Donnerstag, 6. April 2023
Kostenlos Busfahren für Frauen*
Mural in der Lodi Colony: My life matters


Über die Metro habe ich schon verschiedentlich geschrieben. Eine Freundin in Delhi erzählte mir aber, dass sie lieber Busfahren würde. Etwas dass ich nicht mehr gemacht habe, seit dem ich als 20jährige in einem Bus in Delhi viel zu viele Hände an meinem Körper hatte. Da scheint sich aber einiges geändert zu haben. Insbesondere da seit ein paar Jahren Busfahren in Delhi kostenlos für Frauen* ist. Der Indian Express hatte vor kurzem einen Artikel darüber, was dies für Frauen* bedeutet. Es scheint ihre Mobilität entscheidend zu vergrößern. Denn die Metro ist zu teuer für viele und auch Busfahren war zu teuer. Jetzt wo es nichts mehr kostet, können sich Frauen* ganz anders in Delhi bewegen.

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Dienstag, 4. April 2023
Pathaan
Pathaan-Vorführung in ICAS:MP


Im Winter war der Bollywood-Film Pathaan ein viel diskutiertes Ereignis in Indien und in unserem Büro. Zuerst gab es eine Zensurdiskussion, dann wurde der Kinobesuch zu einer oppositionellen Handlung aufgewertet. Bei unserem Mittagessen wurde leidenschaftlich darüber diskutiert, ob der Film nun oppossitionell ist oder doch nur nationalistisch.

Ich bin nicht ins Kino gegangen, da ich nicht so auf Action Filme stehe und wenig verstanden hätte. Kurz vor Ende meines Indienaufenthaltes hat Prime Video Pathaan aber angeboten und ich hatte dank meines Handyvertrags ein Prime-Abo. Also haben wir noch einen Filmabend im Büro gemacht. Der war lustig. Unsere indische Kollegin hat die Politikbezüge und Interpretationen kommentiert. Der israelische Kollege hat die Verwandschaft zu Bond- und anderen Action-Filmen aufgezeigt. Ein deutscher Besucher hat sein Unverständnis ausgedrückt. Und ich habe mich daran gefreut, in dieser Runde den Film zu schauen. Und die obligatorischen Momos zu essen.

Mein Fazit: Pathaan ist sicher ein bedeutungsvoller Film angesichts der ganzen gesellschaftlichen Diskussionen und Handlungen rundum. Aber der Film ist halt ein nationalistischer Action-Film mit SRK. Nicht so mein Ding.

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Freitag, 31. März 2023
Wissenschaftliche Laufbahn
Agentur für Arbeit


Mein erster Weg nach Rückkehr nach Deutschland war heute ein Ausflug zu meinem Arbeitsamt, um mich zum 01.04.23 wieder arbeitslos zu melden. Das bin ich diesmal seit dem 01.10.21, mehrfach unterbrochen durch freiberufliche Tätigkeit, durch sechs Monate Gastprofessur in Klagenfurt und sechs Monate Fellowship in Delhi.

Den Anspruch auf Arbeitslosengeld habe ich mir erarbeitet durch 11 Semester Vertretungsprofessur am Institut für Europäische Ethnologie an der Humboldt-Uni (mit insgesamt drei Verträgen). Ein Jahr vorher hatte ich schon mal für ein Semester eine Vertretung am Institut. Ausserdem war ich im akademischen Jahr 2009/10 ein Jahr Vertretungsprofessorin am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien an der HU (zwei Verträge). Angefangen habe ich meine angestellte wissenschaftliche Karriere 2004 in Frankfurt (Oder), zwei 1/2 Jahre (mit zwei Verträgen).

Dazwischen hatte ich dann immer wieder Stipendien (insgesamt sechs), mal für drei Monate, mal für sechs. Und diverse Lehraufträge. Finanziert habe ich mich auch durch freiberufliche Tätigkeit. Und immer wenn ich Anspruch hatte, durch Arbeitslosengeld.

Jetzt habe ich wieder zwei Bewerbungen für Professuren und zwei für Fellowships laufen. Ich hätte mich gerne auch für eine wissenschaftliche Mitarbeitenden-Stelle beworben, die eine Lebenszeitstelle hätte sein können. Aber weil ich schon über dem Verbeamtungsalter bin, wurde mir klar gemacht, dass ich im Bewerbungsprozess keine Chance haben würde.

Ich lehre gerne, ich forsche und schreibe gerne. Gerne würde ich dafür auch bezahlt. Insbesondere in die Rentenkasse.

PS: Ich hatte auch schon mal einen unbefristeten Vertrag. Das war mein allererster bei der Diakonie Hagen, um die Freiwilligenzentrale aufzubauen.

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Dienstag, 28. März 2023
Autoputzen
Mann putzt Auto


Die allermeisten Autos, denen ich begegne, glänzen. Das ist kein Wunder den ständig sehe ich, wie Männer Autos putzen.

