Sonntag, 6. November 2011
Internetillusion
urmila, 00:19h
Die taz berlin hat die Piratinnen Alexandra Alt und Jessica zum Thema Frauen und Piraten-Partei interviewt. Arlt thematisiert dabei durch Diskriminierung (in der Gesellschaft und damit auch in der Partei), die zu bekämpfen sind. Zinn gehört zu jenen Frauen, denen das ganze Gerede über Frauen zu weit geht. Sie gehört auch zu denen, die sich ziemliche Illusionen über die Kommunikation im Internet machen:
"Ein Punkt, warum die Geschlechterzugehörigkeit bei den Piraten eine geringere Rolle spielt als bei anderen Parteien, ist auch, dass bei uns ein großer Teil der Kommunikation über das Internet abläuft. Dort kann man anonym auftreten. Man lernt sich kennen, ohne zu wissen, wie der andere aussieht und welches Geschlecht er hat. Das, was zählt, ist, was man sagt und was man macht. "
Dass virtuellen Identitäten unabhängig von den physischen Realitäten (und ihren Diskriminierungs-/ Privilegierungserfahrungen dort) agieren können, wird von kritischen Internetstudien schon lange in Frage gestellt. Auch wenn ich online anonym agiere, bin ich dabei immer noch von meinen Erfahrungen in der physischen (und auch in der virtuellen) Welt geprägt. Mein Kommunikationsverhalten ist dadurch geprägt und so wirken sich die Diskriminierungsverhältnisse der physischen Welt auch online aus (wenn auch nicht 1:1, sondern viel komplexer).
"Ein Punkt, warum die Geschlechterzugehörigkeit bei den Piraten eine geringere Rolle spielt als bei anderen Parteien, ist auch, dass bei uns ein großer Teil der Kommunikation über das Internet abläuft. Dort kann man anonym auftreten. Man lernt sich kennen, ohne zu wissen, wie der andere aussieht und welches Geschlecht er hat. Das, was zählt, ist, was man sagt und was man macht. "
Dass virtuellen Identitäten unabhängig von den physischen Realitäten (und ihren Diskriminierungs-/ Privilegierungserfahrungen dort) agieren können, wird von kritischen Internetstudien schon lange in Frage gestellt. Auch wenn ich online anonym agiere, bin ich dabei immer noch von meinen Erfahrungen in der physischen (und auch in der virtuellen) Welt geprägt. Mein Kommunikationsverhalten ist dadurch geprägt und so wirken sich die Diskriminierungsverhältnisse der physischen Welt auch online aus (wenn auch nicht 1:1, sondern viel komplexer).
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Freitag, 4. November 2011
Keiner Schuld
urmila, 00:49h
Der Berliner Wissenschaftssenator weiss laut taz, warum so wenige Medizinerinnen Professorinnen werden:
""Wenn Sie Professorin in der Chirurgie werden wollen, können Sie das nicht in Heimarbeit machen", sagte der Senator, "da müssen Sie Dienst im OP schieben.""
(Dank an katunia für den Hinweis.)
""Wenn Sie Professorin in der Chirurgie werden wollen, können Sie das nicht in Heimarbeit machen", sagte der Senator, "da müssen Sie Dienst im OP schieben.""
(Dank an katunia für den Hinweis.)
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Dienstag, 1. November 2011
Neue Bezirksbürgermeister in Berlin
urmila, 18:54h
Heinz Buschkowsky - Helmut Kleebank - Christian Hanke - Stefan Komoß - Matthias Köhne - Norbert Kopp - Reinhard Naumann - Andreas Geisel - Oliver Igel - Franz Schulz - Frank Balzer (Quelle: taz, 28.10.11)
Ausgeschieden sind unter anderem: Gabriele Schöttler und Dagmar Pohle.
Ausgewählt und gewählt für den Posten der Bezirksbürgermeister(_innen) wurden sicher nur die Besten. Geschlecht, Herkunft, etc. haben sicher keine Rolle gespielt. Quoten brauchen wir nicht. Und die Jungen haben auch ihre Chance bekommen: So übernimmt der 33jährige Igel den Posten von Schöttler.
Dank an katunia für den Hinweis.
Ausgeschieden sind unter anderem: Gabriele Schöttler und Dagmar Pohle.
Ausgewählt und gewählt für den Posten der Bezirksbürgermeister(_innen) wurden sicher nur die Besten. Geschlecht, Herkunft, etc. haben sicher keine Rolle gespielt. Quoten brauchen wir nicht. Und die Jungen haben auch ihre Chance bekommen: So übernimmt der 33jährige Igel den Posten von Schöttler.
