Mittwoch, 8. März 2023
Internationaler Frauen*kampftag: Gender und Mobilität
Podcast Verkehrsvisionen Folge 1


In Berlin und Mecklenburg-Vorpommern ist der Internationale Frauen*kampftag Feiertag. Der VCD Nordost nimmt das zum Anlass einen neuen Podcast Verkehrsvisionen - der feministische Podcast zur Mobilitätswende zu starten.

In der ersten Folge sprechen die Hosts Ulrike Mausolf und Anja Bell mit der Expertin für Mobiltiät und Gender Ines Kawgan-Kagan. Viel Spass beim Zuhören!

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Dienstag, 7. März 2023
Akshardam
Der Tempel hinter einem riesigen Parkplatz und Sicherungsanlagen.


Wir waren heute im Akshardham Tempel in Delhi. Versprochen worden war mir ein hindu-nationalistisches Disneyland. Nachdem die Sicherheitsanlagen überwunden sind. Reinnehmen darf mensch fast nichts, ausser dem Geldbeutel und einer Wasserflasche.

Drinnen ist es dann sehr sauber, geradezu steril. Auch das, was wohl der Tempel sein soll. Es hatte die Atmosphäre eines Ausstellungsraums, etwas kitschig. Ich konnte mir in keiner Weise vorstellen, dass dort jemand beten könnte, dass es ein spiritueller Ort sein könnte. Im kleineren Tempel scheuchte uns ein Volunteer aus den USA weiter, wir durften auf keinen Fall stehen bleiben, auch wenn ausser uns kaum jemand da war. Das lud auch nicht gerade zu einer spirituellen Erfahrung ein.

Nach einigem Suchen haben wir dann auch die Ausstellung gefunden. Meine Begleitung hatte gelesen, dass mensch eine Bootstour machen könnte und das wollte sie. Dafür mussten wir das Ticket für die Ausstellung kaufen und das war geschickt gemacht. Mensch konnte nicht einfach zum Boot gehen. Zuerst waren 40 Minuten Ausstellung mit Aufführung zu Bhagwan Swami Narayan. Wir haben uns da etwas durchgemogelt, nachdem wir die Vorführung zu seiner Erleuchtung mit 4 Jahren gesehen hatten, und waren nach 10 Minuten wieder draussen. An der zweiten Halle mit den Filmen sind wir vorbei gegangen. Direkt zum Boot. Das fuhr aber erst wieder in einer Stunde. Also erstmal zum Food Court. Dann zurück. Die Bootstour entpuppte sich dann als eine Fahrt auf einem schienengebundenen Gefährt durch Wasser und mehre Ausstellungsräume. In denen wurde das Leben in vedischen Zeiten dargestellt. Bei Wikipedia findet sich eine Definition der vedischen Zeiten. In der Ausstellung wurde das nicht so genau genommen. Es ging wild durch die Jahrtausende. Nebeneinander waren Situationen mehrere Jahrhunderte vor Christus neben jenen aus der mehreren Jahrhunderten nach Christus. Alles vedisch irgendwie. Auch die Flugzeuge. Nur Frauen gab es wohl in vedischen Zeiten nicht so viel bzw. nur in der Küche, beim Tempeltanz und im Krankenhaus. Zum Ende dann noch ein nationalistisches Lied aus dem Lautsprecher.

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Montag, 6. März 2023
Demokratie
Bei der Buchvorstellung


Bei der Vorstellung des neuen Buches von Rajeev Bhargava Between Hope and Despair. 100 Ethical Reflections on Contemporary India hat unter anderem Romila Thapar gesprochen. Sie sagte, dass eine Demokratie ohne Ethik keine Demokratie sei. Zudem, das betonten auch mehrere andere Redner_innen, brauche Demokratie das Gespräch miteinander.

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Dienstag, 28. Februar 2023
Alternative Mobilität
Die Kollegin rollert durch Delhi.


Die deutsche Kollegin wohnt 3 km vom Büro entfernt. Die Metro lohnt sich nicht, da sie zu lange zu den Haltestellen laufen müsste. Den ganzen Weg laufen ist nicht nur lang, sondern auch unschön. Auto-Rikscha-Fahren findet sie auch anstrengend. Fahrradfahren ist zu gefährlich.

