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Montag, 9. November 2009
Deutsch! Deutsch? Deutsch!
urmila, 12:17h
In einer Weddinger Grundschule erkämpfen bildungsbürgerliche Eltern aus Altmitte für ihre Kinder Klassen mit Sonderkonditionen: weniger Schüler_innen, Englischunterricht ab der ersten Klasse, Extra-Stunde Naturwissenschaften (siehe taz). Zusätzlich profitieren ihre Kinder von den besseren Ressourcen (sowohl sozial wie ökonomisch), die ihre Eltern ihnen mitgeben. Die Privilegierten sichern ihre Privilegien und bleiben dabei unter sich. Elitenförderung.
Dabei kommt zum Tragen, dass aus strukturellen Gründen bestimmte Privilegien häufig zusammen vorkommen bzw. dass bestimmte Marginalisierungen verbunden sind. So verfügen vorallem Menschen mit unhinterfragtem Aufenthaltsrecht, sicheren Arbeitsplätzen und eigenem privilegierten Aufwachsen über das hohe soziale und ökonomische Kapital, das das privilegierte Aufwachsen der eigenen Kinder unterstützen kann. Das häufig hemmungslos zum eigenen Vorteil und anderen Nachteil eingesetzt wird. Wobei diese egoistische Privilegiensicherung gesellschaftlich legitimiert ist, denn Privilegien werden gesellschaftlich ausgeblendet.
In dem Fall der Weddinger Schule wird auch nicht über Privilegien gesprochen. Da geht es um 'Deutsche' und 'Migrant_innen'. Die 'Deutschen' sollen vor den 'Migrant_innen' geschützt werden, weil die den Unterrichtsstandard absinken lassen. Deswegen werden 'Deutschenklassen' eingerichtet.
Müssen die 'Deutschen' einen 'Ariernachweis' erbringen, damit sie in die Elite-Klasse kommen können? Oder wie weisen sie Ihr 'Deutschsein' nach? Die 'Migrant_innen' müssen einen Sprachtest machen, aber die 'Deutschen'? Müssen die einfach nachweisen, in mehreren Machtverhältnissen privilegiert zu sein, um weitere Privilegien zu bekommen? Kann dann auch mal ein 'Migrant_innenkind', das über diverse Privilegien (Akademiker_inneneltern mit gesichertem Status und guten Stellen) verfügt, als 'Deutsch' anerkannt werden?
So jemand wie ich zum Beispiel? Oder würde ich das Niveau auch senken? Oder müsste ich zumindet den Deutschtest machen? Oder aber reicht doch der Ariernachweis meines Großvaters, der in der Wehrmacht war und bis ins Mittelalter nachgewiesen hat, dass da keine 'jüdischen' Vorfahren waren?
Ganz schön Deutschtümelnd die ganze Debatte. Und unsolidarisch. Sehr erschreckend.
Nachtrag 19.11.09: Da ich in den Kommentaren zu diesem Beitrag nicht mehr meiner Aufgabe als Blogverantwortlicher nachkommen konnte (auf rassistische etc. Aussagen überprüfen), habe ich die Kommentarfunktion ausgeschaltet. Dabei sind nun auch alle Kommentare verloren gegangen. Das war nicht meine Absicht, aber es ging nicht anders.
Nachtrag 20.11.09: Die Kommentare sind jetzt hier wieder online. Die Kommentarfunktion bleibt abgestellt.
Nachtrag 17.12.10: Aus dem taz-Montagsinterview mit Bernadette la Hengst:
taz: "Würden Sie Ihre Tochter in eine "Problemschule" geben?"
"Ich mache das. Wir wohnen an der Grenze von Wedding und Mitte. Die Schule im Wedding war die nächste, die Schulen in Mitte sind voll. Meine Tochter geht in eine Klasse, in der 90 Prozent der Kinder Migrationshintergrund haben. Aber ich habe ein gutes Gefühl. Ich glaube, dass ein selbstbewusstes Kind da ganz normal seinen Weg gehen kann. Mich ärgert, dass viele Eltern das nicht wenigstens ausprobieren. Da denkt jeder nur an sein eigenes Kind, anstatt sich als Gruppe zusammenzuschließen. Der sogenannte Mangel an Integration geht doch auch von den Menschen ohne Migrationshintergrund aus, die sich dieser Seite von Berlin nicht öffnen."
