Freitag, 22. Juni 2012
Aufsatzthema
Aus der sächsischen Freie Presse:

"In der neunten Klasse wurde Ngoc Anh Dao vor eine unlösbare Aufgabe gestellt. "Ich sollte einen Aufsatz darüber schreiben, warum ich stolz bin, eine Deutsche zu sein", sagt die 22-jährige Dresdnerin."

Was ist das denn für ein Aufsatzthema? Warum sollte irgendjemand stolz darauf sein Deutsche_r zu sein? Und dafür (oder den fehlenden Stolz) auch noch benotet werden?

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Sport und Kopftuch
Cigdem Akyol schreibt in der taz über die Sportlerin Nihal Aksoy, die Kopftuch trägt. Eine starke Frau, deren Tuch sie beim Sport nicht stört (andere sich aber daran stören). Akyol thematisiert dann, dass kopftuchtragende Frauen vom Sport ausgegrenzt werden:

"Im vergangenen Juni durfte die iranische Fußballfrauenmannschaft beim Olympia-Qualifikationsspiel in Jordanien nicht antreten. Die Sportlerinnen wurden wegen ihrer Kopftücher von der Fifa ausgeschlossen. Begründung: Das Tragen eines Kopftuches erhöhe das Verletzungsrisiko, zudem solle der Sport religiös neutral bleiben."

Inzwischen dürfen Fußballspielerinnen (auf Druck der UNO wie Akyol berichtet) Kopftuch tragen. Scheint also doch nicht wirklich ein Problem zu sein (der Ausschluss von Frauen aus dem Sport aufgrund ihrer Religion hingegen schon - das ist Diskriminierung). Akyol hat hier die Möglichkeit antimuslimischen Rassismus und seine Verflechtungen mit Heteronormativität zu thematisieren. Stattdessen wechselt sie abrupt die Perspektive und reproduziert antimuslimische Rassismen:

"In Deutschland würden Mädchen aus religiösen Gründen an der Ausübung von Sport gehindert, kritisiert Christa Stolle, Geschäftsführerin der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes. So dürften muslimische Eltern nach Gerichtsurteilen ihre Töchter von gemeinsam mit Jungen stattfindendem Schulsport fernhalten, wenn er zu einem Konflikt mit Koranvorschriften führe. Auch lange Kleidung und Kopftuch beim Sport tragen zu müssen sei hinderlich. „Die Trägerin wird in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt und somit bei der Ausübung von sportlichen Tätigkeiten einer erhöhten Verletzungsgefahr ausgesetzt.“ "

Wieso kommt in einer Geschichte über eine kopftuchtragende Sportlerin auf einmal das Bild, der Muslima, die gar keinen Sport treiben dürfe? Warum wird wieder behauptet, dass das Kopftuch die Verletzungsgefahr erhöhe, wenn es doch Kopftücher für Sportlerinnen gibt? Warum wieder diese platten Bilder, wenn die Realität doch viel komplexer ist?

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Der Migrationshintergrund und die Statistik
Die taz berlin berichtetet über die aktuellen Abiturient_innen:

"Gesunken ist die Zahl der AbiturientInnen aus Einwandererfamilien. 15,5 Prozent waren das 2011, jetzt sind es nur noch 14,1 Prozent. "

Die Senatsbildungsverwaltung sagt, dies sei ein statistisches Problem:

"Dies liege schlicht daran, dass immer weniger SchülerInnen ihren Migrationshintergrund als relevant ansähen, vermutet die Senatsbildungsverwaltung: Zunehmend würden MigrantInnen der zweiten und dritten Generation Deutsch als Herkunftssprache angeben. Mit diesem Merkmal oder ausländischer Staatsangehörigkeit wird in der entsprechenden Statistik der Migrationshintergrund erfasst."

Die Statistiken sind also generell wenig aussagekräftig, da das eine gemessen wird (angegebende Herkunftssprache) und dann behauptet wird was anderes gemesssen zu haben (Migrationshintergrund). Aber so sind Statistiken wohl allgemein, wenig verlässlich.

Die Senatsbildungsbildungsverwaltung scheint einen engen Zusammenhang zu unterstellen. So stellt sie doch die gewagte These auf, dass "weniger SchülerInnen ihren Migrationshintergrund als relevant ansähen" nur weil sie Deutsch als Herkunftssprache angeben. Noch nie was von natio-ethno-kultureller Mehrfachzugehörigkeit gehört?

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