Dank an katunia für den Hinweis.
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Donnerstag, 6. Oktober 2011
Männer in Erziehungsberufe?
urmila, 13:51h
Schon länger wird gefordert, dass mehr Männer in den Kitas arbeiten sollen. Jetzt bringt die taz einen Artikel von Thomas Gesterkamp der mehr Männer als Lehrer in Grundschulen fordert:
"Jungen brauchen männliche Vorbilder und Identifikationsfiguren auch außerhalb der Familie. Mädchen brauchen Männer ebenso, als das andersgeschlechtliche Gegenüber. "
Das ist so zweigeschlechtlich festschreibend. Als ob alle, die als Jungen/Männer (Mädchen/ Frauen) definiert werden, gleich wären und das gleiche Gegenüber brauchen. Als Hosen tragendes, Fußball spielendes, Mathe liebendes Mädchen hätte ich wohl einen Rock tragenden, Seil springenden und Mathe hassenden Lehrer gebraucht? Mein bester Freund wiederum hätte eine Fußball spielende, Rock tragende und handwerklich talentierte Lehrerin gebraucht.
Welche Männer werden denn in den Kitas und Grundschulen gebraucht? Machos? Und warum werden eigentlich keine Butch-Lesben gebraucht?
Ich kann durchaus verstehen, dass Kinder mit unterschiedlichen Typen Erwachsenen zusammenkommen sollten, um so verschiedene Lebensformen kennenzulernen. Aber warum sollte dieses völlig ungenaue Konzept Mann dabei helfen. Es muss viel genauer geschaut werden: welche Männlichkeiten und Weiblichkeiten dominieren die Kitas und Grundschulen, welche fehlen für die Entwicklung der Kinder (und bei welchen ist es ganz gut, dass sie fehlen), wie kann dieses Fehlende hereingeholt werden, ohne dabei wieder Geschlechterrollen festzuschreiben?
Um mehr Diversität in Kitas und Grundschulen zu bekommen, wäre es sicherlich gut, wenn die Gehälter und Arbeitsbedingungen besser wären. Aber nicht, weil Männer mehr verdienen sollen, sondern weil diese Arbeit ordentlich bezahlt werden sollte und alle sich die Arbeit leisten können sollten (siehe dazu auch einen älteren Blogpost). Und wenn die Gehälter besser sind, muss auf jeden Fall darauf geachtet werden, dass Frauen nicht aus dem Beruf gedrängt werden (denn das ist bisher die Marktlogik).
"Jungen brauchen männliche Vorbilder und Identifikationsfiguren auch außerhalb der Familie. Mädchen brauchen Männer ebenso, als das andersgeschlechtliche Gegenüber. "
Das ist so zweigeschlechtlich festschreibend. Als ob alle, die als Jungen/Männer (Mädchen/ Frauen) definiert werden, gleich wären und das gleiche Gegenüber brauchen. Als Hosen tragendes, Fußball spielendes, Mathe liebendes Mädchen hätte ich wohl einen Rock tragenden, Seil springenden und Mathe hassenden Lehrer gebraucht? Mein bester Freund wiederum hätte eine Fußball spielende, Rock tragende und handwerklich talentierte Lehrerin gebraucht.
Welche Männer werden denn in den Kitas und Grundschulen gebraucht? Machos? Und warum werden eigentlich keine Butch-Lesben gebraucht?
Ich kann durchaus verstehen, dass Kinder mit unterschiedlichen Typen Erwachsenen zusammenkommen sollten, um so verschiedene Lebensformen kennenzulernen. Aber warum sollte dieses völlig ungenaue Konzept Mann dabei helfen. Es muss viel genauer geschaut werden: welche Männlichkeiten und Weiblichkeiten dominieren die Kitas und Grundschulen, welche fehlen für die Entwicklung der Kinder (und bei welchen ist es ganz gut, dass sie fehlen), wie kann dieses Fehlende hereingeholt werden, ohne dabei wieder Geschlechterrollen festzuschreiben?
Um mehr Diversität in Kitas und Grundschulen zu bekommen, wäre es sicherlich gut, wenn die Gehälter und Arbeitsbedingungen besser wären. Aber nicht, weil Männer mehr verdienen sollen, sondern weil diese Arbeit ordentlich bezahlt werden sollte und alle sich die Arbeit leisten können sollten (siehe dazu auch einen älteren Blogpost). Und wenn die Gehälter besser sind, muss auf jeden Fall darauf geachtet werden, dass Frauen nicht aus dem Beruf gedrängt werden (denn das ist bisher die Marktlogik).
