Mittwoch, 19. März 2014
Model minority
Wenn zwei Jura-Professor_innen, die sehr erfolgreich sind - und sich zu einer Minderheit zählen -, sich hinsetzen und aufschreiben, warum bestimmte natio-ethno-religio-kulturelle Minderheiten besonders erfolgreich sind, dann besteht die Gefahr, dass da kulturalistischer kulturkämpferischer neoliberaler model minority-Diskurs rauskommt. Lesen will ich das nicht. Vor allem nicht, weil Daniel Bax das schon gemacht hat und eine vernichtende Rezension in der taz (kulturalistisch, etc.) geschrieben hat.

Bax erklärt, dass Amy Chua und Jeb Rubenfeld anders als Sarrazin keine Gene als Begründung nehmen, kreativen Umgang mit Zahlen scheinen aber auch sie zu pflegen:

"Die Auswahl der acht Gruppen, die Chua und Rubenfeld hervorheben, wirkt deshalb recht willkürlich. Um sie zu rechtfertigen, zitieren sie Statistiken, die zu ihrer These passen, reihen Verallgemeinerungen aneinander und lassen alle Fakten weg, die stören könnten."

Besonders erfolgreich sind in den USA laut den beiden übrigens:

"Zu Chuas und Rubenfelds persönlichen Top Eight gehören Chinesen und Juden - die beiden Gruppen, denen sie selbst angehören -, aber auch Iraner, Libanesen, Nigerianer, Kubaner und sogar Mormonen zählen sie dazu."

Interessante Zusammenstellung. Welches ist die achte Gruppe? Bestimmt die Inder_innen! Die sind nämlich auch ganz toll erfolgreich. Nach Sarrazin müssten aber auch noch die Vietnames_innen dazu.

Was heisst das eigentlich, wenn in verschiedenen Ländern verschiedene Migrant_innengruppen erfolgreich sind. Haben dann die erfolglosen Libanes_innen/ erfolgreichen Vietnames_innen in Deutschland (siehe Sarrazin) eine andere (Herkunfts-)Kultur als die erfolgreichen/ erfolglosen in den USA (siehe Chua und Rubenfeld)?

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Montag, 10. März 2014
Asiatische Gesichtszüge
Ein österreicher Pass. Ein italienischer. Männer mit asiatischen Gesichtszügen. Wie konnten die mit den Pässen durch die Kontrolle kommen, fragen die Medien.

Philipp Rösler. Josef Winkler. Mein Vater. Mein Bruder. Ganz viele Freunde. Haben immer wieder Schwierigkeiten durch Grenzkontrollen zu kommen. Warum eigentlich, fragen die Medien kaum.

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Montag, 3. März 2014
Erschreckende Entwicklungen
Die taz berichtet über die massiv ansteigende Anzahl von rechten Angriffen auf Asylunterkünfte. Das ist nicht nur ein Problem von rechten Gewalttäter_innen:

"Die Flüchtlingsinitiativen sehen nun auch die Parteien der Mitte in der Pflicht. „Auch Populismus wie die CSU-Kampagne ’Wer betrügt, der fliegt‘ schürt Vorurteile“, klagt RAA-Geschäftsführer Robert Kusche. „Pro Asyl“-Mann Burkhardt bemerkt ein „merkwürdiges Herumgeiere“ einiger Kommunalpolitiker, wenn es zu Diskussionen über die Ansiedlung von Asylunterkünften kommt. „Das muss aufhören.“ Wolle man die derzeitigen Übergriffe eindämmen, brauche es „ein klipp und klares Bekenntnis zu den Menschenrechten, zum Recht auf Asyl“. Alles andere, so Burkhardt, „ist die Ablehnung von Grundrechten“."

Der allgemein akzeptierte Rassismus in der Mitte der Gesellschaft (CSU-Kampagnen, Sarrazin-Bücher, Ausländer_innenrecht, Schulorganisation, etc.) fördert rechte Gewalttaten.

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Donnerstag, 27. Februar 2014
Mehr gegen Rassismus tun
Die taz berichtet:

"Ausgerechnet in der Woche, in der Thilo Sarrazin sein neues Buch veröffentlicht, fordert der Europarat die Bundesrepublik auf, mehr gegen Rassismus und Intoleranz gegenüber Minderheiten zu tun. "

Das zeitliche Zusammentreffen sei Zufall, Sarrazin aber ein Teil des Problems.

