Sonntag, 12. Juni 2011
Die Heteronormalisierung des Frauenfußballs
urmila, 00:36h
Die taz berichtet, dass der Playboy mit ein paar 'schönen' Fußballspielerinnen aufmacht. Nationalspielerinnen sind nicht dabei und die taz vermutet:
"Hat der Deutsche Fußball-Bund etwa Weisung gegeben, die Imagekampagne vom attraktiven, heterosexuellen Fußballmädel nicht zu überdrehen? Lebhaftes Interesse an einer Feminisierung des Frauenfußballs hat der Verband ja zweifellos, allein schon, um das männliche Publikum zu gewinnen. Zu weit durften es die Kickerinnen aber offenbar nicht treiben."
"Hat der Deutsche Fußball-Bund etwa Weisung gegeben, die Imagekampagne vom attraktiven, heterosexuellen Fußballmädel nicht zu überdrehen? Lebhaftes Interesse an einer Feminisierung des Frauenfußballs hat der Verband ja zweifellos, allein schon, um das männliche Publikum zu gewinnen. Zu weit durften es die Kickerinnen aber offenbar nicht treiben."
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Montag, 6. Juni 2011
Gender und Wissenschaft
urmila, 21:11h
Die taz hatte letzten Freitag auf ihrer Wissenschaftsseite den Artikel Lass Papa das mal machen!. Darin wird auf Basis von tierexperimenteller Studien und Humanstudien (keine Ahnung was das ist) argumentiert, dass Kinder Väter brauchen und dann alles besser ist (oder so ännlich).
Dieser Artikel ignoriert konsequent die Theorieansätze der kritischen Gender Studies, verweist noch nicht einmal darauf, dass es sie gibt, und reproduziert alle möglichen heteronormativen Genderbilder. Und behauptet Wissen:
"Es gibt matriarchalische Volksstämme, bei denen Männer in Sachen Kindererziehung kein Wort mitreden dürfen.
Dagegen weiß man etwa aus den antiken Gesellschaften, dass der Vater als Ernährer, Beschützer und Lehrer ein hohes Ansehen genoss und sich auch dementsprechend verhalten hat."
'Stämme' marginalisieren die armen Väter, obwohl diese schon in der Antike total toll waren.
Es werden Zusammenhänge suggeriert, die die Komplexität gesellschaftlicher Verhältnisse völlig ausblenden:
"Aus Humanstudien der letzten zehn Jahre weiß man etwa, dass Kinder, die ohne fürsorgliche Väter aufwachsen, erhebliche Nachteile haben: Schlechte Schulnoten, kriminelle Handlungen, psychische Erkrankungen sowie impulsives und aggressives Verhalten kommen bei ihnen häufiger vor. So erkranken Kinder, deren Vater an einer postpartalen Depression leidet, dreimal häufiger am Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom als Kinder von psychisch gesunden Vätern. Suchtprobleme und Teenagerschwangerschaften gibt es häufiger bei Kindern von Alleinerziehenden.
Zahlen aus US-Gefängnissen belegen, dass 60 Prozent der Vergewaltiger, 70 Prozent der Langzeithäftlinge und 72 Prozent der jugendlichen Mörder ohne Vater aufgewachsen sind. "Diese Straftäter haben in ihrer Kindheit keine Möglichkeit gehabt, die Grammatik der Gefühle, Bindungen, Liebe zu entwickeln und sind daher als Erwachsene emotional sprachlos", so Katharina Braun, Neurobiologin an der Universität Magdeburg. "
Und reproduzieren auch noch misogyne Bilder:
"Heute weiß man, dass Väter auf sehr unterschiedliche Weise ihre Kinder prägen. Einerseits spielen sie mehr und wilder mit dem Nachwuchs als Mütter. Sie verwenden auch komplexere Satzkonstruktionen, was die Sprachentwicklung der Kinder fördert. "
Frauen können halt keine komplexen Sätze bilden.
Etwas komplexere Artikelkompositionen in der taz, würden auch die Leser_innen in ihrem Denken besser fördern.
