Montag, 14. November 2011
Rassistische Behauptungen
"So sinkt in den letzten Jahren die Toleranz gegenüber Schwulen und Lesben wieder, vor allem bei männlichen Jugendlichen mit Migrationshintergrund." behauptet der FDP-Politiker Michael Kauch im taz-Interview zur Magnus-Hirschfeld-Stiftung. "Hier kann die Stiftung Projekte für Toleranz und Akzeptanz unterstützen und vernetzen."

Mit solcher rassistischen Ausgrenzung wird es kaum möglich sein, "Toleranz und Akzeptanz" zu unterstützen. Ich jedenfalls habe so nicht das Gefühl, dass meine Anliegen bei der Stiftung in guter Hand wären.

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Und was ist wenn es stimmt was er sagt?

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Was genau soll stimmen?
Wenn wir die Kategorie "männlichen Jugendlichen mit Migrationshintergrund" als eine statistische Kategorie nehmen würden, die nur unterscheiden will zwischen Menschen, deren Vorfahren seit Jahrhunderten in 'Deutschland' leben, und anderen, dann ist diese Kategorie vollkommen aussagelos. Denn dann würden wir hier Menschen aus allen sozialen Schichten, deren Vorfahren aus allen Regionen der Welt stammen, zusammenpacken (von dem Sohn weißer US-Diplomat_innen bis zum minderjährigen Flüchtling). Es macht keinerlei Sinn über diese völlig unterschiedlichen Menschn in Abgrenzung zu 'deutschen' Jugendlichen zu sprechen. Was sollen sie untereinander gemeinsam haben, was sie alle von den 'Deutschen' unterscheidet?

Sich die Kategorie der männlichen Jugendlichen in Deutschland insgesamt anzuschauen, würde da mehr Sinn machen. Denn so wie 'Männer' in unserer Gesellschaft sozialisiert werden, werden sie eher zu Gewalt gegen Andere sozialisiert als 'Frauen' und müssen sich auch mehr in ihrer 'Männlichkeit' beweisen (und das in jeweils kontextspezifischen Ausdrucksformen). Da ist durchaus Handlungsbedarf gegen heteronormative Sozialisierung.

Wenn mensch sich die derzeitigen Debatten ansieht, ist es aber auch klar, dass Kauch natürlich nicht von weißen USAmerikanern spricht (obwohl die durchaus christlich-fundamentalistisch homophob sein können), sondern dass der 'Migrationshintergrund' als Synonym für 'Muslime', 'Türken' oder 'Araber' steht. Es geht um die rassistische Konstruktion der 'muslimischen Anderen', von denen 'wir' 'uns' abgrenzen. Dabei werden auch hier Menschen ganz unterschiedlicher Prägung und Einstellungen undifferenziert zusammengeworfen. Die 'Muslime' dienen 'uns' gerade dazu, die deutsche Gesellschaft als offen, nicht-sexistisch und nicht-homophob zu konstruieren. Es geht also nicht darum, was 'die' sind, sondern wie 'wir' 'sie' konstruieren.

Studien wie die Simon-Studie und jene von Maneo starten mit einer ganzen Reihe von Annahmen über die homophoben Muslime und bekommen das dann auch als Ergebnis heraus. Sie sind self-fullflilling prophecies und nicht Erkenntnisse über das, was in unserer Gesellschaft passiert.

Als sowohl rassistisch wie heteronormativ marginalisierte Person bin ich es leid, wenn Homophobie mit Rassismus begegnet wird. Es muss gegen beides gleichzeitig vorgegangen werden und dabei helfen rassistische Auslagerungen von Homophobie nichts.

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