... newer stories
Samstag, 11. August 2007
Illegalisierte Pflege
urmila, 02:00h
tagesschau.de berichtet über die Reaktionen auf die drohende/ erhoffte Billig-Pflege:
"Unionspolitiker wie der Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer forderten unterdessen, für diese einfachen Leistungen den neuen Beruf der Pflege-Assistenten unterhalb der professionellen Alten- oder Krankenpfleger zu schaffen. Dafür könnten die geplanten Kombilöhne genutzt werden, schlugen Schummer und seine Parteikollegin Elisabeth Winckelmeier-Becker vor. Arbeitsagenturen beziehungsweise Arbeitsgemeinschaften könnten Arbeitslose entsprechend ausbilden. Dadurch könne die Pflegeassistenz in Privathaushalten gestärkt und illegale Pflege vermieden werden. Nach Schätzungen arbeiten zehntausende Osteuropäerinnen illegal oder halblegal in deutschen Haushalten als Altenpflegerinnen."
Worum geht es hier?
Um eine Verbesserung der Pflege? Wohl kaum, denn die neu auszubildenden PflegeassistentInnen werden vermutlich nicht qualifizierter als die illegalisierten PflegerInnen sein.
Geht es um die Sicherung von höheren Einkommen für PflegerInnen? Wohl auch kaum, denn dann müssten keine BilligpflegerInnen ausgebildet und diese noch subventioniert werden.
Geht es um die zu Pflegenden? Wahrscheinlich auch nicht, denn es scheint hier nicht darum zu gehen, dass die illegalisierten PflegerInnen schlechte Arbeit leisten.
Geht es nur darum, Zuwanderung von PflegerInnen zu verhindern?
"Unionspolitiker wie der Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer forderten unterdessen, für diese einfachen Leistungen den neuen Beruf der Pflege-Assistenten unterhalb der professionellen Alten- oder Krankenpfleger zu schaffen. Dafür könnten die geplanten Kombilöhne genutzt werden, schlugen Schummer und seine Parteikollegin Elisabeth Winckelmeier-Becker vor. Arbeitsagenturen beziehungsweise Arbeitsgemeinschaften könnten Arbeitslose entsprechend ausbilden. Dadurch könne die Pflegeassistenz in Privathaushalten gestärkt und illegale Pflege vermieden werden. Nach Schätzungen arbeiten zehntausende Osteuropäerinnen illegal oder halblegal in deutschen Haushalten als Altenpflegerinnen."
Worum geht es hier?
Um eine Verbesserung der Pflege? Wohl kaum, denn die neu auszubildenden PflegeassistentInnen werden vermutlich nicht qualifizierter als die illegalisierten PflegerInnen sein.
Geht es um die Sicherung von höheren Einkommen für PflegerInnen? Wohl auch kaum, denn dann müssten keine BilligpflegerInnen ausgebildet und diese noch subventioniert werden.
Geht es um die zu Pflegenden? Wahrscheinlich auch nicht, denn es scheint hier nicht darum zu gehen, dass die illegalisierten PflegerInnen schlechte Arbeit leisten.
Geht es nur darum, Zuwanderung von PflegerInnen zu verhindern?
0 Kommentare in: abschieben ... comment ... link
Samstag, 11. August 2007
Mahr
urmila, 01:50h
Nach den Ausführungen meines Dozenten Werner Menski an der School of Oriental and African Studies wird die Mahr bei der Hochzeit vereinbart und muss an die Ehefrau ausgezahlt werden, wenn der Ehemann sich scheiden lässt. Laut Menski ist es daher eine Strategie auf Seiten der Familie der Ehefrau, die Mahr möglichst hoch zu vereinbaren, damit eine Scheidung unwahrscheinlicher wird.
Nun hat laut taz eine geschiedene Frau von einem deutschen Gericht, die bei der Eheschliesung im Iran vereinbarte Mahr, zugesprochen bekommen. Der Ehemann wollte sich darum drücken. So weit ist das nicht nur im Interesse der geschiedenen Frau sondern auch durch das internationale Privatrecht gedeckt.
Was ich nicht verstehe ist, warum die taz nun diskutiert, ob das ein Skandal ist oder nicht. Ich verstehe nicht, warum Cosima Schmitt fragt: "Gelten jetzt muslimische Mitgiftregeln - bei einem Rechtsstreit unter Deutschen? Schwingt bei der Bezeichnung Brautgeld nicht der Unterton mit, ein Mann würde eine Art Einkauf tätigen - statt eine gleichberechtigte Partnerin zu ehelichen?"
