Donnerstag, 15. Januar 2015
Pegida Statistiken
Seit gestern schwirren Daten zu Pegida-Demonstrant_innen der TU-Dresden durch die Medien. Auch die taz macht mit. Da lese ich:

"Laut der Studie sind Pegida-Teilnehmer zu drei Vierteln männlich und im Schnitt 48 Jahre alt. "

und wundere mich. Denn alle qualitativen Berichte, die ich bisher zu den Demonstrationen gelesen und gehört haben, berichten, dass vor allem junge Männer und alte Männer an den Demonstrationen teilnehmen. Ein Durchschnittsalter von 48 Jahren wäre dann ein blödsinniger Mittelwert, da er genau zwischen die beiden Gruppen fallen würde und einen ganz falschen Eindruck vermitteln würde. Ich ärgere mich also mal wieder über den stümperhaften Umgang mit Statistiken und mache mich auf die Suche nach den Original-Statistiken, um mir die Altersverteilung anzuschauen. Über die Pressemitteilung der TU Dresden, wo nichts differenziertes drin steht, komme ich zu einer Präsentation des Studienleiters Vorländer und da zu einer Altersverteilung. Zu meiner großen Überraschung zeigt diese, dass 37% der Befragten tatsächlich zwischen 40 und 60 Jahre alt war und die Streuung unauffällig ist.

Das passt überhaupt nicht zu den Eindrücken, die sonst geschildert werden und deutet auf ein noch größeres Problem der Studie hin, dass in der taz auch angesprochen wurde, ich aber überlesen habe:

"Nur ein gutes Drittel der Angesprochenen war auskunftsbereit. Das relativiert die statistische Relevanz der 400 verwertbaren Antworten. "

Relativiert ist wohl leicht untertrieben. Stefan Niggemeier führt sehr schön aus (und verlinkt noch andere Blogger_innen, die das tun), dass davon auszugehen ist, dass diese Studie eher nichts über die Gesamtheit der Demonstrant_innen aussagt (sondern nur über jene, die bereit sind mit Wissenschaftler_innen zu sprechen, was ein nicht zufälliger Teil ist). Niggemeier kommt zu dem treffenden Schluss:

"Zutreffender ist vermutlich eine andere Aussage: Der typische Pegida-Demonstrant nimmt ungern an Umfragen teil. Zwei Drittel derjenigen, die dafür angesprochen wurden, lehnten hier ab. "

Warum werden solche nichtssagenden Statistiken so gerne von der Öffentlichkeit aufgegriffen? Wieso strahlen Prozentzahlen solche Faszination aus, dass sie auch genutzt werden, wenn ihre Aussagekraft in Frage gezogen werden?

Nachtrag 19.01.15: Jetzt berichtet tagesschau.de über eine Studie mit 123 (nicht zufälligen) Antwortenden. Was soll das? Was für eine Aussagekraft soll das haben?

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