Dabei kommt zum Tragen, dass aus strukturellen Gründen bestimmte Privilegien häufig zusammen vorkommen bzw. dass bestimmte Marginalisierungen verbunden sind. So verfügen vorallem Menschen mit unhinterfragtem Aufenthaltsrecht, sicheren Arbeitsplätzen und eigenem privilegierten Aufwachsen über das hohe soziale und ökonomische Kapital, das das privilegierte Aufwachsen der eigenen Kinder unterstützen kann. Das häufig hemmungslos zum eigenen Vorteil und anderen Nachteil eingesetzt wird. Wobei diese egoistische Privilegiensicherung gesellschaftlich legitimiert ist, denn Privilegien werden gesellschaftlich ausgeblendet.
In dem Fall der Weddinger Schule wird auch nicht über Privilegien gesprochen. Da geht es um 'Deutsche' und 'Migrant_innen'. Die 'Deutschen' sollen vor den 'Migrant_innen' geschützt werden, weil die den Unterrichtsstandard absinken lassen. Deswegen werden 'Deutschenklassen' eingerichtet.
Müssen die 'Deutschen' einen 'Ariernachweis' erbringen, damit sie in die Elite-Klasse kommen können? Oder wie weisen sie Ihr 'Deutschsein' nach? Die 'Migrant_innen' müssen einen Sprachtest machen, aber die 'Deutschen'? Müssen die einfach nachweisen, in mehreren Machtverhältnissen privilegiert zu sein, um weitere Privilegien zu bekommen? Kann dann auch mal ein 'Migrant_innenkind', das über diverse Privilegien (Akademiker_inneneltern mit gesichertem Status und guten Stellen) verfügt, als 'Deutsch' anerkannt werden?
So jemand wie ich zum Beispiel? Oder würde ich das Niveau auch senken? Oder müsste ich zumindet den Deutschtest machen? Oder aber reicht doch der Ariernachweis meines Großvaters, der in der Wehrmacht war und bis ins Mittelalter nachgewiesen hat, dass da keine 'jüdischen' Vorfahren waren?
Ganz schön Deutschtümelnd die ganze Debatte. Und unsolidarisch. Sehr erschreckend.
Nachtrag 19.11.09: Da ich in den Kommentaren zu diesem Beitrag nicht mehr meiner Aufgabe als Blogverantwortlicher nachkommen konnte (auf rassistische etc. Aussagen überprüfen), habe ich die Kommentarfunktion ausgeschaltet. Dabei sind nun auch alle Kommentare verloren gegangen. Das war nicht meine Absicht, aber es ging nicht anders.
Nachtrag 20.11.09: Die Kommentare sind jetzt hier wieder online. Die Kommentarfunktion bleibt abgestellt.
Nachtrag 17.12.10: Aus dem taz-Montagsinterview mit Bernadette la Hengst:
taz: "Würden Sie Ihre Tochter in eine "Problemschule" geben?"
"Ich mache das. Wir wohnen an der Grenze von Wedding und Mitte. Die Schule im Wedding war die nächste, die Schulen in Mitte sind voll. Meine Tochter geht in eine Klasse, in der 90 Prozent der Kinder Migrationshintergrund haben. Aber ich habe ein gutes Gefühl. Ich glaube, dass ein selbstbewusstes Kind da ganz normal seinen Weg gehen kann. Mich ärgert, dass viele Eltern das nicht wenigstens ausprobieren. Da denkt jeder nur an sein eigenes Kind, anstatt sich als Gruppe zusammenzuschließen. Der sogenannte Mangel an Integration geht doch auch von den Menschen ohne Migrationshintergrund aus, die sich dieser Seite von Berlin nicht öffnen."
51 Kommentare in: deutsch ... comment ... link
Keine Toleranz
urmila, 02:03h
für rassismusverleugnendes und privilegiensicherndes Geschreibsel kann ich aufbringen. Was hat sich die taz dabei gedacht, so etwas untollerierbares wie Klingelschmitts Keine Toleranz für die Tolleranten zu veröffentlichen. Da finde ich noch nicht mal einen Ansatzpunkt für eine nüchterne Analyse und Kritik, mir wird einfach nur schlecht beim Lesen.
