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Mittwoch, 1. Februar 2023
Metro fahren
urmila, 07:36h
Eine der besten Sachen, die Delhi in den letzten 20 Jahren verändert hat, ist die Metro. Damit kommt mensch gut und sicher an viele Orte in der Stadt. Im Ladies Coach ist es auch meistens nicht überfüllt.
Wir Berliner Fellows fahren damit in der Regel zu unserem Kolloquium in den Norden der Stadt. Und schwärmen davon. Das hat Auswirkungen. Die junge Kollegin, die die Metro für zu voll gehalten hat, fährt jetzt auch meist nach dem Kolloquium mit der Metro nach hause. Eine andere indische Fellow hat sich auch von uns mitziehen lassen und ist zum erstenmal seit 15 Jahren wieder Metro gefahren. Und sie war begeistert, über die Sauberkeit und Nutzbarkeit. Dass wir zu Fuß zur Metro gehen, und das auch bei Dunkelheit, fand sie erst überraschend, hat sich aber dann darauf eingelassen. Abends hat sie sich dann vom Fahrer ihrer Familie von der Metrostation abholen lassen.
Dass die Verkehrsmittelwahl mit Klassenstatus zusammenhängt, ist auch in Deutschland nicht anders. Will mensch hier Mitglieder der Mittelklasse in die Metro holen, muss wohl aber noch mehr als in Deutschland Überzeugungsarbeit gemacht werden.
Und natürlich ist die Verkehrsmittelwahl auch gegendert. Frauen* sind hier weniger mobil als Männer*. Der öffentliche Raum gilt als unsicher und ist es teilweise auch. Wenn frau es sich da leisten kann, nimmt sie daher eher das Auto als die Metro. Um das zu ändern, müssen auch die Wege von und zur Metro sicherer werden.
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Montag, 30. Januar 2023
Kochen
urmila, 11:08h
Ich habe mir nun endlich auch indische Gewürze gekauft. Und ein Nudelholz. Und Atta, das lokale Mehl. So konnte ich nun auch beginnen, indisches Essen zu kochen. Das Weißkohlgericht habe ich schon unzählige Male in Deutschland gekocht. Chapatis habe ich aber (fast) erstmalig versucht. Und sie waren essbar! wenn auch noch verbeserungsfähig.
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Freitag, 27. Januar 2023
Affen
urmila, 13:29h
Die deutsche Kollegin ist ganz begeistert von den Affen, setzt sich in den Park, um sie zu beobachten, und möchte sie am liebsten auch mit Leckereien versorgen.
Die indische Kollegin reagiert eher negativ auf den Affen, der vor dem Bürofenster rumturnt. Affen sind in ihre Wohnung eingedrungen, haben den Kühlschrank gefunden, das Obst gegessen und die Reste rumgeworfen. Und sie hat gehört, dass sie randalieren, wenn sie nichts Leckeres finden. Ausserdem müssen Wassertanks gut verriegelt werden, damit die Affen nicht dort trinken und baden.
Die Tiere scheinen ziemlich clever zu sein. Zu clever für eine gute Ko-Existenz mit den Menschen. Daher gehen wohl die Angestellten bei mir im Haus auch immer wieder auf Affen-Verscheuch-Tour.
Ach ja, aggressiv können sie auch werden. Als Fünfjährige musste ein Cousin mich mal vor Affen retten, die mir den Rückweg ins Haus versperrt hatten.
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Donnerstag, 26. Januar 2023
Republic Day
urmila, 16:59h
Heute war der indische Republic Day, der an die Inkraftsetzung der indischen Verfassung vor 74 Jahren erinnert. Eigentlich etwas sehr Republikanisches. Aber auch schon immer sehr Militaristisch, denn zentral ist eine Parade der Armee. Und natürlich nutzen die Hindu-Nationalist_innen das Ganze für ihre Zwecke. So gibt es zum Beispiel jedes Jahr als Ehrengast einen ausländischen Regierungschef. Eine meiner Kolleg_innen hatte im Vorfeld gefragt, welcher Faschist denn wohl dieses Jahr eingeladen wird. Es war dann der ägyptische Regierungschef.
Hingehen wollte ich nicht, und weiss auch nicht, ob ich ein Ticket bekommen hätte (1976 hatten wir eines, ich erinnere mich aber nicht mehr). Ich habe mir allerdings einen Teil der Live-Übertragung angeschaut. Eingeschaltet habe ich als die Motorradartisten (ich vermute das Gender ist richtig) an der Tribüne vorbei gefahren sind. Dann war die Luftwaffe dran. Schon seit Tagen sind die Militärflugzeuge über Delhi gedonnert, um für heute zu üben. Dann war es aber heute sehr wolkig und neblig. Sie waren kaum zu sehen, wie auch auf dem Bildschirm deutlich wurde. Gehört habe ich sie auch zu hause.