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Dienstag, 18. Februar 2014
Film: Die migrantische Community und der NSU

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Sonntag, 19. Januar 2014
Rassismus in Delhi
Auf suedasien.info habe ich (aus aktuellem Anlass) über alltäglichen Rassismus gegen Menschen, die Afrika zugeschrieben werden, in Delhi geschrieben:



Rassisistische Äußerungen und Handlungen von Delhis AAP Justizminister Somnath Bharti (siehe dazu eine Analyse von Adity Nigam auf kafila.org) scheinen gerade zu einer öffentlichen Diskussion über rassistische Ausgrenzungen gegen Menschen, die als Afrikaner_innen betrachtet werden, in Indien zu führen. Die Hindustan Times hat verschiedene Artikel dazu veröffenlicht: einmal zum Vorfall mit dem Minister in Khirki Village, über Beschwerden die von Ugander_innen eingereicht wurden und über alttägliche rassistische Ausgrenzung auf Delhis Strassen.

Aktivist_innen haben für heute zu einem Sit-in against racial violence am Jantar Mantar eingeladen.


Nachtrag 21.01.14: Rassismus ist nicht nur ein Machtinstrument von weißen Menschen argumentiert ein Beitrag auf kafila.org.

Nachtrag 03.02.14: Sibi Arasu beschreibt Rassismus in Indien.

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Freitag, 10. Januar 2014
Rassismsus gobal
Rasistische Ausgrenzung ist ein Phänomen, dass sich um die ganze Welt zieht. Aus den letzten drei Tagen taz nur ein paar wenige Beispiele:

Nicht nur die CSU sondern auch in Großbritannien wird Angst vor der Zuwanderung aus Rumänien und Bulgarien geschürt. Besonders aktiv ist dabei insbesondere die rechtspopulistische Ukip. Die Tories bedienen allerdings die gleichen Bilder, um rechte Wähler abzuholen (und sicher auch aus ideologischer Überzeugung), wie die taz berichtet:

"Bei den Tories geht deshalb die Angst um. Vor den Europawahlen im Mai sind sie zerstrittener denn je in der Frage, wie man mit der Ukip umgehen solle. Cameron, der die Ukip einmal als „Ansammlung von Trotteln, Verrückten und verkappten Rassisten“ bezeichnet hat, will die EU-Regelungen über Migration reformieren. Er will, dass das freie Niederlassungsrecht nur für Menschen aus Ländern gilt, deren Bruttoinlandsprodukt dem EU-Durchschnitt entspricht."

Die Reichsten der Festung Europa wollen auch innerhalb der EU Festungen aufbauen. Den Rändern der EU wird derweil die Aufgabe zugewiesen, Migration von außen abzuhalten. Je stärker die Festung Europa, um so mehr suchen sich Migrant_innen andere Ziele. Eines davon ist Israel, sowohl für Flüchtlinge wie Arbeitsmigrant_innen. Israel aber will die Flüchtlinge genauso wenig wie die EU und kaserniert sie in der Wüste. Dagegen protestieren Flüchtlinge wie u.a. die taz berichtet. Aber wie die EU scheint sich Israel wenig für Menschenrechte zu interessieren, es geht ihnen nur um Abschottung wie die taz schreibt:

"Igal Palmor, Sprecher des Außenamts in Jerusalem, nannte die Situation „komplex“. Israel sei der einzige entwickelte Staat mit einer Landgrenze nach Afrika und sei deshalb relativ leicht zu erreichen. Aufgrund politischer Instabilität in den Nachbarländern sei es zudem „praktisch unmöglich, eine regionalkooperierende Lösung mit den Herkunfts- und Transitländern“ zu erreichen. "

Ein anderes Zentrum für Migration ist Russland, wohin viele Arbeitsmigrant_innen aus dem Kaukasus und Zentralasien kommen. Wie die taz berichtet müssen sie dabei immer rassistische Gewalt befürchten und dienen dabei wirtschaftlichen Interessen:

"Der kirgisische Politologe Mars Sarijew macht eine fehlende Integrationspolitik in Russland für die Exzesse verantwortlich: Die russische Bauwirtschaft und der Handel fußten auf der Ausbeutung der entrechteten Gastarbeiter. Diese suchten in der organisierten Kriminalität Schutz vor Übergriffen - eine Verbindung, die die russische Bevölkerung empöre."

Die Komplexität von Rassismus zeigt sich rund um den französischen Komiker Dieudonne, der sich antisemitisch produziert (wie die taz) berichtet und dabei wohl gerade auch unter marginalisierten Jugendlichen Zustimmung findet. Ausgrenzung durch einen Rassismus (hier koloniale Rassismen) bedeutet nicht, dass mensch vor Reproduktionen eines anderen Rassismus (Antisemitismus) gefeit ist.

