Mittwoch, 29. November 2017
Vortrag: Rassismus in der DDR
Wir laden herzlich ein zum Vortrag

"'Internationale Solidarität' und Rassismus in der DDR - Die Solidaritätskampagne für Angela Davis"

am Mittwoch den 13. Dezember 2017 um 18.00 Uhr am Institut für Europäische Ethnologie, Möhrenstr. 40/41, Raum 212.

Ilanga Mwaungulu wird die Ergebnisse ihrer Masterarbeit, die sie im Rahmen des MA Gender Studies an der HU geschrieben hat, vorstellen. Am Beispiel der Berichterstattung zur Solidaritätskampagne für Angela Davis in der Zeitschrift "Für Dich" hat sie herausgearbeitet wie das Ideal der Internationalen Solidarität mit alltäglichem Rassismus in der DDR einhergehen konnte. Sie schreibt dazu:

"In der DDR war Rassismus weit verbreitet: Er durchzog alle gesellschaftlichen Bereiche, wirkte auf struktureller, ideologischer und individueller Ebene und äußerte sich in unterschiedlichen Arbeits- und Lebensbedingungen von Migrant*innen und Dominanzdeutschen, in Bildern vom ' Eigenen' und vom 'Anderen' sowie in verbaler und physischer Gewalt gegen Schwarze und PoC. Gleichzeitig sah sich die DDR als antirassistische Gesellschaft. Auf der einen Seite leugneten Medien, Politik und viele Bürger*innen den Rassismus in der DDR, auf der anderen Seite unterstützten staatliche Institutionen und ein großer Teil der Bevölkerung antikoloniale und antirassistische Kämpfe in anderen Ländern. Besonders die Solidaritätskampagne mit der us-amerikanischen Kommunistin, Antirassistin und Feministin Angela Davis hatte ein enormes Identifikationspotential.

Aus diesen Gleichzeitigkeiten ergeben sich Fragen wie:

Wie wurde Rassismus in dieser Kampagne verhandelt?
Wie wurde Rassismus in der DDR darin geleugnet und das antirassistische Selbstbild bestärkt?
Wo finden sich aber auch Anknüpfungspunkte für eine kritische Thematisierung von Rassismus in der DDR?

Basierend auf Untersuchungen der Solidaritätskampagne in der DDR-Frauenzeitschrift "Für Dich" möchte ich im Vortrag diesen Fragen nachgehen."

Ilanga Mwaunglu hat am Institut für Europäische Ethnologie ihren Bachelor gemacht und schliesst gerade ihren Master in Gender Studies ab. Ihre Masterarbeit "'Schwarze Schwester Angela' Die Solidaritätskampagne für Angela Davis in der DDR-Frauenzeitschift Für Dich zwischen Identitifkation mit antirassistischen Kämpfen und Leugnung von Rassismus in der DDR" ist Grundlage für diesen Vortrag.

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Mittwoch, 8. November 2017
Vortrag: Ossifizierung – von Kindsmörderinnen und Rechtspopulisten
Nächsten Dienstag (14.11.17) von 16.00 bis 18.00 am Institut für Europäische Ethnologie, Möhrenstr. 41, Berlin:

Ossifizierung – von Kindsmörderinnen und Rechtspopulisten

Kathleen Heft (FU Berlin)

Das Konzept Ossifizierung verweist auf die diskursive Herstellung des Ostdeutschen als Anderes des Westdeutschen und auf die damit einhergehende Ko-Konstruktion des Westens als Norm und Normalität. In meinem Vortrag stelle ich meine diskursanalytische Forschung zu medial-öffentlichen Diskursen über Kindsmörderinnen vor und zeige auf, wie diese in den 2000er Jahren in deutschsprachigen Medien als Phänomen und Problem Ostdeutschlands gedeutet und analysiert wurden. Zur theoretischen Einbettung meiner Ergebnisse greife ich auf Erkenntnisse der postkolonialen Diskurstheorie zurück. Mit Edward Saids Orientalismus-Konzept – und dessen vielfältigen Adaptionen für den osteuropäischen Kontext – argumentiere ich dafür, Ostdeutschland auch als diskursiv hervorgebrachtes Gegenstück Westdeutschlands zu verstehen. Dabei werde ich auf die Risiken und Grenzen einer Adaption postkolonialer Theorie für den deutschen Kontext zu sprechen kommen. Abschließend lade ich dazu ein, mit mir eine tentative Analyse ossifizierender Darstellungen und Deutungen von Rechtspopulismus und Rassismus als ostdeutschem Sonderphänomen zu versuchen.