Es kann offensichtlich nicht sein, dass es im islamischen Recht eine Regelung gibt, von der die Ehefrau profitiert. Da muss irgendwas Böses hinter verborgen sein. Oder wo ist das Problem?
Nun hat laut taz eine geschiedene Frau von einem deutschen Gericht, die bei der Eheschliesung im Iran vereinbarte Mahr, zugesprochen bekommen. Der Ehemann wollte sich darum drücken. So weit ist das nicht nur im Interesse der geschiedenen Frau sondern auch durch das internationale Privatrecht gedeckt.
Was ich nicht verstehe ist, warum die taz nun diskutiert, ob das ein Skandal ist oder nicht. Ich verstehe nicht, warum Cosima Schmitt fragt: "Gelten jetzt muslimische Mitgiftregeln - bei einem Rechtsstreit unter Deutschen? Schwingt bei der Bezeichnung Brautgeld nicht der Unterton mit, ein Mann würde eine Art Einkauf tätigen - statt eine gleichberechtigte Partnerin zu ehelichen?"
Es kann offensichtlich nicht sein, dass es im islamischen Recht eine Regelung gibt, von der die Ehefrau profitiert. Da muss irgendwas Böses hinter verborgen sein. Oder wo ist das Problem?
0 Kommentare in: islamophobie ... comment ... link
Islamexperten der CSU
urmila, 14:36h
Es gibt Pläne in München ein "Zentrum für Islam in Europa" zu gründen. Wie nicht anders zu erwarten und wie die taz berichtet, findet die CSU das ganz gefährlich:
"Das Innenministerium befürchtet, dass im geplanten Zentrum für Islam kein aufgeklärter, sondern ein "reiner Islam" gelehrt werden könnte. "Ich bezweifle, ob die geplante Akademie eine echte Integration verfolgt", sagt Innenstaatssekretär Georg Schmid (CSU)."
Was dort tatsächlich geplant ist, spielt für eine solche Beurteilung keine weitere Rolle. Wir wissen ja, dass den Muslimen nicht zu trauen ist.
"Das Innenministerium befürchtet, dass im geplanten Zentrum für Islam kein aufgeklärter, sondern ein "reiner Islam" gelehrt werden könnte. "Ich bezweifle, ob die geplante Akademie eine echte Integration verfolgt", sagt Innenstaatssekretär Georg Schmid (CSU)."
Was dort tatsächlich geplant ist, spielt für eine solche Beurteilung keine weitere Rolle. Wir wissen ja, dass den Muslimen nicht zu trauen ist.
0 Kommentare in: islamophobie ... comment ... link
Aus einer deutschen Ausländerbehörde
urmila, 14:31h
Die taz berichtet über menschenunwürdige Behandlung von 'AusländerInnen' in der Ausländerbehörde Malchin.
Der Leiter der Behörde scheint sich keiner Schuld bewusst:
"Er weist darauf hin, dass es ja "nur" Gas- oder Schreckschusspistolen gewesen seien. Außerdem habe er untersucht, ob die betreffenden Angestellten auch einen Waffenschein besitzen. ... "Das Tragen der Waffen ist Privatrecht", sagt er."
oder
"In seiner Behörde werde niemand beleidigt oder geduzt: "Das kommt zum einen nicht vor, zum anderen dürfte er damit kein Problem haben. Er ist es ja gewohnt, dass die Ausländer du zueinander sagen.""
oder
""Wissen Sie, wie viele Scheinehen es in Deutschland gibt?", empört er sich: "Der muss erst einmal nachweisen, dass er wirklich der Vater ist, so lange bleibt er ausreisepflichtig." Dabei war Tounou längst mit seiner Freundin beim Jugendamt gewesen, um seine Vaterschaft anerkennen zu lassen."
oder
"Im Beisein einer Mitarbeiterin der Beratungsstelle für Migranten wurde ihm mitgeteilt, dass die Behörde rechtlich gegen ihn vorgehen werde, sollte er sich mit seinen Erlebnissen an die Öffentlichkeit wenden. Und das, drohte ihm Plötz, das wirkt sich nicht positiv auf ihren Aufenthaltsstatus aus."
