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Sonntag, 9. Oktober 2022
Hindernisse
urmila, 10:57h
Ich befinde mich gerade in einem recht privilegierten Teil Delhis. Hier bei den Lodhi Gardens ist es grün und ruhig. Zum Khan Market komme ich zu Fuß und muss dabei nur eine größere Strasse queren.
Fußwege gibt es auch. Allerdings scheinen diese nicht nur zum Gehen, sondern vor allem auch zum Abstellen von Dingen zu dienen. Mal ist es ein Haufen Sand oder Steine, mal ein Kasten und mal der Premierminister selbst.
Das der für mich ein Hindernis sein könnte, wundert mich nicht besonders. Als ich dem Schild ausweichen musste, war ich allerdings doch verwundert über die Positionierung.
Der Monsun scheint noch nicht ganz zu Ende. So bin ich gestern gleich zweimal durchgenässt. Da es dabei noch warm war, war das nicht so schlimm.
(Symboldbild)
Als ich Abends aus dem Büro nach hause ging, blieb mir allerdings nichts anderes übrig als etwa 20 Meter durch wadentiefes Wasser zu waten, da die gesamte Straße unter Wasser stand, es keinen erhöhten Gehweg gab und der alternative Weg durch den Park mittags schon im Wasser stand. Davon habe ich kein Foto, denn es war zu nass, um die Kamera rauszuholen.
Glücklicherweise wusste ich, da ich den Weg schon mehrmals gegangen war, dass die Straße keine Schlaglöcher hatte, so konnte ich ins Wasser stapfen. Es war aber schon eine interessante Erfahrung, mir durch die dreckige Brühe den Weg zu bahnen. Das Wasser macht einen ganz schönen Widerstand. Bilder von Menschen in überfluteten Gebieten verstehe ich jetzt ein kleines bisschen besser.
Fußwege gibt es auch. Allerdings scheinen diese nicht nur zum Gehen, sondern vor allem auch zum Abstellen von Dingen zu dienen. Mal ist es ein Haufen Sand oder Steine, mal ein Kasten und mal der Premierminister selbst.
Das der für mich ein Hindernis sein könnte, wundert mich nicht besonders. Als ich dem Schild ausweichen musste, war ich allerdings doch verwundert über die Positionierung.
Der Monsun scheint noch nicht ganz zu Ende. So bin ich gestern gleich zweimal durchgenässt. Da es dabei noch warm war, war das nicht so schlimm.
Als ich Abends aus dem Büro nach hause ging, blieb mir allerdings nichts anderes übrig als etwa 20 Meter durch wadentiefes Wasser zu waten, da die gesamte Straße unter Wasser stand, es keinen erhöhten Gehweg gab und der alternative Weg durch den Park mittags schon im Wasser stand. Davon habe ich kein Foto, denn es war zu nass, um die Kamera rauszuholen.
Glücklicherweise wusste ich, da ich den Weg schon mehrmals gegangen war, dass die Straße keine Schlaglöcher hatte, so konnte ich ins Wasser stapfen. Es war aber schon eine interessante Erfahrung, mir durch die dreckige Brühe den Weg zu bahnen. Das Wasser macht einen ganz schönen Widerstand. Bilder von Menschen in überfluteten Gebieten verstehe ich jetzt ein kleines bisschen besser.
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Freitag, 7. Oktober 2022
Angekommen
urmila, 15:48h
Aufgrund meiner vorherigen Indienaufenthalte bin ich ja mit manchen Sorgen hier nach Delhi gekommen. Verkehr. Viele Menschen. Smog. Anstregend. Und ja, der Verkehr ist schon was eigenes. Hier werde ich sicher nicht radfahren. Aber bis jetzt hat alles ganz gut geklappt. Probleme konnten schnell gelöst werden. Und ich habe schon einen funktionierenden Arbeitsplatz. Es kann losgehen.
Vielen Dank an das ICAS:MP-Büroteam für ein tolles Willkommen.