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Christliche Homophobie
urmila, 01:55h
"Auf einer Veranstaltung des Zentrums „Homosexuelle und Kirche” hatte der Landespräses es als Aufgabe der Kirchenleitungen gesehen, Homosexuelle vor Diffamierungen zu schützen." schreibt Der Westen über Präses Alfred Buß. Eigentlich sollte solch ein Schutz von Menschenwürde eine Selbstverständlichkeit sein. Unter Christ_innen wohl aber nicht. Laut Der Westen kritisieren mehr als dreißig evangelische Pfarrer_innen den Präses für diese menschenliebende Aussage:
"Wo Homosexualität als naturgeben „propagiert und Therapien diskreditiert werden, verweigert man Menschen, die unter ihren homosexuellen Empfindungen leiden, die Hilfe zur Veränderung”, heißt es im Brief weiter."
"Wo Homosexualität als naturgeben „propagiert und Therapien diskreditiert werden, verweigert man Menschen, die unter ihren homosexuellen Empfindungen leiden, die Hilfe zur Veränderung”, heißt es im Brief weiter."
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Kruzifix
urmila, 01:44h
Der europäische Menschenrechtsgerichthof hat geurteilt, dass Kruzifixe in (italienischen) Schulen gegen die Religionsfreiheit verstossen (siehe z.B. die taz). Das Urteil hat heftige Kritik provoziert (siehe taz). Um das Kruzifix in den Schulen zu retten, greifen sie zu absurden Argumenten wie die taz zitiert:
"Die Kirche erklärt jetzt, Christus sei schließlich "für alle" inklusive der Nichtgläubigen am Kreuz gestorben, die sollten sich jetzt also nicht so anstellen, wenn in allen Schulen (genauso wie in allen Gerichtssälen) Kreuze hängen. Und Gelmini argumentiert, dass "das Kreuz in der Klasse nicht Zugehörigkeit zum Katholizismus ausdrückt, sondern ein Symbol unserer Tradition ist"."
Eine solche Argumentation sollten sich mal Angehörige irgendeiner anderen Religion erlauben.
"Die Kirche erklärt jetzt, Christus sei schließlich "für alle" inklusive der Nichtgläubigen am Kreuz gestorben, die sollten sich jetzt also nicht so anstellen, wenn in allen Schulen (genauso wie in allen Gerichtssälen) Kreuze hängen. Und Gelmini argumentiert, dass "das Kreuz in der Klasse nicht Zugehörigkeit zum Katholizismus ausdrückt, sondern ein Symbol unserer Tradition ist"."
Eine solche Argumentation sollten sich mal Angehörige irgendeiner anderen Religion erlauben.
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Unerlaubtes Textverwerten und unerhörtes Abmahnen
urmila, 01:21h
Wenn Texte einfach zweitverwertet werden und die Autor_in nicht um Erlaubnis gefragt wird, dann ist das mehr als ärgerlich. Als Autor_in ärgert mich das auch. Wenn meine Texte verfälscht und in einen anderen Kontext gestellt werden, ist das mehr als ärgerlich. Das Internet macht solche unauthorisierten Textübernahmen sehr einfach und es macht auch Sinn, darüber journalistisch zu arbeiten.
Der Versuch von Daniel Bouhs in der taz ist aber auch mehr als ärgerlich. Abgemahnt wurde ein Blogger der zitiert hat und nicht komplett kopiert. Abgemahnt wurde von einem kommerziellen Unternehmen, das sein Geld damit verdient abzumahnen. Die Abmahnsumme war unverhältnismässig hoch. Passender wäre hier ein Artikel über die Auswüchse des Abmahnwesens gewesen, was die taz in anderen Zusammenhängen auch macht. In diesem Fall liefern diese Analyse diverse Internetautor_innen, z.B. Johnny Haeusler von Spreeblick, der auch auf andere Quellen verweist. Einiges davon ist auch in den Kommentaren zum taz-Artikel zu finden.
Der Versuch von Daniel Bouhs in der taz ist aber auch mehr als ärgerlich. Abgemahnt wurde ein Blogger der zitiert hat und nicht komplett kopiert. Abgemahnt wurde von einem kommerziellen Unternehmen, das sein Geld damit verdient abzumahnen. Die Abmahnsumme war unverhältnismässig hoch. Passender wäre hier ein Artikel über die Auswüchse des Abmahnwesens gewesen, was die taz in anderen Zusammenhängen auch macht. In diesem Fall liefern diese Analyse diverse Internetautor_innen, z.B. Johnny Haeusler von Spreeblick, der auch auf andere Quellen verweist. Einiges davon ist auch in den Kommentaren zum taz-Artikel zu finden.
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