Montag, 7. November 2011
Ganz wie die Mutter
Am Freitag die Beerdigung eines Großonkels, heute ein 75. Geburtstag in der Stadt, in der ich aufgewachsen bin. Lauter Menschen, die mich zuletzt vor 10, 20 oder mehr Jahren gesehen haben. Mehrere sagen mir unabhängig voneinander: Eine Ähnlichkeit zum Vater, aber Du siehst vor allem aus wie Deine Mutter.

Ist ja jetzt auch nicht so überraschend, dass die Tochter der Mutter ähnelt. So bin ich etwas überrascht, dass die anderen überrascht wirken. Liegt es daran, dass mein Vater aus Indien stammt und ich nicht so ganz dominanzdeutsch aussehe?

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Donnerstag, 1. September 2011
Erste und zweite Generation im Gespräch
In der taz spricht die Schriftstellerin Hatice Akyün mit ihrem Vater über das Leben als Migrant_in.

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Donnerstag, 25. August 2011
Lasst die Blumen leben
In der ach so gefährlichen Wrangelstrasse wird vielsprachig darum gebeten, die Blumen leben zu lassen:

Vielsprachige Bitte in der Wrangelstrasse


Dabei fällt auf, dass kein türkischer Aufruf dabei ist. Entweder werden 'Türk_innen' nicht als Blumen-Vandal_innen wahrgenommen oder aber ihnen werden andere Sprachkenntnisse zugesprochen. Bei französisch-, englisch- und spanischsprechenden Menschen scheint es größere Bedenken zu geben.

Nachtrag 25.08.11: Eine Rückmeldung per Email zeigt mir, dass mein Beitrag nicht ganz verständlich war. Also nochmal anders formuliert:

Auch wenn viele meinen die 'Türk_innen' sein ein Problem - die Leute im Wrangelkiez wissen, dass die Probleme woanders herkommen. Die Leute, die dort wohnen, kümmern sich um ihren Kiez. Es sind vorallem die Tourist_innen und Partymachenden die sich über grundlegende Verhaltensregeln (nicht alles beschädigen, nicht überall hinpinkeln, Leute nachts schlaffen lassen, etc.) hinwegsetzen.

Das Schild des Fischladens ist ein schönes Symbol dafür.

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Sonntag, 1. Mai 2011
Anschlag auf Ausländer
Die taz schreibt in einem Artikel über einen Neoanziangriff im Schwäbischen:

"Anschlag auf "Ausländer", schrieben die Zeitungen. Das irritiert Ali Tecer. Zwar haben manche der Freunde einen türkischen oder italienischen Pass, aber er ist Deutscher, hier geboren, ging hier zur Schule, macht jetzt die Lehre zum Kfz-Mechatroniker beim BMW-Händler in Schorndorf, der nächstgrößeren Stadt. "Und dann sind wir immer noch die Ausländer." Neben ihm steht sein Vater, Duran Tecer, der vor 40 Jahren nach Deutschland kam, als Sohn eines Gastarbeiters bei Bauknecht."

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Montag, 11. April 2011
Bildungsfern
Die taz berlin berichtet über ein Projekt, dass "Jugendliche nichtdeutscher Herkunft" zu Pflegeassistent_innen ausbildet. Die Jugendlichen brauchen diese Unterstützung, weil sie durch rassistische Ausgrenzungen von Ausbildung fern gehalten werden.

""Viele haben schlechtere schulische Ergebnisse. Aber auch bei guten Ergebnissen erleben sie Benachteiligung bei der Ausbildungsplatzsuche", so Rüffers."

Zudem hält ein unsicherer Aufenthaltsstatus von Bildung fern:

"Lebensmitteltechnologie wollte er studieren, aber sein Aufenthaltsstatus verbot ihm die Aufnahme eines Studiums."

