Donnerstag, 30. Oktober 2014
Antiziganismus in Italien
Michael Braun schreibt in der taz über den gesellschaftlich akzeptierten Antiziganismus in Italien. Anlass ist die Ankündigung eines linken Bürgermeisters, getrennte Buslinien für Roma einzuführen.

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Mittwoch, 29. Oktober 2014
Der Asylprotest als Sündenbock
Die taz berlin kritisiert, dass der Asylprotest medial als Ursache für die Haushaltssperre in Friedrichshain-Kreuzberg ausgeschlachtet wird. Dabei entwickelt sie vier Gegenargumente:
  1. Haushaltssperren gibt es auch in anderen Bezirken, darüber wird aber nicht (so viel) berichtet.
  2. Haushaltssperren gab es in den letzten fünf Jahren viermal in Friedrichshain-Kreuzberg. Sie gehören also zu den Standardinstrumenten der Bezirkspolitik.
  3. Nur ein Teil der Mehrausgaben wurde durch die Asylproteste verursacht. Die anderen Mehrkosten werden nicht so skandalisiert.
  4. Das Haushaltsloch in Friedrichhain-Kreuzberg ist verhältnismässig klein.
Spannend diese Aufzählung. Denn die mediale Erzählung ist sehr stark. Ich merke, dass sie mich auch stark beeinflusst hat. Und so den Asylprotest beschädigt.

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Samstag, 25. Oktober 2014
Sport und Frauensport
Die taz, dass der Vfl Bochum finanziell angeschlagen ist. Er hat 7,5 Millionen Euro Schulden. Er hat auch eine Männerfußballmannschaft in der zweiten Liga. Die will einen neuen Spieler. Und der kostet 150.000 Euro. Also muss Geld her.

Die Lösung in Bochum hiess: die Frauenabteilung schliessen. Die taz zititert:

"Finanzvorstand Wilken Engelbracht erklärte den Mitgliedern detailliert die schwierige Lage: „Wir sind ein Verein, der finanziell auf Kante genäht ist.“ 150.000 Euro koste die Frauenabteilung jährlich. Das sei im Profifußball nicht unbedingt viel Geld, aber für einen finanziell schlecht situierten Verein wie den VfL Bochum sei es schon eine stolze Summe. Besonders, wenn man bedenke, dass die Frauen so gut wie keine Einnahmen aus Zuschauerbeiträgen erzielten. "

Die gesamte Frauenabteilung (inklusive einem Team in der zweiten Liga) kostet also so viel wie ein Fußballmann. Eigentlich weniger denn laut taz bekommen die Frauen vom DFB 25.000 Euro jährlich. Das heisst, spart der VfL die Frauen ein, kann er sich immer noch keinen neuen Spieler leisten. Zudem hat der VfL in den letzten Jahren durch die Frauenabteilung das Stadion umgebaut:

"Das Ruhrstadion, das mittlerweile Rewirpowerstadion heißt, war einer der Austragungsorte der Frauen-WM 2011, und auch bei der U20-WM der Frauen 2010 kam es zum Einsatz, was für den Verein erhebliche Summen an finanzieller Unterstützung bedeutete, die in den Stadionumbau gesteckt wurden: Beispielsweise wurden eine neue Pressetribüne, ein erweiterter VIP-Bereich und eine neue Bestuhlung der VIP-Tribüne wurden auf DFB-Kosten erneuert. "

Der Vereinsvorstand ist aber der Meinung, die Frauenabteilung nicht weiter zu brauchen. Dagegen gab es Widerstand im Verein, der die Auflösung jetzt erstmal verhindert/ aufgeschoben hat.

Die Summen, um die es hier geht, zeigen eindeutig, wie unterschiedlich Frauen und Männer im Leistungssport entlohnt werden. Und wie wenig Wert den Männern der Frauensport ist.

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Dienstag, 21. Oktober 2014
Veranstaltung: InderKinder in Schöneberg
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe CrossKultur werde ich am Freitag, den 21.11. um 19 Uhr in der Verwaltungsbücherei des Rathaus Schöneberg über das Buch InderKinder sprechen. Auch wenn die Veranstaltung als Lesung angekündigt ist, wird es mehr ein Gespräch über das Buch sein mit dem Titel "Über das Anders-Gemacht-Werden am Beispiel von »InderKindern« in Deutschland". Ich werde darüber sprechen, was ich in dem Buch lese.

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Freitag, 17. Oktober 2014
Die Zweigeschlechtlichkeit und der Sport
Der Sport ist zweigeschlechtlich. Sport ist männlich. Und dann gibt es noch Sport für Frauen. Das ist Naturgesetz und muss so sein.

Dummerweise nur halten sich nicht alle Frauen an die klare Zweigeschlechtlichkeit. Manche sind zu schnell, zu stark für Frauen (z.B. Caster Semenya). Deswegen wird im Leistungssport überprüft, ob Frauen auch wirklich Frauen sind. Gerade hat das dazu geführt, dass, wie die taz berichtet, die indische Läuferin Dutee Chand von Wettbewerben ausgeschlossen. Ihr Testosteron-Wert entspricht nicht dem, den eine Frau noch haben darf. Chand dürfte wieder mitmachen, wenn sie sich ihren Testostornwert medizinisch senken lässt.

