Montag, 15. Mai 2006
Bedrohung
urmila, 18:02h
Heute in der taz:
"Die Anschläge von Madrid und London haben gezeigt, dass im Land lebende, unzufriedene Migranten sich radikalisieren können, ohne dass die von ihnen ausgehende Bedrohung rechtzeitig erkannt wird", sagte Nehm. Dabei zeichne sich ein Trend zu Einzeltätern ab, die noch schwieriger zu fassen seien als Gruppen.
Da werden die 'MigrantInnen' wieder zur Bedrohung stilisiert. Anstatt sich anzuschauen, warum viele wohl unzufrieden sind und dagegen etwas gemacht wird, stellen 'wir' 'sie' mal lieber unter Kollektivverdacht. Das ist bestimmt eine gute Strategie gegen Radikalisierung.
"Die Anschläge von Madrid und London haben gezeigt, dass im Land lebende, unzufriedene Migranten sich radikalisieren können, ohne dass die von ihnen ausgehende Bedrohung rechtzeitig erkannt wird", sagte Nehm. Dabei zeichne sich ein Trend zu Einzeltätern ab, die noch schwieriger zu fassen seien als Gruppen.
Da werden die 'MigrantInnen' wieder zur Bedrohung stilisiert. Anstatt sich anzuschauen, warum viele wohl unzufrieden sind und dagegen etwas gemacht wird, stellen 'wir' 'sie' mal lieber unter Kollektivverdacht. Das ist bestimmt eine gute Strategie gegen Radikalisierung.
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Montag, 8. Mai 2006
Erklärungsbedürftig
urmila, 19:04h
Die taz berlin hat eine Andere Deutsche interviewt. Eine Frau, die so gar nicht in unser Weltbild passt. Kopftuch, aber nicht unterdrückt. So muss sie sich denn auch in den Fragen mit den gängigen Klischees auseinandersetzen. Ob sie denn auch ausgeht, Musik hört und tanzt. Ob den Islam und Demokratie nicht im Wiederspruch ständen, ob ihr Hinterfragen nicht untypisch für Muslime sei. Ausserdem soll sie dann noch über erfahrene und erwartete Diskriminierungen äußern. Sie macht das sehr souverän, sie wird es gewohnt sein. So wie die meisten Anderen Deutschen. Denn 'Deutschsein' gilt für sie nie unhinterfragt.
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Sonntag, 9. April 2006
Deutsche werden
urmila, 12:06h
In einem Artikel über den von der Union geplanten 'Integrationsgipfel' schreibt tagesschau.de:
"Der "Süddeutschen Zeitung" sagte Schäuble, wer dauerhaft in Deutschland bleiben wolle, müsse auch wollen, dass seine Kinder oder Enkelkinder Deutsche seien."
Schäuble hat schon Recht. Es gibt einige MigrantInnen, die sich nicht vorstellen können, dass ihre Kinder und Enkel 'Deutsche' werden. Das beobachte ich unter den 'indischen' MigrantInnen ab und zu. Und das ist eine Belastung für die 'Anderen Deutschen'.
Das viel größere Problem aber ist, dass 'Andere Deutsche' von der Mehrheitsgesellschaft kaum als 'Deutsche' anerkannt werden. Zumindest nicht so lange wie sie vom Bild der 'Standard-Deutschen' signifikant abweichen. Zum Beispiel durch 'Hautfarbe'. Oder durch den Namen. Oder schlicht zu verwandtschaftlichen Beziehungen ins Ausland.
Es ist eine Aufgabe des Staates dafür zu sorgen, dass dieses Othering bekämpft wird. Und nicht es auch noch zu fördern.
"Der "Süddeutschen Zeitung" sagte Schäuble, wer dauerhaft in Deutschland bleiben wolle, müsse auch wollen, dass seine Kinder oder Enkelkinder Deutsche seien."
Schäuble hat schon Recht. Es gibt einige MigrantInnen, die sich nicht vorstellen können, dass ihre Kinder und Enkel 'Deutsche' werden. Das beobachte ich unter den 'indischen' MigrantInnen ab und zu. Und das ist eine Belastung für die 'Anderen Deutschen'.
Das viel größere Problem aber ist, dass 'Andere Deutsche' von der Mehrheitsgesellschaft kaum als 'Deutsche' anerkannt werden. Zumindest nicht so lange wie sie vom Bild der 'Standard-Deutschen' signifikant abweichen. Zum Beispiel durch 'Hautfarbe'. Oder durch den Namen. Oder schlicht zu verwandtschaftlichen Beziehungen ins Ausland.
