Donnerstag, 8. Februar 2007
Kein unmittelbarer Zusammenhang
Die taz zum rassistischen Angriff auf Ermyas M.:

"Das Fazit der Ermittler gab die Bundesanwaltschaft schon im Mai zu Protokoll: Die Tat habe sich in zwei Abschnitten ereignet - zunächst habe eine Pöbelei stattgefunden und später, etwa 50 Meter entfernt, die Schlägerei. Die "nachweislich fremdenfeindlichen Äußerungen der Täter" stünden daher "weder räumlich noch zeitlich in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Niederschlagen des Opfers"."

Die Strategie der Verharmlosung ist also aufgegangen.

Und am Rande: Dass es um Rassismus ging, hat die Staatsanwaltschaft festgestellt: "Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft sollen die zwei Angeklagten Ermyas M. im Zuge eines Streits gegen vier Uhr morgens an der Tram-Haltestelle als "oller Nigger" und "Scheißnigger" angepöbelt haben."

Nachtrag 08.02.07: Im 'Fall Kurnaz' gelten allerdings andere Regeln. Da reichen wenige Indizien, um die ideologische Schuld zu beweisen. Die taz berichtet:

"Exbundesinnenminister Otto Schily hält den ehemaligen Guantánamo-Häftling Murat Kurnaz für unglaubwürdig und lehnt eine Entschuldigung bei ihm ab. "Wer sich kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001 einen Kampfanzug, ein Fernglas und Schnürstiefel kauft und, ohne sich von seiner Familie zu verabschieden, nach Pakistan reist, will dort ja wohl nicht mit dem Fernrohr Allah suchen", sagte Schily der Zeit. "Ich bleibe dabei: Die Aussagen des Herrn Kurnaz zum Ziel seiner Pakistanreise sind nach wie vor unglaubwürdig." Der SPD-Politiker verteidigte die Haltung von Rot-Grün, Kurnaz aus Sicherheitsgründen die Einreise nach Deutschland zu verweigern."

Noch ein Nachtrag: Auch aus der heutigen taz:

"Die Zahl rechtsextremer und ausländerfeindlich motivierter Straftaten ist 2006 auf den höchsten Stand seit sechs Jahren gestiegen. Von den LKAs wurden 12.238 politisch rechts motivierte Straftaten ausgewiesen, davon 726 Gewalt- und 8.738 Propaganda-Delikte. Im Vorjahr waren es 10.271 Straftaten und 588 Gewalttaten."

und das obwohl viele rassistische Taten gar nicht als solche klassifiziert werden (siehe oben).

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Dienstag, 6. Februar 2007
Gut gemeint
Aus der taz:

"Nicht mehr nur Opfer sein: MigrantInnen wollen selbst entscheiden, wie sie gegen Beschneidung von Mädchen in Deutschland vorgehen. Die Aktionen westlicher Frauenrechtlerinnen für die Rechte von Afrikanerinnen seien oft latent diskriminierend

Aus Sicht von Fana Asefaw ist die Absicht redlich, aber der Weg verfehlt. Frauen - meist weiß und deutsch - wollen dunkelhäutige Mädchen davor beschützen, ein Leben lang unter einem verstümmelten Genital zu leiden. Sie fordern mehr staatliche Kontrolle. Doch längst nicht jede Migrantin freut sich über den ungebetenen Beistand. "Oft ist das doch nur ein willkommener Vorwand, Klischees über ,primitive Völker' abzurufen", sagt Fana Asefaw, Ärztin und Mitglied der Antibeschneidungsorganisation "Forward". "Die gut gemeinten Aufklärungskampagnen dürfen nicht auf Kosten der hier lebenden Migranten erfolgen.""


Nachtrag 12.02.07: Dieser LeserInnenbrief zeigt, wie wenig die 'weiße' Position reflektiert werden (kann?).

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Sonntag, 4. Februar 2007
Der Rasta
Aus dem taz Reiseteil:

".. wie der Rasta sagt ..."
"Rastas kommen vorbei und sagen "Yah man" oder "Respect"."
"... der Rasta Kew aus den Bergen Jamaikas ..."
"... Kew ist ein wirklich netter Rasta ..."
"Brigitta habe nicht so viel Glück wie sie mit ihrem Rasta, lässt Heidi vielsagend verlauten."
"Normalerweise halten Beziehungen zwischen Rastas und ..."
"Manche Rastas hoffen darauf ..."
"... die ganjarauchenden Rastas ..."
"Rastas, Gras und Gigolos ..."


Der Rasta scheint ein interessantes Tier zu sein.