Der Leiter der Behörde scheint sich keiner Schuld bewusst:
"Er weist darauf hin, dass es ja "nur" Gas- oder Schreckschusspistolen gewesen seien. Außerdem habe er untersucht, ob die betreffenden Angestellten auch einen Waffenschein besitzen. ... "Das Tragen der Waffen ist Privatrecht", sagt er."
oder
"In seiner Behörde werde niemand beleidigt oder geduzt: "Das kommt zum einen nicht vor, zum anderen dürfte er damit kein Problem haben. Er ist es ja gewohnt, dass die Ausländer du zueinander sagen.""
oder
""Wissen Sie, wie viele Scheinehen es in Deutschland gibt?", empört er sich: "Der muss erst einmal nachweisen, dass er wirklich der Vater ist, so lange bleibt er ausreisepflichtig." Dabei war Tounou längst mit seiner Freundin beim Jugendamt gewesen, um seine Vaterschaft anerkennen zu lassen."
oder
"Im Beisein einer Mitarbeiterin der Beratungsstelle für Migranten wurde ihm mitgeteilt, dass die Behörde rechtlich gegen ihn vorgehen werde, sollte er sich mit seinen Erlebnissen an die Öffentlichkeit wenden. Und das, drohte ihm Plötz, das wirkt sich nicht positiv auf ihren Aufenthaltsstatus aus."
0 Kommentare in: weisse ... comment ... link
Montag, 6. August 2007
Wie du mir so ich dir
urmila, 20:30h
Heute in einer Mailing-Liste so sinngemäß:
"Wenn wir mal um einen Gefallen gebeten haben, dann haben wir denn auch nie bekommen. Daher bin ich dagegen, dass wir denen den Gefallen tun.
Was für eine Argumentation ist denn das?
"Wenn wir mal um einen Gefallen gebeten haben, dann haben wir denn auch nie bekommen. Daher bin ich dagegen, dass wir denen den Gefallen tun.
Was für eine Argumentation ist denn das?
0 Kommentare in: entsolidarisieren ... comment ... link
Mittwoch, 1. August 2007
Kolonialisierung kein Fehler
urmila, 02:36h
Die taz dokumentiert eine kolonialistische Rede Sarkozys an der Universität in Dakar. Unter anderem sagt er da:
"Die europäische Kolonialisierung war, so Sarkozy, trotz aller "Fehler" ein Aufbauprojekt für Afrika, für das man sich nicht zu entschuldigen habe."
"Die europäische Kolonialisierung war, so Sarkozy, trotz aller "Fehler" ein Aufbauprojekt für Afrika, für das man sich nicht zu entschuldigen habe."
1 Kommentar in: rassistisch ... comment ... link
Montag, 30. Juli 2007
Billiglöhne
urmila, 13:16h
"Man könne sich nicht auf der einen Seite über Dumpinggehälter beklagen und gleichzeitig im großen Stil Arbeitskräfte aus Rumänien oder Bulgarien nach Deutschland holen, die hier für Billiglöhne arbeiten wollten." wird Unionsfraktionschef Kauder auf tagesschau.de zitiert.
Was für ein Blödsinn. Warum sollten die RumänInnen und BulgarInnen für Billiglöhne arbeiten wollen. Sie hätten wahrscheinlich nichts dagegen ordentlich hohe Löhne zu bekommen. Dann würden vielleicht auch wieder die polnischen Arbeitskräfte kommen, die auf den Spargelfeldern fehlen.
Gegen Billiglöhne kann frau zum Beispiel etwas mit Mindestlöhnen tun, dafür muss nicht Migration begrenzt und auf rassistische Argumentationsmuster zurückgegriffen werden.
Und nur zur Erinnerung: Die Grundidee der Europäischen Union ist die Freizügigkeit für Menschen. Aber ganz offensichtlich sind manche EU-Mitglieder gleicher als andere.
Was für ein Blödsinn. Warum sollten die RumänInnen und BulgarInnen für Billiglöhne arbeiten wollen. Sie hätten wahrscheinlich nichts dagegen ordentlich hohe Löhne zu bekommen. Dann würden vielleicht auch wieder die polnischen Arbeitskräfte kommen, die auf den Spargelfeldern fehlen.
Gegen Billiglöhne kann frau zum Beispiel etwas mit Mindestlöhnen tun, dafür muss nicht Migration begrenzt und auf rassistische Argumentationsmuster zurückgegriffen werden.
