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Montag, 28. Mai 2007
Norsk am Flughafen
urmila, 15:45h
Ich bin ja immer wieder positiv davon angetan, wie selbstverständlich die Leute mit mir hier Englisch reden. Daher fand ich es gestern am Flughafen sehr überraschend, dass gerade die Security-Leute, die permanent mit Fluggästen aus der ganzen Welt kommunizieren müssen, kaum in der Lage waren, mit mir Englisch zu sprechen. Woher soll ich wissen, dass ich meinen Rucksack holen soll, wenn der Mensch mit mir nur Norwegisch spricht und nicht in der Lage ist, seine Aufforderung in Englisch zu formulieren?
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Donnerstag, 24. Mai 2007
D-number
urmila, 16:04h
My future bank has sent me an email:
"Your D-number (personnummer) has arrived from Oslo Folkeregister.
We are now able to open a bankaccount for you. Please bring your passport."
PS 25.05.07: I have now a D-number and a bank account. It did not take that long, did it?
"Your D-number (personnummer) has arrived from Oslo Folkeregister.
We are now able to open a bankaccount for you. Please bring your passport."
PS 25.05.07: I have now a D-number and a bank account. It did not take that long, did it?
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Mittwoch, 23. Mai 2007
Vorfahrt
urmila, 13:48h
Als ich heute morgen den Berg hinaufradele kommt mir auf der engen zugeparkten Straße eine Gruppe Kleinkinder in Warnwesten mit ihrem Erzieher entgegen. Ich radele langsam auf sie zu, als die beiden vorne mich zwar anschauen aber keine Anstalten machen, ein paar Zentimeter zur Seite zu gehen, halte ich an. Da ist ok. Es sind kleine Kinder, die wahrscheinlich nicht einschätzen können, dass mir nur ein paar Zentimeter reichen würden, damit ich vorbei kann. Nun kommt eine Gruppe von vier Kindern mit dem Erzieher entgegen. Er erklärt ihnen, was eine Radfahrerin ist. Ich stehe. Er erklärt nicht, dass sie mir ein bisschen Platz machen können. Das ist vielleicht auch ok, denn ich bin ja dafür, dass sich FußgängerInnen die Straße wieder erobern. Aber er würdigt mir noch nicht mals einen Blick. Ich fände es gar nicht so verkehrt, wenn er mir mit einem kurzen Blick dafür danken würde, das ich geduldig warte. Nicht weil das Warten so etwas besonders dankenswürdiges wäre, sondern weil ich es schön finde, wenn VerkehrsteilnehmerInnen sich gegenseitig wahrnehmen und miteinander kommunizieren.

Etwas später auf meinem Weg zur Uni. Ich fahre eine steile Kopfsteinpflasterstraße bei Nieselregen runter bzw. bremse mich runter. Spätestens seit meinem schweren Sturz im Winter habe ich ziemlichen Respekt vor solchen Straßenverhältnissen. Ein Auto kommt mir entgegen. Von mir gesehen links ist die Straße zum Teil zugeparkt, vermutlich deshalb kommt mir das Auto auf meiner Seite entgegen. Ich gehe davon aus, dass es gleich zur Seite fährt, um mich vorbei zu lassen. Genug Platz dafür ist. Aber nichts dergleichen. Es hält weiter auf mich zu. Der FahrerIn macht mir ein Zeichen das ich nach Links ausweichen soll. Ich bin bin völlig verblüfft. In der festen Überzeugung, dass es dafür einen guten Grund haben muss, vermute ich dass ich auf einer Einbahnstrasse bin und steige fluchend von meinem Fahrrad ab und schiebe am Auto vorbei. Unten sehe ich, es war keine Einbahnstrasse.

