Montag, 3. Juli 2006
Leidkultur
Zur Leitkulturdebatte in der taz:

"Thielemann wird nach dem "deutschen Klang" gefragt, und nachdem er vorgesungen hat, wie man sich den vorzustellen hat, sagt er: "Eine Tradition besitze ich nämlich nicht, die muss ich mir - mit Goethe - erwerben. Genau dieses Nachdenken aber hat 68 abgeschnitten. Es ist doch idiotisch, dass als ausländerfeindlich gilt, wer Negerkuss sagt! Also mich freut dieses Aufgerütteltwerden genauso, wie mich die Fußball-WM freut: Endlich sind wir mal ein bisschen unverkrampfter."

Also: Vom Tatatataaa geht es über Goethe direkt zu den 68ern, die ihm den "Negerkuss" verbieten wollen. Mit der deutschen Klassik auf das Recht zu bestehen, "Negerkuss" sagen zu dürfen. Prägnanter hat das noch niemand zusammengefasst."


Tobias Rapp analysiert diese thielemannschen Ergüsse sehr passend:

"... nein, man hat nichts gegen Frauen oder Ausländer. Doch die Definitionsmacht darüber, was Kultur ist oder welches Wort welchen Sachverhalt bezeichnet, sollen sie nicht bekommen. Mitreden? Ja, wenn es denn unbedingt sein muss. Mitbestimmen, wie und worüber geredet wird? Nein, auf keinen Fall.

Davon handelt die Leitkulturdebatte ... Von der Angst weißer deutscher Männer vor dem Verlust ihrer kulturellen Hegemonie: von Goethe bis zum "Negerkuss".

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Religion ist schuld
"Die Religion ist nach Auffassung des Innensenators Ehrhart Körting (SPD) ein Hauptproblem bei der Integration von Ausländern."

Gut, dass das nochmal gesagt wurde. Da brauchen wir uns keine Gedanken über strukturellen Rassismus, Diskriminierung und Islamophobie machen. Schuld ist schliesslich die Religion. Womit natülich nicht die christliche gemeint ist, die hatte natürlich keine Schuld an der Entwicklung von Rassismus, Diskriminierung und Islamophobie. Wir wissen schon, was gemeint ist ....

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Mehr
Lucry im taz-Interview:

taz: Fühlst du dich mehr als Deutscher oder als Kubaner?

Lucry: Ich sage immer: "Ich bin halb und halb."


Typische Frage. Habe ich auch schon gestellt. Ist aber keine gute Frage. Warum soll er sich zwischen den beiden entscheiden, warum soll er seine Gefühle der Zugehörigkeit hierarchisch anordnen, warum kann er sich nicht einfach als 'Deutscher' und als 'Kubaner' fühlen? Und nicht immer danach gefragt werden?

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