Montag, 7. Juni 2010
Reggae und Homophobie
Die taz hat Carolyn Cooper von der University of the West Indies zu Reggae und Homophobie interviewt. Das Interview ist schön differenziert, wenn auch sehr aus einer heteronormativen Perspektive. Vorallm weist Cooper Allmachtsphantasien von deutschen Politiker_innen zurück:

"Ich wüsste nicht, dass Volker Beck für die Schwulenbewegung auf Jamaika verantwortlich ist. In den 90ern wurde mit der Hilfe von Exil-Jamaikanern das "Jamaican Forum for Lesbians, All-Sexuals and Gays" (J-FLAG) gegründet."

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"Das Interview ist schön differenziert, wenn auch sehr aus einer heteronormativen Perspektive."
Das ist aber arg euphemistisch formuliert. Wenn ich sowas lese:

>>Hier werden reale Ängste gegenüber Homosexualität in eine Sprache übersetzt, die es den Menschen erlaubt, diese Ängste zu artikulieren, ohne tatsächlich gewalttätig zu werden.<<

und nachfolgend von der angeblich mit battyman tunes einhergehenden "Katharsis", da kommt mir doch die Galle hoch! Wie man homophobe Gewaltfantasien und -aufrufe doch verschwurbeln kann...

>>Das Problem mit Homophobie ist nicht so sehr die Angst vor gleichgeschlechtlichem Sex, sondern die Angst vor Menschen, die wir als "anders" wahrnehmen. Es geht um die Konstruktion von Gemeinschaft: Wer gehört dazu, wer ist ausgeschlossen? Aber ich kann verstehen, wenn Schwule meine Lesart nicht teilen und sagen, "battyman tunes" seien eine Bedrohung, wie es Volker Beck tut.<<

Ja sicher geht es bei Homophobie weniger um Sex als vielmehr um "Konstruktion von Gemeinschaft" (aka hetero-männlicher Identität) und Ausschluss der "anderen". Aber wie kommt Frau Cooper darauf, das sei deswegen weniger bedrohlich? Das Gegenteil ist der Fall.

Und die Sache, dass internationale Schwulenaktivisten Jamaikas "Image beschädigt" haben - nunja, das erinnert mich an irgendwelche ostdeutschen Bürgermeister, die nach einem Naziüberfall rumgreinen, der Ruf ihres Kaffs würde durch die Medienberichte ruiniert. Sowas kann ja manchmal auch ganz hilfreich sein...

Aber es ist auch nicht alles schlecht an dem Interview.

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Das ist schon richtig. Wenn ich sage, dass es eine sehr heteronormative Perspektive ist, dann ist das wohl zu wenig kritisch formuliert. Was mir an dem Artikel gefallen hat, ist dass er genauer hinschaut, als die meisten Artikel, die ich bisher gesehen habe, es tun. So kommt, zum Beispiel, die Frage von klassenspezifischer Homophobie mit rein.

Und die Kritik an den weißen Schwulen-Weltrettern wie Beck finde ich völlig berechtigt.

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