Etwas später auf meinem Weg zur Uni. Ich fahre eine steile Kopfsteinpflasterstraße bei Nieselregen runter bzw. bremse mich runter. Spätestens seit meinem schweren Sturz im Winter habe ich ziemlichen Respekt vor solchen Straßenverhältnissen. Ein Auto kommt mir entgegen. Von mir gesehen links ist die Straße zum Teil zugeparkt, vermutlich deshalb kommt mir das Auto auf meiner Seite entgegen. Ich gehe davon aus, dass es gleich zur Seite fährt, um mich vorbei zu lassen. Genug Platz dafür ist. Aber nichts dergleichen. Es hält weiter auf mich zu. Der FahrerIn macht mir ein Zeichen das ich nach Links ausweichen soll. Ich bin bin völlig verblüfft. In der festen Überzeugung, dass es dafür einen guten Grund haben muss, vermute ich dass ich auf einer Einbahnstrasse bin und steige fluchend von meinem Fahrrad ab und schiebe am Auto vorbei. Unten sehe ich, es war keine Einbahnstrasse.
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Dienstag, 22. Mai 2007
Köhler in Vietnam
urmila, 16:12h
"Es ist das erste Mal, dass ein deutscher Bundespräsident Vietnam besucht. Und das, obwohl Deutschland zu Vietnam so viele Verbindungen habe wie zu kaum einem anderen asiatischen Land, so Horst Köhler. Das habe auch mit der DDR zu tun, die immer enge Beziehungen zu Vietnam gepflegt habe. So lebten heute viele Vietnamesen gut eingebunden in die deutsche Gesellschaft, und in Vietnam treffe man viele Menschen, die Deutsch verstünden.
Das sei eine gute Grundlage, um die Freundschaft zwischen Deutschland und Vietnam weiter auszubauen, erklärt Köhler ..." berichtet die Deutsche Welle.
So, so, gut eingebunden in die deutsche Gesellschaft leben viele 'VietnamesInnen' in Deutschland? So sie denn eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen haben und das Land nicht verlassen mussten nachdem Fall der Mauer. Wenn sie nicht vor rassistischen Anschlägen Angst haben müssen. Wenn sie nicht kollektiv als ZigarettenschmuglerInnen und Mafia diffamiert werden. Wenn es nicht sogar ein rassistisches Schimpfwort ganz speziell für sie gäbe.
Aber da genug abgeschoben worden, gibt es in Vietnam sicher viele, die gut Deutsch können.
Das sei eine gute Grundlage, um die Freundschaft zwischen Deutschland und Vietnam weiter auszubauen, erklärt Köhler ..." berichtet die Deutsche Welle.
So, so, gut eingebunden in die deutsche Gesellschaft leben viele 'VietnamesInnen' in Deutschland? So sie denn eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen haben und das Land nicht verlassen mussten nachdem Fall der Mauer. Wenn sie nicht vor rassistischen Anschlägen Angst haben müssen. Wenn sie nicht kollektiv als ZigarettenschmuglerInnen und Mafia diffamiert werden. Wenn es nicht sogar ein rassistisches Schimpfwort ganz speziell für sie gäbe.
Aber da genug abgeschoben worden, gibt es in Vietnam sicher viele, die gut Deutsch können.
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Montag, 21. Mai 2007
Bibliothek
urmila, 17:57h
Es gibt doch noch Dinge, die ich ohne die personal number bekomme. Die städtische Bibliothek hat nur nach meinem Pass gefragt (und meinen Personalausweis akzeptiert), um mir eine BenutzerInnenkarte auszustellen. Den Internetzugang an der Uni habe ich nach zwei Wochen auch ohne bekommen. Und der zu hause scheitert bisher auch nicht an der fehlenden Nummer. Er scheitert eher an den bürokratischen Internet- und Telefonanbietern (wie in Deutschland).
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zu Weißsein
urmila, 17:52h
gibt es bei katunia was zu lesen.
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Evangelisierung Lateinamerikas
urmila, 17:51h
"Benedikt XVI. hatte am vergangenen Sonntag bei der Eröffnung der lateinamerikanischen Bischofskonferenz in Brasilien erklärt, den Ureinwohnern sei durch die Verkündung des Evangeliums keine fremde Kultur aufgezwungen worden. Die Indígenas hätten die Christianisierung vielmehr "still herbeigesehnt"." berichtet die taz.
Klar das Christentum ist nur mit friedlichen Mitteln verbreitet worden. Was sonst?
Klar das Christentum ist nur mit friedlichen Mitteln verbreitet worden. Was sonst?