Und nur zur Erinnerung: Die Grundidee der Europäischen Union ist die Freizügigkeit für Menschen. Aber ganz offensichtlich sind manche EU-Mitglieder gleicher als andere.
1 Kommentar in: rassistisch ... comment ... link
Feeling British
urmila, 12:58h
BBC World has conducted a poll and offers the results in an article titled: Many Asians 'do not feel British'.
One could imagine that BBC World bases its analysis on the many studies about how exclusionary processes in Britain make it difficult for Asians to feel British. And there is sufficient material for this in the article:
"More than a third agreed to get on in the UK they needed to be a "coconut", a term for somebody who is "brown on the outside but white on the inside""
"...nearly half believed white people do not treat them as British."
""Confidence with identity comes down to ability and knowing you have as many opportunities as other people," she added."
""They feel they need to fit into society and that society looks at them in a bad way," she added."
These quotes clearly show that there is a much pressure to assimilate to 'whiteness' while at the same time 'Britishness' is being refused. If one is not accepted as British then it is very difficult to feel as one.
This could be further analysed, but BBC World decides to take another line of argument:
"Half of the South Asians and nearly two-thirds of the white people interviewed agreed it was too easy for immigrants to settle in Britain."
"Three-quarters felt their culture was being diluted by living in the UK..."
And almost half of the article deals with question whether Asians really have to be coconuts.
Thus the focus is taken away from the exclusionary practices in Britain (in fact it is considered legitimate to restrict immigration further) and the guilt for not feeling British is found in the Asians themselves.
One could imagine that BBC World bases its analysis on the many studies about how exclusionary processes in Britain make it difficult for Asians to feel British. And there is sufficient material for this in the article:
"More than a third agreed to get on in the UK they needed to be a "coconut", a term for somebody who is "brown on the outside but white on the inside""
"...nearly half believed white people do not treat them as British."
""Confidence with identity comes down to ability and knowing you have as many opportunities as other people," she added."
""They feel they need to fit into society and that society looks at them in a bad way," she added."
These quotes clearly show that there is a much pressure to assimilate to 'whiteness' while at the same time 'Britishness' is being refused. If one is not accepted as British then it is very difficult to feel as one.
This could be further analysed, but BBC World decides to take another line of argument:
"Half of the South Asians and nearly two-thirds of the white people interviewed agreed it was too easy for immigrants to settle in Britain."
"Three-quarters felt their culture was being diluted by living in the UK..."
And almost half of the article deals with question whether Asians really have to be coconuts.
Thus the focus is taken away from the exclusionary practices in Britain (in fact it is considered legitimate to restrict immigration further) and the guilt for not feeling British is found in the Asians themselves.
0 Kommentare in: english ... comment ... link
Samstag, 28. Juli 2007
Nicht ausländerfeindlich
urmila, 22:04h
NDR Online berichtet, dass in Uckermünde drei deutsche Staatsbürger (von NDR Online konsequent Kubaner und Peruaner genannt) aus einer Gruppe von 20 Jugendlichen (konsequent nicht ethnisch benannt) angegriffen und einer von ihnen krankenhausreif geschlagen wurde.
Und mal wieder: "Ausländerfeindliche Motive könnten
zum gegenwärtigen Stand der Ermittlungen ausgeschlossen werden."
Und mal wieder: "Ausländerfeindliche Motive könnten
zum gegenwärtigen Stand der Ermittlungen ausgeschlossen werden."
3 Kommentare in: weisse ... comment ... link
Über diesen Blog
urmila, 17:05h
Ziel dieses Blogs ist die Analyse öffentlicher Diskurse (insbesondere in den Medien) in Bezug auf darin enthaltene Ausgrenzungsprozesse (insbesondere rassistische), deren gewalttätige Konsequenzen für die Ausgegrenzten und die damit verbundene Sicherung der Privilegien der Machtvollen (mehr dazu siehe hier. Dabei geht es um die Betrachtung komplexer Interdependenzen und nicht um simple Pro- und Contra-Gegenüberstellungen.
Als Beispiel für das Vorgehen, hier die ausführliche Analyse eines Blogeintrags zum Thema Sprachanforderungen für MigrantInnen:
Als erstes fällt die Bebilderung auf: das Bild einer Person in einer blauen Burka (wie wir es von der Afghanistanberichterstattung kennen), das Bild einer Moschee (vermutlich in einem islamischen Land) und Männer, die türkische Fahnen vor einer Kirche (möglicherweise in Köln) wehen lassen. Diese drei Bilder, die in ihrer Art typisch für die derzeitige Berichterstattung über den Islam, die ‚TürkInnen’, etc. sind, evozieren die Bilder des bedrohlichen Islams (Frauenunterdrückung und Terrorismus). Nur das vierte Bild fällt aus dieser Assoziationskette heraus, es zeigt eine undefinierte Landschaft, die eher Ruhe und Urlaub als Stimmungen aufkommen lassen.