Nachtrag 23.06.11: Noch ein taz-Artikel in der Wissenschaftler_innen Geschlechterverhalten mit der Steinzeit begründen:
"Für Frauen sei es immer wichtig gewesen, zusammenzuhalten. Sie haben in der Gruppe Beeren gesammelt und Kinder gehütet. Bei den Männern hingegen ging es darum, wer der beste Jäger ist, wer das gefährlichste Tier erlegt. "
Dafür zeigt ein Touche von Tom die Konstruktion von Geschlecht.
Dieser Artikel ignoriert konsequent die Theorieansätze der kritischen Gender Studies, verweist noch nicht einmal darauf, dass es sie gibt, und reproduziert alle möglichen heteronormativen Genderbilder. Und behauptet Wissen:
"Es gibt matriarchalische Volksstämme, bei denen Männer in Sachen Kindererziehung kein Wort mitreden dürfen.
Dagegen weiß man etwa aus den antiken Gesellschaften, dass der Vater als Ernährer, Beschützer und Lehrer ein hohes Ansehen genoss und sich auch dementsprechend verhalten hat."
'Stämme' marginalisieren die armen Väter, obwohl diese schon in der Antike total toll waren.
Es werden Zusammenhänge suggeriert, die die Komplexität gesellschaftlicher Verhältnisse völlig ausblenden:
"Aus Humanstudien der letzten zehn Jahre weiß man etwa, dass Kinder, die ohne fürsorgliche Väter aufwachsen, erhebliche Nachteile haben: Schlechte Schulnoten, kriminelle Handlungen, psychische Erkrankungen sowie impulsives und aggressives Verhalten kommen bei ihnen häufiger vor. So erkranken Kinder, deren Vater an einer postpartalen Depression leidet, dreimal häufiger am Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom als Kinder von psychisch gesunden Vätern. Suchtprobleme und Teenagerschwangerschaften gibt es häufiger bei Kindern von Alleinerziehenden.
Zahlen aus US-Gefängnissen belegen, dass 60 Prozent der Vergewaltiger, 70 Prozent der Langzeithäftlinge und 72 Prozent der jugendlichen Mörder ohne Vater aufgewachsen sind. "Diese Straftäter haben in ihrer Kindheit keine Möglichkeit gehabt, die Grammatik der Gefühle, Bindungen, Liebe zu entwickeln und sind daher als Erwachsene emotional sprachlos", so Katharina Braun, Neurobiologin an der Universität Magdeburg. "
Und reproduzieren auch noch misogyne Bilder:
"Heute weiß man, dass Väter auf sehr unterschiedliche Weise ihre Kinder prägen. Einerseits spielen sie mehr und wilder mit dem Nachwuchs als Mütter. Sie verwenden auch komplexere Satzkonstruktionen, was die Sprachentwicklung der Kinder fördert. "
Frauen können halt keine komplexen Sätze bilden.
Etwas komplexere Artikelkompositionen in der taz, würden auch die Leser_innen in ihrem Denken besser fördern.
Nachtrag 23.06.11: Noch ein taz-Artikel in der Wissenschaftler_innen Geschlechterverhalten mit der Steinzeit begründen:
"Für Frauen sei es immer wichtig gewesen, zusammenzuhalten. Sie haben in der Gruppe Beeren gesammelt und Kinder gehütet. Bei den Männern hingegen ging es darum, wer der beste Jäger ist, wer das gefährlichste Tier erlegt. "
Dafür zeigt ein Touche von Tom die Konstruktion von Geschlecht.