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Samstag, 4. November 2017
Konferenz: Antidiskriminierung und Gleichstellung in Bildungskontexten
Gerade sind viele Veranstaltungen. Nächste Woche (neben des spannenden Vortrags von Christina Schwenkel am Dienstag) ist auch eine mehrtägige Konferenz in Erfurt zum Thema "Konferenz: Welche Theorie? Welche Praxis? Antidiskriminierung und Gleichstellung in Bildungskontexten". Am Mittwoch bin ich auch mit dabei und halte einen Vortrag zu Intersektionalität in der Bildungsarbeit.

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Mittwoch, 1. November 2017
Vortrag: Knowledge Transfers and the Training of Vietnamese Students in East Germany
Am 7.11.17 trägt Christina Schwenkel im Institutkolloquium des Berliner Instituts für Europäische Ethnologie „Wissen schaffen über und durch das Andere - Reflexionen zur Differenzlinie West/Ost in Deutschland“ vor:

Producing ‘Other’ Experts: Knowledge Transfers and the Training of
Vietnamese Students in East Germany


While there is a growing body of literature on Vietnamese “Vertragsarbeiter” in East Germany and the formation of an unintended diaspora after “die Wende,” much less attention has been paid to the training of Vietnamese students and the formation of an “other” culture of expertise. This talk draws on fieldwork in Hanoi, Halle, and Berlin to explore the relationship between scientific training and socialist nation building through an examination of global technology transfers to assist with revolutions unfolding in the Global South. Focusing on the College of Industrial Design in Halle (Burg Giebichenstein), I show how design pedagogy was essential to Cold War cultural strategies of containing capitalism and building global socialism in Vietnam under the guise of “international solidarity.” At the same time, training to assist the beneficiary-Other with the creation of a new knowledge economy led to the creation of a body of knowledge about the Other in East Germany.

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Sonntag, 29. Oktober 2017
Tagung: Migration und Männlichkeit(en) in Leipzig
Am Samstag, den 18.11.17 findet in Leipzig die Tagung "Migration und Männlichkeit(en) – Aktuelle Debatten der Kritischen Intersektionalen Männlichkeitsforschung" statt. Ich bin dabei mit einem einführenden Votrag zu "Migration aus intersektionaler und postkolonialer Perspektive".

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Freitag, 13. Oktober 2017
Wissen schaffen über und durch das Andere - Reflexionen zur Differenzlinie West/Ost in Deutschland
Institutskolloquium am Institut für Europäische Ethnologie, Humboldt-Universität zu Berlin




Der Osten fungiert in vielen Diskursen als das Andere. Dies gilt sowohl für den Osten Europas als auch für jenen in Deutschland. Über dieses Andere wird das (überlegene) Eigene definiert, das Andere interessiert nicht an sich, sondern wird zur Abgrenzung gebraucht.
Das Institutskolloquium widmet sich sowohl den Produktionsprozessen des Anderen als auch den Regionen,die als Andere konstruiert werden, und ihren transnationalen Verflechtungen. So soll zum einen nicht nur ergründet werden, welches Wissen über das Andere geschaffen wird, sondern auch was diese Wissensproduktion zur Folge hat: Welches Wissen wird über den Osten geschaffen? Wieso wird gerade der Osten dazu genutzt, diese Art des Wissens durch ihn zu produzieren? Welche Bedeutung hat diese Wissensproduktion für den Westen? Zum anderen wird aus Forschungsprojekten berichtet, die sich explizit mit Entwicklungen im Osten Deutschlands beschäftigen, und so Zugang zu anderen Wissensproduktionen geschaffen: Welches Wissen kann durch einen Blick in den Osten produziert werden? Welche Anregungen und Perspektiven lassen sich beim Einlassen auf ostdeutsche Geschichte und Gegenwart gewinnen?