So bildlich eingestimmt auf einen Bericht über den bedrohlichen Islam, wird die LeserIn mit der Frage “Können Sie mich verstehen?“ begrüßt. Kurz darauf wird die Frage beantwortet: “wir sprechen die selbe Sprache“. Hierbei wird zum einen festgelegt, dass Verstehen primär über die gemeinsame Sprache erfolgt und zweitens, dass der Autor und die LeserIn einem gemeinsamen ‚wir’ angehören. Diese Annahme wird durch den gesamten Beitrag beibehalten (und auch eine gemeinsame Kultur unterstellt), wobei die LeserIn gleichzeitig als UnterstützerIn seiner Thesen vereinnahmt wird.
Die gemeinsame Sprache wird allerdings schon im ersten Satz: “Prae scriptum: "Am Anfang war das Wort..."“ verlassen. Hier verortet der Autor sich zum einen als Angehörigen des Bildungsbürgertums, der selbstverständlich lateinische Phrasen einfügen kann, ohne das diese das Verstehen behindern (oder aber durch das Verhindern von Verständnis den Status des Autors erhöhen sollen?). Zum anderen verortet der Autor das ‚wir’ im Christentum. Wobei zu diesem Verständnis des Zitats mehr als nur Sprachkenntnisse erforderlich sind.
Im folgenden Absatz wird durch den Verweis auf eine Urlaubssituation, ein gemeinsamer Bezugspunkt mit der LeserIn geschaffen und die Notwendigkeit von lokalen Sprachkenntnissen (bzw. zumindest des Englischen) hergeleitet, da sonst nicht nur Hilflosigkeit und Sprachlosigkeit sondern auch Genervtsein und Wut drohen.
Nachdem so die Bedrohlichkeit von fehlenden Sprachkenntnissen der ins Land Kommenden für die dort Wohnenden (die das Ziel von Genervtsein und Wut werden) etabliert wurde, schwenkt der Text nach Deutschland und zu dem gerade diskutierten Zuwanderungsrecht. Nach einem anscheinend unverbundenen Verweis auf die Heraufsetzung der Altersgrenze für nachziehende EhepartnerInnen (und damit einem Verweis auf die Bilder Zwangsheiraten, Frauenunterdrückung, etc.), kommt es nun zum eigentlichen Thema des Beitrags: dem geforderten Nachweis von Deutschkenntnissen für MigrantInnen aus bestimmten Ländern bei der Einreise.
Bevor aber Argumente für diese Anforderung formuliert werden, werden die KritkerInnen erst einmal disqualifiziert als “selbsternannte Menschenrechtsschützer“ und “Interessenverbände“ (später auch als “Gutmenschen“, die zu naiv zum Verständnis der Realität sind). Es wird das Bild gezeichnet, dass die KritikerInnen nicht für das allgemeine Interesse sprechen (im Gegensatz zu dem Autor) sondern nur Partikularinteressen vertreten. Damit wird das ‚wir’ weiter als Norm und die MigrantInnen weiter als außerhalb der Norm fixiert. Die Begrifflichkeiten der KritikerInnen werden ins Lächerliche gezogen und damit versucht, den Vorwurf des Rassismus, der Diskriminierung und der Integrationsverhinderung weg zu schieben.
Nachdem so der Rahmen für das Argument geschaffen wurde, wird nun ein Vergleich zwischen der Sprachlosigkeit im Urlaub und dem in Folge von Migration gesetzt. Der Autor tut dies im Ton des Mitgefühls für die armen MigrantInnen, vergleicht dabei aber Äpfel mit Birnen. Während es im Rahmen eines normalen wenige Woche dauernden Urlaubs kaum möglich ist die Landessprache zu lernen, ist dies in Folge von Migration durchaus möglich und auch normal. Der Autor unterstellt hingegen, dass wer bei der Einreise kein Deutsch kann, dies auch nicht mehr lernen wird. Daher kann er dann im nächsten Absatz auch die Entstehung von “ Ghettos der Sprachlosigkeit“ (die von den “Gutmenschen“ geduldet werden) an die Wand malen und die Verantwortung für die fehlende Integration den MigrantInnen zuschieben. Dadurch dass sie angeblich nicht unsere Sprache sprechen (nur dies kann die gemeinsame Sprache sein, nicht ihre und auch nicht Englisch), verweigern sie die Integration.
