Sonntag, 19. Februar 2012
Berlinale: Joven & Alocada
Zum Abschluss meiner Berlinale habe ich noch den chilenischen Spielfilm Joven & Alocada gesehen: eine Teenager rebelliert gegen ihre evangelikalen Eltern, probiert sich (bi)sexuell aus und nutzt dafür auch ihren Blog. Hat Spaß gemacht und geht im Gegensatz zum Film von gestern auch gut aus (natürlich abhängig davon, was mensch für gut hält).

Im Anschluss war noch Diskussion mit der Regisseurin und der Ko-Drehbruchautorin, deren Blog die Vorlage für den Film war.

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Dienstag, 14. Februar 2012
Berlinale: Anak-anak Srikandi
Auf der Berlinale auch ein Film eines lesbisch-queeren indonesischen Filmkollektivs: Anak-anak Srikandi. Aus einem Workshop entstanden mehrere Kurzfilme, die in diesem Film zusammengeführt werden und so verschiedene Einblicke in lesbisch/queeres Leben in Indonesien geben.

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Berlinale: Frauen und die ägyptische Revolution
Auf der diesjährigen Berlinale werde etliche Filme zu den arabischen Revolutionen gedreht. Ich war heute in den beiden Dokumentarfilmen Words of Witness und In the Shadow of a Man. In beiden Filmen geht es um Frauen in Ägypten und deren Beziehung zur Revolution.



In Words of Witness begleitet die Filmemacherin die junge ägyptische Journalistin Heba Afify über mehrere Monate und verschiedene Stadien der Revolution. Während am Anfang noch die Einheit der Bevölkerung und der Armee gepriesen wird, steht am Ende die Kritik an der Miltärregierung im Zentrum. Immer wieder ins Bild kommen in diesem Film Twitter und Facebook. In der Diskussion hat dann aber auch Heba Affify betont, dass die Revolution keine Social Media Revolution war und auch als diese abgeschaltet waren, funktioniert hat.

Während der erste Film in der Kairoer Oberschicht angesiedelt war, kamen die Protagonistinnen von In the Shadow of a Man aus der Mittelklasse bzw. dem ländlichen Ägpyten. Fokus war hierbei die Gleichberechtigung der Frau und die alltägliche widerständigen Handlungen von vier unterschiedlichen Frauen.

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Samstag, 11. Februar 2012
Berlinale: Man for a Day
Der junge Mann neben uns fragt seine Begleiterinnen, wie ihnen der Film gefallen hat. Sie fanden ihn gut. Er aber nicht: zu "shallow", wie die Männer dargestellt wurden, so sind die in Wirklichkeit nicht, so kann frau sie doch nicht darstellen. Schon während des Filmes merkten wir im Unmut an. Insbesondere dann wenn die Protagonistinnen sich Penisse bastelten.

Seine Begleiterinnen scheint das nicht weiter zu stören, als Diane Torr vorbei kommt, verwickeln sie sie in ein Gespräch und erzählen ihr wie gut, ihnen der Film gefallen hat. Insbesondere dass so ganz unterschiedliche Frauen bei dem Workshop mitgemacht haben. Auch mir hat der Dokumentarfilm Man for a Day gefallen.

Wir fahren mit der UBahn nach hause. Am Gleisdreieck ist sie recht voll, aber nicht übervoll. Männer sitzen auf den Bänken, zwischen ihnen ist Platz, aber nicht wirklich nicht genug für uns. Der eine sitzt quer über zwei Plätze, ich zwänge mich zwischen ihn und seinen Nebenmann. Er bewegt seine Beine keinen Milimeter, schaut aber ganz verärgert, dass ich mir den Platz nehme. Wenig später setzt sich ein anderer Typ neben meine Begleiterin, nimmt sich allen Raum, den er braucht, Beine breit, Ellbegogen in die Seite rammend, wenn er auf seinem Handy rumtippt, Musik laut hörend.

So viel empirische Belege, dass etwas an Diane Torrs Thesen über die Raumnahme von Männern hätte es gar nicht bedurft. Denn natürlich ist so eine Verallgemeinerung total "shallow".