Die Ausbildung zu wenig qualifizierten und schlecht bezahlten Pflegeassistent_innen wird kulturalistisch begründet:

"Der Krankenhausbetreiber Vivantes als Ausbilder für Pflegeberufe habe sich als Kooperationspartner angeboten, weil "in dieser Branche die besonderen Kompetenzen von MitarbeiterInnen nichtdeutscher Herkunft erkannt und gebraucht werden", so Rüffer: "Die Zahl alter und pflegebedürftiger Menschen, auch Migranten, steigt enorm. Wer soll denn die Berliner künftig pflegen, wenn nicht sie?""

So schafft sich der Staat gut auszubeutende Arbeitskräfte, die schlechte Arbeitsbedingungen und niedrigen Lohn in Kauf nehmen müssen, und eine wichtige Versorgungslücke schliessen.

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Donnerstag, 7. April 2011
Vizekanzler aus Vietnam
Die taz stellt heute den zukünftigen FDP-Parteivorsitzenden und Vizekanzler Philip Rösler auf zwei Seiten vor. Die Autorin thematisiert dabei auch immer wieder die 'Herkunft' von Rösler (vgl. ältere Berichte). Sie geht davon aus, dass seine Migrationsgeschichte für ihn prägend sein muss, auch wenn er das Gegenteil behauptet:

"Und das alles soll keine Spuren hinterlassen haben? Es ist nicht leicht, mit Philipp Rösler über diese sehr privaten Dinge zu sprechen. Er, [...] wird wortkarg, wenn er sagen soll, inwiefern seine Kindheit, das Nichtwissen um die leiblichen Eltern und die Zerrissenheit der Ziehfamilie seinen persönlichen wie politischen Kompass geprägt haben. "Mir hat nie etwas gefehlt", sagt er bloß, "ich hatte nie das Gefühl, mir würde eine Mutter fehlen oder leibliche Eltern." [...]

Aber Konflikte? Vorwürfe gar, ihn, das Adoptivkind, aus seinem Kulturkreis herausgeholt und damit auch Diskriminierungen ausgesetzt zu haben? Ihn mit dem Wunsch, ein Kriegskind zu retten, zugleich um das Wissen um die eigene Identität gebracht zu haben? Hat es nicht gegeben, niemals, beteuert Philipp Rösler."


Auch andere schreiben Röslers Herkunft eine Rolle zu, so der "politische Ziehvater" Walter Hirche:

"Andererseits kam manches im Leben von Philipp Rösler früher als bei anderen. Vielleicht auch deswegen, weil der Ehrgeiz, zu bestehen, bei ihm die Zögerlichkeit überwog. Und das, vermutet Hirche, könnte auch mit seiner Herkunft zu tun haben: "Ich könnte mir vorstellen, dass seine extrem höfliche Art des Umgangs damit zusammenhängt, dass er einfach nicht den robusten Auftritt haben kann wie jemand, der ausschließlich hier aufgewachsen ist und sich nie die - möglicherweise auch verunsichernden - Fragen nach den Wurzeln stellen musste." "

Sein sozialer Vater wiederum thematisiert weniger die Herkunft als die Realität des als Anders wahrgenommen werden. Er begründet den Widerstand seines Sohnes gegen einen Lehrer, der für die Republikaner Stadtrat wurde, wie folgt:

"Es war das erste Mal, dass Philipp bewusst dachte, Mensch, du siehst ja auch anders aus. Wenn Typen wie dieser Lehrer Macht bekommen: was passiert dann eigentlich - mit dir?"

Hier wird - wenn auch nicht mit dem Begriff - die Realität des Rassismus in Deutschland angesprochen. Die sich auch im taz verboten widerspiegelt. verboten legitimiert mal wieder seine Rassismusreproduktionen damit, dass es sich von diesen distanziere. (Vgl. Rassismusreproduktionen zu 'Asiat_innen' in taz-Werbung).