Es ist eine Aufgabe des Staates dafür zu sorgen, dass dieses Othering bekämpft wird. Und nicht es auch noch zu fördern.
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Dienstag, 4. April 2006
Schwarze Italienerin
urmila, 19:42h
Die taz berichtet über eine Schwarze Italienerin, die für das italienische Parlament kandidiert. Sie scheint einen aussichtsreichen Platz zu haben und wäre die erste Schwarze im Parlament. Schön.
Die Berichterstattung gefällt mir allerdings weniger. Über ihr politisches Programm erfahren wir wenig. Aber viel über ihre naturverbundenheit, die sie in ihrem Heimatdorf in Guinea erlebt hat.
Aber was soll man machen, so sind sie halt die Schwarzen.
Die Berichterstattung gefällt mir allerdings weniger. Über ihr politisches Programm erfahren wir wenig. Aber viel über ihre naturverbundenheit, die sie in ihrem Heimatdorf in Guinea erlebt hat.
Aber was soll man machen, so sind sie halt die Schwarzen.
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Mittwoch, 29. März 2006
Göhl
urmila, 22:08h
Ich bin heute in eine Polizeikontrolle geradelt, musste den Personalausweis zücken, habe dann den netten Polizsten korrigiert: "Mein Name ist Go-el". Er hatte - wie üblich in Deutschland - "Göhl" gesagt. Das ist ok. Kann eine Deutschsprachige auch nicht sehen, dass es nicht Göhl ist, sondern Go-el. Deswegen sage ich es ja. Der Polizist guckte aber ganz irritiert. Wollte mir nicht so recht glaube. Da stand doch was ganz anderes, als ich gesagt hatte.
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Montag, 27. März 2006
Rechtsstaat?
urmila, 21:36h
Die Bundesrepublik Deutschland ist eine Rechtsstaat. Wer dort wohnt, dessen Rechte sind geschüzt. Und die Menschenrechte sowieso. Denn die sind universell. Ohne Verfahren darf hier keine eingesperrt werden. Solange die Schuld nicht bewiesen ist, gilt die Unschuldsvermutung. Und so weiter.
Ich dachte immer, in einem Rechtsstaat gelten die (Menschen-)Rechte für alle. Ich weiss wohl, dass in Deutschland 'Deutschen' (jenen mit der deutschen Staatsbürgerschaft) Sonderrechte eingeräumt werden. Ich weiss auch, dass manche Rechte nur für sie gelten. Andere StaatsbürgerInnen sind häufig genug BürgerInnen der zweiten Klasse. Aber das es soweit geht, dass hatte ich dann doch nicht gedacht.
Wenn der Spiegel Recht hat, dann wurde ein 'deutscher' Inländer, dem Bremer Murat Kurnaz, nicht nur mit Wissen der 'deutschen Regierung sondern sogar durch ihr Handeln bedingt unter völkerrechtswidrigen Verhältnissen jahrelang inhaftiert. Er hätte freikommen können, weil er unschuldig verhaftet wurde. Aber die Regierung wollte ihn nicht wieder einreisen lassen, in das Land, in dem seine Familie lebt, in dem er aufgewachsen ist. Welche Begründung kann es dafür geben?
Nachtrag 30.08.06: Der Bremer Murat Kurnaz ist inzwischen frei gelassen worden und wieder in Deutschland. Die Fragen darüber, ob er nicht früher hätte frei gelassen werden können und warum die deutsche Regierung, das verhindert hat bleiben. Siehe dazu die taz-Artikel Ein kaltes Doppelspiel und Berlin hatte Angst vor Kurnaz:
"Als Erster ergreift der BND-Präsident Hanning das Wort. Er plädiert für Abschiebung in die Türkei, nicht nach Deutschland. Er regt zudem eine Einreisesperre für Kurnaz an, die sicherstellen soll, dass Kurnaz nicht mehr zurück in sein altes Umfeld kann. Das Kanzleramt, dessen Vertreter der heutige Außenminister Frank-Walter Steinmeier ist, und das Innenministerium schließen sich dieser Meinung an: Ein Guantánamo-Heimkehrer könnte als Märtyrer ein Sicherheitsproblem, vielleicht auch ein Propaganda-Desaster werden.
Soweit die Darstellung des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, das sich auf schriftliche Aufzeichnungen der Sicherheitsbehörden beruft. Die Bundesregierung hat den Bericht von Ende März 2006 bis heute nicht dementiert."
