Dienstag, 16. Januar 2007
Afrika, mon amour
Während sich die 'weiße deutsche' FernsehzuschauerIn der Kolonialromantik hingibt, in der "Afrikaner ... neben wilden Tieren und atemberaubenden Landschaften die Kulisse [bilden]: Statisten.", "vor allem auch in amourösen Fragen ... die Deutschen in Afrika unter sich [bleiben]" und ein reaktionäres Genderbild für die 'weiße' Frau propagiert wird, wappnet sich Europa gegen Afrikas MigrantInnen: "Frattini will daher einen Appell an die EU-Mitgliedstaaten richten, die EU-Grenzschutzagentur Frontex besser auszustatten. "Wir haben keine Flotte, keine Hubschrauber, keine Flugzeuge", kritisiert Frattini mit Blick auf Frontex."

Nur noch mal zur Erinnerung etwas wozu Dominic Johnson schon häufiger in der taz geschrieben hat: "Die meisten Reisen würden in Fischerdörfern ihren Ausgang nehmen; der Niedergang der westafrikanischen Fischerei, die immer mehr Rechte an EU-Fangflotten abtreten muss, ist ein Motor der Emigration. Im Jahr 2006 ist der Fischfang in Senegal gegenüber 2005 um 17,7 Prozent zurückgegangen, meldete die senegalesische Nachrichtenagentur APS zu Jahresbeginn. Ein Grund dafür sei, dass immer mehr Fischer in ihren Booten ausgewandert seien, wurde eine Quelle im Wirtschaftsministerium zitiert."

Der 'deutsche' und 'europäische' Kolonialismus ist noch lange nicht Geschichte.

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Säkularer Staat
Die taz zitiert zum bayrischen Kopftuchurteil:

"... "aber christliche Kleidung kann angesichts der christlich geprägten bayerischen Verfassung nie verfassungswidrig sein", meinte der offenherzige Sprecher."

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Bildungsbericht
Die taz berichtet:

"Sie war die letzte der Gutachterinnen und sie ließ kein gutes Haar am nationalen Bericht "Bildung in Deutschland". "Der Bericht hat diesen Titel nicht verdient", schimpfte Renate Valtin. Die renommierte Professorin für Grundschulpädagogik an der Berliner Humboldt-Uni sagte auch, warum: Die drängenden Probleme des deutschen Bildungswesens seien dort nicht wirklich herausgestellt - außer einem. "Wir erfahren dutzendfach, dass die Migranten Probleme mit der Schule hätten. Das ist nicht falsch - aber für eine Analyse von ,Bildung in Deutschland' gibt das ein schiefes Bild.""

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Surf Lifesaving
Die Surf Lifesafer sind in Australien noch mehr ein nationales Symbol als die Freiwillige Feuerwehr in Deutschland. Beide Organisationen sind per definitionem gut und versammeln in ihren Reihen die jungen 'weißen' Männer der Nation.
Nationales Symbol
Die Surf Lifesafer waren auch bei den Cronulla Riots nicht ganz unbeteiligt. Am Anfang von diesen stand ein Streit zwischen einem 'Lebensretter' und eine Gruppe von 'Libanesen'.

Bei der Konferenz Borderpolitics of Whitenesss sah es der obsterte Chef der Surf Lifesafer natürlich ganz anders. Die 'neutralen' Lebensretter waren nur für die Erste Hilfe bei den folgenden Riots zuständig und sorgen ganz generell für "beach harmony". Dafür wollen sie auch mehr nicht-englisch sprachige 'LebensretterInnen' einbinden. Da passt der taz-Bericht über den "Lebensretter-Burkini" dazu.

Bloss nicht die 'weißen' rassistischen Strukturen der Surf Lifesafer reflektieren. Die Probleme liegen natürlich immer bei den 'Anderen'.