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Samstag, 21. Dezember 2013
Abendländische Kultur des Hasses?
Zunehmend nehmen Menschen wahr, dass nicht alle Bewohner_innen, Schüler_innen und Kinder in Kitas christlich (oder überhaupt religiös) sind. Daher gibt es zunehmend auch Überlegungen darüber, wie mit christlichen Ritualen umgegangen wird. Die Versuche des Umgangs sind dann mal mehr und mal weniger gelungen. Die Suchbewegungen werden sicher noch länger andauern, um eine Balance zwischen 'Tradition', Ritual, Religiösität, etc. zu finden.

Bei allen Suchbewegungen kann mensch sich aber sicher sein, dass die Verfechter_innen der abendländischen Kultur mit Hass (und Rassismus) reagieren werden. Sie sehen immer gleich das Abendland (was immer das sein soll) in Gefahr, setzen Christentum und Deutschsein gleich und grenzen alles andere aus. Häufig genug aus nichtigem Anlass. So war das wohl beim Aufschrei um den Martins-Umzug.

Jetzt berichtet die taz über eine Schule in Stuttgart, die in den Fokus der hassenden Abendländer (in abendländischer Tradition lass ich da mal den Gender Gap weg) gekommen ist:

"Aber dann tauchte am zurückliegenden Wochenende die Einladung an die Eltern auf dem islamfeindlichen Onlineportal „Politically Incorrect“ (PI-News) auf, inklusive Foto und Kontaktdaten der Direktorin. Im Laufe der ganzen Woche gingen an der Schule Drohungen und rassistische Mails und Anrufe ein, die Rede war von „Ethik-Mumpitz“. "

Schönes Abendland.

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Samstag, 14. Dezember 2013
Rösler und Rassismus
Das Philipp Rösler wie alle anderen Menschen in Deutschland, die vom fiktiven Idealtyp des Standard-Deutschen (ein Konzept von Paul Mecheril) abweichen, Rassismus erlebt, dürfte sicher sein (dazu habe ich hier auch schnon geschrieben). Ob er seine Erfahrungen selber als Rassismus bezeichnet, weiss ich nicht.

Spannend ist aber wie öffentlich mit dem Themenkomplex Rösler und Rassismus umgegangen wird. In der Medienberichterstattung hatte ich das Gefühl, dass häufig dann wenn Rassismus angeprangert wurde, die Anprangernden des Rassismus angeklagt wurden. So wohl im Fall von Jörg-Uwe Hahn und möglicherweise auch beim schiefgegangen taz-Interview. Rainer Brüderles Aussagen zu "deutschen Eichen" und "asiatisches Bambusrohr" hingegen haben keinen Aufschrei produziert, dabei erscheint mir das als klar rassistische Aussage.

Nachdem sowohl Rösler wie Patrick Döring nun ihre Parteiämter verloren haben, benennt letzterer Rassismus gegen Rösler in der Partei und darüber hinaus wie z.B. SPON berichtet:

"An Stammtischen hätten Liberale von "dem Vietnamesen" gesprochen, und manche Abgeordnete hätten dem nur halbherzig widersprochen, sagte Döring der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse".

Mit rassistischen Vorurteilen hätten auch immer wieder Satiriker und Kritiker gespielt. "Das ist so subtil bösartig, wie ich es nicht für möglich gehalten habe. Was mich besonders erschreckt hat: Das fiel in unserer Partei auf fruchtbaren Boden." "


Es wäre spannend, die Berichterstattungen etc. rund um Rösler und Rassismus mal genau zu analysieren. Das würde sicher weitere Einsichten zur Thematisierbarkeit von Rassismus bringen.

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Dienstag, 29. Oktober 2013
Struktureller Rassismus bei Polizei
Daniel Bax hat für die taz den Polizeigewerkschafter Rainer Wendt rund um Rassismus und Polizei interviewt. Wie üblich für Polizist_innen in den Medien, bestreitet Wendt, dass die Polizei ein (strukturelles) Problem mit Rassismus hat. Interessant ist aber, dass er die Verantwortung der Politik mit einbringt. In Bezug auf Racial Profiling sagt er:

"Die Politik kann uns jedoch nicht den Auftrag und die Befugnisse geben und hinterher sagen: „Igittigitt, das ist Rassismus.“"

Da ist was dran. Polizei setzt politische Vorgaben um, auch da, wo sie rassistisch handelt. Das ist Teil des strukturellen Rassismuses.

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