Dienstag, 11. August 2009
Jedes Kind
Keine Frage, in Indiens Bildungssystem ist viel zu kritisieren. Es ist zu begrüßen, wenn es nun Bemühungen gibt, wirklich allen Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen, und dass die taz darüber berichtet.

Aber warum muss taz-Autor Sascha Zastiral seinen Artikel mit Vergleichen zu Europa garnieren, die zudem eher zweifelhaft sind:

"Von einem geregelten Schulalltag, wie ihn in Europa jedes Kind kennt, sind Delhis Straßenkinder unendlich weit entfernt."

Auch europäische Straßenkinder dürften entfernt von geregeltem Schulalltag sein. (Europa umschliesst übrigens nicht nur Deutschland, sondern auch Länder, die durchaus ärmer sind und in denen es mehr Straßenkinder als in Deutschland gibt.) Und auch andere Kinder werden vom geregelten Schullalltag ausgeschlossen. In Deutschland zum Beispiel illegalisierte Kinder. In anderen europäischen Ländern gibt es jeweils spezifische Ausgrenzungen.

Die taz hat verschiedentlich auch darüber berichtet, dass Kinder, die in Deutschland nicht den Gesundheitsnormen entsprechen, regelmäßig von den Normschulen ausgeschlossen werden. Da verwundert es, dass Zastiral für Indien nun gerade ein autistisches Kind aussucht, um seine Argumentation zu stützen. Dieses Kind würde in Deutschland auch seine Probleme bekommen, in eine Normschule aufgenommen zu werden.

Zastirals Kritik richtet sich vorallem gegen die staatlichen Schulen (und das sicher auch zurecht). Den privaten gesteht er zu:

"Während die Privatschulen in der Wissensvermittlung mit europäischen Schulen durchaus mithalten können ..."

Das dürfte durchaus eine Untertreibung sein. An Privatschulen in Indien kann viel kritisiert werden (z.B. Elitismus und problematische pädagogische Konzepte, unter Umständen auch Eurozentrismus in dem vermittelten Inhalten). In der Wissensvermittlung scheinen etliche aber ziemlich gut zu sein. Schüler_innen, die ich in der Schweiz interviewte, erzählten mir, dass die Rückmigration in die Schweiz nach einem Schulbesuch in Indien kein Problem war, da sie viel weiter im Stoff waren.

Aber es geht mir gar nicht so sehr darum, ob diese Bezüge zu Europa richtig oder falsch sind. Die Frage ist, warum macht der Autor sie überhaupt. Für die Argumentation seines Artikels sind sie überflüssig. Den einzigen Zweck, den ich sehen kann, ist Europa gegenüber Indien als die überlegene Norm zu (re)produzieren. Aber weshalb?

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Sonntag, 9. August 2009
Gegen Abschiebung
Es ist sehr positiv, dass sich in Cottbus Menschen für die Familie Manuel und gegen ihre Abschiebung einsetzen (wie die taz berichtet). Problematisch (im Allgemeinen und nicht in Bezug auf diesen Fall) finde ich, dass sie diese Unterstützung vorallem auch deswegen bekommen, weil:

"Die Manuels dürfte vorerst gerettet haben, dass sie sich in den vergangenen sieben Jahren in Cottbus beliebt gemacht haben."

Der Einsatz für Menschenrechte sollte nicht vom Wohlverhalten von Menschen abhängig gemacht werden. Grundsätzliches sollte wichtiger sein. In diesem Fall:

"... Unverständnis darüber, dass die Familie in den Kongo abgeschoben werden soll, während das Auswärtige Amt ausdrücklich vor Reisen dorthin warnt ..."

und

"Die Manuels sind vor einiger Zeit von einer Gruppe Nazis angegriffen worden, sagte "Opferperspektive"- Mitarbeiterin Gesa Köbberling. Zwar musste ein Täter eine Geldstrafe zahlen, dennoch wäre eine Abschiebung der Manuels ein "fatales Signal"

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Donnerstag, 6. August 2009
taz Verweis
Die Außenministerin der USA reist durch Afrika und die taz nimmt dies zum Anlass den Präsidenten der USA aus den USA zu verweisen. Der Untertitel des Artikels lautet:

"AFRIKA US-Außenministerin startet Tour durch den Heimatkontinent ihres Chefs. Erster Stopp: Kenia"

und im Artikel heisst es:

"Kenia ist eines der Heimatländer Obamas, aber bei seinem ersten Staatsbesuch in einem afrikanischen Land südlich der Sahara hatte der US-Präsident stattdessen Ghana besucht."

Soviel Heimatrhetorik hätte ich der taz nicht zugetraut. Die Reproduktion von rassistischen Verweisen allerdings schon.

PS: Bei Anderen kann die taz Rassismen durchaus erkennen.

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Freitag, 31. Juli 2009
Überraschung: Vorurteile stimmen nicht
zeigt eine Studie über Hauptschüler_innen (insbesondere Hauptschülerinnen) "türkischer Herkunft" wie die taz berichtet.

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Donnerstag, 30. Juli 2009
Kein Geld für Roma
Offizielle polnische Institutionen haben, wie die taz berichtet, dieses Jahr keine Gelder für das Gedenken an in Auschwitz ermordete Roma bewilligt.

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Bayern verletzt weiter Menschenwürde
Die taz berichtet:

" Kein Bundesland behandelt Flüchtlinge so schlecht wie Bayern. Sie leben beengt in meist heruntergekommenen Sammellagern, im Durchschnitt drei Jahre lang, manche viele Jahre mehr. Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) wollte das ändern und musste nun eine bittere Niederlage einstecken.
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Bislang ist laut einer Verordnung von 2002 das Ziel der Flüchtlingspolitik im Freistaat: "Sie soll die Bereitschaft zur Rückkehr in das Heimatland fördern." Am Montag erklärte Haderthauer den Satz für "absolut unakzeptabel" und forderte, dass er gestrichen werde. "Aber die entsprechende Kabinettsvorlage von mir wird vom Innenminister blockiert." "

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Montag, 27. Juli 2009
Homophobie ausnutzen
In Köln kandidieren laut taz zwei offen schwule Männer für das Oberbürgermeisteramt. Der eine ist von der CDU der andere von der FDP.

"So liberal Köln sich nach außen auch gerne gibt: Risikolos ist das offene Schwulsein für einen CDU-Kandidaten in der Stadt des homophoben Kardinals Joachim Meisner allerdings keineswegs. Nicht wenige an der bisweilen arg provinziellen christdemokratischen Basis haben damit immer noch ihre gehörigen Probleme. Es werde sicher einige Konservative geben, die keinen schwulen Oberbürgermeister wollten, ist sich Kurth bewusst."

Der SPD-Kandidat scheint diese Homophobie hemmungslos auszunutzen:

"Es hat schon seinen Grund, dass sich der Sozialdemokrat Roters großflächig mit Ehefrau und seinen drei Kinder plakatieren lässt."

Interessant auch, dass die taz online den Artikel mit einem Bild Roters auf dem CSD bebildert. Ob das die Homophobie der Plakatkampagne ausgleichen soll?

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Samstag, 18. Juli 2009
Drittstaatenregelung verfassungswidrig
argumentiert laut taz "das Deutsche Institut für Menschenrechte (DIMR) in einem aktuellen Gutachten".

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