- Maureen Maisha Eggers in Was Rassismus mit der Sexualisierung von schwarzen Körpern zu tun hat.
- Peggy Piesche in IMAGEPROBLEM Wer darf Deutschland sein?
- Patrice G. Poutrus in Zum Überfall in Potsdam: ein Gespräch über persönliche, politische und gesellschaftliche Wahrnehmungen
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"Schönbohm kritisierte in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", dass die Bundesanwaltschaft in dem Fall ermittelt. Nehm habe "aus der Sache ein Politikum gemacht und zu einer Stigmatisierung Brandenburgs beigetragen. Der politische Schaden, den er angerichtet hat, ist erheblich", sagte der Innenminister. Schönbohm bezweifelte erneut, dass es bei der Tat einen rechtsradikalen Hintergrund gibt."
Klar. Wer auf Rassismus hinweist, der schadet dem Land. Nicht die, die rassistisch handeln oder Rassismus verharmlosen.
Nachtrag: Heute in der taz: Schönbohm bereut fast alles.
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"Es werden auch blonde blauäugige Menschen Opfer von Gewalttaten, zum Teil sogar von Tätern, die möglicherweise nicht die deutsche Staatsangehörigkeit haben. Das ist auch nicht besser."
Immerhin bleibt diese Aussage nicht unwidersprochen. Da distanziert sich sogar der Koalitonspartner. Der SPD-Abgeordnete Sebastian Edathy kommentiert sehr richtig:
"Rassistisch motivierte Gewalt gegenüber blonden, blauäugigen Bürgern ist mir bislang nicht bekannt."
Rassistisch motivierte Gewalt gegenüber 'Schwarzen" ist hingegen sehr wohl dokumentiert. Hier nur ein kleiner Überblick aus den heutigen Medien:
- Von Backnang bis Rügen. Rechtsextreme haben an Neujahr zugeschlagen, an Fasching und an Ostern: 27 Taten zählt die taz seit Jahresbeginn 2006
- Ein Katalog mit Vorsichtsmaßnahmen soll schwarzhäutige Fußball-WM-Besucher vor rassistischen Übergriffen schützen. Ganze Bezirke kennzeichnet der Afrika-Rat als gefährliche "No-Go-Areas"
- Rassismus in deutschen Fußballstadien: Die Welt zu Gast bei Feinden? (Das ganze noch eindrücklicher als Fernsehbeitrag)
- und auch in Russland gewinnen Rassisten immer mehr die Oberhand: Indian student stabbed in Russia
Schwarze haben allen Grund, sich in Deutschland (und etlichen anderen Ländern) nicht sicher zu fühlen. Die Innenminister haben mit ihren Äußerungen daran ihren nicht zu unterschätzenden Anteil. Ihre Verharmlosungen rechter Gewalt und Dämonisierung der Gefahr durch 'Ausländer' bereitet den Grund auf dem Rassismus immer normaler und akzeptierter wird.
Nachtrag 22.04.06: Rassismuserfahrungen machen Schwarze alltäglich. Auch im Umgang mit Behörden. katunia gibt dafür ein eindrückliches Beispiel.
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"Es geht um Erziehung im christlichen Glauben, und zwar auf den christlichen Werten, auf denen ja unser Abendland fußt."
Wer sich das ganze Interview vom WDR anhört, wird merken wie wenig von der Leyen ihre Position vertreten kann. Allen kritischen Fragen des Reporters weicht sie aus und kommt darauf zurück die Bedeutung der Kirchen zu betonen.
Mit diesem Vorgehen stösst sie nicht nur Angehörige anderer Religionen vor den Kopf sondern auch all jene, die säkular eingestellt sind. Und die Wessi von der Leyen hat natürlich auch mal wieder den Osten nicht im Blick, wenn sie davon spricht, dass im Westen 50% der Kindergärten in christlicher Trägerschaft sind.
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Für die Verursacher des rassistischen Übergriffs in Potsdam vom Ostermontag war die Sache klar: Ihr Opfer ist ein "Nigger". Die berichtenden Journalisten taten sich da etwas schwerer: Wie lautet sie eigentlich, die korrekte Bezeichnung für einen Deutschen mit dunkler Hautfarbe, der ursprünglich aus Äthiopien stammt? "Deutsch-Afrikaner" (Reuters)? "Schwarzer mit deutscher Staatsbürgerschaft" (DPA)? "Afrikanischstämmiger Mann" (AP)? Oder ganz anders? Im Büro der Bundesbeauftragten für Migration war man relativ ratlos. Dr. Lutz Kuntsch von der Gesellschaft für deutsche Sprache wusste da zumindest, dass er gar nichts wissen kann: "Einen festen Begriff gibt es nachweislich nicht und wird es in absehbarer Zeit auch nicht geben."
