Dienstag, 27. Februar 2007
Oscar
urmila, 19:04h
Christina Nord schreibt in der taz zu "Das Leben der Anderen":
"Doch jede Trennschärfe, jeder analytische Zugang gehen verloren, da "Das Leben der Anderen" zu jener Spielart von Erzählkino gehört, die politische Sachverhalte als menschlich nachvollziehbar darstellt. Bei Henckel von Donnersmarck speist sich diese menschliche Motivation bisweilen aus dem Geist der Schmierenkomödie. Der Überwachungsvorgang gegen einen der Protagonisten, den Schriftsteller Dreymann (Sebastian Koch), wird in Auftrag gegeben, weil ein SED-Minister die Frau Dreymanns begehrt und den Rivalen ausschalten will. Dass eine Stasi-Existenz trist ausfällt, führt der Regisseur mit einer Szene vor Augen, in der der Agent Wiesler (Ulrich Mühe) jämmerlichen Sex mit einer Prostituierten hat. Zu dieser zuallererst am Human Touch interessierten Perspektive passt die Verwandlung Wieslers. Wenn er vom Spitzel zum Schutzengel wird, so zeigt dies, dass Läuterung möglich ist, solange es nur einen menschlichen Kern gibt, der durch die Begegnung mit der Kunst, der Liebe und den Gedichten Brechts angerührt werden kann. Diese Form des Humanismus ist ziemlich billig zu haben, sie fördert weder Reflexion noch Erkenntnis. Aber sie hat den unschlagbaren Vorteil, in Hollywood wie unter den Mitgliedern der Deutschen Filmakademie wohl gelitten zu sein.
Was aber vermittelt "Das Leben der Anderen" darüber, wie die DDR 1984 funktionierte, oder darüber, welcher Logik Überwachung folgte und folgt? Was sagt der Film über das Verhältnis von Künstlern zum Regime, und umgekehrt, über das Verhältnis des Regimes zu den Künstlern? Wenig bis nichts."
Ähnlich kritisiert Scott Foundas:
""Das Leben der Anderen" ist lediglich der neueste in einer langen Reihe zeitgenössischer Filme über historische Ereignisse, "Schindlers Liste" und "Hotel Ruanda" eingeschlossen, die den Großen Schrecken des zwanzigsten Jahrhunderts etwas Erhebendes und Tröstliches abzugewinnen suchen. Filme, die sich so sehr auf die besten und löblichsten Aspekte der menschlichen Natur konzentrieren, dass sie alles Negative ausschließen.
Es sind dies Filme, die der Geschichte ihre Härte nehmen und von Zuschauern geliebt werden, weil hier Helden und Schurken klar erkennbar sind, die Handlung in einer Abrechnung gipfelt und die Moral des Film in großen Neonlettern am Himmel steht."
"Doch jede Trennschärfe, jeder analytische Zugang gehen verloren, da "Das Leben der Anderen" zu jener Spielart von Erzählkino gehört, die politische Sachverhalte als menschlich nachvollziehbar darstellt. Bei Henckel von Donnersmarck speist sich diese menschliche Motivation bisweilen aus dem Geist der Schmierenkomödie. Der Überwachungsvorgang gegen einen der Protagonisten, den Schriftsteller Dreymann (Sebastian Koch), wird in Auftrag gegeben, weil ein SED-Minister die Frau Dreymanns begehrt und den Rivalen ausschalten will. Dass eine Stasi-Existenz trist ausfällt, führt der Regisseur mit einer Szene vor Augen, in der der Agent Wiesler (Ulrich Mühe) jämmerlichen Sex mit einer Prostituierten hat. Zu dieser zuallererst am Human Touch interessierten Perspektive passt die Verwandlung Wieslers. Wenn er vom Spitzel zum Schutzengel wird, so zeigt dies, dass Läuterung möglich ist, solange es nur einen menschlichen Kern gibt, der durch die Begegnung mit der Kunst, der Liebe und den Gedichten Brechts angerührt werden kann. Diese Form des Humanismus ist ziemlich billig zu haben, sie fördert weder Reflexion noch Erkenntnis. Aber sie hat den unschlagbaren Vorteil, in Hollywood wie unter den Mitgliedern der Deutschen Filmakademie wohl gelitten zu sein.
Was aber vermittelt "Das Leben der Anderen" darüber, wie die DDR 1984 funktionierte, oder darüber, welcher Logik Überwachung folgte und folgt? Was sagt der Film über das Verhältnis von Künstlern zum Regime, und umgekehrt, über das Verhältnis des Regimes zu den Künstlern? Wenig bis nichts."
Ähnlich kritisiert Scott Foundas:
""Das Leben der Anderen" ist lediglich der neueste in einer langen Reihe zeitgenössischer Filme über historische Ereignisse, "Schindlers Liste" und "Hotel Ruanda" eingeschlossen, die den Großen Schrecken des zwanzigsten Jahrhunderts etwas Erhebendes und Tröstliches abzugewinnen suchen. Filme, die sich so sehr auf die besten und löblichsten Aspekte der menschlichen Natur konzentrieren, dass sie alles Negative ausschließen.
Es sind dies Filme, die der Geschichte ihre Härte nehmen und von Zuschauern geliebt werden, weil hier Helden und Schurken klar erkennbar sind, die Handlung in einer Abrechnung gipfelt und die Moral des Film in großen Neonlettern am Himmel steht."
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