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Mittwoch, 8. Februar 2012
Trans* als Kind
Die taz hatte vor ein paar Wochen über ein Kind berichtet, das als Mädchen leben möchte aber körperlich als Junge eingeordnet wird. Mutter und Vater des Kindes haben unterschiedliche Ansichten darüber und fechten diese auch über die Behörden aus. Der Vater glaubt, dass die Mutter dem Kind nur einredet ein Mädchen sein zu wollen, und daher will er, dass das Kind wieder an seine männliche Identität herangeführt wird und scheint damit erstmal erfolgreich:

"obwohl es keinerlei Gutachten gibt, setzte das Jugendamt die Zwangseinweisung vor dem Amtsgericht durch. Anna Kaminski, völlig entsetzt von diesem Urteil, ging in die nächste Instanz, der Fall liegt nun beim Kammergericht. Aber das Jugendamt will die Einweisung jetzt. Per einstweilige Verfügung. Jeden Tag können sie nun vor der Tür stehen. Und ein fröhliches, aufgeschlossenes Mädchen ohne ein einziges Gutachten in die Psychiatrie bringen. "

Zwei Wochen später interviewt die taz die Sexualmedizinerin Hertha Richter-Appelt über weniger manipulative Therapiemethoden als diese in Berlin praktziert werden:

taz: "In Berlin empfehlen die Ärzte eine Psychotherapie, in der dem Kind sein biologisches Geschlecht nahegebracht werden soll: Geschlechtskonformes Verhalten wird gelobt, nichtkonformes Verhalten wird "nicht beachtet oder beiläufig unterbunden", so schreibt Beier in seinen Empfehlungen."

Richter-Appelt: "Das ist ein überholter Standpunkt."

taz: "Dieser Standpunkt steht aber in dem Kompendium zur Sexualmedizin …"

Richter-Appelt: "… das Beier geschrieben hat. In unseren Büchern zur Sexualmedizin steht das nicht. Auch wir empfehlen eine Psychotherapie. Aber dabei geht es darum, wie sich dieses Kind am besten entwickeln kann, und nicht darum, dem Kind etwas auszutreiben oder einzureden."

Und vor ein paar Tagen hat die taz die Antidiskriminierungsbeauftragte Eren Ünsal interviewt, die sich auch gegen den Berliner Ansatz und für Unterstützung des Kindes ausspricht.

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Mittwoch, 28. Dezember 2011
Auch in der Kleinstadt
Begrüßung im badischen Bretten:

Graffiti in Bretten: Fuck Homophobia


und in einem Karlsruher Cafe:

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Mittwoch, 7. Dezember 2011
Als Facebook-Freundin gelöscht
Auf Facebook war ich bis vor wenigen Minuten mit dem Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy befreundet. Eine Statusmeldung gestern Abend fand ich sexistisch (so ganz normal sexistisch, nicht besonders schlimm, eine Verbindung von 'puss in boots' und der Kanzlerin) und habe kommentiert "Muss der Sexismus sein?, daraufhin seine Frage "Welcher Sexismus?" und ich habe geantwortet, dass ich die implizite Verbindung von puss und Kanzlerin für problematisch halte. Daraufhin wurde ich erst von einem anderen Kommentator belehrt, dass 'puss in boots' doch ein Kater wäre, und dann von Edathy, dass ich erstmal googlen solle und keinen Quark schreiben solle. Ich habe auf das Online-Lexikon verwiesen, dass als Übersetzung von 'puss' Mieze und Miezchen anbietet und darauf hingewiesen, dass Sexismusreproduktionen auch ohne Absicht vorkommen. Facebook hat mich hingewiesen, dass Edathy und der andere Kommentator wieder kommentiert haben. Ich kann die Seite allerdings nicht mehr aufrufen, Sebastian Edathy hat mich als eine von seinen knapp 3000 Facebook-Freund_innen gelöscht. Sehr souverän, Herr Abgeordneter.

Nachtrag 08.12.11: Wer sehen will, wie Edathy nachtritt (über Leute, die dummes Zeug reden, und anstatt beschämt nach hause zu gehen bloggen) kann dies Facebook öffentlich lesen. Und wer mehr über Edathys Facebook-Verhalten gegenüber kritischen Nachfragen lesen will, der sei ein Journalist-Artikel vom September empfohlen.

am Abend: Die Statusmeldung zu den dummes Zeug redenden Blogger_innen ist nicht mehr Facebook-öffentlich zugänglich.

Nachtrag 09.12.11: Der souveräne Abgeordnete hat entschieden, dass ich jetzt nichtmals mehr öffentliche Informationen sehen kann (zumindest wenn ich eingeloggt bin - wenn ich nicht eingeloggt bin, kann ich sie natürlich noch sehen).

Nachtrag 26.01.12: Edathy soll den Untersuchhungssausschuß zur NSU leiten. tagesschau.de hat deshalb ein Porträt von ihm veröffentlicht und beschreibt ihn dabei als "kantiger Aufklärer". Ich hoffe, dass ihm sein launiges Wesen bei dem Vorsitz nicht in die Quere kommt. Inhaltlich ist er ganz klar für das Amt qualifiziert und hat in der Vergangenheit auch schon klare Worte gefunden.

tagesschau.de berichtet, dass er Ärger bekamm "Als er der Union in der Debatte über das Staatsbürgerschaftsrecht 2008 "Biologismus und völkische Ideologie" vorwarf". Dabei wird er da durchaus Recht gehabt haben.