Die Athletinnen, die wie Semenya oder Chand sozial als Frauen leben, sollen auch biologisch zu Frauen gemacht werden (aufgrund von mehr oder weniger willkürlichen Merkmalen, gerade ist es der Testostoronspiegel). Sie sollen in das dichotome System eingepasst werden.

Damit sie keine ungerechten Vorteile haben. So wie auch Menschen, die bestimmte Hilfsmittel für den Sport brauchen (wie Prothesen) keine unfairen Vorteile haben sollen. Interessant ist, welche Abweichungen von der Norm zu Ausschluss führen und welche nicht. Welche Glück für die Sportler_in sind und welche Pech.

Die Frage ist, wie lässt sich zweigeschlechtlicher Sport rechtfertigen, wenn die Menschen nicht zweigeschlechtlich sind?

Die abweichenden Männer sind übrigens kein Problem. Denn sie werden als schwächer als die richtigen Männer angesehen und sind daher keine Gefahr in den Wettbewerben. Da muss Fairness nicht hergestellt werden.

PS: Der taz-Autor scheint so seine Schwierigkeiten mit dem Thema zu haben. Irgendwie kommt im Artikel durch, dass Chand halt einen unfairen Vorteil hat und der Sport natürlich darauf reagieren muss. Auch sprachlich stellen Sportlerinnen eine Herausforderung für den Autoren dar, so schreibt er von "Fälle von weiblichen Leistungssportlern". Oder will er mit dieser Mischung von weiblicher Zuschreibung und generischem Maskulinum auf die Brüchigkeit der Zweigschlechtlichkeit hinweisen?

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Samstag, 4. Oktober 2014
Personalausweis einziehen und Abschieben
Seit Tagen wird darüber diskutiert, wie man Salafisten / Islamisten / ... mit deutscher Staatsbürgerschaft daran hindern kann Deutschland zu verlassen. Dazu wird auch überlegt, Grundrechte einzuschränken, Personalausweise zu markieren, einzuziehen, etc. Wenn die irgendwas-isten allerdings keine deutsche Staatsbürgerschaft haben, dann sollen sie abgeschoben werden, wie Erhan A. in die Türkei. Warum hängt das von der Staatsbürgerschaft ab, ob es gefährlich ist, wenn diese isten in die Türkei reisen?

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Freitag, 3. Oktober 2014
Inklusion kostet
Vor gut zwei Wochen hat die taz darüber berichtet, dass der Landtag in NRW sich nicht in der Lage sah, die Reise einer Auslandsdelegation in die Türkei so zu planen, dass der Abgeordnete Stefan Fricke teilnehmen könnte. Fricke hatte dagegen laut taz Klage eingereicht, keine Unterstützung seiner Fraktion (Piraten) bekommen und später die Klage zurückgezogen. Online finde ich dazu nicht viel mehr. Dass es sicher eine Herausforderung ist, eine Auslandsreise für einen Menschen in einem speziellen Rolli zu planen, glaube ich. Ich kann mir auch vorstellen, dass es mal nicht funktionieren kann. Wenn mensch Inklusion ernst nimmt, dann müssen aber alle Versuche unternommen werden und über die Probleme offen geredet werden. Es gibt allerdings eine Erwiderung des Landtags auf die Klage, die das nicht macht. Nach allgemeinen Ausflüchten, die darauf abzielen, dass jede_r doch verstehen wird, dass nicht alles gemacht werden kann, kommt als letzter Punkt:

"Der Landtag Nordrhein-Westfalen lässt sich nicht vorwerfen, sich nicht für Menschen mit Behinderungen einzusetzen. Gerade für den Abgeordneten Fricke hat der Landtag erhebliche Leistungen erbracht. So hat ihm der Landtag unter großem finanziellen Aufwand eine eigene Dusche plus Toilette eingerichtet, finanziert einen zusätzlichen Mitarbeiter und stellt ihm einen behindertengerechten PKW zur Verfügung. Das Engagement der Landtagsverwaltung zeigte sich aber auch bei vorangegangenen Reisen. So wurde u.a. dem Abgeordneten Fricke die Teilnahme an der Informationsreise der Parlamentariergruppe NRW-Türkei nach Berlin Anfang 2014 ermöglicht."

Dass der Landtag so umgestaltet wurde, dass der Abgeordnete an seinem Arbeitsplatz arbeiten kann, kann doch nicht als Entgegenkommen des Landtags gewertet werden. Das muss doch selbstverständlich sein. Es stellt sich auch die Frage, warum der Landtag vorher nicht so ausgestattet war. Fricke ist schliesslich nicht der einzige Rolli-Fahrer_in in NRW.

Inklusion ist noch nicht weit voran geschritten in Deutschland. Und die Bereitschaft für Inklusion auch Mittel bereit zu stellen, scheint sehr begrenzt.

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