Dienstag, 23. Dezember 2008
Die Mitte duckt sich weg
Burkhard Schröders Kommentar in der taz über die Reaktionen auf den Passauer Mordanschlag finde ich durchaus zwiespältig. Mit folgender Analyse stimme ich aber weitgehend überein:

"Niemand [viel zu wenige, u.]in der sogenannten Mitte fühlt sich aufgerufen, das Notwendige zu denken und etwa die deutschen Gesetze gegen Einwanderung und Abschiebeknäste in einen Zusammenhang mit rassistischen Vorurteilen der Bevölkerung bringen. Wer staatlichen und gesetzlich legitimierten Rassismus thematisiert, gerät stattdessen automatisch unter den Generalverdacht des Linksextremismus [oder nicht klar denken zu können, u.]."

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Montag, 15. Dezember 2008
Polizist_innen morden nicht
In Dessau ist keiner verantwortlich für den Tod von Oury Jalloh. In Bremen wird niemand verurteilt für den Tod durch Brechmitteleinsatz. Und in London verhindert der Richter eine Verurteilung wegen des Mordes an Jean Charles de Menenez.

Nicht nur in Deutschland: Der Staat und seine Gerichte als Freund und Helfer der Polizei.

Nachtrag 02.05.10: Der Freispruch für den Bremer Polizeiarzt ist laut taz vom BGH aufgehoben worden.

Nachtrag 18.02.12: Die taz berichtet:

"Das Magdeburger Landgericht hat am Donnerstag den Antrag der Nebenklage zurückgewiesen, ein neues Brandgutachten zur möglichen Todesursache Jallohs einzuholen. Damit wird die Frage, wie in seiner Polizeihaft in Dessau ein Feuer entstehen konnte, nicht neu untersucht."

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Mittwoch, 10. Dezember 2008
Humoristischer Rassismus in der taz
Die satirische Wahrheit wie die Rubrik verboten der taz greifen immer mal wieder auf rassistische Bilder zurück, um satirisch/lustig (oder so) zu sein. In der letzten Woche waren es zweimal Bilder über 'Chines_innen': Am 09.12.08 wurden sie als "Zitronengesichter" bezeichnet. Und am 20.12.08 gab es einen Kartoon zum Thema 'China-Woche' und Zähne. Meinen Kommentar hier finden die Macher_innen bestimmt vollkommen humorlos. Das bin ich bei der unkritischen (Re)Produktion von Rassismen allerdings tatsächlich.

Nachtrag 22.04.11: Die taz-Wahrheit-Seite hat sich mal wieder in rassistischem Humor hervorgetan (siehe auch Leser_innenbrief von Ulrike Janz und zum N-Wort).

Was für ein Verständnis von Humor ist das? Aus der Machtposition abwertende Begriffe humoristisch zu benutzen, entspricht so gar nicht meinem Humorbegriff.

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Mittwoch, 10. Dezember 2008
Überraschung: 'Migrant_innen' lesen
"MigrantInnen lesen häufiger als Deutschstämmige, fand die Stiftung Lesen heraus - und war überrascht." berichtet die taz.

"Aus der Pisa-Studie 2000 hatten Forscher dagegen geschlossen, dass Migrantenkinder besonders wenig lesen."
und das dann mal gleich auf alle, die wir so 'Migrant_innen' nennen verallgemeinert.

Aber: "Der neuen Studie der Stiftung Lesen nach ist Migration kein entscheidender Faktor für das Leseverhalten - es sind vielmehr Bildung bzw. Schulabschluss, Schichtzugehörigkeit und das Leseverhalten der Eltern, die darüber entscheiden, wie viel ein Mensch in Deutschland liest."

Und es kommt noch 'überraschender': "Dieser Zusammenhang ist sogar noch stärker für Deutsche ohne Migrationshintergrund als für MigrantInnen, die auch mit Hauptschul- oder fehlendem Schulabschluss, geringem Einkommen und fehlender Lesesozialisation noch eher zum Buch kommen als ihre deutsche Vergleichsgruppe."