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Sonntag, 20. Mai 2007
Gender und der Nationalfeiertag
urmila, 16:37h
Norwegen (und die 'NorwegerInnen') rühmt sich, besonders viel für die Gleichstellung von Mann und Frau getan zu haben. Ich vermute sie haben alles recht dazu, kann das allerdings nicht weiter beurteilen, weil ich viel zu wenig mit 'NorwegerInnen' zu tun habe und auch nicht am 'norwegischen' Leben teilhabe. Ich bleibe eine Beobachterin von Außen, die vorübergehend da ist.
Schon in meinem Norwegischkurs in Deutschland hatte ich mir ein paar Fragen zu Gender und Sprache gestellt. Nach meinem Vortrag in Oslo wurde mir von einem 'Deutschen' gesagt, dass mein Hinweis darauf, dass die norwegische Sprache auch Genderhierarchien aufwiese die 'NorwegerInnen' wohl hart treffen würde, denn das wiederspreche ihrem Selbstverständnis. Gesagt haben sie allerdings nichts.
Nun gibt der Nationalfeiertag noch einmal neuen Grund zum Nachdenken über Genderbilder in Norwegen: Die Bunad wird vorallem von Frauen getragen. Sie repräsentieren und verkörpern die 'Kultur', die 'Tradition', die 'Nation' (vgl. die wissenschaftlichen Arbeiten von Yuval-Davis zu Frauen und Nation). Das Straßenbild war ganz klar gegendert. Auch wenn einige Männer auch Bunad trugen, ist das was anderes. Ihre Bunad ist weniger auffallend, weniger verziert und weniger hinderlich beim Treppensteigen. Es sind die Frauen, die mit den Bunad verbunden werden (und andersrum), wie mir auch das Gespräch mit meinen KollegInnen bestätigt hat.
Diese eindeutige Einteilung in zwei Geschlechter mit unterschiedlichen Rollen passt nicht in mein Bild von Gleichberechtigung. Historisch gewachsene Genderbilder und -rollen werden reproduziert, stabilisiert und weitergetragen. Was passiert, wenn dagen rebelliert wird? Wie weit geht die Gleichberechtigung? Kann eine Frau die männlich-markierte Bunad tragen? Ein Mann die weiblich-markierte? Kann mit den Elementen gespielt werden? (Gesehen habe ich nichts davon.)
Und das war nicht die einzigen heteronormativen Genderbilder beim Nationalfeiertag. In den drum corps mit ihrem miltärischen Uniformen, Marschieren, Waffen und Musizieren habe ich nur Jungen gesehen (auch wenn die KollegInnen sagten, dass es jetzt auch welche gibt, in denen Mädchen zugelassen sind). Am Anfang der Hauptprozession gingen fast ausschliesslich Männer.
Als ich bei dem Gespräch mit den KollegInnen diesen Widersprch zwischen dem Gleichberechtigungsdiskurs und der Repräsentation beim Nationalfeiertag ansprach, meinte der eine Mann nur, jetzt würde ich zu sehr anthropologisieren. Zwei Frauen aber stimmten mir zu. Eine meinte, es gebe keinen Widerspruch zwischen den tatsächlich gelebten Genderrollen und dem was ich gesehen hatte. Die andere erzählte mir, dass die Gleichberechtigung (z.B. im Berufsleben) noch lange nicht erreicht sei, aber alle sich selbstgefällig zurücklehnen würden und Feminismus negativ konnotiert sei.
Mir war auch schon bei der Fernsehwerbung aufgefallen, dass sie sehr heterosexistisch ist. Und solche Bilder gab es auch beim Nationalfeiertag.
Schon in meinem Norwegischkurs in Deutschland hatte ich mir ein paar Fragen zu Gender und Sprache gestellt. Nach meinem Vortrag in Oslo wurde mir von einem 'Deutschen' gesagt, dass mein Hinweis darauf, dass die norwegische Sprache auch Genderhierarchien aufwiese die 'NorwegerInnen' wohl hart treffen würde, denn das wiederspreche ihrem Selbstverständnis. Gesagt haben sie allerdings nichts.