Nachtrag 27.01.23: Hier noch Berichterstattung aus dem Indian Express: India exhibits military might, cultural diversity during parade und Egyptian Army contingent, 23 tableaux, fly-past through misty skies.
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Mittwoch, 25. Januar 2023
Shah Rukh Khan
urmila, 09:49h
Bis jetzt habe ich den Bollywood-Star Shah Rukh Khan vor allem für einen mässig begabten Schauspieler gehalten, der nur zwei Gesichtsausdrücke hat, bei denen er immer wie er selbst aussieht. Und habe mich gewundert, dass er auch mit über 50 Jahren immer noch den jugendlichen Held spielt.
Vielleicht muss ich meine Haltung zu SRK aber doch noch überdenken. Seit ich hierbin bekomme ich immer wieder mit, wie er zur beliebten Zielfigur der Hindu-Nationalist_innen wird, z.B. gerade wegen seines neuen Films "Pathaan" (siehe Indian Express). Und bekomme auch mit, dass er seine Bekanntheit auch nutzt, um Position zu beziehen.
"Pathaan" reizt mich ja eigentlich so gar nicht. Nationalistischer Action-Film. Aber vielleicht schaue ich ihn mir doch an.
Nachtrag 26.01.23: Gestern ist "Pathaan" angelaufen und war wohl ein voller Erfolg (siehe Scroll.in). Vinzenz Hediger hat in seinem Kolloquiumsvortrag gestern vorhergesagt, dass es einer der bedeutendsten SRK-Filme sein wird. Der massive Ticketverkauf wird als Zeichen der Opposition zur Regierung angesehen.
Hindu-Nationalist_innen stören daher auch Vorführungen, wie z.B. gestern in Faridabad.
Und dass SRK eine Person mit Haltung ist, war wohl den meisten anderen Interessierten und Informierten schon klar. Nur mir noch nicht.
Nachtrag 01.02.23: Eines der Hauptdiskussionsthemen ist zur Zeit "Pathaan". Wie ist der Nationalismus des Filmes einzuschätzen? Ist es ein inklusiver oder nicht? etc.
Auf Scroll.in gibt es einen Artikel, der versucht die politischen Folgen abzuschätzen.
Vielleicht muss ich meine Haltung zu SRK aber doch noch überdenken. Seit ich hierbin bekomme ich immer wieder mit, wie er zur beliebten Zielfigur der Hindu-Nationalist_innen wird, z.B. gerade wegen seines neuen Films "Pathaan" (siehe Indian Express). Und bekomme auch mit, dass er seine Bekanntheit auch nutzt, um Position zu beziehen.
"Pathaan" reizt mich ja eigentlich so gar nicht. Nationalistischer Action-Film. Aber vielleicht schaue ich ihn mir doch an.
Nachtrag 26.01.23: Gestern ist "Pathaan" angelaufen und war wohl ein voller Erfolg (siehe Scroll.in). Vinzenz Hediger hat in seinem Kolloquiumsvortrag gestern vorhergesagt, dass es einer der bedeutendsten SRK-Filme sein wird. Der massive Ticketverkauf wird als Zeichen der Opposition zur Regierung angesehen.
Hindu-Nationalist_innen stören daher auch Vorführungen, wie z.B. gestern in Faridabad.
Und dass SRK eine Person mit Haltung ist, war wohl den meisten anderen Interessierten und Informierten schon klar. Nur mir noch nicht.
Nachtrag 01.02.23: Eines der Hauptdiskussionsthemen ist zur Zeit "Pathaan". Wie ist der Nationalismus des Filmes einzuschätzen? Ist es ein inklusiver oder nicht? etc.
Auf Scroll.in gibt es einen Artikel, der versucht die politischen Folgen abzuschätzen.
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Dienstag, 24. Januar 2023
Freizeitstress
urmila, 08:35h
Nachdem ich die ersten Monate in Delhi fast nichts gemacht habe, ausser zur Arbeit zu gehen. Und für die Kolloquien in den Norden Delhis zu fahren. Hat sich das jetzt sehr geändert. Ich bin froh, wenn ich mal in Ruhe einen Abend oder am Wochenende einen Tag zu hause verbringen kann. Denn:
Wir gehen zusammen zu Filmvorführungen im India Habitat Centre (vom Institut Francais) oder im Max Müller Bhavan.
Nach den Filmen gehen wir Essen oder vorher zum Sundowner auf eine Dachterasse. Ich treffe mich mit Freund_innen und Kolleg_innen zum Spaziergehen oder Kaffee.