Und so hat sie sich einen Tretroller gekauft und kommt damit täglich ins Büro. Beeindruckend. Ich würde mich das nicht trauen - auf der Strasse! Nicht nur ich bin beeindruckt. Auch die anderen Kolleg_innen. Ab und zu probiert eine* den Tretroller aus. Nicht allen gelingt es auf Anhieb. Ich bin mir sicher, dass die Kollegin auf ihrer Strecke auch schon bekannt ist.

Ein Sicherheitsproblem bleiben die Autos, die nach dem Prinzip der Stärkere hat Recht fahren. Und die Hunde, die Menschen auf Roller nicht kennen und insbesondere in Dämmerung/Dunkelheit aggressiv reagieren. Sagt sie.

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Montag, 27. Februar 2023
Loitering
Bei einem Workshop letzte Woche sprach Shilpa Phadke über Loitering, also über das Recht von Frauen*, sich einfach so im öffentlichen Raum aufzuhalten. Ohne dass ihnen der Vorwurf gemacht wird, deshalb für etwaige Übergriffe verantwortlich zu sein. Es geht um Sicherheit, Freiheit und öffentlichen Raum. Es geht um die Kontrolle von Frauen*körpern, ihre Verbannung aus dem öffentlichen Raum und damit die Einschränkung ihrer Handlungsmöglichkeiten.

Strassenkreuzung in Neu-Delhi


Beim Zuhören hat sich das Thema in meinem Kopf weiterbewegt. Verbunden mit dem Thema Sicherheit, gerade auch für Frauen*, aber nicht nur, ist auch das Autofahren der Ober-/und oberen Mittelklasse. Da es im öffentlichen Raum nicht sicher genug ist, fahren sie überallhin bzw. lassen sich überallhin fahren. Am liebsten mit einem großen SUV.

Die Metro mit ihrem Frauenabteil wäre zwar auch sicher (und sauber). Aber die hat das Last Mile-Problem. Die Haltestellen sind weit auseinander und mensch muss erstmal zur und von der Metrostation kommen. Wenn mensch nicht läuft, ist da da wieder ein Auto/eine Auto-Rikscha nötig.

Und Ober- und Mittelklasse-Inder_innen laufen eher nicht. Aus Sicherheitsgründen, aber auch weil sie gar nicht auf die Idee kommen. Als nach dem Workshop der Fahrer der einen Kollegin nicht zur Verfügung stand und sie nicht so recht wusste wie sie nach hause kommen soll, bot ich ihr an, dass ich mit ihr laufe, etwa 1,5 km. Davon ein guter Teil durch den Lodi Garden. Sie hat bereitwillig zugestimmt. Im zweiten Teil des Weges merkte ich dann aber, dass es nicht so ein toller Fußweg ist. Wir mussten zwei Roundabouts und eine Kreuzung mit viel Verkehr (vor allem SUVs und ein paar Busse) queren und das ohne Überwege für Zufußgehende. Nicht so nett. Ich kann verstehen, wenn sie das nicht täglich mehrfach machen will. Am Wochenende ist sie dann aber nochmal mit einem Freund aus Oxford zu Fuß gegangen. Sie meinte, von ihren indischen Freund_innen käme niemand auf so eine Idee, aber so schlecht sei die gar nicht. Angst vor Übergriffen hat sie aber weiter.

Geschlossenes Tor einer Gated Community


Am Tag zuvor hatte es beim Workshop noch Buffet gegeben. Danach ging es in der Dunkelheit nach hause. Die Kollegin machte sich Sorgen um mich, die ich zu Fuß gehen wollte. Der Weg waren keine 10 Minuten. Eigentlich. Denn durch den Park konnte ich um die Zeit nicht mehr gehen. Ich musste an der Strasse lang. Und ich konnte nicht durch mein normales Fußgänger_innentor in der Gated Community gehen. Das war schon geschlossen. Ich weiss nicht genau, wann es geschlossen wird. Irgendwann zwischen 19 und 21 Uhr. Und dann verlängert sich mein Weg um gut 5 Minuten, denn ich muss zum Haupteingang gehen und zurück. Das ist natürlich unsicherer, weil mehr Gefahr von Autos und Hunden.