Nun gibt der Nationalfeiertag noch einmal neuen Grund zum Nachdenken über Genderbilder in Norwegen: Die Bunad wird vorallem von Frauen getragen. Sie repräsentieren und verkörpern die 'Kultur', die 'Tradition', die 'Nation' (vgl. die wissenschaftlichen Arbeiten von Yuval-Davis zu Frauen und Nation). Das Straßenbild war ganz klar gegendert. Auch wenn einige Männer auch Bunad trugen, ist das was anderes. Ihre Bunad ist weniger auffallend, weniger verziert und weniger hinderlich beim Treppensteigen. Es sind die Frauen, die mit den Bunad verbunden werden (und andersrum), wie mir auch das Gespräch mit meinen KollegInnen bestätigt hat.
Diese eindeutige Einteilung in zwei Geschlechter mit unterschiedlichen Rollen passt nicht in mein Bild von Gleichberechtigung. Historisch gewachsene Genderbilder und -rollen werden reproduziert, stabilisiert und weitergetragen. Was passiert, wenn dagen rebelliert wird? Wie weit geht die Gleichberechtigung? Kann eine Frau die männlich-markierte Bunad tragen? Ein Mann die weiblich-markierte? Kann mit den Elementen gespielt werden? (Gesehen habe ich nichts davon.)

Und das war nicht die einzigen heteronormativen Genderbilder beim Nationalfeiertag. In den drum corps mit ihrem miltärischen Uniformen, Marschieren, Waffen und Musizieren habe ich nur Jungen gesehen (auch wenn die KollegInnen sagten, dass es jetzt auch welche gibt, in denen Mädchen zugelassen sind). Am Anfang der Hauptprozession gingen fast ausschliesslich Männer.
Als ich bei dem Gespräch mit den KollegInnen diesen Widersprch zwischen dem Gleichberechtigungsdiskurs und der Repräsentation beim Nationalfeiertag ansprach, meinte der eine Mann nur, jetzt würde ich zu sehr anthropologisieren. Zwei Frauen aber stimmten mir zu. Eine meinte, es gebe keinen Widerspruch zwischen den tatsächlich gelebten Genderrollen und dem was ich gesehen hatte. Die andere erzählte mir, dass die Gleichberechtigung (z.B. im Berufsleben) noch lange nicht erreicht sei, aber alle sich selbstgefällig zurücklehnen würden und Feminismus negativ konnotiert sei.
Mir war auch schon bei der Fernsehwerbung aufgefallen, dass sie sehr heterosexistisch ist. Und solche Bilder gab es auch beim Nationalfeiertag.

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Samstag, 19. Mai 2007
Bunad
urmila, 16:25h
Zentrales Symbol des norwegischen Nationalfeiertags ist neben den Fahnen die Bunad, die Nationaltracht(en).

Die Bunad steht an diesem Nationalfeiertag für die einzelnen Regionen Norwegens. Den jeder Ort hat seine eigene und das Tragen der Bunad ist ein Ausdruck der Zugehörigkeit zu diesem Ort. Die Bunad wird in den Familien weitergegeben. Von der Großmutter an die Eneklin, usw. Sie werden zum Teil auch in den Familien bestickt und gearbeitet. Sie sind so auch ein Stück Familiengeschichte. Laut meinen KollegInnen haben mehr als die Hälfte der Frauen, eine Bunad zu hause. Und tragen sie zu wichtigen Festen wie Hochzeiten und Taufen, und natürlich am 17. Mai. In Deutschland kenne ich so etwas noch am ehesten aus Bayern.
So richtig alt sind die meisten Bunads allerdings laut meinen KollegInnen nicht. Überwiegend sind sie wohl im 19. Jahrhundert als Teil der nationalistischen Befreiungsbewegung entstanden (das passt auch zu meinem Eindruck des Stils). Nur wenige können ihre Geschichte weiter zurück verfolgen. Und so gibt es wohl auch zwischen den BunadträgerInnen eine Hierarchie. Die, die die 'echten' haben, schauen auf die mit den 'konstruierten' herab. Und teuer sind die Bunads wohl auch. Für die Kinder werden daher billigere Versionen zusammengestellt.
