscher genannt. Jetzt sage ich nur noch: Ich bin 100 Prozent Berliner."

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Rassismus zur Selbstversicherung
Stefan Reinecke argumentiert in der taz, dass die CDU gerade so offen für antimuslimischen Rassismus ist, weil sie sich nicht mehr sicher ist, wer sie ist:

"Die Zeiten, als der Feind im Osten stand und Regieren für die CDU eine Art Naturzustand war, sind vorbei. Jetzt schafft die CDU die Wehrpflicht ab. Und blonde Musliminnen klagen auf CDU-Veranstaltungen ihr Recht ein.
Die Frage, die im Raum stehen bleibt, ist: Wer ist wir?"


In jedem Fall ist antimuslimischer Rassismus bei den C-Parteien anschlussfähig. Seehofer ist jetzt auch mit auf den Zug aufgesprungen. Die taz titelt Seehofer macht den Sarrazin.

Nachtrag 14.10.10: Die taz sieht Seehofer auf Geisterjagd:

"Dass es nur sehr wenig Zuwanderung aus muslimischen Ländern nach Deutschland gibt, macht die Forderung aus Bayern nach einem Stopp noch merkwürdiger. Offenbar geht es nicht um konkrete politische Maßnahmen. Seehofer will sich nach dem Sarrazin-Hype und der von Bild hochgespielten Debatte um Christian Wulffs Integrationsrede als rechter Flügelmann in Migrationsfragen inszenieren. Auf Details wie die reale Zuwanderung kommt es dabei nicht so an."

Nachtrag 17.10.10: Auch Riem Spielhaus argumentiert in der taz, dass der antimuslimsiche Rassismus einer Selbstversicherung der Dominanzdeutschen dient:

"Nachdem verstärkt durch die Globalisierung ethnische sowie religiöse Pluralität im Alltag sichtbar und erlebbar geworden sind, stellt sich die Frage danach, was Deutschland im Kern ausmacht, neu. Und der Islam bildet derzeit die schillerndste Folie vom konträr "Anderen", vor dessen Hintergrund das "Wir" als entwickelt, aufgeklärt und geschlechtergerecht gezeichnet werden kann. Je brutaler, verbohrter und rückständiger die "fremde Religion" dabei gezeichnet werden kann, desto größer der Effekt für die Positionierung des eigenen Selbstverständnisses."

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