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Montag, 15. Januar 2007
Political Correctness Bashing
Heute schreibt Bettina Schuler in der taz:

"Wird dort mal ein Witz über Frauen, Homosexuelle oder gar Behinderte gemacht, schwingen die Programmverantwortlichen direkt hysterisch die Fahne der Political Correctness. Die Folge: anhaltende Langeweile."

Gibt es keine anderen Witze, die die Langeweile vertreiben könnten?
Warum brauchen wir Witze über die 'Anderen', die weniger Mächtigen?

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Sonntag, 14. Januar 2007
'Weiße' Normalität
"Auf Betreiben eines Bürgers erließ die Stadtverwaltung eine umstrittene Verordnung. Künftig sollen Hauseigentümer gezwungen werden, die Aufenthaltspapiere ihrer Mieter zu überprüfen. Seither geht die Angst um in Escondido. Bürger Ed Gallow trägt nicht zufällig die US-Flagge als Krawatte. Er versteht sich als Patriot. Er sehnt sich zurück nach seiner früheren weißen, angloamerikanischen Stadt." schreibt tagesschau.de.

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Donnerstag, 11. Januar 2007
Fiktives Bleiberecht
Die Innenminister hatten letzten November beschlossen, dass einige Menschen mit Duldung ein Bleiberecht in Deutschland erhalten sollten. Einige 'Geduldete' hatten dadurch Hoffnung geschöpft, diesem unmenschlichen Rechtsstatus zu entkommen. Diese war allerdings in vielen (den meisten?) Fällen unbegründet. Die deutschen Behörden schaffen es immer wieder Hindernisse für das Bleiberecht zu finden. Mal ist es der fehlende Paß,mal das zu geringe Einkommen, auch eine zu kleine Wohnung kann ein Ablehnungsgrund sein. Und dann heisst es Abschiebung statt Bleiberecht.

Dass es nicht wirklich eine Bleiberechtsregelung sein würde, war allerdings schon von Anfang an klar.

Nachtrag 10.05.09: Das Bleiberecht auf Probe läuft ab, die Wirtschaftskrise ist da und droht die Abschiebung.

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Eingliederung
Heute hat sich endlich jemand um meine Integration gekümmert. Und mit mir eine Eingliederungsvereinbarung abgeschlossen. Ich musste mich verpflichten, dass ich die vereinbarten Aktivitäten einhalte und über die Ergebnisse Bericht erstatte. Und wenn ich ein Beratungsanliegen habe, dann darf ich auch um einen Termin bitten. Wenn mich das nicht integriert, was dann?

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Mittwoch, 10. Januar 2007
'Weißer' Fleck
Bevor ich nach Armidale gegangen bin, war dort, wo Australien auf der Weltkarte liegt, ein großer 'weißer' Fleck für mich. Ich wusste nichts von 'Down under'. Aus meiner eurozentrischen Perspektive war dort die Welt zu Ende und das Land nicht weiter interessant. Kein Grund mich damit weiter zu beschäftigen.

Wäre ich nicht zu der Konferenz eingeladen worden. Nun habe ich drei Monate in Australien bzw. besser gesagt in Armidale, denn das Land ist gigantisch und Australien ein viel zu allgemeiner Begriff, gelebt. Und der weiße Fleck hat sich etwas gefüllt. Mit vielen Eindrücken, Erlebnissen, Menschen. Ein vielfältiges Bild. Manches hat mich sehr beeindruckt, manches war neu, anderes hat mich abgeschreckt. Vieles müsste ich erst noch entdecken. Wie in jedem anderen Land auch.

Erschreckend aber ist, dass sich der weiße Fleck auf meiner Landkarte im wesentlichen in einen 'weißen' Fleck gewandelt hat. Insbesondere Brisbane und Armidale, aber auch Sydney waren vorallem 'weiß'. Die Geschichtsschreibung, die Medien, die Universitäten sind vorallem 'weiß'.