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Sonntag, 22. Mai 2011
Nicht normal
urmila, 02:46h
Frankfurt/Main. Nach einem Vortrag von Judith Bulter und Gayatri Spivak gehe ich mit anderen zusammen auf dem Fußweg entlang. Uns entgegen kommt eine kleine Gruppe. Der Mann schon älter. Der gibt mir ein ordentliches Tackling gegen die Schulter. Ich drehe mich um und schreie ihn an. Er teilt mir mit, dass ich zu viel Platz eingenommen habe und nicht normal sei. Der verbale Schlagabtausch geht etwas weiter. Ich beschwere mich, dass er als älterer Mann eine junge Frau anrempelt. Seine Gruppe entfernt sich. Eine Kollegin aus unserer Gruppe geht hinterher und streitet weiter mit ihnen. Später erzählt sie mir, dass er mich für einen 16jährigen männlichen Teenager gehalten hat. Und dass die Kollegin (sie ist groß und beeindruckend) das Gefühl hatte, dass er auf sie körperlich losgehen wollte.
Soviel zum Thema Gender, Pädagogik und Gewalt. Vorträge alleine reichen nicht, ab und zu braucht es auch praktische Erfahrung.
Und vielen Dank an die Kollegin für die Unterstützung!
Soviel zum Thema Gender, Pädagogik und Gewalt. Vorträge alleine reichen nicht, ab und zu braucht es auch praktische Erfahrung.
Und vielen Dank an die Kollegin für die Unterstützung!
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Montag, 16. Mai 2011
Verharmlosung von Vergewaltigungsvorwurf
urmila, 13:25h
Die Print-taz titelt heute IWF-Chef wegen Sex-Vorwürfen in haft. Es geht aber nicht um Sex-Vorwürfe (was immer das sein soll - macht den Eindruck von schmuddelig, aber nicht kriminell), es geht um einen Vorwurf einer (versuchten) Vergewaltigung (als einer kriminellen Handlung). Das muss auch so benannt werden.
Nachtrag 18.05.11: Die taz hat gestern weiter zur Verharmlosung der Vorwürfe beigetragen und ausführlichst über die Spekulationen über Sex-Falle berichtet. Ich finde es richtig, dass die Unschuldsvermutung auch für Strauss-Kahn gelten muss. Ich verstehe aber nicht, warum für die Frau, die ihn wegen versuchter Vergewaltigung angezeigt hat, keine Unschuldsvermutung gilt. Warum erscheint es legitim, sie zu beschuldigen?
Nachtrag 19.05.11: Nach tagelanger Verharmlosung hat die taz heute einen Text von Gabriele Dietze über mächtige Männer und deren Anspruch auf sexuelle Verfügbarkeit von Frauen veröffentlicht. Mein Lieblingssatz:
"Warum benehmen sich dermaßen bedeutende Männer wie Oberaffen, die sich greifen (oder kaufen), was bei "drei" nicht auf den Bäumen ist?"
Nachtrag 20.05.11: Ines Pohl kritisiert in der taz die sprachliche Verniedlichung von sexueller Gewalt und dabei auch explizit deutsche Medien. Eine Selbstreflexion der taz-Berichterstattung fehlt aber und das macht ihre Kritik etwas scheinheilig.
Nachtrag 22.05.11: Die taz hat noch einen verharmlosenden Kommentar veröffentlicht. Ich stimme mit der Autorin Monika Frommel überein, dass für Angeklagte die Unschuldsvermutung gelten muss. Ansonsten stimme ich mit ihr nicht überein, denn sie verharmlost die Gewalt, die eine sexuelle Belästigung (auch ohne vollendeter Vergewaltigung) bedeutet. Sie behauptet, es wäre in irgendeinerweise um Sex gegangen und ignoriert damit völlig die Darstellung der Hotelangestellten. Denn die spricht (soweit ich die Medien verstehe) nicht von Sex sondern von Gewalt (sexualisierter). Aber meine Kritik wird Frommel wohl nur bestätigen, sie schreibt:
"Eine beschämende öffentliche Demütigung ändert kein patriarchales Strukturproblem. Sie fügt einem bis zu diesem Ritual mächtigen und nun äußerst verletzbaren Menschen Schaden zu. Feminismus ist eine breite soziale Bewegung und kann auf eine differenzierte Theorie zurückblicken. Diese Theorie analysiert Machtstrukturen und entwickelt Gegenstrategien. Sie sollte besonders vorsichtig sein, wenn Macht unfair ausgespielt wird. Ignoriert sie diesen Unterschied, wird sie zum feministisch getarnten Faschismus (oder Bolschewismus). "
Genau auf Basis der gesellschaftlichen Machtverhältnisse argumentiertend, würde ich anders argumentieren: Sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist gesellschaftlich legitimiert (siehe Kommentar von Dietze). Männer werden dafür selten bestraft und häufig belohnt. Bei öffentlichen Personen braucht es deshalb auch eine öffentliche Debatte über sexualisierte Gewalt. Und zwar in der Form wie Dietze und Pohl es machen. Denn sie urteilen nicht darüber, ob Strauss-Kahn dieses Verbrechen begangen hat, sondern sprechen über das gesellschaftliche Phänomen.