Nachtrag 21.01.07: Je mehr Einzelheiten über das Handeln der deutschen Behörden bekannt werden, umso grausiger wird es.
Nachtrag 23.01.07: Dass sich auch die türkischen Behörden, nicht für Kurnaz eingesetzt haben, zeigt in welch prekärer Situation 'Andere Deutsche', mehrfach Zughörige und Ausgegrenzte leben.
Nachtrag 24.01.07: Steinmeier versucht auszusitzen, hoffentlich gelingt es ihm nicht.
Nachtrag 25.01.07:Das Bildblog zeigt auf, wie die Bild die Fakten verdreht, um Kurnaz zu verdächtigen.
Nachtrag 29.01.07: Aus der taz zum Fall Kurnaz: ""Man muss sich ja nur vorstellen, was geschehen würde, wenn es zu einem Anschlag gekommen wäre, und nachher stellte sich heraus: Wir hätten ihn verhindern können", so Steinmeier."
Lieber Generalverdacht gegen Muslime und rechtswidriges Einsperren inklusive Folterung. Wenn das kein Rechtsstaat ist.
Nachtrag 19.09.08: Die taz berichtet:
"Ob der türkische Bremer Murat Kurnaz 2002 von Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) in Afghanistan misshandelt worden ist, bleibt auch nach der Untersuchung durch den Verteidigungsausschuss des Bundestags offiziell ungeklärt. Der Vorsitzende der Untersuchung Karl Lamers (CDU) erklärte am Donnerstag: "Die Mehrheit des Ausschusses ist der Meinung, dass der Nachweis für die von Kurnaz erhobenen Vorwürfe ebenso wenig erbracht werden konnte wie der Nachweis des Gegenteils.""
Für die KSK-Kräfte gilt also (im Gegensatz zu Kurnaz) die Unschuldsvermutung.
In der Printausgabe bebildert die taz den Artikel übrigens mit einem anderen Foto von Kurnaz: rassiert und frisiert.
Ich dachte immer, in einem Rechtsstaat gelten die (Menschen-)Rechte für alle. Ich weiss wohl, dass in Deutschland 'Deutschen' (jenen mit der deutschen Staatsbürgerschaft) Sonderrechte eingeräumt werden. Ich weiss auch, dass manche Rechte nur für sie gelten. Andere StaatsbürgerInnen sind häufig genug BürgerInnen der zweiten Klasse. Aber das es soweit geht, dass hatte ich dann doch nicht gedacht.
Wenn der Spiegel Recht hat, dann wurde ein 'deutscher' Inländer, dem Bremer Murat Kurnaz, nicht nur mit Wissen der 'deutschen Regierung sondern sogar durch ihr Handeln bedingt unter völkerrechtswidrigen Verhältnissen jahrelang inhaftiert. Er hätte freikommen können, weil er unschuldig verhaftet wurde. Aber die Regierung wollte ihn nicht wieder einreisen lassen, in das Land, in dem seine Familie lebt, in dem er aufgewachsen ist. Welche Begründung kann es dafür geben?
Nachtrag 30.08.06: Der Bremer Murat Kurnaz ist inzwischen frei gelassen worden und wieder in Deutschland. Die Fragen darüber, ob er nicht früher hätte frei gelassen werden können und warum die deutsche Regierung, das verhindert hat bleiben. Siehe dazu die taz-Artikel Ein kaltes Doppelspiel und Berlin hatte Angst vor Kurnaz:
"Als Erster ergreift der BND-Präsident Hanning das Wort. Er plädiert für Abschiebung in die Türkei, nicht nach Deutschland. Er regt zudem eine Einreisesperre für Kurnaz an, die sicherstellen soll, dass Kurnaz nicht mehr zurück in sein altes Umfeld kann. Das Kanzleramt, dessen Vertreter der heutige Außenminister Frank-Walter Steinmeier ist, und das Innenministerium schließen sich dieser Meinung an: Ein Guantánamo-Heimkehrer könnte als Märtyrer ein Sicherheitsproblem, vielleicht auch ein Propaganda-Desaster werden.
Soweit die Darstellung des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, das sich auf schriftliche Aufzeichnungen der Sicherheitsbehörden beruft. Die Bundesregierung hat den Bericht von Ende März 2006 bis heute nicht dementiert."
Nachtrag 21.01.07: Je mehr Einzelheiten über das Handeln der deutschen Behörden bekannt werden, umso grausiger wird es.