Das mit den Begriffen ist tatsächlich nicht so einfach. Denn sie sind immer politisch. Sprache ist nicht unschuldig. Begriffe sind geschichtlich gewachsen, entsprechen den gesellschaftlichen Werten. Solange Schwarze nicht als 'Deutsche' gedacht werden, kann es auch keinen allgemein anerkannten Begriff geben, der sie als solche bezeichnet.
Den Medien zu empfehlen wäre aber, die Selbstbezeichnung der Betroffenen zu übernehmen. Zur Zeit dominiert bei ihnen - soweit ich das sehen kann - der selbstbewusst umgedeutete Begriff Schwarze (siehe z.B. die Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland).
Zur Produktivität von Begriffen gibt es hier mehr.
Nachtrag 20.04.06: Die taz hat weiter gedacht.
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Liegt die Gewaltbereitschaft in der 'deutschen' Kultur begründet? Oder gelten solche kollektiven Erklärungsmuster nur für Muslime?
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"Zum vermuteten rassistischen Hintergrund des Überfalls sagte Schönbohm: "Ich weigere mich, voreilige Schlussfolgerungen zu ziehen. Sicher ist eins: ein Mensch ist in Potsdam angegriffen und schwerst verletzt worden. Er hat schwarze Hautfarbe." Leider gebe es aber in der Gesellschaft insgesamt aber eine viel zu hohe Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen, auch in Brandenburg."
Welche Hinweise braucht Schönbohm noch, um Rassismus zu erkennen? Dem Opfer wird nicht nur eine schwarze 'Hautfarbe' nachgesagt. Die Täter haben das Opfer auch als Nigger beschimpft. Gibt es ein noch eindeutigeres Zeichen für Rassismus?
PS: Auch in Österreich gibt es staatlicherseits laut taz so einige Probleme Rassismus als solchen zu erkennen.
Nachtrag 18.30: Wer sich das ganze Interview von Inforadio anhört, wird mit Entsetzen feststellen, dass das obige Zitat von Schönbohm noch harmlos ist. Er relativiert die Tat noch viel stärker sowie rassistische Taten überhaupt. Er spricht sich gegen eine Verschärfung der Strafen gegen Rechtsextreme aus (und spricht die Rolle des Alkohols und so an ....). Wie anders reagiert er doch, wenn es um 'Ehrenmorde' geht. Am Ende des Interviews betont er dann auch nochmal, dass wir uns bei der Weltmeisterschaft nicht vor rechten Schlägern sondern vor Terroristen fürchten müssen. Vor Schönbohm müssen sich 'AusländerInnen' auf jeden Fall fürchten.
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Die taz beschreibt wie ein Student aus Ghana sein Leben mit der Angst in Potsdam organisiert:
"Anfangs habe ich meine Wohnung am Abend gar nicht verlassen - als ich vor einem Jahr nach Deutschland kam. Ich hatte Angst, weil ich so viele schlimme Geschichten gehört hatte. Mittlerweile fühle ich mich wohler, aber jetzt noch gehe ich in der Dunkelheit niemals allein auf die Straße. Und tagsüber achte ich immer darauf, wo ich hingehe. Welche Gegenden für mich ungefährlich sind, haben mir - gleich als ich in Potsdam ankam - Afrikaner aus meinem Studiengang erklärt. Wenn man sich doch in die falsche Gegend verlaufen hat, sollte man nicht zögern, die Polizei zu rufen. Besonders schmerzlich ist für mich der Tipp von Freunden, nicht einmal in die Nähe von Fußballstadien zu gehen. Obwohl ich Fan bin, halte ich mich daran. Ich hatte bisher zwar noch keine Probleme wegen meiner Hautfarbe, aber ich weiß: Wenn ich auf der Straße angepöbelt werde, darf ich auf keinen Fall reagieren."
Rassismuserfahrungen fangen nicht erst dann an, wenn frau beschimpft oder zusammengeschlagen wird. Sie sind bereits real, wenn frau jeder Zeit mit ihnen rechnen muss und danach ihr Leben organisiert.
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Gut, dass Deutschland weder Wüsten noch einsame Inseln hat.