Nachtrag 18.05.11: Die taz hat gestern weiter zur Verharmlosung der Vorwürfe beigetragen und ausführlichst über die Spekulationen über Sex-Falle berichtet. Ich finde es richtig, dass die Unschuldsvermutung auch für Strauss-Kahn gelten muss. Ich verstehe aber nicht, warum für die Frau, die ihn wegen versuchter Vergewaltigung angezeigt hat, keine Unschuldsvermutung gilt. Warum erscheint es legitim, sie zu beschuldigen?
Nachtrag 19.05.11: Nach tagelanger Verharmlosung hat die taz heute einen Text von Gabriele Dietze über mächtige Männer und deren Anspruch auf sexuelle Verfügbarkeit von Frauen veröffentlicht. Mein Lieblingssatz:
"Warum benehmen sich dermaßen bedeutende Männer wie Oberaffen, die sich greifen (oder kaufen), was bei "drei" nicht auf den Bäumen ist?"
Nachtrag 20.05.11: Ines Pohl kritisiert in der taz die sprachliche Verniedlichung von sexueller Gewalt und dabei auch explizit deutsche Medien. Eine Selbstreflexion der taz-Berichterstattung fehlt aber und das macht ihre Kritik etwas scheinheilig.
Nachtrag 22.05.11: Die taz hat noch einen verharmlosenden Kommentar veröffentlicht. Ich stimme mit der Autorin Monika Frommel überein, dass für Angeklagte die Unschuldsvermutung gelten muss. Ansonsten stimme ich mit ihr nicht überein, denn sie verharmlost die Gewalt, die eine sexuelle Belästigung (auch ohne vollendeter Vergewaltigung) bedeutet. Sie behauptet, es wäre in irgendeinerweise um Sex gegangen und ignoriert damit völlig die Darstellung der Hotelangestellten. Denn die spricht (soweit ich die Medien verstehe) nicht von Sex sondern von Gewalt (sexualisierter). Aber meine Kritik wird Frommel wohl nur bestätigen, sie schreibt:
"Eine beschämende öffentliche Demütigung ändert kein patriarchales Strukturproblem. Sie fügt einem bis zu diesem Ritual mächtigen und nun äußerst verletzbaren Menschen Schaden zu. Feminismus ist eine breite soziale Bewegung und kann auf eine differenzierte Theorie zurückblicken. Diese Theorie analysiert Machtstrukturen und entwickelt Gegenstrategien. Sie sollte besonders vorsichtig sein, wenn Macht unfair ausgespielt wird. Ignoriert sie diesen Unterschied, wird sie zum feministisch getarnten Faschismus (oder Bolschewismus). "
Genau auf Basis der gesellschaftlichen Machtverhältnisse argumentiertend, würde ich anders argumentieren: Sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist gesellschaftlich legitimiert (siehe Kommentar von Dietze). Männer werden dafür selten bestraft und häufig belohnt. Bei öffentlichen Personen braucht es deshalb auch eine öffentliche Debatte über sexualisierte Gewalt. Und zwar in der Form wie Dietze und Pohl es machen. Denn sie urteilen nicht darüber, ob Strauss-Kahn dieses Verbrechen begangen hat, sondern sprechen über das gesellschaftliche Phänomen.