Rösler derweil scheint strategisch mit den Zuschreibungen umzugehen:

"der in Reden gern mit seiner vietnamesischen Herkunft kokettiert, für Vergleiche stets asiatische Sprichwörter heranzieht und bei öffentlichen Auftritten keine Gelegenheit auslässt, scherzhaft darauf hinzuweisen, er komme "ein bisschen weiter aus dem Süden", nämlich aus Bückeburg"

Nachtrag 11.09.13: Zur Diskussion im taz hausblog, die ich nur überflogen habe und in der mein Blog zitiert wird: Ich finde es einen Unterschied, ob jemand auf eine angenommene Herkunft ferstgelegt wird oder ob jemand über Rassismuserfahrungen befragt wird. Letzteres finde ich durchaus sinnvoll.

Nachtrag etwas später: danger! bananas hat einen nachdenkenswerten Kommentar zum taz-Interview mit Rösler geschrieben.

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Samstag, 19. Februar 2011
Berlinale: Rotkohl und Blaukraut
Der Kurzfilm Rotkohl und Blaukraut von Anna Hepp zeigt das selbstverständliche Zusammenleben von Menschen im Ruhrpott, deren Eltern zum Teil aus der Türkei stammen.

Irritierend waren aber mal wieder ein paar Aussagen der Regisseurin. So erzählte sie, dass ihr die Idee zum Film gekommen ist, als sie ein Seminar zum Thema Glauben an der Kunst- und Medienhochschule Köln hatte. Glauben kommt in dem Film aber kaum vor, der scheint im Leben der zwei porträtierten Familien kaum eine Rolle zu spielen. Hat sie da 'Türk_innen' und Glaube gleichgesetzt? Irritierend auch ihre Begründung, warum sie die türkischen Gesprächspassagen nicht untertitelt hat. Sie meinte, dass wäre authentischer da die dominanz-deutschen Ehepartner_innen auch kein Türkisch verstünden.

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Dienstag, 15. Februar 2011
Berlinale: West is West


Ich war ja skeptisch gewesen. Häufig sind Nachfolgefilme schlechte Kopien des Originals. Da East is East aber ein wichtiger Film (für mich) war, wollte ich mir den Folgefilm West is West dann doch anschauen. Und es hat sich gelohnt. Sicher lässt sich einiges am Film kritisieren (so das Idealisieren des Verankertsein in zwei Kulturen und auch, dass es vorallem männliche Perspektiven - wie schon bei East is East - gab), aber es war ein unterhaltsamer Film mit politischer Dimension. Das wurde auch klar in der Diskussion danach, bei der die Produzentin klare politische Positionierungen gemacht hat. Und dafür gesorgt hat, dass der junge Schauspieler Aqib Khan gewürdigt wurde.

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Donnerstag, 4. November 2010
Alltäglicher Rassismus
In der taz heute ein Interview mit Nare Yesilyurt-Karakurt , die am Integrationsgipfel teilnimmt. Ein Interview das mal wieder die alltäglichen Rassismuserfahrungen von 'Anderen Deutschen' illustriert.

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Dienstag, 12. Oktober 2010
Desintegration
(Antimuslimischer) Rassismus ist nicht integrationsfördernd sondern das Gegenteil. Er macht den Geanderten klar, dass sie in Deutschland nicht als zugehörig angesehen werden. Dazu ein Zitat aus der taz:

"Zwischen Imbissbuden und Ständen, die türkische wie deutsche Fanartikel verkaufen, erzählt der Mittedreißiger Tan Ähnliches: "Leute wie wir haben uns vor zehn Jahren schon völlig als Deutsche gefühlt." Aber im Angesicht ausgrenzender Politik und Rhethorik, wie sie in letzter Zeit mehr und mehr zugenommen habe, sagten sich viele wie er selbst heute: "Dann bin ich lieber Türke." Unglaublich schade sei das, fügt er noch an. "

Nachtrag 17.10.10:: Mehr solche Stimmen in der taz:

"Ich bin überintegriert, lebe nicht als Moslem, spreche kaum Türkisch. Aber ich merke, dass die Debatte mich radikalisiert. Früher habe ich mich immer Deutscher genannt. Jetzt sage ich nur noch: Ich bin 100 Prozent Berliner."

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