Dienstag, 6. Oktober 2020
Onlinevortrag zum Thema “Intersektionalität in der Gleichstellungsarbeit”
Intersektionalität in der Gleichstellungsarbeit - Chancen und Herausforderungen
19. Oktober 2020, 16:00 bis 18:00 Uhr, online
Referentin: Prof.i n Dr.in Urmila Goel

Inhalt
Diskriminierungen sind vielfältig. Sie stehen nicht einfach nebeneinander, sondern sind miteinander verflochten, bedingen sich gegenseitig und produzieren ambivalente Positionierungen. Diese Verflechtungen von verschiedenen Diskriminierungsformen wie Sexismus, Rassismus, Klassismus oder Ableismus wird mit dem Begriff Intersektionalität analytisch gefasst. Für
Gleichstellungsbeauftrage stellt Intersektionalität sowohl Chancen als auch Herausforderungen dar. Im Vortrag mit anschließender Diskussion wird das analytische Konzept der Intersektionalität vorgestellt sowie verbundene Fachbegriffe erläutert, um sie auf die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten beziehen zu können. Die Vortragende wird auf Fragen aus der Praxis eingehen.

Verbindliche Anmeldung über das Thüringer Kompetenznetzwerk Gleichstellung: kontakt@tkg-info.de

>> weitere Informationen

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Donnerstag, 13. August 2020
Dekoloniales Flanieren. Mit Anton Wilhelm Arno durch die Berliner Möhrenstraße
Freitag, 21.8.2020, 17:00-19:00 Uhr
Treffpunkt: U-Bahnstation Möhrenstrasse (Berlin)

Wir stellen uns vor: Was würde der afrodeutsche Aufklärungsphilosoph Anton Wilhelm Arno wahrnehmen, wenn er heute mit uns auf der M*Straße unterwegs wäre? Was würde ihm auffallen, welche kritischen Überlegungen würde er anstellen, welche zeitgenössischen Denker*innen und Projekte würden ihn interessieren?
Die Nachbarschaftsinitiative Anton Wilhelm ArnoStraße
lädt zu diesem öffentlichen Spaziergang ein. Gemeinsam mit afrodiasporischen, post- und
dekolonialen Vereinen, Verbänden und Aktivist*innen engagiert sich die Initiative für die Umbenennung der Straße und für die Einrichtung einer postkolonialen Erinnerungs- und Zukunftswerkstatt.

Zum Programm.

Veranstaltungsankündigung

Nachtrag 18.08.20: Es gibt jetzt FAQ zur Umbenennung.

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Mittwoch, 22. Juli 2020
"Das Rad kostet 3000 €!
Fussweg neben Pflasterstrasse


Ganz in unserer Nähe kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Radfahrenden und Zufußgehenden. Die Straße ist übles Kopfsteinpflaster. Der Fußweg ist eng. Sehr viele Radfahrende meinen trotzdem nicht nur einfach über den Fußweg fahren zu dürfen, sondern auch dass die Fußgänger_innen ihnen Platz machen müssen. Als Fußgängerin finde ich das eine Zumutung. Wenn ich da lang gehe (was häufig geschieht), versuche ich über das holprige Pflaster auf der anderen Straßenseite zu laufen oder zwischen den Radasbstellanlagen, nur um nicht umgefahren zu werden. Und wenn ich doch auf dem Fußweg bin, dann gehe ich in der Regel nicht einfach aus dem Weg. Und bekomme dafür dann schon mal Ärger.

Heute war ich nicht auf dem Fußweg, sondern mit dem Rad auf der Straße. Da fahre ich in der Regel, auch wenn das mit aufgepumpten Reifen eine ganz schöne Zumutung ist. Rüttel-Massage.

Ich konnte beobachten, wie mal wieder ein Radfahrer mit zu hoher Geschwindigkeit auf den Fußweg fuhr und viel zu nah an zwei Fußgängern vorbei wollte (hier jeweils kein generisches Maskulinum, das wird noch wichtig). Die fanden das nicht witzig und haben dem Radfahrer den Weg versperrt. Ich bin derweil weitergefahren und erst zurückgekommen, als die sich angeschrieen haben.

Der Radfahrer brüllte immer wieder, dass sein Rad 3000 € gekostet hat und was den Fußgängern einfalle, gegen das Rad zu treten. (Das habe ich nicht beobachtet, kann aber gut sein.) Der Typ schrie die ganze Zeit auf die ein, ziemlich aggressiv, kam ihnen auch nah (kein Corona-Abstand). Wiederholte immer wieder wie teuer sein Rad sei. Und dass sie sich das nicht leisten könnten. Und dass er auf der Straße nicht fahren könne wegen des Pflasters. Und dass er nicht für ein paar Meter absteigen könne. Und was sie sich erlauben, gegen sein Rad zu treten. Und immer so weiter. Er hat immer wieder versucht, sie zu beleidigen (nicht genug Geld, alkoholisiert, etc.). Die beiden Fußgänger hielten ein bisschen dagegen, waren dabei aber überraschend ruhig. Am Anfang hatte ich nocht gedacht, gleich prügeln sie sich.