Meine These ist, dass die Fahrer die meiste Zeit des Tages nichts zu tun haben und daher viel Zeit dafür haben, ständig das Auto zu putzen. Was damit dann natürlich auch den Status der Autobesitzer_innen bestätigt.

Als ich das beim Lunch behauptet habe, bekam ich sofort Gegenrede von den indischen Autobesitzenden. Nein, das müsse so sein, denn die Autos würden so dreckig werden, daher wäre es wichtig, sie ständig zu putzen. Sonst könne mensch nicht mehr durch die Windschutzscheibe schauen.

Interessante, unterschiedliche Perspektiven. Ganz sicher werden die Autos hier schneller dreckig als in Deutschland. Aber dass der Dreck die Funktionalität so sehr einschränkt, dass täglich geputzt werden muss, glaube ich einfach nicht. Insbesondere nicht bei den Reifen:

Mann putzt Autoreifen


Aus Baden-Württemberg kommend dachte ich nicht, dass mensch mich beim Autoputzen noch überraschen kann.

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Montag, 27. März 2023
Amrita Sher-Gil
Amrita Shergill Marg


Am Samstag hatte uns eine Freundin zu einem feministischen Rundgang durch die National Gallery of Modern Art eingeladen. Ich spazierte hin, lange Zeit über die Amrita Shergil Marg, eine Straße die an den Lodi Gardens entlang läuft und weiter Richtung India Gate. Den Namen Amrita Shergil kannte ich durch Navina Sundaram, die deutsche Journalistin und Nichte von Amrita Sher-Gil.

Exkurs: Das ist eine gute Gelegenheit nochmal auf das tolle digitale Archiv der Arbeiten von Navina Sundaram hinzuweisen: Die Fünfte Wand. Am Wochenende wird die englische Version des Archivs in Delhi mit einigen Veranstaltungen eingeführt. Da bin ich leider schon wieder zurück in Berlin.

Aber zurück zu der Tante: In der National Gallery gab es viele Werke von Amrita Sher-Gil zu bewundern, ihr früher europäischer Stil (mit einem Raum voll Nudes) und ihr späterer indischer. Spannend und definitiv eine andere Darstellung von Frauen als bei den männlichen Malern. Ich habe mich dann mal etwas schlau gemacht bei Wikipedia und gemerkt das die englische und die deutsche Seite unterschiedliche, sich ergänzende Informationen haben. Bei der Recherche jetzt habe ich auch gesehen, dass Navina Sundaram einen Film über ihre Tante gemacht hat. Den muss ich noch sehen.

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Freitag, 24. März 2023
Countdown
Mangos, Ananas und Wassermelone


Der Countdown läuft. In einer Woche bin ich wieder in Berlin. Und so viele Termine und Verabredungen wie in den letzten sieben Tagen hatte ich die ganze Zeit nicht. Abschiednehmen ist gar nicht so einfach.

Und was jetzt auch unbedingt noch sein muss, ist Mangos essen. Es ist eigentlich noch die Saison dafür, aber die ersten werden verkauft. Und wenn mensch in der Saison nicht hier ist, muss sie halt vorher Mangos essen. Auch wenn sie noch nicht so toll schmecken ...

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Donnerstag, 23. März 2023
thoda thoda
Buch: Teach Yourselve Hindi


Mitter der 1990er habe ich zwei Semester Hindi an der Uni Kiel belegt. Das erste Semester war super. Ich hatte ein Gefühl für die Sprache und konnte einiges lernen. Im zweiten bin ich dann kaum noch hinterhergekommen. Postpositionen? Ich habe Wörter übersetzen können, aber keine Sätze verstanden.

Ich kann Begriffe rund um Familie und Essen, und verstehe ganz einfache Sätze. Damit gebe ich dann auch gerne mal an und antworte auf die Frage, ob ich Hindi kann mit '"thoda thoda" (wenig wenig).

Für mein Fellowship habe ich mein altes "Teach yourself Hindi"-Buch aus dem Regal gezogen und die dazugehörige Audiokassette digitalisiert. Seitdem begleitet mich das Buch bei meinem Indienaufenthalt. Im ersten Monat habe ich auch mal die erste Lektion angeschaut, ein paar Buchstaben geschrieben und dann das Buch nicht mehr angerührt. Sprachelernen ist nicht so mein Ding, zu anstrengend und so wenig Zeit ...

Zudem kommt mensch in Delhi auch sehr gut ohne Hindi bzw. mit "thoda thoda" durch. In den wenigen Momenten, in denen ich ohne Hindi nicht weiterkommen würde, findet sich meist jemensch, die übersetzen kann.

Ich kann absolut verstehen, wenn Migrant_innen sich schwertun die Sprache an ihrem Wohnort zu lernen. Auch wenn sie wissen, dass sie sich dann besser verständigen könnten.

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