Nachtrag 23.01.07: Dass sich auch die türkischen Behörden, nicht für Kurnaz eingesetzt haben, zeigt in welch prekärer Situation 'Andere Deutsche', mehrfach Zughörige und Ausgegrenzte leben.
Nachtrag 24.01.07: Steinmeier versucht auszusitzen, hoffentlich gelingt es ihm nicht.
Nachtrag 25.01.07:Das Bildblog zeigt auf, wie die Bild die Fakten verdreht, um Kurnaz zu verdächtigen.
Nachtrag 29.01.07: Aus der taz zum Fall Kurnaz: ""Man muss sich ja nur vorstellen, was geschehen würde, wenn es zu einem Anschlag gekommen wäre, und nachher stellte sich heraus: Wir hätten ihn verhindern können", so Steinmeier."
Lieber Generalverdacht gegen Muslime und rechtswidriges Einsperren inklusive Folterung. Wenn das kein Rechtsstaat ist.
Nachtrag 19.09.08: Die taz berichtet:
"Ob der türkische Bremer Murat Kurnaz 2002 von Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) in Afghanistan misshandelt worden ist, bleibt auch nach der Untersuchung durch den Verteidigungsausschuss des Bundestags offiziell ungeklärt. Der Vorsitzende der Untersuchung Karl Lamers (CDU) erklärte am Donnerstag: "Die Mehrheit des Ausschusses ist der Meinung, dass der Nachweis für die von Kurnaz erhobenen Vorwürfe ebenso wenig erbracht werden konnte wie der Nachweis des Gegenteils.""
Für die KSK-Kräfte gilt also (im Gegensatz zu Kurnaz) die Unschuldsvermutung.
In der Printausgabe bebildert die taz den Artikel übrigens mit einem anderen Foto von Kurnaz: rassiert und frisiert.
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Samstag, 25. März 2006
Mein Indien
urmila, 22:57h
'Andere Deutsche' werden immer wieder mit Bildern über das ihnen zugeschriebene Herkunftsland konfrontiert. Bilder der Eltern, der Verwandten, der Mehrheitsgesellschaft, etc. Vielfältige Bilder. Bilder mit denen sich die 'Anderen Deutschen' auseinandersetzen müssen. Sie sollen Stellung dazu nehmen, sie sollen ihnen gerecht werden, sie sollen sie vermitteln, und so weiter. Häufig aber sind es Bilder mit denen sich die 'Anderen Deutschen' nicht identifizieren können oder wollen. Häufig sind es Bilder, die das 'Othering' noch verstärken.
Auf dem Internetportal Indernet habe ich heute mal wieder so ein Bild gefunden. Ein Bild bei dem mir ganz anders wird. Ein Bild, das nichts mit meinem 'Indien' zu tun hat. Ein Bild, bei dem ich sofort vermute, dass eine 'Weisse' es formuliert hat. Ein Bild, das wunderbar zu dem passt, was katunia vor einiger Zeit beschrieben hat.
Auf dem Internetportal Indernet habe ich heute mal wieder so ein Bild gefunden. Ein Bild bei dem mir ganz anders wird. Ein Bild, das nichts mit meinem 'Indien' zu tun hat. Ein Bild, bei dem ich sofort vermute, dass eine 'Weisse' es formuliert hat. Ein Bild, das wunderbar zu dem passt, was katunia vor einiger Zeit beschrieben hat.
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Montag, 6. März 2006
Doppelt Anders
urmila, 15:41h
Zentral für Mecherils Konzept der Anderen Deutschen ist, dass sie doppelt anders gemacht werden. Sowohl an ihrem Wohnort wie an ihrem imaginierten 'Herkunftsort' erfahren sie zum einen, dass sie irgendwie dazugehören, und zum anderen, dass ihnen diese Zugehörigkeit verwehrt wird.
Es ist daher eine Fiktion, dass Andere Deutsche in Deutschland 'fremd' sind und dafür aber in ihrem zugeschriebenen 'Herkunftsland' nicht.
Fremdheiterfahrungen mache ich vor allem in Indien. Dort kenne ich mich nicht aus, dort sind mir gesellschaftliche Gepflogenheiten und Strukturen nicht ausreichend vertraut. Dort merke ich immer wieder, dass ich 'deutsch' bin. In Deutschland fühle ich mich nicht 'fremd'. Ich werde es aber zum Teil gemacht. Um diese Verletzung zu vermeiden, könnte ich mich selber als 'fremd' in Deutschland definieren. Das tue ich aber nicht.
Es ist daher eine Fiktion, dass Andere Deutsche in Deutschland 'fremd' sind und dafür aber in ihrem zugeschriebenen 'Herkunftsland' nicht.