Und während das weiter lief, da fuhren immer wieder Radfahrende dazwischen durch, als ob es ein Radweg wäre und sie sich um nichts kümmern müssten. Die versuchte der Radfahrer, dann immer auf seine Seite zu ziehen. Brüllte dabei aber ein bisschen zu aggressiv.

In seiner Wut steigerte sich der Radfahrer immer mehr, bis er den Fußgänger dann vorwarf, sie hätten gegen sein Rad getreten, weil sie so deutsch seien und er nicht. Und sie, die Deutschen, sich nicht so ein teures Rad nicht leisten könnten und meinten, dass er sich das nicht leisten dürfte. Und dass sie wegen ihrer politischen Einstellung gegen das Rad getreten haben. Und ja, natürlich kann es sein, dass die beiden auch rassistisch sind. Und ja, wahrscheinlich macht der Radfahrer regelmäßig Rassismuerfahrungen. Aber in der Situation habe ich keine Anzeichen für Rassismus wahrgenommen. Wenn ich diejenige gewesen wäre, die er auf dem Fußweg fast umgefahren hätte, dann hätte ich ihm auch den Weg versperrt und geschimpft. Dann wäre mir wahrscheinlich aufgefallen, dass er schwarz ist und ich hätte überlegt, ob ich deswegen weniger schimpfen sollte.

Vorallem aber habe ich einen recht privilegierten Mann gesehen, der seine Männlichkeit aggressiv auslebt. Einen Typ, dem sein teures Rad wichtiger ist als alles andere, dem die anderen aus dem Weg zu springen haben, weil er so toll ist. Davon gibt es in der Gegend viele (wozu ich schon geschrieben habe).

Schliesslich kam dann die gerufene Polizei, weil der Radfahrer der Meinung war, dass sein Rad beschädigt sei. Als er den Polizist_innen aber gezeigt hat, wie er (angeblich) gefahren ist, war nichts von einer Acht oder so zu sehen. Aber mittlerweile hatte er seine Argumentation vom beschädigten Rad gewandelt zum rassistischen Übergriff gegen ihn.

Als Rassismus- und Intersektionalitätsforscherin ein spannendes Zusammenkommen unterschiedlicher Machtverhältnisse, die ein komplexe und ambivalente Situation hervorrufen. In der direkten Konfrontation aber vorallem agressive Mittelklasse-Männlichkeit, die bedrohlich ist.

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Freitag, 29. Mai 2020
Rassismus in der DDR
"Schwarze Schwester Angela" - Die Solidaritätskampagne für Angela Davis in der DDR-Frauenzeitschrift Für Dich zwischen Identifikation mit antirassistischen Kämpfen und Leugnung von Rassismus in der DDR von Ilanga Mwaungulu

In der DDR war Rassismus weit verbreitet: Er durchzog alle gesellschaftlichen Bereiche, wirkte auf struktureller, ideologischer und individueller Ebene und äußerte sich in den unterschiedlichen Arbeits- und Lebensbedingungen von Migrant*innen und dominanzdeutschen, in Bildern vom 'Eigenen' und vom 'Anderen' sowie in verbaler und physischer Gewalt gegen Schwarze und PoC. Gleichzeitig sah sich die DDR als antirassistische Gesellschaft. Auf der einen Seite war das eine Behauptung, Medien, Politik und viele Bürger*innen leugneten den Rassismus in der DDR. Auf der anderen Seite gab es auch eine
tatsächliche antirassistische Praxis: staatliche Institutionen und ein großer Teil der Bevölkerung unterstützten antikoloniale und antirassistische Kämpfe in anderen Ländern. Besonders die Solidaritätskampagne mit der US-amerikanischen Kommunistin, Antirassistin und Feministin Angela Davis hatte ein enormes Identifikationspotential. Die Arbeit untersucht das Verhältnis von ‚Internationaler Solidarität‘ und Rassismus anhand der
Solidaritätskampagne für Angela Davis in der DDR-Frauenzeitschrift Für Dich. Darin wurde Rassismus in der DDR geleugnet und das antirassistische Selbstbild bestärkt. Es finden sich aber auch Anknüpfungspunkte für eine kritische Thematisierung von Rassismus in der
DDR.

Jetzt online.

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Sonntag, 17. Mai 2020
(Nicht) Studieren mit Kindern
"Meine familiere Situation (drei Kinder im Haushalt) lässt mich in dieser neuen Situation (Corona) nicht wie von mir gewünscht an Seminaren so teilnehmen, wie ich es von mir erwarte."