Nachtrag 08.07.10: Die Situation war zwischenzeitlich besser geworden. Laut taz greift die neue Premierministerin Julia Gillard wieder auf diese rassistische Politik zurück, um Wahlen zu gewinnen:
"Gillards harte Linie schockierte ihre Anhänger. Bisher galt sie als "Linke" mit "einer sehr sozialen Ader". Die Premierministerin appelliere im Vorfeld der Wahlen an die wachsende Zahl von Australiern, für die Bootsflüchtlinge eine Art politisches "rotes Tuch" sind. Kaum ein Thema heizt die Emotionen der Australierinnen und Australier so an wie dieses. Dabei versuchten 2010 gerade mal 3.500 Menschen per Boot nach Australien zu gelangen. Die irrationale Angst nutzen Politiker, um Stimmen zu gewinnen."
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"Im vergangenen Jahr betrug die Zahl rechtsextremer Gewalttaten nach Angaben des Potsdamer Innenministeriums 97; 108 Menschen aus 16 Herkunftsnationen waren betroffen, davon knapp 68 Prozent mit deutschem Pass. 31 der Übergriffe hatten fremdenfeindliche, acht antisemitische Motive."
Seit der Wende werden in Brandenburg immer wieder Schwarze überfallen, fast oder ganz zu Tode geprügelt. Es wird kaum Schwarze geben, die sich dort grundsätzlich sicher fühlen. Generell gibt es wohl wenige Schwarze in Deutschland, die sich immer sicher fühlen. Antizipierter Rassismus und die Gefahr von Gewalt begleiten die meisten.
Der RBB aber berichtet:
"Der jüngste fremdenfeindliche Angriff in Potsdam komme "überraschend", stellt Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) dennoch fest."
Überraschend doch nur für Weiße, die von Rassismus nicht betroffen sind und ihn daher erfolgreich ignorieren können.
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"Ein Mann schwarzafrikanischer Herkunft ist am frühen Sonntagmorgen in der Potsdamer Innenstadt bei einem Überfall lebensgefährlich verletzt worden.
Der 37-Jährige, der die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, wurde von zwei unbekannten Tätern angegriffen, wie das Polizeipräsidium Potsdam am Montag mitteilte. Das Opfer liege in einer Klinik und schwebe noch in Lebensgefahr. Die Tat habe einen fremdenfeindlichen Hintergrund."
Schwarzsein in Deutschland ist immer noch lebensgefährlich. Ganz unabhängig davon welche Staatsbürgerschaft frau hat. Man bleibt 'Afrikaner', wie auch in der Überschrift zu dem RBB-Artikel. Und wird 'fremd' gemacht aufgrung von 'Hautfarbe'.
Nachtrag 18.30: Der Artikel auf RBB ist aktualisiert worden. Sie sprechen nun auch von einem rassistischen Überfall und bezeichnen das Opfer nicht mehr als 'Afrikaner'.
Nachtrag 20.15: Weitere 'positive' (im Sinne von benutzten Begrifflichkeiten) Entwickung in der Berichterstattung: In einem Fernsehbeitrag des RBB nennt die Moderatorin den Überfallenen 'Schwarzen Potsdamer'. Der schwebt allerdings nach wie vor in Lebensgefahr.
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Nachtrag: Mehr zu Popetown und den Konservativen bei yeahpope.
Nachtrag 28.04.06:: Die UnionspolitikerInnen drehen weiter durch. Die taz hat einige ihrer Forderungen zusammengetragen. Auffallend ist, dass sämtliche Forderungen gestellt werden, ohne dass sie auch nur eine Folge von Popetown gesehen haben.
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"- Sind Transfrauen und Transmänner ganz normale Menschen oder Kranke?
- Die deutsche Rechtsordnung geht von der eindeutigen Unterscheidung des Geschlechts in "männlich" und "weiblich" aus. Dies schließt intersexuelle Menschen aus. Ist Ihrer Auffassung nach eine bipolare Geschlechterdefinition notwendig? Kann man die Kategorie "Geschlecht" künftig aus allen offiziellen Dokumenten streichen?
- Können Sie erklären, was unter dem Begriff "Gender" zu verstehen ist?"
Farsaie hat die Fragen an katholische Würdenträger und christliche Politiker geschickt, um zu sehen wie bereit und fähig sie sind in einer "sexuell befreiten, geschlechtergerechten Gesellschaft" zu leben. Antworten hat sie keine bekommen.
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Foto: © Anke Illing