Der Autor evoziert verschiedene Bilder und Assoziationsketten und lässt diese gemeinsam wirken. Für die Unterstützung seines Arguments braucht er so keine logische Kette von Argumenten, es reichen die erzeugten Stimmungen. Er sieht auch keine Notwendigkeit auf die Argumente der KritikerInnen einzugehen, sondern verunglimpf sie am Ende noch einmal als “unreflektierte Gutmenschen“.
Zum Ende beschwört er dann noch das Bild einer versteckten Agenda der MigrantInnen herauf. Denen gehe es gar nicht um die Sprache, sondern darum dass Zwangsheiraten unterbunden werden sollen (damit macht der vorherige unverbundene Verweis hierauf auch Sinn). So endet der Autor mit dem bereits durch die Bebilderung generierten Bildes der Muslime als FrauenunterdrückerInnen, ohne dies im Beitrag hergleitet zu haben.
Nach Ende seines Beitrags bietet der Autor noch weiterführende Links an: Nachrichtliches zum Zuwanderungsgesetz, Pro und Contra sowie Diskussion. In dem er das Objektive sowie Pro und Contra und eine Diskussion anbietet, präsentiert er seine Argumentation auf der Oberfläche als eine ausgeglichene und offene. Dabei suggeriert er allerdings auch, dass das Thema durch ein simples Pro und Contra erfasst werden kann. Interessant ist, dass er bei Nachrichtlichem und Pro auf anerkannte Masenmedien (NTV und WDR) verweist, bei Contra und der Diskussion hingegen auf rassismuskritische Blogs (wobei zumindest das Blog, dass bei Contra angegeben ist, kaum Zugriffszahlen hat). Bemerkenswert ist auch, dass bei Nachrichtlichem und Pro auf spezifische Berichte, bei Contra und der Diskussion hingegen auf die Blogs allgemein (und nicht auf deren Beiträge zum Thema) verwiesen wird.
Die Wirkung des Artikels lässt sich etwas an den zahlreichen Kommentaren ablesen, die er bekommen hat. Viele von ihnen bezeugen, dass durch ihn eine Atmosphäre geschaffen wurde, in dem offen rassistische und islamopphobe Einstellungen geäußert werden können.
Dies als Beispiel für die Diskursanalyse, wie ich sie in diesem Blog pflege. Bei den meisten Beiträgen halte ich mich allerdings kürzer.
Als Beispiel für das Vorgehen, hier die ausführliche Analyse eines Blogeintrags zum Thema Sprachanforderungen für MigrantInnen:
Als erstes fällt die Bebilderung auf: das Bild einer Person in einer blauen Burka (wie wir es von der Afghanistanberichterstattung kennen), das Bild einer Moschee (vermutlich in einem islamischen Land) und Männer, die türkische Fahnen vor einer Kirche (möglicherweise in Köln) wehen lassen. Diese drei Bilder, die in ihrer Art typisch für die derzeitige Berichterstattung über den Islam, die ‚TürkInnen’, etc. sind, evozieren die Bilder des bedrohlichen Islams (Frauenunterdrückung und Terrorismus). Nur das vierte Bild fällt aus dieser Assoziationskette heraus, es zeigt eine undefinierte Landschaft, die eher Ruhe und Urlaub als Stimmungen aufkommen lassen.
So bildlich eingestimmt auf einen Bericht über den bedrohlichen Islam, wird die LeserIn mit der Frage “Können Sie mich verstehen?“ begrüßt. Kurz darauf wird die Frage beantwortet: “wir sprechen die selbe Sprache“. Hierbei wird zum einen festgelegt, dass Verstehen primär über die gemeinsame Sprache erfolgt und zweitens, dass der Autor und die LeserIn einem gemeinsamen ‚wir’ angehören. Diese Annahme wird durch den gesamten Beitrag beibehalten (und auch eine gemeinsame Kultur unterstellt), wobei die LeserIn gleichzeitig als UnterstützerIn seiner Thesen vereinnahmt wird.