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Dienstag, 4. Oktober 2022
Packen
urmila, 18:24h
Morgen breche ich zu einem halbjährigen Forschungsaufenthalt in Delhi (Indien) auf. Zehn Jahre war ich nicht dort. Ich bin gespannt, was mich erwartet.
Jetzt stand aber erstmal das Packen an. Was nimmt mensch mit Anfang 50 für ein halbjährigen Auslandsaufenthalt mit? Wenn ich mir mein Gepäck anschaue, dann bin ich ganz offensichtlich mehr auf Bequemlichkeit aus als früher. Diverse ergonomische Hilfsmittel sind in den Taschen gelandet.
Und dann die Frage: Kommen indische Kleidungsstücke mit oder nicht? Sie passen zum Klima. In Deutschland gibt es wenige Möglichkeiten, sie anzuziehen. Aber werde ich in Delhi seltsam angeschaut, wenn ich mich da "ethnisch" kleide, während alle anderen in meinem Umfeld westliche Kleidung tragen? Das habe ich schon häufiger von InderKindern auf Indienreise gehört und zuletzt bei Julia Wadhawan gelesen. Wadhawans Buch ist übrigens eine ganz spannende Auseinandersetzung mit Indien und Deutschland.
Jetzt stand aber erstmal das Packen an. Was nimmt mensch mit Anfang 50 für ein halbjährigen Auslandsaufenthalt mit? Wenn ich mir mein Gepäck anschaue, dann bin ich ganz offensichtlich mehr auf Bequemlichkeit aus als früher. Diverse ergonomische Hilfsmittel sind in den Taschen gelandet.
Und dann die Frage: Kommen indische Kleidungsstücke mit oder nicht? Sie passen zum Klima. In Deutschland gibt es wenige Möglichkeiten, sie anzuziehen. Aber werde ich in Delhi seltsam angeschaut, wenn ich mich da "ethnisch" kleide, während alle anderen in meinem Umfeld westliche Kleidung tragen? Das habe ich schon häufiger von InderKindern auf Indienreise gehört und zuletzt bei Julia Wadhawan gelesen. Wadhawans Buch ist übrigens eine ganz spannende Auseinandersetzung mit Indien und Deutschland.
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Mittwoch, 21. September 2022
Von Krankenschwestern zu Metzger_innen
urmila, 13:05h
Vor 60 Jahren gab es in der Bundesrepublik einen akuten Schwesternmangel. Daher wurden unter anderem aus Indien Krankenschwestern angeworben. Dazu forsche ich seit einiger Zeit und bin gerade in Archiven unterwegs.
Da die Bundesrepublik in den 1960ern kein Einwanderungsland sein wollte, mussten Argumentationen gefunden werden, weshalb trotzdem Schwestern angeworben werden dürfen. Behauptet wurde, sie kämen nur zur Ausbildung und das wäre Teil von Entwicklungshilfe. Und nach der Ausbildung müssten sie noch praktische Erfahrung sammeln, weshalb sie etwas länger bleiben sollten. Als es dann in den 1970ern ausreichend "deutsche" Schwestern gab, wurde das Entwicklungshilfeargument genutzt, um den Aufenthalt der indischen und anderen asiatischen Krankenschwestern zu beenden.
Dabei war den Behörden durchaus klar, dass die Argumentation nicht stimmig ist. In Indien wurde das deutsche Krankenschwesternexamen nicht anerkannt, so sehr sich die deutschen Behörden auch darum bemühten.
Jetzt lese ich auf dem SWR, dass aus Indien Metzger_innen-Azubis angeworben werden.
Wäre es der 1. April würde ich das für einen gelungenen Aprilscherz halten. Die meisten Menschen in Indien leben vegetarisch. Die regierenden Hindu-Nationalist_innen gehen rechtlich und gewalttätig gegen Schlachtungen von Kühen vor. Schwein essen in Indien nur sehr wenige. Wurst und Co gibt es gar nicht. Ich frage mich, wer da von wo angeworben wird. Vielleicht wieder aus Kerala (wie die Krankenschwestern), da es dort viele Christ_innen gibt? Wer geht nach Deutschland, um diesen Beruf zu lernen?