Die Gated Communities sollen ihre Bewohner_innen schützen. Vor den Ungewollten, den Armen, den Gefährlichen? Es gibt nur ein paar Tore. Bei uns tagsüber mehrere für Zufußgehend und drei für Autos. Ab 21 Uhr nur noch das Haupttor. Wenn ich von der Metro komme, ist das ein Umweg von 10 Minuten und führt mich durch einsamere Gegenden. Dass die geschlossenen Tore die Wege für Zufußgehende unsicherer machen, ist denn meisten aber wohl nicht bewusst. Denn sie gehen nicht zu Fuß. Sie lassen sich fahren (und gefährenden damit die Zufußgehenden weiter).

Ihre Sicherheitssuche schränkt sie aber natürlich auch ein. Auch sie müssen Umwege fahren. Auch sie müssen ihre Wege danach einstellen. Auch sie müssen überlegen, bis wann sie zu hause sein müssen, um noch anzukommen. Das Sicherheitsdenken strukturiert auch das Leben von reichen Männern* und schränkt sie ein.

Damit bin ich ziemlich vom Thema Loitering weggekommen, aber die Frage von (scheinbarer) Sicherheit und öffentlichem Raum ist damit verbunden. Ich finde es spannend, wie sehr die Reichen sich selbst einschränken und dabei Andere oder auch sich selbst gefährden.

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Donnerstag, 9. Februar 2023
Masala Tea
Masala Tea im IIC


Als ich nach Indien aufgebrochen bin, habe ich mich auf den Tee gefreut. Tschai heisst in Hindi Tee. Der wird traditionellerweise mit Milch und Wasser gekocht. Dann kommt massenweise Zucker rein. Ich bevorzuge weniger. Im Winter kommt auch Ingwer und Kardamom rein. Seit ich meine eigene Küche habe, koche ich ihn mir täglich.

Zutaten von Masala Tea


Vor Weihnachten habe ich dann in einem Teeladen um die Ecke eine Masala Tea-Mischung gefunden. Masala heisst Gewürze. Da ist mehr drin als nur Kardamom und Ingwer. Im Gegensatz zu deutschen Mischungen ist aber auch hier der Hauptbestandteil Assam-Tee. Diese Mischung ist ganz lecker.

Im Spice Market von Old Delhi hat der Guide am Montag behauptet, diese Mischung würde auch gegen Covid helfen. Das bezweifele ich sehr. Bei Erkältung ist es aber nicht schlecht.

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Dienstag, 7. Februar 2023
Old Delhi
Straßenszene in Old Delhi


Schlechtes Timing. Zum erstenmal nach vier Monaten hatte ich etwas Magen-Darm-Probleme. Und eine Street Food Tour durch Alt-Delhi gebucht. Gegessen habe ich dann nicht so viel. Die Freundin aber. Und die war begeistert.

Mir war alles zu viel. Zu viele Menschen. Zu viel Lärm. Zu wenig Platz. Damit kann ich nicht gut umgehen. Eine Migräne kam hinzu. Und ich erinnerte mich, vor zehn Jahren war es auch ein Besuch in Alt-Delhi, der mir zu anstrengend war. Als junge Frau bin ich damit noch besser klar gekommen. Da bin ich alleine durch den Stadtteil gezogen und habe das Haus meiner Tante Mittendrin im Durcheinander besucht. Die anderen Touris der Tour schienen auch viel weniger unter dem Sinneseindrücken zu leiden. Die meisten waren den ersten oder zweiten Tag in Indien und hatten sich gleich ins Gedrängel begeben. Interessant.

Was sehr gut war (neben dem Essen, was ich nicht wirklich beurteilen kann), waren die beiden Führer von Reality Tours. Die Tour war sehr gut organisiert, sie haben sich sehr gut gekümmert und waren sehr angenehm. Ganz anders als die andere Alt-Delhi-Tour, die wir im letzten Jahr hatten. Da war ein Bus gemietet worden und der Führer kam kostenlos dazu. Das haben wir teuer bezahlt. An jeder Stelle gab es Extra-Kosten, dafür war es schlecht organisiert. Schon beim ersten Stopp habe ich mich daher mit einigen Ko-Fellows von der Tour verabschiedet. Es lohnt sich, eine ordentliche Tour zu buchen.

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