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Freitag, 30. September 2011
Homophobie im glorreichen Westen
urmila, 21:23h
In den USA wird ein Lesbenpaar aus dem Flugzeug geworfen wie die taz berichtet und es gibt taz in einem weiteren Artikel schreibt, eine Smartphone-App, um zu testen, ob der Sohn/ Enkel schwul sei.
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Donnerstag, 29. September 2011
Gründe gegen Gleichstellung
urmila, 11:58h
In einem Artikel über die Frauenquote in Unternehmen zitiert die taz den Vorstandsvorsitzenden der Daimler AG:
"Wohin soll ich all die Männer aussortieren? Zwangsweise in Rente schicken, damit so viele Stellen frei werden?"
Schon klar. Damit die Männer weiter ihre Privilegien geniessen können, sollen die Frauen brav zu hause und in den hinteren Reihen bleiben. Wo kämen wir denn da hin, wenn die Frauen auch Teil der Privilegien haben wollten.
"Wohin soll ich all die Männer aussortieren? Zwangsweise in Rente schicken, damit so viele Stellen frei werden?"
Schon klar. Damit die Männer weiter ihre Privilegien geniessen können, sollen die Frauen brav zu hause und in den hinteren Reihen bleiben. Wo kämen wir denn da hin, wenn die Frauen auch Teil der Privilegien haben wollten.
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Donnerstag, 22. September 2011
Antifeministische Piraten
urmila, 13:42h
Die taz berichtet über Gender bei den Piraten.
"organisiert Treffen von Mitgliedern, die sich als Piratin sehen. "Informelle Vereinigung der Piraten mit zwei X-Chromosomen" heißt das in der Piratensprache"
Anstatt von Frauen von Menschen mit zwei X-Chromosomen zu sprechen ist nicht weniger festlegend. Die Ein- und Ausschlüsse sind etwas anders, aber Gender dekonstruierend ist das nicht. Die Zuschreibung verläuft ganz auf der biologistischen Ebene.
"Bei uns sind viele Bi- und Homosexuelle, Asexuelle und Polyamore. Die haben ein ganz anderes Verhältnis zu Geschlecht und Gesellschaft"
Scheint da ein Butlersches Verständnis von Geschlecht hervor, dass Gender, Sex und Begehren immer verbunden sieht? Oder verschwimmen da Gender und Sexualität und verdecken patriarchale Strukturen?
"Von einer Quote in ihrer Partei ist Schramm nicht überzeugt: Wenn dadurch demokratische Werkzeuge wie das Kumulieren und Panaschieren, also die Häufung oder Verteilung der Stimmen eines Wählers auf einen oder mehrere Kandidaten, unmöglich gemacht würden, dann gehe für sie die Demokratie vor."
Was hat die Quote mit Kumulieren und Panaschieren zu tun? Auch quotierte Listen können kumuliert und panaschiert werden. In Berlin durften wir eh nicht Kumulieren und Panaschieren.
Spannend ist auch das Interview mit Regina Frey zu den Piraten, in dem Frey schön analysiert, wie der Piratenansatz zu Gender zu kurz greift und real existierende Ungleichheiten stabilisiert. Erschreckend für mich war, dass die Piraten zwar etwas gegen Frauengruppen haben, sich aber eine maskulinistische AG Männer erlauben:
Die taz fragt: "Stattdessen arbeitet die AG Männer mit den Männerrechtlern von Agens und Manndat zusammen, die Männer vor allem als Opfer von Frauenpolitik thematisieren."
Frey antwortet: "Ja, das ist ein großes Problem für die Partei. Diese AG widerspricht komplett dem postmodernen Ansatz des Programms. Die Partei macht sich mit dieser AG für die rechte Szene anschlussfähig. Man kann mit einem Klick von der Seite der AG Männer zu "eigentümlich frei" gelangen. Das ist ein ultrarechtes Organ. Ich lese Ihnen das "Zitat des Tages" von dieser Seite vor: "Die muslimische Invasion Europas brächte nicht nur Nachteile: Feminismus, Gender Studies und Regietheater würden immerhin verschwinden."