Die gemeinsame Sprache wird allerdings schon im ersten Satz: “Prae scriptum: "Am Anfang war das Wort..."“ verlassen. Hier verortet der Autor sich zum einen als Angehörigen des Bildungsbürgertums, der selbstverständlich lateinische Phrasen einfügen kann, ohne das diese das Verstehen behindern (oder aber durch das Verhindern von Verständnis den Status des Autors erhöhen sollen?). Zum anderen verortet der Autor das ‚wir’ im Christentum. Wobei zu diesem Verständnis des Zitats mehr als nur Sprachkenntnisse erforderlich sind.
Im folgenden Absatz wird durch den Verweis auf eine Urlaubssituation, ein gemeinsamer Bezugspunkt mit der LeserIn geschaffen und die Notwendigkeit von lokalen Sprachkenntnissen (bzw. zumindest des Englischen) hergeleitet, da sonst nicht nur Hilflosigkeit und Sprachlosigkeit sondern auch Genervtsein und Wut drohen.
Nachdem so die Bedrohlichkeit von fehlenden Sprachkenntnissen der ins Land Kommenden für die dort Wohnenden (die das Ziel von Genervtsein und Wut werden) etabliert wurde, schwenkt der Text nach Deutschland und zu dem gerade diskutierten Zuwanderungsrecht. Nach einem anscheinend unverbundenen Verweis auf die Heraufsetzung der Altersgrenze für nachziehende EhepartnerInnen (und damit einem Verweis auf die Bilder Zwangsheiraten, Frauenunterdrückung, etc.), kommt es nun zum eigentlichen Thema des Beitrags: dem geforderten Nachweis von Deutschkenntnissen für MigrantInnen aus bestimmten Ländern bei der Einreise.
Bevor aber Argumente für diese Anforderung formuliert werden, werden die KritkerInnen erst einmal disqualifiziert als “selbsternannte Menschenrechtsschützer“ und “Interessenverbände“ (später auch als “Gutmenschen“, die zu naiv zum Verständnis der Realität sind). Es wird das Bild gezeichnet, dass die KritikerInnen nicht für das allgemeine Interesse sprechen (im Gegensatz zu dem Autor) sondern nur Partikularinteressen vertreten. Damit wird das ‚wir’ weiter als Norm und die MigrantInnen weiter als außerhalb der Norm fixiert. Die Begrifflichkeiten der KritikerInnen werden ins Lächerliche gezogen und damit versucht, den Vorwurf des Rassismus, der Diskriminierung und der Integrationsverhinderung weg zu schieben.
Nachdem so der Rahmen für das Argument geschaffen wurde, wird nun ein Vergleich zwischen der Sprachlosigkeit im Urlaub und dem in Folge von Migration gesetzt. Der Autor tut dies im Ton des Mitgefühls für die armen MigrantInnen, vergleicht dabei aber Äpfel mit Birnen. Während es im Rahmen eines normalen wenige Woche dauernden Urlaubs kaum möglich ist die Landessprache zu lernen, ist dies in Folge von Migration durchaus möglich und auch normal. Der Autor unterstellt hingegen, dass wer bei der Einreise kein Deutsch kann, dies auch nicht mehr lernen wird. Daher kann er dann im nächsten Absatz auch die Entstehung von “ Ghettos der Sprachlosigkeit“ (die von den “Gutmenschen“ geduldet werden) an die Wand malen und die Verantwortung für die fehlende Integration den MigrantInnen zuschieben. Dadurch dass sie angeblich nicht unsere Sprache sprechen (nur dies kann die gemeinsame Sprache sein, nicht ihre und auch nicht Englisch), verweigern sie die Integration.
Der Autor evoziert verschiedene Bilder und Assoziationsketten und lässt diese gemeinsam wirken. Für die Unterstützung seines Arguments braucht er so keine logische Kette von Argumenten, es reichen die erzeugten Stimmungen. Er sieht auch keine Notwendigkeit auf die Argumente der KritikerInnen einzugehen, sondern verunglimpf sie am Ende noch einmal als “unreflektierte Gutmenschen“.
Zum Ende beschwört er dann noch das Bild einer versteckten Agenda der MigrantInnen herauf. Denen gehe es gar nicht um die Sprache, sondern darum dass Zwangsheiraten unterbunden werden sollen (damit macht der vorherige unverbundene Verweis hierauf auch Sinn). So endet der Autor mit dem bereits durch die Bebilderung generierten Bildes der Muslime als FrauenunterdrückerInnen, ohne dies im Beitrag hergleitet zu haben.