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Donnerstag, 4. Dezember 2008
Zuwander_innenschule
Aus einem taz-Artikel über Hauptschulen:

"Jürgen Rüttgers (CDU) etwa, der Ministerpräsident, gibt den Hauptschulen auf lange Sicht Bestandsschutz. "Wie wollen wir denn sonst sicherstellen, dass diejenigen, die überwiegend praktisch veranlagt sind oder eine Zuwanderungsgeschichte haben, eine auf sie zugeschnittene gute Ausbildung bekommen?", fragt er."

Da habe ich wohl keine auf mich zugeschnittene gute Ausbildung bekommen.

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Samstag, 29. November 2008
Zeitung mit Rassismus
Die Schüler_innenzeitung Q-Rage, die im Rahmen von Schule ohne Rassismus gemacht wird, widmet eine ganze Seite der Frage, ob es rassistisch ist den Schokokuss mit dem N-Wort zu bezeichnen. Es gibt einen Kommentar, der klar auf den rassistischen Bezug des Wortes verweist. Aber Zweidrittel der Seite werden von dem Titel, dem Teaser und einem Kommentar für die Verwendung des N-Wortes eingenommen. Darin wird das N-Wort gefühlt in jeder Zeile (tatsächlich etwas weniger) benutzt. Das schmerzt richtig.

Und es kommt (wie bei der Weigerung Straßen umzubennen) das absurde Argument:

"Wörter aus der Kolonialzeit sollten darum nicht einfach gelöscht werden, sondern als sprachliche Mahnmale erhalten bleiben. Und jedes Mal, wenn wir solche Begriffe benutzten, sollten wir über die Geschichte und ihre Folgen nachdenken."

Sicher: Beim herzhaften Biss in den Schokokuss mal kurz an Kolonialismus und Sklaverei denken. Da schmeckt er gleich doppelt gut.

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Samstag, 15. November 2008
Mal wieder Opferumkehr
In Steglitz-Zehlendorf erinnern Straßennamen nicht nur an den antisemitischen Historiker Treitschke sondern auch an die gewalttägigen Versuche Deutschlands, Teile Chinas zu kolonisieren. Die taz berichtet:

"Die Iltis-, Lans- und Taku-Straße erinnern an deutsche Kolonialschlachten im Osten Chinas. Die "Iltis" war ein Kanonenboot, das 1900 chinesische Widerstandskämpfer besiegte. Wilhelm Lans war deren Kapitän. Er bombardierte die Küstenforts von Taku. Mit alliierten Großmächten plünderten und mordeten sich die Kolonisten bis nach Peking."

Die CDU aber ist strikt gegen die Umbenennung der Straßen und führt dafür absurde Argumentationslinien an:

"CDU-Fraktionschef Hippe resümiert dagegen am Mittwoch, wer denn eigentlich Opfer gewesen sei - schließlich wurde auch der deutsche Kapitän Lans verletzt. "Kriegsverbrechen waren das jedenfalls nicht." Und wo heute Straßen nach Karl Liebknecht benannt seien, ertrage er Wilhelm Lans erst recht."

Nachtrag 22.11.08: Die taz berichtet wieder über den Streit über die Umbennenung der Treitschkestrasse in Steglitz. Gereon Asmuth kommenteirt pro Umbennenung und Uwe Rada contra. So argumentiert Rada, dass es auch falsch gewesen sei das DDR-Erbe aus dem Straßenbild zu löschen wie z.B. in der Umbenennung der Clara-Zetkin-Strasse in Dorotheenstrasse. So weit kann ich folgen. Weshalb wir mit einem Straßennamen der Ehefrau eines Kurfürsten gedenken und sie damit auch ehren sollen, ist mir unklar. Der Frauenrechtlerin Clara Zetkin zu Gedenken und dabei auch in Erinnerung zu halten, dass es zwei deutsche Staaten gab, finde ich ok. Daraus lässt sich für mich aber nicht folgern, dass wir der antisemitischen Geschichte Deutschlands Gedenken, in dem wir Antisemit_innen weiter mit Straßennamen ehren, wie das in Steglitz geschieht. Das dient weniger der Auseinandersetzung mit der Geschichte und mehr der Kontinuität.

