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Donnerstag, 13. April 2023
Bräunen oder nicht
urmila, 22:06h
An einem der letzten Tage in Delhi bin ich barfuß gegangen. Da konnte die indische Kollegin sehen, dass meine Füsse ganz schön Sonne bekommen haben und gebräunt waren. Darauf reagierte sie mit einer Erzählung, wie mir beim Waxing sicher dazu geraten würde, die Farbe zu entfernen. So wurde zum Ende des Aufenthalts nochmal bestätigt, dass in Indien auf Helligkeit viel Wert gelegt wird. (Und dass frau zum Waxing geht.) In Deutschland würde ich eher erwarten, dass mir Ratschläge gegeben werden, wie ich meine Füsse gleichmäßig bräunen kann, so dass mensch die Schuhe nicht sieht.
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Dienstag, 11. April 2023
Hindi-Englisch
urmila, 16:34h
In der Metro in Delhi werden alle Ansagen in Englisch und Hindi gemacht. Auch die Anzeigen gibt es in Hindi und Englisch. Mein Hindi ist mies, aber ich versuche zumindest die Buchstaben zu entziffern. Das geht aber nicht immer leicht. Und das liegt nicht nur an mir, wie das Beispiel der Anzeige für Dilli Haat - INA zeigt.
Dilli Haat ist klar: Di - lli Ha- t
Aber danach wird es seltsam: Ai - En - E
Was hat das INA zu tun? frage ich mich, bis mir klar wird, es sind nicht die Buchstaben, sondern die englische Aussprache:
I = Ai
N = En
A = E
Das stellt natürlich eine besondere Herausforderungen beim Entziffern dar, wenn nicht nur die Buchstaben erkannt werden müssen, sondern es auch noch darum geht zu verstehen, welcher englischer Laut übertragen wird. Von Hindi direkt zu Deutsch wäre es einfacher.
Zuerst aufgefallen war mir das beim Zugfahren. Da hatten die Wagons alle einen Buchstaben und eine Nummer. In der Hindi-Anzeige konnte ich die aber nicht verstehen, bis ich sie ausgesprochen habe.
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Freitag, 7. April 2023
Schulbücher umschreiben
urmila, 14:17h
Vor zwei Tagen hat der Indian Express über Änderungen in Schulbüchern berichtet, die offensichtlich dazu da sind, dass Bild des Sangh Parivars (also BJP, VHP und RSS) zu ändern. Offizielle Begründung der Änderungen sind allerdings Rationalisierungen der Inhalte. In einem weiteren Artikel hat der Indian Express dann detailierter dargestellt, was alles geändert wird, unter anderem sollen Schüler_innen nichts über die Pogrome in Gujarat 2002 lernen und viel weniger über die Moghule. Heute nun hat der Indian Express den Kontext weiter erklärt, wie es immer wieder zu Änderungen kommt und wie dies politisch motiviert sind.
Die Inhalte von Schulbüchern und Lehrplänen zu ändern, ist ein effektives Mittel, um mittelfristig das breite Wissen der Bevölkerung zu ändern und die eigene Position zu stärken. Was an Schulen gelehrt wird, ist immer eine politische Entscheidung. Diese kann auch emanzipativ sein. In diesem Falle eher nicht.
Nachtrag 11.04.23: Heute hat tagesschau einen etwas kritischen Artikel über Indiens Politik. Über die Schulbücher ist allerdings nichts drin.
Die Inhalte von Schulbüchern und Lehrplänen zu ändern, ist ein effektives Mittel, um mittelfristig das breite Wissen der Bevölkerung zu ändern und die eigene Position zu stärken. Was an Schulen gelehrt wird, ist immer eine politische Entscheidung. Diese kann auch emanzipativ sein. In diesem Falle eher nicht.
Nachtrag 11.04.23: Heute hat tagesschau einen etwas kritischen Artikel über Indiens Politik. Über die Schulbücher ist allerdings nichts drin.
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Donnerstag, 6. April 2023
Kostenlos Busfahren für Frauen*
urmila, 18:16h
Über die Metro habe ich schon verschiedentlich geschrieben. Eine Freundin in Delhi erzählte mir aber, dass sie lieber Busfahren würde. Etwas dass ich nicht mehr gemacht habe, seit dem ich als 20jährige in einem Bus in Delhi viel zu viele Hände an meinem Körper hatte. Da scheint sich aber einiges geändert zu haben. Insbesondere da seit ein paar Jahren Busfahren in Delhi kostenlos für Frauen* ist. Der Indian Express hatte vor kurzem einen Artikel darüber, was dies für Frauen* bedeutet. Es scheint ihre Mobilität entscheidend zu vergrößern. Denn die Metro ist zu teuer für viele und auch Busfahren war zu teuer. Jetzt wo es nichts mehr kostet, können sich Frauen* ganz anders in Delhi bewegen.