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Sonntag, 21. Januar 2007
Mann gegen 'weiß'
Am Freitag titelte die taz: "Schwarz gegen Frau" über die Präsidentschaftskandidaturen von Barack Obama und Hillary Clinton. Vielleicht aber wäre die passendere Überschrift: Mann gegen 'weiß', denn dies beschreibt die jeweiligen Machtpositionen der KandidatInnen.

Nachtrag 02.02.07: Wie in den Kommentaren schon angemerkt wurde, liegt die hegemoniale Macht bei den 'weißen' Männern und ein solcher hat sich jetzt versucht mit rassistischen Äußerungen zu qualifizieren.

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Mittwoch, 17. Januar 2007
Swastika
Das Verwenden des Hakenkreuzes zur Verherrlichung des Nationalsozialismus sollte nicht nicht nur verboten sein, sondern auch streng verfolgt werden.

Das heisst aber nicht, dass die Abbildung des Hakenkreuzes generell verboten werden sollte. Wie bei allen anderen Verboten, muss geprüft werden, wozu etwas genutzt wird.

Wenn AntifaschistInnen das (durchgestrichenene) Hakenkreuz benutzen, um gegen Nationalsozialismus und Rassismus Stellung zu beziehen, dann ist dies keine Aktion, die bestraft werden sollte (darf).

Hindus haben das Swastika schon lange vor den Nationalsozialisten benutzt. Und sie benutzen es noch heute, ohne jeglichen Bezug zum 'deutschen' Nationalsozialismus. Regelmässig bekommen wir zu hinduistischen Feiertagen von unseren 'indischen' Verwandten Grußkarten, die mit Swastika verziert sind. Mit nationalsozialistischen Hakenkreuzen habe ich diese noch nicht einmal im Kindesalter verwechselt.

Eine europäische Regelung, um die Verherrlichung des Nationalsozialismus zu verbieten, darf nicht den Fehler begehen, kontextunabhängige Verbote auszusprechen. Es ist zu hoffen, dass die Befürchtungen von 'europäischen' Hindus unbegründet sind. (Wobei mir bewusst ist, dass es auch unter den Hindus faschistische Ideologien gibt. Die haben aber keinen besonderen Bezug zum Swastika.)

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Dienstag, 16. Januar 2007
Afrika, mon amour
Während sich die 'weiße deutsche' FernsehzuschauerIn der Kolonialromantik hingibt, in der "Afrikaner ... neben wilden Tieren und atemberaubenden Landschaften die Kulisse [bilden]: Statisten.", "vor allem auch in amourösen Fragen ... die Deutschen in Afrika unter sich [bleiben]" und ein reaktionäres Genderbild für die 'weiße' Frau propagiert wird, wappnet sich Europa gegen Afrikas MigrantInnen: "Frattini will daher einen Appell an die EU-Mitgliedstaaten richten, die EU-Grenzschutzagentur Frontex besser auszustatten. "Wir haben keine Flotte, keine Hubschrauber, keine Flugzeuge", kritisiert Frattini mit Blick auf Frontex."

Nur noch mal zur Erinnerung etwas wozu Dominic Johnson schon häufiger in der taz geschrieben hat: "Die meisten Reisen würden in Fischerdörfern ihren Ausgang nehmen; der Niedergang der westafrikanischen Fischerei, die immer mehr Rechte an EU-Fangflotten abtreten muss, ist ein Motor der Emigration. Im Jahr 2006 ist der Fischfang in Senegal gegenüber 2005 um 17,7 Prozent zurückgegangen, meldete die senegalesische Nachrichtenagentur APS zu Jahresbeginn. Ein Grund dafür sei, dass immer mehr Fischer in ihren Booten ausgewandert seien, wurde eine Quelle im Wirtschaftsministerium zitiert."

Der 'deutsche' und 'europäische' Kolonialismus ist noch lange nicht Geschichte.

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Mittwoch, 10. Januar 2007
Diskursive Zuwanderungsprobleme
hat katunia aufgezeigt.

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Dienstag, 26. Dezember 2006
Auf der ganzen Welt
"feiern die Menschen Weihnachten", behauptet tagesschau.de. Was für ein eurozentrischer Blödsinn. Klar, dass ChristInnen auf der ganzen Welt Weihnachten feiern. Klar auch, dass an vielen nicht-christlichen Orten 'Weihnachten' als kommerzialisiertes Fest präsent ist.