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Freitag, 29. April 2011
Aufgeregte Frauen
urmila, 01:07h
In einem taz-Artikel über die köngliche Hochzeit in Britannien steht:
"In einer kürzlich von dem britischen Meinungsforschungsinstitut ComRes für den britischen Independent erstellten Umfrage unter 1.000 Briten erklärten 31 Prozent, ihnen sei die Prinzenhochzeit "ziemlich egal", 28 Prozent waren der Ansicht, ihnen sei die Royal Wedding "völlig wurscht". Ebenso viele Untertanen zeigten sich jedoch "ziemlich aufgeregt" angesichts des Großereignisses, während nur 11 Prozent "sehr aufgeregt" sind. Autsch! ComRes ermittelte auch, dass 50 Prozent der "Aufgeregten" Frauen sind."
Und ich bin drauf reingefallen. Da sind die Frauen wieder aufgeregter über die Royals. Aber Moment 50% sind doch nur 50%, da fehlen doch noch 50%. Der Satz hätte also auch heissen können: "ComRes ermittelte auch, dass 50 Prozent der "Aufgeregten" Männer sind."
"In einer kürzlich von dem britischen Meinungsforschungsinstitut ComRes für den britischen Independent erstellten Umfrage unter 1.000 Briten erklärten 31 Prozent, ihnen sei die Prinzenhochzeit "ziemlich egal", 28 Prozent waren der Ansicht, ihnen sei die Royal Wedding "völlig wurscht". Ebenso viele Untertanen zeigten sich jedoch "ziemlich aufgeregt" angesichts des Großereignisses, während nur 11 Prozent "sehr aufgeregt" sind. Autsch! ComRes ermittelte auch, dass 50 Prozent der "Aufgeregten" Frauen sind."
Und ich bin drauf reingefallen. Da sind die Frauen wieder aufgeregter über die Royals. Aber Moment 50% sind doch nur 50%, da fehlen doch noch 50%. Der Satz hätte also auch heissen können: "ComRes ermittelte auch, dass 50 Prozent der "Aufgeregten" Männer sind."
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Montag, 18. April 2011
Gefühlter Sexismus
urmila, 02:33h
"Aber Mann und Frau haben tatsächlich ein unterschiedliches Temperaturempfinden. Frauen frieren von Natur aus leichter als Männer." behauptet donnerwetter.de (das wird dann auch noch 'wissenschaftlich' erläutert) und gibt deshalb jetzt die gefühlte Temperatur für Männer und Frauen unterschiedlich an.
Kann ich daraus, welche Temperatur ich fühle, ableiten zu welchem Geschlecht ich gehöre? Wenn meiner Freundin schneller kalt ist als mir, bin ich dann ein Mann?
Kann ich daraus, welche Temperatur ich fühle, ableiten zu welchem Geschlecht ich gehöre? Wenn meiner Freundin schneller kalt ist als mir, bin ich dann ein Mann?
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Sonntag, 17. April 2011
Boys Day
urmila, 00:32h
Vor zwei Tagen war Boys Day und die taz hat berichtet:
"Nur etwa 14 Prozent der Beschäftigten in Pflegeberufen sind männlich, in den ambulanten Diensten sind es nicht einmal 10 Prozent. Nur 2,4 Prozent der Kita-ErzieherInnen sind keine Frauen, es gibt gerade mal 1,7 Prozent Bürokaufmänner.
Der Boys Day soll helfen, das zu ändern. "Er bietet Einblicke in interessante und chancenreiche Berufe, von denen viele Jungs bislang noch gar keine richtige Vorstellungen hatten", hofft Familienministerin Kristina Schröder (CDU)."
Chancenreiche Berufe? Was meint unsere Ministerin für Heteronormativität damit? Das sind lauter Berufe, in denen die Einkommen sehr gering sind, so gering, dass mensch davon eine Familie nicht ernähren kann. Die typischen Berufe für junge Frauen oder Zuverdienerinnen - denn diese haben keine Lobby für angemessene Bezahlung und Arbeitsbedingungen.
