Sonntag, 29. April 2012
Gedacht
Aus Deutschland werden ständig Menschen abgeschoben. Meistens ohne viel Öffentlichkeit. In ein paar Einzelfällen kommt es zu öffentlichkeitswirksamen Interventionen. Wenn Schwule abgeschoben werden sollen, dann schaltet sich der LSVD ein, wie jetzt im Fall von Herry H., der nach Indonesien abgeschoben werden soll.

Marina Mai schreibt in der taz:

"Jörg Steinert vom Lesben- und Schwulenverband sitzt H. gegenüber, während dieser erzählt. „Ich habe lange gedacht, Herry stamme aus einer muslimischen Familie“, sagt er. Aber H. ist Katholik. Der Fall zeige, so Steinert, dass sich der Lesben- und Schwulenverband stärker für asiatische Kulturen öffnen müsse. "

Was will uns Steinert damit sagen?
Repression muss muslimisch sein?
Er spricht nicht mit Herry über dessen Herkunft?
Macht es einen Unterschied, dass Herry Katholik ist? Wenn ja, was für einen?
Wieso zeigt der Fall, dass der LSVD sich für "asiatische Kulturen offnen müsse"?
Was bedeutet es, sich für asiatische Kulturen zu öffnen?
Was sind asiatische Kulturen?

So viele Fragen und so wenige Antworten.

PS: Natürlich bin ich gegen die Abschiebung von Herry. So wie ich gegen jede Abschiebung bin.

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Freitag, 30. März 2012
Management religiöser Vielfalt


In der Hyderabad Central University wurde mir erzählt, dass es eine Studierendenbewegung gäbe, die die Essensrichtlinien ändern wolle. Bisher sei es so, dass die Tabus der anderen Relgionen (oder spezifischer eines dominanten Hinduismuses und eines dominanten Islams) respektiert würden. Konkret heisst das, weder Rind noch Schwein. Es gebe aber nun Studierende, wenn ich es richtig verstanden habe, aus dem Nordosten und/oder Dalits, die ihre Praktiken des Rind/Schwein essens respektiert sehen wollen.

Eine interessante Frage, wie mit Vielfalt und unterschiedlichen Regelungen umgegangen wird. Und wer die Macht hat, Regeln durchzusetzen.

Nachtrag 17.04.12: Das Handelsblatt berichtet, dass es in der Osmania Universität in Hyderabad (ich war in der Hyderabad Central University) zu gewaltsamen Protesten von Hindu-Aktivist_innen gegen das Austeilen von Rindfleischgerichten gab.

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Sonntag, 11. März 2012
Studien über Muslime hinterfragen
Die Islamwissenschaftlerin Riem Spielhaus hinterfragt im taz-Interview kritisch nicht nur die aktuelle Studie zu Muslimen. Mehr zu ihrem Forschungsprojekt über Studien zu Muslimen auch in einem Tagesspiegel-Artikel.

Riems Forschung ist sehr spannend. Spannend ist für mich auch die leicht unterschiedliche Perspektive von ihr und mir. Während sie als Islamwissenschaftlerin tatsächlich mehr über die Religiösität, das religiöse Leben, etc. von Menschen, die sich als Muslim_innen verstehen, wissen möchte, interessiert mich aus rassismuskritischer Perspektive vorallem die rassistische Konstruktion des/der Muslim_a (und das Religiöse ist für mich weniger interessant).

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Freitag, 2. März 2012
Warum immer Buschkowsky?
Gerade wird Buschkowsky auf Deutschlandfunk zu den angeblich integrationsunwilligen Muslimen interviewt. Warum darf er eigentlich immer dazu sprechen? Warum wird nicht eine rassismuskritische Wissenschaftler_in oder Aktivist_in befragt?

Hier eine kleine Zusammenfassung seiner Rassismusleugnungen (natürlich in meiner Interpretation): Er spricht von Gefühlen subjektiver Ausgrenzung, die zu Religiösität (und damit Integrationsunwilligkeit) führen. Das ist aber subjektiv und nicht strukturell rassistisch. Denn in Neukölln gäbe es ja freie Ausbildungsplätze, aber dafür brauche man das kleine Einmaleins und das haben sie nicht. Wer sich nicht bemüht, um Bildung, der kann auch nicht erfolgreich sein. Die Integrationsunswilligen haben die Eingangstür nicht gefunden. Die Familien leben in anderer Welt. Es gibt mehrere Parallelgesellschaft (da zitiert er dann auch ungenannte Wissenschaftler).

Und natürlich spricht er davon, dass mensch nicht über Probleme sprechen darf, weil dann die organisierte Empörung kommt. Hier ist sie (zwar nicht organisiert, aber wissenschaftlich fundiert).

Nachtrag am Abend: Journalismus kann auch anders funktionieren. In der ZDFmediathek ein Interview mit Innenminister Friedrich, der scharf hinterfragt wird.

Nachtrag 03.03.12: Sogar die FAZ fasst die Kritik an Friedrich zusammen (und erwähnt das Lob von Sarrazin).

Nachtrag 04.03.12: Interessante Reflektion eines der Beteiligten Wissenschaftlers auf Spiegel online.

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Sonntag, 19. Februar 2012
Keleks Schallplatte hakt
Die taz bringt "erstbeste Erklärungen zum Wulff-Rücktritt". Necla Kelek hat da ihre üblichen Textbausteine genommen (die Muslime sind ganz rückständig, Deutschland ist ganz toll und fortschrittlich) und daraus eine Reaktion gebastelt. Wie frau aus Wulffs korrupten Verhalten und verspäteten Rücktritt ein Loblied auf Deutschland konstruieren kann, ist schon spannend.

