Dienstag, 5. April 2011
Multikulti-Anfrage
Gestern bekam ich die Anfrage einer lesbischen Zeitschrift:

"Für unseren Heftschwerpunkt „Multikulti“ machen wir eine Kurzumfrage unter Lesben mit verschiedenen kulturellen Hintergründen. Es wäre toll, wenn du mitmachst. Wir möchten in kurzen Stichworten von dir wissen, wie du deine Lebenssituation in Deutschland als Lesbe und als eine, die einen nicht - oder nur teilweise – deutschen Hintergrund hat, einschätzt.
Unsere Fragen:
Zunächst persönliche Daten: Dein Name, Alter, Beruf, Wohnort in Deutschland (ggf. seit wann), dein Multikulti“-Hintergrund, wo bist du aufgewachsen, woher sind eine Eltern, welches ist deine Muttersprache und/oder ggf. zweite Sprache
Was ist an dir persönlich „multikulti“? (das kann von kulinarischen Vorlieben bis zu politischen Einstellungen gehen)
Was sind für dich die positiven Aspekte daran?
Und was sind negative Aspekte daran?"


Wo soll ich da anfangen? Das ist so viel, was dekonstruiert werden müsste. Negativ sind definitiv solche Anfragen. Aber das hängt weniger mit Multikulti und mir zusammen, sondern mit der Anfrage.

Nachtrag 01.09.11: Bin ich froh, dass ich da nicht mit gemacht habe. Inzwischen habe ich mir die L-MAG Mai/Juni 2011: Schwerpunktthema Multikulti: In allen Farben lesbisch angesehen und die ist so schlimm wie die Anfrage angedeutet hat.

Am allerschlimmsten ist die die Rubrik 'Psycho' unter dem Titel "Immer Ärger mit der Fremdenfeindlichkeit". 'Didem aus Hamburg' berichtet über doppelte Diskriminierung als 'Migrantin' und 'Lesbe' und 'Frau Dr. Schulze' kommentiert doch tatsächlich:

"Ein Glück, dass du bisher nur mit Worten verletzt wurdest, auch wenn diese nicht entschuldbar sind. Einige Frauen sind vielleicht einfach nur unsicher und stellen in ihrer Neugier die falschen Fragen. Um Klischees zu entschärfen, musst du dich aber auf Diskussionen einlassen - auch wenn das auf Dauer aufreibend ist."

Unter der Überschrift Fremdenfeindlichkeit ist ganz offensichtlich nichts Rassismuskritisches zu erwarten, sondern Fremdefestschreibendes und Rassismusverharmlosendes.

Ich hatte der Redaktion übrigens angeboten, dass sie mich zu Fragen der Verflechtung von Rassismus und Heteronormativität fragen können.

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