Wenn die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen in diesen Berufen besser wären, würden nicht nur mehr Männer diese ergreifen, es würde auch die Situation der arbeitenden Frauen verbessern. (Sie auch Leser_innenbrief: Unattraktive Berufe.
"Nur etwa 14 Prozent der Beschäftigten in Pflegeberufen sind männlich, in den ambulanten Diensten sind es nicht einmal 10 Prozent. Nur 2,4 Prozent der Kita-ErzieherInnen sind keine Frauen, es gibt gerade mal 1,7 Prozent Bürokaufmänner.
Der Boys Day soll helfen, das zu ändern. "Er bietet Einblicke in interessante und chancenreiche Berufe, von denen viele Jungs bislang noch gar keine richtige Vorstellungen hatten", hofft Familienministerin Kristina Schröder (CDU)."
Chancenreiche Berufe? Was meint unsere Ministerin für Heteronormativität damit? Das sind lauter Berufe, in denen die Einkommen sehr gering sind, so gering, dass mensch davon eine Familie nicht ernähren kann. Die typischen Berufe für junge Frauen oder Zuverdienerinnen - denn diese haben keine Lobby für angemessene Bezahlung und Arbeitsbedingungen.
Wenn die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen in diesen Berufen besser wären, würden nicht nur mehr Männer diese ergreifen, es würde auch die Situation der arbeitenden Frauen verbessern. (Sie auch Leser_innenbrief: Unattraktive Berufe.
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Dienstag, 22. Februar 2011
Berlinale: Stadt Land Fluß
urmila, 18:05h
Der Film Stadt Land Fluß wirft einen liebevollen Blick auf einen industriellen Agrarbetrieb im Brandenburgischen. Die schwule Liebesgeschichte wird nett entwickelt. Das Publikum war ziemlich begeistert. Und ich war begeistert als ich erfuhr, dass im Film nur zwei Schauspieler dabei waren, der Rest quasi dokumentarisch sei.
Die Diskussionsrunde war aber darüber hinaus fast so ernüchternd wie bei Tomboy. Eine Person fragte, ob schon Leute aufgrund von Homophobie aus dem Kino gerannt wären (sie könne sich das gut vorstellen bei einigen Leuten aus ihrem Umfeld). Daraufhin antwortete der Regisseur platt, dass ihm es leid täte, dass die Person solche Leute kenne. Es wäre niemand rausgerannt. Ich kann mir gut vorstellen, dass bei der Berlinale niemand rausrennt, da mensch ja weiss, in welchen Film sie_er geht. Die Frage hätte ich als Frage nach Homophobie aber ernst genommen. Die Antwort des Regisseurs fand ich sowohl Homophobie leugnend wie auch die fragende Person verletzend.
Es wurde auch gefragt, ob es auf dem Hof Akzeptanzprobleme für die schwule Geschichte gab. Der Regisseur meinte, dass es ok war und wenn ich es richtig verstanden habe, auch deshalb, weil die Schauspieler ja nur spielten schwul zu sein. Da passt Reicherts Kolumne in der taz dazu Wenn Heteros Homosexuelle spielen gut zu. Er schreibt auch:
"Doch einer von ihnen ermannt sich: "Ick muss sagen, ditt ick Schwule ja nisch leidn kann. Aber jetzt muss ick sagen: Ditt iss ja numal so, ditt ditt Emotionale sich dann eben ooch körperlich ausdrückt.""
Da wäre durchaus Potential gewesen, Homophobie mehr zu thematisieren und zu problematisieren.
Und am Rande: Dass die Hauptfigur mit dem Coming Out auch anfangen muss gegen seinen Willen Alkohol zu trinken, hat mich sehr geärgert. Es geht auch ohne.