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Dienstag, 11. November 2008
Weiße Flecken
Schild im Görlitzer Park

Das Bild hat meine immer gut informierte Kreuzberger Freundin mit folgendem Text verschickt:

"Das irre an dem Bild ist, dass der/die/das Punktemacher völlig richtig gekennzeichnet hat wo im Görli gedealt wird- allerdings hat er/sie/es ausschließlich die Stellen gekennzeichnet, wo schwarze Dealer stehen, dagegen sind alle Stellen, wo nicht so schwarze Dealer stehen, ausgelassen. Ähnlcih ist die Polizei dann bei einer Razzia verfahren: Alle Schwarzen -und nicht nur alle schwarzen Dealer- eingesammelt, die anderen durften weiter arbeiten."

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Donnerstag, 6. November 2008
Unsichtbar
Victoria Robinson kommentiert heute in der taz, welche Bedeutung der Wahlsieg Obamas für Schwarze Deutsche hat.

Dabei thematisiert sie auch, dass mit dem Fokus der Politik in Deutschland auf 'Migration und Integration' viele rassifizierte Menschen unsichtbar gehalten werden:

"In Deutschland sind Schwarze Deutsche kaum politisch repräsentiert - wir sind nämlich in weiten Teilen keine "Migranten", müssen weder Sprache lernen noch uns integrieren - und fallen damit aus dem Rahmen der Gruppen, für die "Beauftragte" in Frage kommen. Auch, wenn wir tagtäglich spüren müssen, dass man uns für "anders" hält, wird gleichzeitig so getan, als würde unser Schwarzsein gar keine Rolle spielen. Und wir bleiben mit unseren Belangen im Allgemeinen unsichtbar."

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Dienstag, 4. November 2008
Obama und Rasismus
In einem taz-Artikel über Obama argumentiert Bettina Gaus:

"Wenn die Hautfarbe eines Kandidaten der wesentliche Grund dafür ist, dass man seinen Sieg wünscht oder fürchtet, dann ist das Rassismus - auch wenn der Kandidat schwarz ist. So, wie die Unterstellung sexistisch war, dass sich jede Frau über die Wahl von Angela Merkel zur Bundeskanzlerin freuen sollte."

Der Argumentation kann ich so nicht ganz folgen. Wenn sich jemand gegen eine Kandidat_in ausspricht, nur weil sie/er Schwarz oder eine Frau ist, dann ist das ein Ausdruck von Rassismus/Sexismus derjenigen Person, die sich das wünscht. Soweit stimme ich mit Gaus überein.

Wenn aber eine Person sich wünscht, dass eine Kandidat_in, die Schwarz oder eine Frau ist, gewinnt, dann ist das nicht ein Zeichen von eigenem Rassismus/Sexismus. Dann ist das ein Zeichen, dass wir in einer Gesellschaft leben, die rassistisch/sexistisch ist, dass daher Menschen aus bestimmten Kategorien wenig Chancen haben, Machtpositionen zu erlangen, und dass es daher schon als Erfolg gewertet wird, wenn überhaupt mal eine Person dieser Kategorie es in die Machtposition schafft.

Politisch mag dieser Wunsch naiv sein. Denn Schwarz oder eine Frau zu sein, bedeutet noch lange nicht, dass gute Politik gemacht wird. Rassistisch/sexistisch aber ist der Wunsch nicht.

Nachtrag 06.11.08: Geography, Telecast bloggt zu Obama and the Death of Racism.

Nachtrag 07.11.08: antropolgi.info berichtet über offen rassistische Kommentare zu Obamas Wahl.

Nachtrag 17.08.09: Die taz berichtet über rassistische Reaktionen auf Obama.

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