'AsiatInnen' bringen langsam etwas Farbe herein. Aber die 'Aborigines' werden höchstens als 'Schmutzflecken', die zu entfernen sind, wahrgenommen. Es gibt in der Öffentlichkeit vage Hinweise darauf, dass vor der 'weißen' Kolonisierung hier schon Menschen lebten. Aber mit den ersten 'weißen' SielderInnen kommen die 'Aborigines' ganz aus dem Blickfeld. Die 'Weißen' beschlossen, dass sie 'Terra Nullis', unbewohntes Land, besiedelten, und damit sprachen sie den 'Aborigines' alle Menschenrechte ab. Ihre Vertreibung, Ermordung und Versklavung war und ist kein Teil der 'weißen' Geschichtsschreibung.

Sicher, es gibt viele kritische 'AustralierInnen', die sich mit diesem Teil der Geschichte beschäftigen. Ich habe spannende Frauen getroffen und viel von ihnen gelernt. In den öffentlichen Diskursen ist diese kritische Auseinandersetzung aber noch nicht angekommen. Die 'Aborigines' werden in diesen vorallem als soziales Problem angesehen. Ihre Rechte werden nach wie vor mit den Füßen getreten.

Und die 'Weißen' bemühen sich Australien weiter
'weiß' zu halten (wie in den letzten zweihundert Jahren). Zwar dürfen mittlerweile auch Nicht-'weiße' einwandern, aber ihnen wird wie in Deutschland mit Rassismus begegnet. Insbesondere Muslimen gilt derzeit ein allgemeiner Terrorverdacht und Islamophobie ist gesellschaftsfähig.

Australische Norm ist vorallem 'Anglo'. Die ehemaligen Kolonialherren bestimmen weiter, was Australien ist. Aber auch viele 'Deutsche' sind nach Australien ausgewandert, haben mit das Land gestohlen, die Menschen umgebracht und versklavt. Auch sie sind Teil des 'weißen' Fleckens.

An einem Ort wie Australien kann frau, wenn sie will, die Grausamkeiten 'europäischen' Kolonialismus und Rassismus sehen. Dies ist unser 'weißer' Fleck. Auch wenn er weit weg ist.

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Diskursive Zuwanderungsprobleme
hat katunia aufgezeigt.

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Dienstag, 2. Januar 2007
Zwischenwelt
Acht Stunden Busfahrt. Eine Stunde Zeitumstellung. Sommer.
Acht Stunden Flug. Zwei Stunden Zeitumstellung. Flughafen. Asiatisches Essen.
Dreizehn Stunden Flug. Sieben Stunden Zeitumstellung. Flughafen. Deutsche Sprache.
Noch eine Stunde Flug. Herbst.

Wieder zu hause. Aber auch noch nicht ganz.
Irgendwie dazwischen.

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Donnerstag, 28. Dezember 2006
Armidale Folk Museum
Armidale Folk Museum

Ich war heute im Armidaler Heimatmuseum. Das könnte auch in der englischen Provinz stehen. Teekannen und Tassen aus dem 19. Jahrhundert. Ein viktorianischer Salon, viktorianisches Schlafzimmer und eine viktorianische Küche. Das Schild über Schlangenbisse zeigt, dass wir nicht im Zentrum des Empires sind. Auch die Geschichte Armidales, die nur gut 150 Jahre zurückreicht. Damit fängt die Geschichte auch an.

Vorher scheint hier nichts zu sein. Aborigines kommen natürlich nicht vor. Es ist ja ein Folk Museum. Es gibt auch ein Aboriginal Cultural Centre in Armidale. Das muss ordentlich getrennt werden. Und dass die ersten 'weißen' KolonisatorInnen die vorherigen BewohnerInnen der Region ermordet, vertrieben, versklavt haben, muss natürlich auch nicht erwähnt werden. Es geht schließlich um 'weiße' Siedlergeschichte.

Mit der Museumswärterin unterhalte ich mich darüber. Sie versteht mich ansatzweise und meint, dass die 'Weißen' sich erst langsam damit auseinandersetzen.

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