Diese antifeministische Gruppe ist derzeit sehr sichtbar bei den Piraten. Diejenigen, die eine geschlechterpolitisch ausdifferenzierte Haltung haben, sind in der Partei wohl derzeit in der Minderheit. "
"organisiert Treffen von Mitgliedern, die sich als Piratin sehen. "Informelle Vereinigung der Piraten mit zwei X-Chromosomen" heißt das in der Piratensprache"
Anstatt von Frauen von Menschen mit zwei X-Chromosomen zu sprechen ist nicht weniger festlegend. Die Ein- und Ausschlüsse sind etwas anders, aber Gender dekonstruierend ist das nicht. Die Zuschreibung verläuft ganz auf der biologistischen Ebene.
"Bei uns sind viele Bi- und Homosexuelle, Asexuelle und Polyamore. Die haben ein ganz anderes Verhältnis zu Geschlecht und Gesellschaft"
Scheint da ein Butlersches Verständnis von Geschlecht hervor, dass Gender, Sex und Begehren immer verbunden sieht? Oder verschwimmen da Gender und Sexualität und verdecken patriarchale Strukturen?
"Von einer Quote in ihrer Partei ist Schramm nicht überzeugt: Wenn dadurch demokratische Werkzeuge wie das Kumulieren und Panaschieren, also die Häufung oder Verteilung der Stimmen eines Wählers auf einen oder mehrere Kandidaten, unmöglich gemacht würden, dann gehe für sie die Demokratie vor."
Was hat die Quote mit Kumulieren und Panaschieren zu tun? Auch quotierte Listen können kumuliert und panaschiert werden. In Berlin durften wir eh nicht Kumulieren und Panaschieren.
Spannend ist auch das Interview mit Regina Frey zu den Piraten, in dem Frey schön analysiert, wie der Piratenansatz zu Gender zu kurz greift und real existierende Ungleichheiten stabilisiert. Erschreckend für mich war, dass die Piraten zwar etwas gegen Frauengruppen haben, sich aber eine maskulinistische AG Männer erlauben:
Die taz fragt: "Stattdessen arbeitet die AG Männer mit den Männerrechtlern von Agens und Manndat zusammen, die Männer vor allem als Opfer von Frauenpolitik thematisieren."
Frey antwortet: "Ja, das ist ein großes Problem für die Partei. Diese AG widerspricht komplett dem postmodernen Ansatz des Programms. Die Partei macht sich mit dieser AG für die rechte Szene anschlussfähig. Man kann mit einem Klick von der Seite der AG Männer zu "eigentümlich frei" gelangen. Das ist ein ultrarechtes Organ. Ich lese Ihnen das "Zitat des Tages" von dieser Seite vor: "Die muslimische Invasion Europas brächte nicht nur Nachteile: Feminismus, Gender Studies und Regietheater würden immerhin verschwinden."
Diese antifeministische Gruppe ist derzeit sehr sichtbar bei den Piraten. Diejenigen, die eine geschlechterpolitisch ausdifferenzierte Haltung haben, sind in der Partei wohl derzeit in der Minderheit. "
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Mittwoch, 6. Juli 2011
Happy family
urmila, 01:52h
scheint die oberste Devise in Vietnam. Bei der Gender-Konferenz ging es in etlichen Beiträgen darum, wie die Frauen dazu beitragen können, dass die Familien glücklich sind.
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Montag, 27. Juni 2011
Flughafen Security Check
urmila, 16:16h
Chaos wegen NZG oder so ähnlich. Nicht zuordnenbares Gepäckstück. Ich bin aber am richtigen Gate. Der Mensch beim Security Check hat Zeit und fragt mich wohin ich fliege. Ich erkläre ihm, wo Ho Chi Minh Stadt liegt. Dann fragt er mich, ob ich beruflich hinfahre: selbständig oder von der Firma. Ich antworte: Wissenschaftlerin. Und auf Nachfrage: Gender Studies/ Geschlechterstudien. Seine Reaktion: medizinisch?
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Freitag, 24. Juni 2011
Was verstehe ich nicht?
urmila, 01:55h
In der taz berichtet Silke Burmester von der 'Medienfront' zuletzt mit der Kolumne Lesbisch, Fussballerin, natürlich ohne Kinder - Fragen, deren Antwort niemanden angeht. Und mir ist nicht klar, was diese Kolumne soll: Kritik an der Studie von Elke Amberg, dass Lesben in der Berichterstattung nicht vorkommen? Irgendwie witzig sein? Lesben in den Mittelpunkt rücken? Irgendwie muss ich auf dem Schlauch stehen. Wahrscheinlich weil ich lesbisch bin und deswegen keinen Spaß verstehe.
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