Und ich verbringe Zeit mit meiner Familie.
Ich scheine in Delhi mehr angekommen zu sein. Die Zeit der anfänglichen (Selbst-)Isolation (mit der damit verbundenenen Ruhe) ist vorbei.
Wir gehen zusammen zu Filmvorführungen im India Habitat Centre (vom Institut Francais) oder im Max Müller Bhavan.
Nach den Filmen gehen wir Essen oder vorher zum Sundowner auf eine Dachterasse. Ich treffe mich mit Freund_innen und Kolleg_innen zum Spaziergehen oder Kaffee.
Und ich verbringe Zeit mit meiner Familie.
Ich scheine in Delhi mehr angekommen zu sein. Die Zeit der anfänglichen (Selbst-)Isolation (mit der damit verbundenenen Ruhe) ist vorbei.
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Sonntag, 22. Januar 2023
Zensur
urmila, 17:26h
Die BBC hat einen Dokumentarfilm über die Rolle des jetzigen indischen Premierministers Modi bei den Pogromen in Gujarat im Jahr 2002 veröffentlicht (kann nur in Großbritannien angeschaut werden und nicht mit VPN). Die Inhalte sind - soweit ich das überblicken kann - nichts Neues, sondern schon seit Jahren bekannt und publiziert. Trotzdem geht die indische Regierung massiv dagegen vor (siehe z.B. Berichterstattung im Indian Express), bringt Twitter und Youtube dazu Verweise darauf zu entfernen, hetzt gegen den Film, unter anderem in dem sie ihm vorwirft, kolonial zu sein.
Unabhängig von der Zensur, oder wahrscheinlich eher wegen der Zensur haben alle mit denen ich bisher darüber gesprochen habe, den Film schon gesehen (okay, ich habe erst mit zweien darüber gesprochen).
Nachtrag: Nach weiteren Gesprächen kann ich jetzt sagen, dass noch nicht alle ihn gesehen haben, aber durchaus einige wissen, wie sie ihn sehen könnten. Und das es Angst gibt, öffentlich darüber zu sprechen und den Film runterzuladen. Sie haben Angst, dass es Folgen haben könnte. Das ist das erstemal, dass ich sowas erlebe. Die Kollegin mit DDR-Erfahrung wiederum fühlt sich erinnert. Und das alles für Inhalte, die bereits alle bekannt und veröffentlicht sind.
Nachtrag 24.01.23: Alternative Quellen wie das Internet Archive haben den Film auch runtergenommen The Hindu berichtet. Sehen wollen ihn jetzt auf jeden Fall alle.
Nachtrag 27.01.23: An verschiedenen Universitäten versuchen Studierendenvertretungen den Dokumentarfilm zu zeigen und werden von Universitätsleitungen und der BJP-Studierendenvertretung dabei gestört. Zum Beispiel in der JNU.
Nachtrag 01.02.23: Die taz berichtet jetzt auch. Und The Wire findet die BBC Dokumentation schlecht gemacht. Sie könnte kritischer sein. Scroll.in weist darauf hin, dass die EU einen Bericht zu den Pogromen in Gujarat 2002 nicht veröffentlicht.
Unabhängig von der Zensur, oder wahrscheinlich eher wegen der Zensur haben alle mit denen ich bisher darüber gesprochen habe, den Film schon gesehen (okay, ich habe erst mit zweien darüber gesprochen).
Nachtrag: Nach weiteren Gesprächen kann ich jetzt sagen, dass noch nicht alle ihn gesehen haben, aber durchaus einige wissen, wie sie ihn sehen könnten. Und das es Angst gibt, öffentlich darüber zu sprechen und den Film runterzuladen. Sie haben Angst, dass es Folgen haben könnte. Das ist das erstemal, dass ich sowas erlebe. Die Kollegin mit DDR-Erfahrung wiederum fühlt sich erinnert. Und das alles für Inhalte, die bereits alle bekannt und veröffentlicht sind.
Nachtrag 24.01.23: Alternative Quellen wie das Internet Archive haben den Film auch runtergenommen The Hindu berichtet. Sehen wollen ihn jetzt auf jeden Fall alle.
Nachtrag 27.01.23: An verschiedenen Universitäten versuchen Studierendenvertretungen den Dokumentarfilm zu zeigen und werden von Universitätsleitungen und der BJP-Studierendenvertretung dabei gestört. Zum Beispiel in der JNU.
Nachtrag 01.02.23: Die taz berichtet jetzt auch. Und The Wire findet die BBC Dokumentation schlecht gemacht. Sie könnte kritischer sein. Scroll.in weist darauf hin, dass die EU einen Bericht zu den Pogromen in Gujarat 2002 nicht veröffentlicht.
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