Mir war nicht ganz klar, wie den festgelegt wird, welche Bunad getragen wird. Dazu bekam ich verschiedene Antworten meiner KollegInnen: Sie wird in der Familie weitergegeben (von Großmutter oder Mutter weiter). Anhand seines Nachnamens wisse frau, wo sie herkomme und könne so die richtige Bunad bestimmen (das wäre dann allerdings die männliche Linie). Frau suche sich die Bunad aus, die frau am liebsten trägt und bastele sich die Legitimation dazu. So können auch jene, die nicht eine geerbte Bunad haben, sich eine erwerben. Also auch MigrantInnen (oder die städtische Bourgeoisie, die die Bunad wohl fürher nicht getragen hat). Wenn sie in Bergen wohnen, dann können sie halt die Bergener nehmen.
Wobei ein Kollege meinte, dass eigentlich in der Logik der Bunad die MigrantInnen ihre nationalen Trachten tragen müssten beim Nationalfeiertag (und sich nicht eine norwegische aneignen). Ich vermute mal, dass in Bezug auf die 'Pakistanis' das hiesse, dass die ruhig Salwar Kamiz und Saris tragen könnten. (Was ich allerdings nicht für etwas Bunad-äquivalentes halten würde, denn Salwar Kamiz und Saris sind Alttagskleidungen und keine Trachten. Ich weiss gar nicht, ob meine Verwandten in Indien sowas wie Trachten haben. Mir ist das bisher nicht begegnet.)
Aufgefallen war mir, dass die Bunad zwar vorallem von Frauen aber auch von überraschend vielen (jungen) Männern getragen wird (wieder wie in Bayern). Die KollegInnen meinten, das sei eine Entwicklung der letzten zehn Jahre. Die Bunad bliebe vorallem eine weibliche Tradition.
Und zum Nationalfeiertag ziehe sich frau zumindest feierlich an. Eine Kollegin meinte, sie trage zwar ihre Bunad nicht, aber eine Jeans würde sie nicht anziehen, weil dann hätte sie das Gefühl, dass sie protestiere. Und das will sie offensichtlich nicht. Eine andere meinte, das wäre kein sozialer Druck, frau mache es eben gerne.
Eine interessante Inszenierung und wiederholte Konstruktion von nationaler/regionaler Identität, die offensichtlich Teil der unreflektierten Norm ist.

Die Bunad steht an diesem Nationalfeiertag für die einzelnen Regionen Norwegens. Den jeder Ort hat seine eigene und das Tragen der Bunad ist ein Ausdruck der Zugehörigkeit zu diesem Ort. Die Bunad wird in den Familien weitergegeben. Von der Großmutter an die Eneklin, usw. Sie werden zum Teil auch in den Familien bestickt und gearbeitet. Sie sind so auch ein Stück Familiengeschichte. Laut meinen KollegInnen haben mehr als die Hälfte der Frauen, eine Bunad zu hause. Und tragen sie zu wichtigen Festen wie Hochzeiten und Taufen, und natürlich am 17. Mai. In Deutschland kenne ich so etwas noch am ehesten aus Bayern.
So richtig alt sind die meisten Bunads allerdings laut meinen KollegInnen nicht. Überwiegend sind sie wohl im 19. Jahrhundert als Teil der nationalistischen Befreiungsbewegung entstanden (das passt auch zu meinem Eindruck des Stils). Nur wenige können ihre Geschichte weiter zurück verfolgen. Und so gibt es wohl auch zwischen den BunadträgerInnen eine Hierarchie. Die, die die 'echten' haben, schauen auf die mit den 'konstruierten' herab. Und teuer sind die Bunads wohl auch. Für die Kinder werden daher billigere Versionen zusammengestellt.
Mir war nicht ganz klar, wie den festgelegt wird, welche Bunad getragen wird. Dazu bekam ich verschiedene Antworten meiner KollegInnen: Sie wird in der Familie weitergegeben (von Großmutter oder Mutter weiter). Anhand seines Nachnamens wisse frau, wo sie herkomme und könne so die richtige Bunad bestimmen (das wäre dann allerdings die männliche Linie). Frau suche sich die Bunad aus, die frau am liebsten trägt und bastele sich die Legitimation dazu. So können auch jene, die nicht eine geerbte Bunad haben, sich eine erwerben. Also auch MigrantInnen (oder die städtische Bourgeoisie, die die Bunad wohl fürher nicht getragen hat). Wenn sie in Bergen wohnen, dann können sie halt die Bergener nehmen.
