Mittwoch, 3. Oktober 2007
Deutschlaaaand
hatte letztes Jahr ein Sommermärchen. Fahnen wurden geschwenkt, die Trauer war groß. Dass das ganze wenig mit Fußball und viel mit Nationalismus zu tun hat, zeigt sich jetzt nochmal, wo die 'deutschen' Frauen siegen und sich nicht wirklich jemand drum kümmert.

Mehr dazu von Heide Oestreich in der taz:

"Die Frauen spielen für sich. Vielleicht noch für "die Frauen". Aber für das kollektive "wir" spielen sie irgendwie nicht. "Die" haben das gut gemacht, sagen nun alle Kommentatoren. Anerkennung für "die Frauen". Die Frauen sind nicht "wir". Sie sind "die". Die Anderen."

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Das ist wirklich ein interessantes Phänomen. Ihrer Diagnose, das ganze habe mehr mit Nationalismus als mit Fussball zu tun, kann ich aber nicht so ganz folgen. Wenn Nationalismus wirklich die treibende Kraft hinter dem Trubel gewesen wäre, dann wäre es doch nahliegend gewesen, auch die Leistungen der deutschen Fussballfrauen als Beleg für das deutsche Toll-Sein herauszustellen. Dass das hier nicht geschehen ist (anders etwa als bei der Randsportart Handball) hat wohl tatsächlich eher mit dem Chromosomensatz zu tun, der allzu große Identifikation mit dem Frauenteam verhindert hat. Das arbeitet die "taz"-Autorin auch zutreffend heraus. Wobei aus meiner Sicht die Frage etwas zu kurz kommt, warum die Medien die Frauenfußball-WM so stiefmütterlich behandelt haben. Hätten die Damen auch nur halbwegs so prominente Sendeplätze bekommen wie die Herren, hätte es durchaus noch was werden mit der Identifikation.

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Die Nation ist männlich. Deswegen kann bei Frauen-Fußball nicht der gleiche Nationalismus aufkommen.

Oestreich schreibt: "Fußball ist unser Nationalsport. Die Frauen passen im Kollektivgefühl mit Fußball nicht zusammen, weil sie nicht mit dem Bild der Kämpfer für die Nation zusammenpassen. ... Es ist das Erbe der alten Fantasie, in der Nation, Militär und Männlichkeit zu einer symbolischen Einheit verschmolzen sind. In der männliche Heroen den weiblich imaginierten Volkskörper beschützen und verteidigen."

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@:Die Nation ist männlich.
Ähm, ja. Kann sein. Für mich bleibts trotzdem dabei, dass bei mehr Medienpräsenz und entsprechender Promotion weitaus mehr Begeisterung drin gewesen wäre für die wackeren Fussballerinnen. Eisschnellläuferinnen, Skifahrerinnen oder meinetwegen auch Tennisspielerinnen mobilisieren bei ausreichender Bildschirmpräsenz und flankierender Print-Berichterstattung ("unsere Goldmädels") ja auch Begeisterung mit nationalen Untertönen. Sicher wird beim Frauenfussball nicht "der gleiche Nationalismus" aufkommen, dergestalt, dass sich deutsche Fußball-Hools abseits des Spielfelds mit Schlachtenbummlern anderer Nationen in die Wolle kriegen. Aber Frauensport und "anderer" Nationalismus müssen sich nicht völlig ausschließen, wie man bei den Olympischen Spielen sehen kann. Ich hatte nie den Eindruck, dass von Frauen errungene Medaillen da grundsätzlich weniger zählen.

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