Mittwoch, 28. Juni 2006
Straßenfußball ohne StraßenfußballerInnen
"streetfootballworld – ein Netzwerk für den Straßenfußball

Am Strand von Rio, in den Vororten Nairobis, auf Bolzplätzen in Berlin - Straßenfußball ist überall. Wer keinen Ball hat, spielt mit Plastikbündeln oder Blechdosen. Millionen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene – darunter immer mehr Mädchen - sind Straßenkicker. streetfootballworld bringt sie zusammen: Gemeinsam mit der Stiftung Jugendfußball von Jürgen Klinsmann vernetzen wir Straßenfußball-Projekte rund um den Globus. Es geht um den Spaß am Kicken. Und um das Gute am Ball: um Teamgeist, globales Lernen, Gewaltverzicht. Es geht um Fußball als Medium für soziale Entwicklung, um Fußball als Kulturvermittler."


preist streetfootballworld seine WM der StraßenfußballerInnen an. Und wird darin von der Bundesregierung unterstützt. Eingeladen sind Mannschaften aus der ganzen Welt. Die taz berichtet:

"Die Mannschaften wurden von Sozialprojekten vor Ort zusammengestellt. Die Spieler arbeiten bei Projekten gegen Gewalt, Drogen und Rassenhass oder Aids mit. Viele der jungen Kicker kommen aus wenig gefestigten Familienverhältnissen."

Und genau das ist jetzt zum Problem geworden. Die Teams aus Ghana und Nigeria haben keine Visa bekommen.

"Ausgerechnet die fehlende "Verwurzelung im Heimatland" nennt das Auswärtige Amt nun als einen Grund für die Ablehnung der Visa-Anträge. Offenbar rechnete die Behörde damit, dass die Jugendlichen aus Nigeria und Ghana in Deutschland bleiben wollten."

Deutschland beweist so wieder einmal, wen es als Gast freundlich aufnehmen will und wen nicht. Eigentlich ist weniger die Verweigerung der Visa verwunderlich als die Tatsache, dass manche Teams aus dem Süden sie bekommen haben.

Nachtrag 29.06.06: Die Teams bekommen keine Visa, weil die Bundesregierung fürchtet, dass Straßenfußballer aus Ghana und Nigeria Profikicker werden wollen ....

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Die Deutschen und die Anderen
In der Berichterstattung über den Nationalpreis an die Herbert Hoover-Realschule beschreibt Alke Wierth in der taz ihre drei Interviewpartner:

"Tufan ist Türke, Cebrail Kurde und Asad, der von Geburt an Deutscher ist, spricht Urdu, die Sprache der pakistanischen Heimat seiner Eltern."

Das wären dann drei unterschiedliche 'Kulturen' zu denen sich diese drei Jungen zuordnen bzw. zugeordnet werden. Die drei sind verbunden mit drei unterschiedlichen Sprachen (Türkisch, Kurdisch, Urdu), drei unterschiedlichen Formen des Islams (die Ahmadiyas aus Pakistan werden zum Beispiel von den meisten Muslimen als häretisch abgelehnt und zum Teil auch gewaltsam verfolgt), drei unterschiedliche 'Traditionen', etc. Die einzige gemeinsame Sprache, die diese drei haben ist Deutsch. In keiner anderen werden sie sich verständigen können.

Trotz all dieser Unterschiede und der letzten Gemeinsamkeit werden sie als eine Einheit im Gegensatz zu den 'Deutschen' gesehen. Wierth schreibt:

"Deutsche Freunde haben die drei kaum: "Es gibt hier ja kaum Deutsche", sagt Cebrail."

Damit ist dann schon mal klar gemacht, dass die drei (selbst der deutsche Staatsbürger Asad) keine 'Deutschen' sind. Und weiter zitiert Wierth:

" Mit dem Begriff Parallelgesellschaft können sie etwas anfangen: "Man lebt schon in zwei verschiedenen Welten", meint Asad."

Auch wenn Asad, da wahrscheinlich von seinen zwei Welten spricht, also der pakistanisch-ahmadiya-migrations- und ausgrenzungsgeprägten Welt in seinem Elternhaus und der ausserhalb, suggeriert Wierths Artikel das die eine Welt die 'deutsche' ist und die andere die der 'AusländerInnen' allgemein. Sie sagt:

"Ihre Welt - damit verbinden die drei Dinge: ...Die Welt der Deutschen dagegen ..."

Aber was ist den "ihre Welt" jenseits der gemeinsam erlebten Ausgrenzungen? 'Ihre Welten' sind voneinander so unterschiedlich wie die der 'Deutschen', was immer die auch sein soll(en).

Durch solche dichotomen Darstellungen werden erst die homogene Welt der 'Deutschen' und die der 'AusländerInnen' geschaffen, und damit wird die Abgrenzung und Ausgrenzung zementiert.

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Rechte für Illegalisierte
Die Grünen und die Linkspartei haben einen Gesetzentwurf eingebracht, um die Rechte von Illegalisierten zu sichern, ihnen Zugang zur Gesundheitsversorgung zu gewährleisten und sie besser vor Ausbeutung zu schützebn. Erfolg werden sie damit wohl nicht haben. Zu gerne werde Illegalisierte zu VerbrecherInnen stilisiert. Und zu wirtschaftlich vorteilhaft ist ihr rechtloser Status. Symbolisch wichtig ist dieser Schritt trotzdem.

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