Viel Erfolg und überlegtes Handeln wünsche ich dem Vorsitzenden!

Nachtrag 25.01.13: In der Affäre Brüderle erscheint es als ob Edathy mehr Probleme mit jungen Frauen, die den Mund aufmachen, als mit Sexismus hat (siehe tagesschau.de).

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Dienstag, 6. Dezember 2011
Romeos und die FSK
Auf der Berlinale 2011 lief der Film Romeos so erfolgreich, dass ich keine Chance hatte eine Karte zu bekommen. Jetzt kommt der Film in die Kinos und brauchte von der FSK eine Alterseinstufung. Die Filmemacherin Sabine Bernardi veröffentlichte auf ihrem Blog die homo- und transphobe Begründung der FSK als pdf:

"Der Film zeigt einen leidenden jungen Menschen, der auf seinem Weg der Geschlechtsumwandlung mit seinem Umfeld, mit Spott und Vorurteilen zu kämpfen hat. Damit behandelt der Film ein schwieriges Thema, welches für die Jüngsten der beantragten Altersgruppe, die sich in diesem Alter in ihrer sexuellen Orientierungsphase befinden, sehr belastbar sein könnte. Das Thema selbst ist schon schwierig für 12- bis 13-Jährige und die Schilderung einer völlig einseitigen Welt von Homosexualität im Film könnte zu einer Desorientierung in der sexuellen Selbstfindung führen. Die explizite Darstellung von schwulen und lesbischen Jugendlichen und deren häufige Partnerwechsel können verwirrend auf junge Zuschauer wirken, auch wenn der Film auf Bildebene nicht schamverletzend ist und niemanden diffamiert. Der Film spiegelt eine verzerrte Realität wider, die Kinder aufgrund keiner oder zu geringer Erfahrungen nicht erkennen können."

Heute hat die FSK laut queer.de eine weniger homo- und transphobe Begründung nachgeliefert:

"Die Irrungen und Wirrungen, die Lukas dabei durchleben muss, das Sich-Ausprobieren im sich verändernden Körper gehen einher mit dem Ausloten von persönlichen Grenzen in der Partywelt junger Erwachsener - mit Alkohol- und Drogenkonsum sowie wechselnden Partnerschaften."

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Sonntag, 4. Dezember 2011
Quoten für Männer
Die taz berichtet von den Quoten-Plänen der Männervorrechtsministerin Schröder:

"Demnach soll der Aufsichtsrat jeweils für das folgende Geschäftsjahr eine Quote für sich selbst und den Vorstand festlegen, die mindestens eine Frau und einen Mann beinhalten soll. Erfüllt das Unternehmen die Quote nicht, muss es dies besonders begründen. Tut es dies nicht, begeht es eine Ordnungswidrigkeit, für die bis zu 25.000 Euro zu zahlen wären. Das Gesetz gilt, bis in den Gremien mindesten 30 Prozent Frauen bzw. Männer vertreten sind. "

Weshalb muss mit einer Quote vorgebeugt werden, dass keine (oder wenige) Männer vertreten sind? Gibt es eine gesellschaftliche Diskriminierung von Männern?

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Heteronormative Notwendigkeiten
Ob Kindern bei gleichgeschlechtlichen Eltern aufwachsen können können, hängt offensichtlich von Angebot und Nachfrage ab. Die taz zitiert die familienpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion:

"Es gibt schon jetzt zu viele Paare, die Kinder adoptieren wollen. Ich sehe daher keine Notwendigkeit, das Adoptionsrecht für Homosexuelle zu öffnen"

Hetero-Paare, die Kinder adoptieren wollen, sollen also keine weitere Konkurrenz bekommen. Dort wo aber die Nachfrage nach Kindern gering ist (und die Kinder gesellschaftlich wenig geschätzt werden), dürfen sich auch Nicht-Heteros um Kinder kümmern:

"Anders sehe das bei Pflegekindern aus, denn Pflegefamilien gebe es zu wenig. "Die Kommunen sparen Geld, wenn sie ein Kind aus dem Heim in eine Pflegefamilie geben", sagt Bruns [vom LSVD]. Da spiele es oft keine Rolle, ob zu Heteros oder Homos. "Beim Geld werden die Vorbehalte eben abgelegt.""

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