>> Programm

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Sonntag, 1. Oktober 2017
Migrationshintergrund - sagt nicht viel aus
Der Mediendienst Integration hat recherchiert, wie viele der neuen Bundestagsabgeordenten einen Migrationshintergrund haben. Die Recherche illustriert viele Schwierigkeiten.

Die Beginnen bei der Datenerhebung, denn Angaben zum Migrationshintergrund werden von den Parteien (aus guten und weniger guten Gründen) nicht systematisch erhoben. Also musste der Mediendienst biografische Angaben, etc. auswerten, um zu Aussagen zu kommen. Keine ganz verlässliche Quelle.

Herausgekommen ist dann folgende Statistik:

"Die Linke hat mit 18,8 Prozent den höchsten Anteil an Abgeordneten mit Migrationshintergrund, bei den Grünen haben 14,9 Prozent der Parlamentarier einen Migrationshintergrund, in der SPD sind es 9,8 Prozent, der Anteil der Abgeordneten mit Migrationshintergrund in der AfD liegt bei 7,5 Prozent, bei der FDP sind es 6,3 Prozent, mit 2,9 Prozent in der CDU/CSU-Fraktion sind hier anteilig die wenigsten Menschen mit Migrationshintergrund vertreten."

Dass die CDU/CSU-Fraktion die wenigsten hat, während die Linke und die Grünen die meisten erscheint auf den ersten Blick nicht verwunderlich. Überraschender wirkt da schon, dass der Anteil bei der AfD bei 7,5 % liegt. Aber was sagen, diese Zahlen eigentlich aus? Wenig. Und das aus mehreren Gründen.

Mensch mit Migrationshintergrund wird (in linken Kreisen) häufig als Mensch mit Rassismuserfahrung gelesen. Das hat aber nicht viel mit einander zu tun. Die statistische Kategorie Mensch mit Migrationshintergrund bringt sehr unterschiedliche Kategorien zusammen. Der Mediendienst schreibt dazu:

"Über ein Drittel der Abgeordneten mit Migrationshintergrund hat Bezüge zu Ländern der Europäischen Union. 14 Parlamentarier haben eine türkische Migrationsgeschichte. Mit Karamba Diaby sitzt weiterhin ein Afrodeutscher im Bundestag."

Und auch das ist noch unterkomplex. Bei jenen mit Bezug zur EU gibt es einige, die aus westeuropäischen Ländern kommen und vermutlich keine bis kaum Rassismuserfahrungen in Deutschland machen. Dann gibt es aber auch eine Reihe, die Bezüge zu Südost-/Osteuropa haben und ganz andere Erfahrungen machen.

Der Verweis auf den Migrationhintergrund der Abgeordneten sagt also sehr wenig über die Erfahrungen dieser Abgeordneten und ihr Selbstverständnis aus.

Zudem sagt er nichts über ihre politische Positionierung aus. Und hier komme ich auf den überraschend hohen Anteil von MmMs bei der AfD zu sprechen. Wie die taz berichtet, sind das überwiegend Menschen, die Bezüge zu Südost-/Osteuropa haben: Spätaussiedler, Kinder von Flüchtlingen aus der CSSR und Rumänien, ein Adoptierter aus Rumänien. Das sind Menschen, die in Deutschland antislawischen Rassismus erfahren (können). Und trotzdem (oder deshalb?) engagieren sie sich in der AfD. Rassismuserfahrung schützt nicht vor rassistischen Überzeugungen.

Das illustriert ein Dilemma. Es ist natürlich wichtig, dass die Vielfältigkeit der Bevölkerung auch im Parlament abgebildet ist. Der Mediendienst hat recht, wenn er darauf verweist, dass dem nicht der Fall ist:

"Menschen mit Migrationshintergrund bleiben damit im Bundestag weiterhin unterrepräsentiert. Denn 22,5 Prozent der Bevölkerung in Deutschland haben Einwanderungsgeschichte. "

Wenn wir aber eine rassismuskritische Politik wollen, dann reicht die Repräsentation von Vielfalt nicht. Dann brauchen wir Politiker_innen, die sich gegen Rassismus einsetzen. Und das gilt sowohl für Politiker_innen mit dem ominösen Migrationshintergrund als auch für jene ohne.

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