Die Diskussionsrunde war aber darüber hinaus fast so ernüchternd wie bei Tomboy. Eine Person fragte, ob schon Leute aufgrund von Homophobie aus dem Kino gerannt wären (sie könne sich das gut vorstellen bei einigen Leuten aus ihrem Umfeld). Daraufhin antwortete der Regisseur platt, dass ihm es leid täte, dass die Person solche Leute kenne. Es wäre niemand rausgerannt. Ich kann mir gut vorstellen, dass bei der Berlinale niemand rausrennt, da mensch ja weiss, in welchen Film sie_er geht. Die Frage hätte ich als Frage nach Homophobie aber ernst genommen. Die Antwort des Regisseurs fand ich sowohl Homophobie leugnend wie auch die fragende Person verletzend.
Es wurde auch gefragt, ob es auf dem Hof Akzeptanzprobleme für die schwule Geschichte gab. Der Regisseur meinte, dass es ok war und wenn ich es richtig verstanden habe, auch deshalb, weil die Schauspieler ja nur spielten schwul zu sein. Da passt Reicherts Kolumne in der taz dazu Wenn Heteros Homosexuelle spielen gut zu. Er schreibt auch:
"Doch einer von ihnen ermannt sich: "Ick muss sagen, ditt ick Schwule ja nisch leidn kann. Aber jetzt muss ick sagen: Ditt iss ja numal so, ditt ditt Emotionale sich dann eben ooch körperlich ausdrückt.""
Da wäre durchaus Potential gewesen, Homophobie mehr zu thematisieren und zu problematisieren.
Und am Rande: Dass die Hauptfigur mit dem Coming Out auch anfangen muss gegen seinen Willen Alkohol zu trinken, hat mich sehr geärgert. Es geht auch ohne.
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Montag, 21. Februar 2011
Berlinale: 7 Khoon Maaf
urmila, 19:26h
Im indischen Film 7 Khoon Maaf bringt eine Frau sechs Ehemänner unter die Erde und steht kurz vor der siebten Heirat. Das könnte eigentlich ein Film über starke Frauen sein oder feministisch oder so. Ist es aber gar nicht. Der Film besteht noch nicht mal den Bechdel-Test:
"1. Es spielen mindestens zwei Frauen mit,
2. die sich miteinander unterhalten,
3. über etwas Anderes als einen Mann"
Es gibt zwar mehr als die eine Frau, aber sie unterhalten sich nicht miteinander und es geht auch immer um die Männer. Die sechs Ehemänner bekommen mehr Profil als die Frau. Eigentliche Hauptfigur ist ein weiterer Mann, der die Geschichte (seiner Frau) erzählt.
"1. Es spielen mindestens zwei Frauen mit,
2. die sich miteinander unterhalten,
3. über etwas Anderes als einen Mann"
Es gibt zwar mehr als die eine Frau, aber sie unterhalten sich nicht miteinander und es geht auch immer um die Männer. Die sechs Ehemänner bekommen mehr Profil als die Frau. Eigentliche Hauptfigur ist ein weiterer Mann, der die Geschichte (seiner Frau) erzählt.
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Dienstag, 15. Februar 2011
Berlinale: The Queen has no crown
urmila, 01:43h
The Queen has no crown ist ein sehenswerter Dokumentarfilm der Familie, Sexualität und Nation verbindet (und dabei an stellen zu sehr schwuler Ästhetik verfällt).
Nachtrag 18.02.11: Der Regisseur Tomer Heymann wiess in der Diskussion explizit daraufhin, dass es nicht ausreiche für die Rechte von Homosexuellen zu kämpfen. Man müsse generell für Menschenrechte eintreten. In seinem Fall heisst das, sich gegen die Politik seiner Regierung gegenüber den Palästinenser_innen zu engagieren.
Nachtrag 18.02.11: Der Regisseur Tomer Heymann wiess in der Diskussion explizit daraufhin, dass es nicht ausreiche für die Rechte von Homosexuellen zu kämpfen. Man müsse generell für Menschenrechte eintreten. In seinem Fall heisst das, sich gegen die Politik seiner Regierung gegenüber den Palästinenser_innen zu engagieren.
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