Sonntag, 4. März 2007
Eingeborenenhintergrund
Es würde ja jetzt viel über Integration diskutiert, erzählte mir der in der Deutsch-Indischen-Gesellschaft Aktive über seine Mitarbeit in kommunalen Gesprächskreisen. Aber ein Wort gefalle ihm nicht, dass dort immer wieder benutzt würde: Migrationshintergrund. Das höre sich so negativ an. Es hieße ja auch nicht Eingeborenenhintergrund.

Einen besseren Begriff konnte ich ihm auch nicht anbieten (obwohl er das gerne wollte), denn es gibt keine richtigen, objektiven, unbelasteten Begriffe. Die von uns gewählten Begriffe sind immer kontextualisiert zu verstehen und tragen eine jeweils bestimmte Bedeutung. Die Begriffe, die ich benutze, erwachsen aus meiner Beschäftigung mit Rassismus(theorien). Das ist nicht die Welt meines Bekannten und meine Begriffe passen (zumindest zur Zeit) nicht zu seinem Denken und damit seinem Wortschatz.

Beeindruckt war ich aber, wie er in weitgehender Unkenntnis von Rassismustheorien und Kritischer Weißseinstheorie das Privileg des Unmarkiertseins benannt hat. Der Begriff Migrationshintergrund bezeichnet wieder nur die 'Anderen' und lässt die anderen, die implizite Norm, die 'Weißen' unbenannt. Natürlich würde keine von Eingeborenenhintergrund reden. Das ist selbstverständlich. Und würde zu sehr zeigen, dass Migrationshintergrund kein neutraler Begriff ist, sondern eine essentialisierende und ausgrenzende Kategorie schafft.

Und für die Integrationsdebatte brauchen wir genau diese scheinneutrale Differenzierungen zwischen 'uns' und den 'anderen'.

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