Nach Ende seines Beitrags bietet der Autor noch weiterführende Links an: Nachrichtliches zum Zuwanderungsgesetz, Pro und Contra sowie Diskussion. In dem er das Objektive sowie Pro und Contra und eine Diskussion anbietet, präsentiert er seine Argumentation auf der Oberfläche als eine ausgeglichene und offene. Dabei suggeriert er allerdings auch, dass das Thema durch ein simples Pro und Contra erfasst werden kann. Interessant ist, dass er bei Nachrichtlichem und Pro auf anerkannte Masenmedien (NTV und WDR) verweist, bei Contra und der Diskussion hingegen auf rassismuskritische Blogs (wobei zumindest das Blog, dass bei Contra angegeben ist, kaum Zugriffszahlen hat). Bemerkenswert ist auch, dass bei Nachrichtlichem und Pro auf spezifische Berichte, bei Contra und der Diskussion hingegen auf die Blogs allgemein (und nicht auf deren Beiträge zum Thema) verwiesen wird.
Die Wirkung des Artikels lässt sich etwas an den zahlreichen Kommentaren ablesen, die er bekommen hat. Viele von ihnen bezeugen, dass durch ihn eine Atmosphäre geschaffen wurde, in dem offen rassistische und islamopphobe Einstellungen geäußert werden können.
Dies als Beispiel für die Diskursanalyse, wie ich sie in diesem Blog pflege. Bei den meisten Beiträgen halte ich mich allerdings kürzer.
2 Kommentare in: anders deutsch ... comment ... link
Freitag, 27. Juli 2007
'Weißer' Mythos
urmila, 13:08h
tagesschau.de reproduziert mal wieder den 'weißen' Mythos über Australien:
"Nur die wenigsten der verschifften Verbrecher kehrten jemals wieder in ihre Heimat zurück. Viele von ihnen kamen im besten Zeugungsalter, blieben auch nach Verbüßung der Strafve im Land und bildeten so den genetischen Grundstock der heutigen australischen Bevölkerung: Nach Schätzung der Genealogie-Website ancestry.co.uk haben daher vier Millionen Australier mindestens einen Kriminellen in der Familie."
Laut Wikipedia leben derzeit 20,6 Millionen Menschen in Australien. Die 'weißen' KolonisatorInnen haben dafür gesorgt, dass der kleinste Teil von ihnen Aborigines sind. Es leben allerdings MigrantInnen (bzw. die NachfahrInnen in xter Generation von solchen) aus der ganzen Welt in Australien. Die 'Weißen' bilden nicht den "genetischen Grundstock" sondern die hegemoniale Macht von Australien.
Und die Abstammung von den Convicts gehört zum 'weißen' (widerständigen, soll heißen gegen die BritInnen) nationalen Mythos, obwohl viele wohl eher von den Soldaten und den SiedlerInnen abstammen (und ich die 'reine' Genealogie sehr problematisch finde, warum musste das 'Weiße' so rein gehalten werden).
"Nur die wenigsten der verschifften Verbrecher kehrten jemals wieder in ihre Heimat zurück. Viele von ihnen kamen im besten Zeugungsalter, blieben auch nach Verbüßung der Strafve im Land und bildeten so den genetischen Grundstock der heutigen australischen Bevölkerung: Nach Schätzung der Genealogie-Website ancestry.co.uk haben daher vier Millionen Australier mindestens einen Kriminellen in der Familie."
Laut Wikipedia leben derzeit 20,6 Millionen Menschen in Australien. Die 'weißen' KolonisatorInnen haben dafür gesorgt, dass der kleinste Teil von ihnen Aborigines sind. Es leben allerdings MigrantInnen (bzw. die NachfahrInnen in xter Generation von solchen) aus der ganzen Welt in Australien. Die 'Weißen' bilden nicht den "genetischen Grundstock" sondern die hegemoniale Macht von Australien.
Und die Abstammung von den Convicts gehört zum 'weißen' (widerständigen, soll heißen gegen die BritInnen) nationalen Mythos, obwohl viele wohl eher von den Soldaten und den SiedlerInnen abstammen (und ich die 'reine' Genealogie sehr problematisch finde, warum musste das 'Weiße' so rein gehalten werden).
0 Kommentare in: australien ... comment ... link
... older stories