Wobei ein Kollege meinte, dass eigentlich in der Logik der Bunad die MigrantInnen ihre nationalen Trachten tragen müssten beim Nationalfeiertag (und sich nicht eine norwegische aneignen). Ich vermute mal, dass in Bezug auf die 'Pakistanis' das hiesse, dass die ruhig Salwar Kamiz und Saris tragen könnten. (Was ich allerdings nicht für etwas Bunad-äquivalentes halten würde, denn Salwar Kamiz und Saris sind Alttagskleidungen und keine Trachten. Ich weiss gar nicht, ob meine Verwandten in Indien sowas wie Trachten haben. Mir ist das bisher nicht begegnet.)
Aufgefallen war mir, dass die Bunad zwar vorallem von Frauen aber auch von überraschend vielen (jungen) Männern getragen wird (wieder wie in Bayern). Die KollegInnen meinten, das sei eine Entwicklung der letzten zehn Jahre. Die Bunad bliebe vorallem eine weibliche Tradition.
Und zum Nationalfeiertag ziehe sich frau zumindest feierlich an. Eine Kollegin meinte, sie trage zwar ihre Bunad nicht, aber eine Jeans würde sie nicht anziehen, weil dann hätte sie das Gefühl, dass sie protestiere. Und das will sie offensichtlich nicht. Eine andere meinte, das wäre kein sozialer Druck, frau mache es eben gerne.
Eine interessante Inszenierung und wiederholte Konstruktion von nationaler/regionaler Identität, die offensichtlich Teil der unreflektierten Norm ist.
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Das eine schützt vor dem anderen nicht
urmila, 15:44h
"Ralph Giordano sagt, dass er mit heftigen Reaktionen gerechnet habe. "Aber dass ich jetzt in die rechte Ecke gestellt werde, ist allein aufgrund meiner Biografie absolut lächerlich", findet der wegen seiner jüdischen Mutter von den Nazis verfolgte Schriftsteller." zitiert die taz in einem Bericht über Giordanos islamophobe Äußerungen zum Bau einer Moschee in Köln.
Schön wäre es, wenn die eigene Ausgrenzungserfahrungen dazu führen würde, dass frau selber nicht ausgrenzt. Aber die Realität ist es leider nicht. 'Weiße' sich als schwul identifizierende Männer reproduzieren Islamophobie und Rassismus. Muslimisch-markierte Menschen reproduzieren und stablisieren Heterosexismus. 'Weiße' FeministInnen reproduzieren Rassismen. Und diese Liste lässt sich beliebig fortführen. Auch bei mir selber entdecke ich immer wieder rassistische, heterosexistische, eurozentrische Mittelklassegedanken.
Wir alle sind in diesen Gedankengebäuden sozialisiert. Wir bemerken jene leichter, die uns ausgrenzen, als jene, durch die wir privilegiert werden. Wir alle haben Anteil an der Reproduktion von Rassismus, Heterosexismus, Klassendifferenzen, etc. Dessen müssen wir uns immer wieder bewußt werden. Mit einer "rechten Ecke" hat das wenig zu tun.
Nachtrag 19.06.07: Es geht weiter.
Schön wäre es, wenn die eigene Ausgrenzungserfahrungen dazu führen würde, dass frau selber nicht ausgrenzt. Aber die Realität ist es leider nicht. 'Weiße' sich als schwul identifizierende Männer reproduzieren Islamophobie und Rassismus. Muslimisch-markierte Menschen reproduzieren und stablisieren Heterosexismus. 'Weiße' FeministInnen reproduzieren Rassismen. Und diese Liste lässt sich beliebig fortführen. Auch bei mir selber entdecke ich immer wieder rassistische, heterosexistische, eurozentrische Mittelklassegedanken.
Wir alle sind in diesen Gedankengebäuden sozialisiert. Wir bemerken jene leichter, die uns ausgrenzen, als jene, durch die wir privilegiert werden. Wir alle haben Anteil an der Reproduktion von Rassismus, Heterosexismus, Klassendifferenzen, etc. Dessen müssen wir uns immer wieder bewußt werden. Mit einer "rechten Ecke" hat das wenig zu tun.
Nachtrag 19.06.07: Es geht weiter.
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Foto: © Anke Illing