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Sonntag, 5. Februar 2012
Der Koran und die Wahrheit
In der Print-taz wirbt diese für die Online-taz. Dazu veröffentlicht sie kurze Zitate von Kommentaren. In der Wochenend-taz war das ein Kommentar zu den "KRAWALLE IN EINEM ÄGYPTISCHEN FUSSBALLSTADION" und der Kommentar war ganz eindeutig antimuslimisch:

"Ich empfehle jedem die Lektüre des Korans. Kann man sich kostenlos von der Saudischen Botschaft schicken lassen. Danach sieht man einiges klarer, und es ist unmöglich, weiter die Augen vor der Wahrheit zu verschließen"

Was hat die Gewalt in Ägypten mit dem Koran zu tun? Was hat das Lesen des Korans mit der Wahrheit zu tun (so mensch nicht gläubige Muslim_a ist)? Was soll das, so einen Kommentar kommentarlos zu veröffentlichen?

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Dienstag, 17. Januar 2012
Streitschlichtung
Bürgerschaftliches Engagement und außergerichtliche Einigungen werden in Deutschland zunehmend positiv bewertet. So kann Gemeinschaft gestärkt, unnötige Gerichtsverfahren vermieden und öffentliche Mittel gespart werden. Streitschlichter_innen und Mediationen sollen dazu führen, dass Konflikte gemeinsam gelöst werden, anstatt dass sie vor die Gerichte kommen müssen. Die Konfliktparteien sollen sich miteinander auseinandersetzen anstatt sich hinter Paragraphen zu verschanzen.

Wenn aber Menschen, die als Muslim_innen, Araber_innen und/oder Türk_innen klassifiziert werden, so gemeinschaftlich versuchen, Konflikte zu bearbeiten, dann wird das zum Problem konstruiert, zumindest von Cigdem Akyol, die in der taz über "Privatjustiz im Hinterzimmer" herzieht, zitiert einen Journalisten, der eine Gefahr für den Rechtsstaat sieht, und ignoriert den Vizepräsidenten des Berliner Amtsgerichts Tiergarten, der kein aktuelles Problem sieht.

Akyols Verständnis von Rechtsstaat scheint zu sein, dass jeder Konflikt vor einem Gericht ausgetragen werden muss und dass die Bestrafung das wichtigste Element des Rechtsstaats ist. Seltsame Vorstellung. In einer Gesellschaft, in der es keine nicht-gerichtlichen Konfliktlösungsmechanismen mehr gibt, möchte ich nicht leben.

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Mittwoch, 4. Januar 2012
Die Muslime müssen ...
Laut epd hat der Kölner Kardinal Meisner kritisiert, "dass von offizieller muslimischer Seite keine Verurteilung" der Anschläge auf Christ_innen in Nigeria erfolgt sei.

Abgesehen davon, dass sich hier mal wieder die Frage stellt, wer mit wem in einen Topf geworfen wird, was eine "offizielle muslimische Seite" ist, was die mit den Anschlägen zu tun hat, ob sich auch die "offizielle christliche Seite" zu allen Terrorakten von Christ_innen weltweit verhalten muss, etc. - abgesehen davon, scheint der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland schon am 26.12.11 eine Stellungnahme abgegeben zu haben. epd zitiert den Zentralrats-Vorsitzenden Aiman Mazyek:

"Das Maß ist langsam voll, sich immer distanzieren zu müssen und hinterher auch noch vorwerfen zu lassen, man habe es nicht getan."

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Dienstag, 29. November 2011
Wissenschaftler_innen distanzieren sich von Ministerin Schröder
Mitglieder des Beirats und eines wissenschaftlichen Workshops zu einer Studie zu Zwangsheirat kritisieren den Umgang von Ministerin Schröder mit den Ergebnissen der Studie. Unter anderem auf migazin ist die Stellungnahme zu lesen:

"Die öffentliche Darstellung und Auswertung der Studie durch Ministerin Schröder wird den Befunden in wichtigen Punkten nicht gerecht. Über mögliche Fehlwahrnehmungen, stereotype Interpretationen und etwaige politische Instrumentalisierungen der Studie wurde sowohl im Beirat als auch im wissenschaftlichen Workshop intensiv diskutiert. Dass ausgerechnet die Auftraggeberin der Studie verzerrende Interpretationen wichtiger Befunde in der Öffentlichkeit verbreitet, ist für alle Beteiligten, die viel ehrenamtliche Arbeit in die Beratung der Studie investiert haben, mehr als bedauerlich. "

Nachtrag 30.11.11:Die Süddeutsche berichtet über die Kritik an Schröder und die Versuche des Ministeriums, die Kritik zurück zu weisen.

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Sonntag, 20. November 2011
Erfolg von Sarrazin
Die taz berlin meldet in ihren Kurzmeldungen, dass die BVV Mitte mit den Stimmen von CDU und SPD ein Grillverbot für den gesamten Tiergarten erlassen hat. Damit setzen sie eine (implizite) Forderung von Sarrazin aus seinem Lettre Internationale-Interview um. Der hatte dort immer wieder über den Dreck durch Grillen von Hammelbeinen polemisiert.

Dieses Verbot trifft vorallem jene, die Sarrazin (und Andere) nicht in Berlin haben wollen. Die taz schreibt: "Vertreter von Migrantenverbänden hatten das Ansinnen als diskriminierend bezeichnet. In der Saison ist der Park beliebter Anlaufpunkt für türkische und arabische Familien "

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