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Dienstag, 4. April 2023
Pathaan
urmila, 15:56h
Im Winter war der Bollywood-Film Pathaan ein viel diskutiertes Ereignis in Indien und in unserem Büro. Zuerst gab es eine Zensurdiskussion, dann wurde der Kinobesuch zu einer oppositionellen Handlung aufgewertet. Bei unserem Mittagessen wurde leidenschaftlich darüber diskutiert, ob der Film nun oppossitionell ist oder doch nur nationalistisch.
Ich bin nicht ins Kino gegangen, da ich nicht so auf Action Filme stehe und wenig verstanden hätte. Kurz vor Ende meines Indienaufenthaltes hat Prime Video Pathaan aber angeboten und ich hatte dank meines Handyvertrags ein Prime-Abo. Also haben wir noch einen Filmabend im Büro gemacht. Der war lustig. Unsere indische Kollegin hat die Politikbezüge und Interpretationen kommentiert. Der israelische Kollege hat die Verwandschaft zu Bond- und anderen Action-Filmen aufgezeigt. Ein deutscher Besucher hat sein Unverständnis ausgedrückt. Und ich habe mich daran gefreut, in dieser Runde den Film zu schauen. Und die obligatorischen Momos zu essen.
Mein Fazit: Pathaan ist sicher ein bedeutungsvoller Film angesichts der ganzen gesellschaftlichen Diskussionen und Handlungen rundum. Aber der Film ist halt ein nationalistischer Action-Film mit SRK. Nicht so mein Ding.
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Freitag, 31. März 2023
Wissenschaftliche Laufbahn
urmila, 18:48h
Mein erster Weg nach Rückkehr nach Deutschland war heute ein Ausflug zu meinem Arbeitsamt, um mich zum 01.04.23 wieder arbeitslos zu melden. Das bin ich diesmal seit dem 01.10.21, mehrfach unterbrochen durch freiberufliche Tätigkeit, durch sechs Monate Gastprofessur in Klagenfurt und sechs Monate Fellowship in Delhi.
Den Anspruch auf Arbeitslosengeld habe ich mir erarbeitet durch 11 Semester Vertretungsprofessur am Institut für Europäische Ethnologie an der Humboldt-Uni (mit insgesamt drei Verträgen). Ein Jahr vorher hatte ich schon mal für ein Semester eine Vertretung am Institut. Ausserdem war ich im akademischen Jahr 2009/10 ein Jahr Vertretungsprofessorin am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien an der HU (zwei Verträge). Angefangen habe ich meine angestellte wissenschaftliche Karriere 2004 in Frankfurt (Oder), zwei 1/2 Jahre (mit zwei Verträgen).
Dazwischen hatte ich dann immer wieder Stipendien (insgesamt sechs), mal für drei Monate, mal für sechs. Und diverse Lehraufträge. Finanziert habe ich mich auch durch freiberufliche Tätigkeit. Und immer wenn ich Anspruch hatte, durch Arbeitslosengeld.
Jetzt habe ich wieder zwei Bewerbungen für Professuren und zwei für Fellowships laufen. Ich hätte mich gerne auch für eine wissenschaftliche Mitarbeitenden-Stelle beworben, die eine Lebenszeitstelle hätte sein können. Aber weil ich schon über dem Verbeamtungsalter bin, wurde mir klar gemacht, dass ich im Bewerbungsprozess keine Chance haben würde.
Ich lehre gerne, ich forsche und schreibe gerne. Gerne würde ich dafür auch bezahlt. Insbesondere in die Rentenkasse.
PS: Ich hatte auch schon mal einen unbefristeten Vertrag. Das war mein allererster bei der Diakonie Hagen, um die Freiwilligenzentrale aufzubauen.
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Dienstag, 28. März 2023
Autoputzen
urmila, 12:44h
Die allermeisten Autos, denen ich begegne, glänzen. Das ist kein Wunder den ständig sehe ich, wie Männer Autos putzen.
Meine These ist, dass die Fahrer die meiste Zeit des Tages nichts zu tun haben und daher viel Zeit dafür haben, ständig das Auto zu putzen. Was damit dann natürlich auch den Status der Autobesitzer_innen bestätigt.
Als ich das beim Lunch behauptet habe, bekam ich sofort Gegenrede von den indischen Autobesitzenden. Nein, das müsse so sein, denn die Autos würden so dreckig werden, daher wäre es wichtig, sie ständig zu putzen. Sonst könne mensch nicht mehr durch die Windschutzscheibe schauen.
Interessante, unterschiedliche Perspektiven. Ganz sicher werden die Autos hier schneller dreckig als in Deutschland. Aber dass der Dreck die Funktionalität so sehr einschränkt, dass täglich geputzt werden muss, glaube ich einfach nicht. Insbesondere nicht bei den Reifen:
Aus Baden-Württemberg kommend dachte ich nicht, dass mensch mich beim Autoputzen noch überraschen kann.
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