So meldete sich ein Studierender von einem meiner Seminare ab. Und er ist nicht der einzige. Unter denen, die Seminare abgebrochen haben, sind etliche, die sich um Kinder kümmern müssen. Meist müssen sie auch noch arbeiten. Da bleibt nicht viel Zeit zum Studium.

Und die, die es irgendwie hinbekommen, die können sich weniger beteiligen, sind weniger präsent in asynchronen und synchronen Besprechungen, haben größere Schwierigkeiten, Aufgaben zu erfüllen. Die Schere zwischen ihnen und anderen Studierenden geht zunehmend auf.

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Freitag, 8. Mai 2020
Kritierien der Lockerung
Die Büropflanze hat die Kontaktsperre nicht überlebt.


Gerade scheint ein Lockerungs-Wettbewerb angelaufen zu sein. Die Kritieren scheinen mir dabei nicht vom Infektionsrisiko abzuhängen. So berichtet der RBB, zum Beispiel, für Berlin:

"Sonnenstudios und Solarien dürfen ab dem Samstag, 9. Mai geöffnet werden, ebenso wie körpernahe Dienstleistungen wie Kosmetikstudios, Massagepraxen, Tattoo-Studios und ähnliche Betriebe."

und

"Lockerungen gibt es auch an den Hochschulen. Ab dem Montag, 11. Mai könne der Forschungsbetrieb auf dem Campus unter Auflagen wieder geöffnet werden, so die Senatskanzlei. Auch bestimmte Arbeiten in der Verwaltung könnten wieder zugelassen werden. Voraussetzung sei, dass Hygienevorkehrungen getroffen und Menschenansammlungen vermieden werden. Allerdings bleiben die Hochschulen für die Präsenzlehre und den Publikumsverkehr weiterhin geschlossen."

Da verstehe ich die Kriterien so gar nicht. Es ist nicht so, dass ich unbedingt wieder in mein Büro an der Uni will oder das Sekretariat unbedingt öffnen will. Sprechstunden kann ich auch digital machen. Und Präsenz-Lehrveranstaltungen will ich zur Zeit gar nicht halten. Aber warum ist es gefährlicher, wenn ich alleine in meinem Büro am Institut sitze und nur selten mal jemanden auf dem Flur treffe oder das Sekretariat im Büro arbeiten kann und vielleicht mal von einer Studierenden ein Formular übernimmt als jemanden zu massieren, ein Tatoo zu stechen oder die Nägel zu machen? Mit Risiko kann das nichts zu tun haben. Das müssen rein wirtschaftliche Überlegungen sein. Oder übersehe ich da was?

Und was passiert, wenn wir dann wieder alles schliessen müssen, weil die Lockerungen zu früh waren?

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Montag, 4. Mai 2020
Radfahren, Abstand und Schimpfworte
Sauer werde ich am ehesten beim Radfahren. Wenn mir die Vorfahrt genommen wird, wenn zu eng überholt wird, wenn ich sonstwie gefährdet werde. Um meine Angst, meine Wut, meinen Ärger dann zu artikulieren, brülle ich schon einmal ein Schimpfwort den Agressor_innen (meist ohne _inn) hinterher oder zeige den Stinkefinger. Was anderes bleibt mir meist nicht über, um mich zu äußern. Für eine gepflegte Diskussion über Verkehrsmanieren ist meist nicht die Zeit und Gelegenheit.

Meine Erfahrung dabei ist, dass die meisten es nicht besonders schlimm finden, dass sie gerade meine Gesundheit gefährdet haben. Dass sie beleidigt worden, finden sie hingegen ziemlich schlimm und verlangen von mir Genugtuung.

Heute war es besonders krass: In ungefähr 30 cm Entfernung rast ein Radfahrer rechts an mir vorbei. Ich brüll ihm ein Schimpfwort hinterher. Er bleibt in 10 Meter Entfernung stehen und verlangt eine Entschuldigung. Ich begründe mein Schimpfwort mit fehlenden Abstand und rechts überholen. Ich fahre weiter und denke schon, es ist glimpflich ausgegangen. Dann stellt er mich, als ich die Haustür aufschliessen will. Stellt sich auf die andere Seite meines Rads, so ca. 80 cm von mir auf und brüllt mich an. Ich brüll ihn an, dass er 2 Meter Abstand halten soll. Dann reist er mein Baguette aus dem Einkaufskorb, schmeisst es auf die Straße und fährt davon.

Ja, ich weiss, dass Schimpfworte/Stinkefinger den Straftatsbestand der Beliedigung erfüllen. Gerne würde ich meine Gefährdung nicht so sanktionieren. Aber ich mag auch nicht alles einfach so einstecken und ruhig bleiben. In Zeiten von Corona werden solche Übergriffe noch beängstigender.

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