Aber feiern ist doch was anderes. Hier in meinem Wohnheim gibt es nichts weihnachtliches. All jene, die hier über die Feiertage sind, ignorieren das Fest. In Indien war ich zu Weihnachten auch schon. Dort gibt es ChristInnen die Weihnachten feiern, sicher auch einige Angebote für TouristInnen und etwas Ramsch und Kitsch. Aber für die meisten InderInnen spielt Weihnachten schlicht keine Rolle. Wenn ich mir meine chinesischen MitbewohnerInnen hier anschaue, scheint das gleiche für China zu gelten.

Man könnte natürlich auch sagen, dass die ganze Welt Ramadan feiert. Denn sicher findet man zum Ramadan in fast jedem Land eine Mulima, die feiert. Diwali wird sicher auch in vielen Ländern begangen. Aber das wäre natürlich niemals die ganze Welt.

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Montag, 25. Dezember 2006
'Weiße' im Indernet
Das Indernet, über das ich forsche, ist im wesentlichen ein Raum der zweiten Generation. Es gibt aber auch viele 'weiße' NutzerInnen. Nicht immer fallen sie auf. Viele werden für 'InderInnen der zweiten Generation' gehalten, weil das halt die Norm in diesem virtuellen Raum ist.

Manche aber fallen auf, durch besonders 'weißes' Verhalten. Zum Beispiel, wenn sie darüber schwärmen, im Sari zu einer Bollywood-Show gegangen zu sein, oder darauf bestehen, dass es in Indien besondere Geschenke für Neugeborene gibt. Bei der Borderpolitics Konferenz habe ich meinen Vortrag über Partying in a Sari bzw. die Dilemma 'weißer' Präsenz in Räumen der zweiten Generation gehalten.

Heute nun war mal wieder ein Post einer 'weißen' Nutzerin im Indernet-Forum, der in bester orientalistischer Art und Weise rassistische Strukturen reproduziert hat: 'Wir' und 'ihr', 'Euer Heimatland', 'Rituale', 'Stamm', 'traditionell', etc. Da musste ich mal reagieren, habe Literaturtipps zu Rassismus gegeben. Die kamen nicht so gut an.

Ich bin gespannt, ob es weitere Kommentare geben wird. Bei dem langen und fordernden Post hätte ich ja vermutet, dass er im wesentlichen ignoriert wird. Aber dadurch, dass ich was geschrieben habe und die Posterin reagiert hat, kommen vielleicht noch andere Kommentare. Mal wieder was für teilnehmende Beobachtung.

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Donnerstag, 14. Dezember 2006
Einfache Welt
"„Niemand kann seinem Schicksal entgehen!“ Wie in Zeitlupe lässt Hellinger jedes seiner Worte auf das ergriffene Publikum in Würzburg niedersinken. „Und Schicksal ist bestimmt durch unsere Herkunft. Wir müssen uns ihm stellen und es anschauen!“ Bald darauf sitzt der Therapeut mit einer weiteren Klientin auf der Bühne. Sie sei depressiv, erzählt die junge Frau. „Was ist passiert in der Familie?“ – „Mein Papa ist Palästinenser. Als ich ein Jahr alt war, sind wir nach Deutschland gezogen.“ Mehr will Hellinger nicht wissen.

In der Aufstellung steht die Klientin ihrem „Vater“ gegenüber. In gemessenem Abstand, drei Meter entfernt. Hellinger stellt zwei weitere Männer dazu, Stellvertreter für ihre Heimat Palästina. Regungslos starrt die junge Frau in Richtung des „Vaters“. Minutenlang. Dann spricht der Therapeut sie an. „Sag deinem Vater: ,Ich geh zurück!‘“ Hellinger will die junge Frau zurück nach Palästina schicken, in die „schicksalsbestimmte Heimat“, die sie als einjähriges Kind verließ. Mühsam bringt die Patientin die Worte über die Lippen: „Ich geh zurück!“ Dann steht sie weiter wie angewurzelt da, bis Hellinger sie ermuntert: „Geh!“ Sie sieht den Therapeuten fragend an. „Zurück!“ Keine Reaktion, nichts. „Also, sie schafft das nicht!“, verkündet Hellinger dem Publikum. „Depression und Manie sind einfacher. Aber das Leben ist dort“, in Palästina. Lächelnd wendet er sich an die Klientin: „Ich will dir was sagen, ja? Ob du dort stirbst oder dich hier umbringst, ist kein großer Unterschied.“ Damit ist die Frau entlassen. "


beschreibt die Zeit in einem Artikel über die Familienaufstellung nach Hellinger.

Es ist schon bewunderswert welch heteronormative und blutbetonte, machtignorierende Sicht auf die Welt Hellinger hat. Gemeingefährlich ist es auch.

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