Fremdheiterfahrungen mache ich vor allem in Indien. Dort kenne ich mich nicht aus, dort sind mir gesellschaftliche Gepflogenheiten und Strukturen nicht ausreichend vertraut. Dort merke ich immer wieder, dass ich 'deutsch' bin. In Deutschland fühle ich mich nicht 'fremd'. Ich werde es aber zum Teil gemacht. Um diese Verletzung zu vermeiden, könnte ich mich selber als 'fremd' in Deutschland definieren. Das tue ich aber nicht.
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Samstag, 4. März 2006
Anders oder nicht?
urmila, 19:07h
Es ist schon ein paar Jahre her. Ich hatte eine Veranstaltung organisiert. Stand im Business Outfit da, hatte ein Namenschild. Eine ältere Teilnehmerin stellt sich vor mich und will wissen, wo ich her bin. Ich denke mir, was will die, das geht die doch gar nichts an. Ausserdem ist das nun wahrlich nicht der Ort für einen Herkunftsdialog, schliesslich muss ich die Veranstaltung organisieren. Aber die Frau lässt nicht locker, lässt sich nicht Abschütteln. Sie insistiert, ich muss irgendwo anders herkommen, denn 1. mein Name zeigt das, 2. mein Aussehen zeigt das, 3. ist es an meiner Sprache zu erkennen. Ok, mein Name ist tatsächlich ein durch und durch 'indischer'. Ich mag vielleicht auch etwas 'indisch' aussehen. Aber meine Sprache? Ich bin in Karlsruhe aufgewachsen, hatte mal den Badischen Singsang, den habe ich aber schon lange abgelegt. Was nur ist an meiner Sprache so anders?
Vor ein paar Tagen dann sass ich mit FreundInnen in einer Kneipe. Wir unterhielten uns über dies und über das. Ich erzählte von meinem Forschungsprojekt, was ich daran so spannend finde. Es ging um Ausgrenzungserfahrungen. Da nahm ich dann Bezug auf meinen 'indischen' Vater. Die FreundInnen waren ganz überrascht. Einen 'indischen' Vater? So sehe ich gar nicht aus. Maximal 'Spanisch'.
Was nun? Bin ich so eindeutig anders oder nicht? Wer empfindet mich wann als anders? Wer nicht? Was passiert da? Und was hat das alles mit mir zu tun? Ein wahrlich spannendes Forschungsfeld.
Vor ein paar Tagen dann sass ich mit FreundInnen in einer Kneipe. Wir unterhielten uns über dies und über das. Ich erzählte von meinem Forschungsprojekt, was ich daran so spannend finde. Es ging um Ausgrenzungserfahrungen. Da nahm ich dann Bezug auf meinen 'indischen' Vater. Die FreundInnen waren ganz überrascht. Einen 'indischen' Vater? So sehe ich gar nicht aus. Maximal 'Spanisch'.
Was nun? Bin ich so eindeutig anders oder nicht? Wer empfindet mich wann als anders? Wer nicht? Was passiert da? Und was hat das alles mit mir zu tun? Ein wahrlich spannendes Forschungsfeld.
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Dienstag, 28. Februar 2006
Im Zoo
urmila, 19:20h
Kürzlich war ich blind essen. Eine interessante Erfahrung, wenn frau so gar nichts mehr sieht. Ich bin schon froh, dass ich nicht ständig im Dunkeln bin.
Irritiert hat mich aber vor dem Essen ein Gespräch in der Lounge. Aufgeregt waren die Gäste, ob der ungewöhnlichen Erfahrung, die vor ihnen stand. Besonders interessant schien zu sein, das 'Blinde' bedienen würden. Echte 'Blinde'. Je mehr ich zuhörte, desto mehr hatte ich das Gefühl, sie sprechen von einer exotischen Spezies. Nur dumm, dass sie beim Bedienen nicht bestaunt werden konnten. Es fehlte das Licht.
Irritiert hat mich aber vor dem Essen ein Gespräch in der Lounge. Aufgeregt waren die Gäste, ob der ungewöhnlichen Erfahrung, die vor ihnen stand. Besonders interessant schien zu sein, das 'Blinde' bedienen würden. Echte 'Blinde'. Je mehr ich zuhörte, desto mehr hatte ich das Gefühl, sie sprechen von einer exotischen Spezies. Nur dumm, dass sie beim Bedienen nicht bestaunt werden konnten. Es fehlte das Licht.
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