Und was passiert, wenn wir wieder genug Metzger_innen in Deutschland haben? Wird dann wieder gesagt, wie so oft, das war Entwicklungshilfe? Weil es in Indien so wenige Metzger_innen gibt?
Da die Bundesrepublik in den 1960ern kein Einwanderungsland sein wollte, mussten Argumentationen gefunden werden, weshalb trotzdem Schwestern angeworben werden dürfen. Behauptet wurde, sie kämen nur zur Ausbildung und das wäre Teil von Entwicklungshilfe. Und nach der Ausbildung müssten sie noch praktische Erfahrung sammeln, weshalb sie etwas länger bleiben sollten. Als es dann in den 1970ern ausreichend "deutsche" Schwestern gab, wurde das Entwicklungshilfeargument genutzt, um den Aufenthalt der indischen und anderen asiatischen Krankenschwestern zu beenden.
Dabei war den Behörden durchaus klar, dass die Argumentation nicht stimmig ist. In Indien wurde das deutsche Krankenschwesternexamen nicht anerkannt, so sehr sich die deutschen Behörden auch darum bemühten.
Jetzt lese ich auf dem SWR, dass aus Indien Metzger_innen-Azubis angeworben werden.
Wäre es der 1. April würde ich das für einen gelungenen Aprilscherz halten. Die meisten Menschen in Indien leben vegetarisch. Die regierenden Hindu-Nationalist_innen gehen rechtlich und gewalttätig gegen Schlachtungen von Kühen vor. Schwein essen in Indien nur sehr wenige. Wurst und Co gibt es gar nicht. Ich frage mich, wer da von wo angeworben wird. Vielleicht wieder aus Kerala (wie die Krankenschwestern), da es dort viele Christ_innen gibt? Wer geht nach Deutschland, um diesen Beruf zu lernen?
Und was passiert, wenn wir wieder genug Metzger_innen in Deutschland haben? Wird dann wieder gesagt, wie so oft, das war Entwicklungshilfe? Weil es in Indien so wenige Metzger_innen gibt?
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Dienstag, 20. September 2022
Überfordernde Eigenverantwortung
urmila, 22:47h
2003 wollte ich von Delhi über London nach Deutschland fliegen. Als ich in London angekommen bin, ging es mir nicht gut. Daher habe ich nach einer Ärzt_in im Flughafen gefragt. Mir wurde gesagt, da gibt es keine, nur draussen. Und überhaupt, wenn ich nicht flugfähig sei, dann könne ich nicht nach Deutschland fliegen. Also, ärztliche Versorgung konnte ich nicht bekommen, aber mir drohte in London zu stranden. Also beschloss ich voll flugfähig zu sein und bin weiter geflogen. Später (einige Wochen später allerdings erst) war ich dann mit einer ungeklärten schweren Krankheit im Krankenhaus.
Schon in London dachte ich, dass ist aber jetzt nicht schlau von dem Flughafenpersonal. Es ist gerade die SARS-Pandemie. Wenn ich schon mir aus sage, dass es mir nicht gut geht, sollte mensch sich meiner annehmen und mir nicht nahelegen, mich gesund zu stellen.
2022: Internationales Fliegen geht ohne Tests und Masken. Die Covid-Pandemie geht weiter. Erkrankte wollen aber nicht weit von zu hause stranden und fliegen trotzdem, weisen nicht aktiv daraufhin, dass sie infiziert sind. Das habe ich jetzt schon mehrfach gehört. Und ich kann sie verstehen (siehe oben).
Wenn Erkrankte/Infizierte in diesen Situationen nicht primär im eigenen Interesse handeln sollen, dann muss es überprüfte Regeln und Hilfen für die Erkrankten/Infizierte geben.
Schon in London dachte ich, dass ist aber jetzt nicht schlau von dem Flughafenpersonal. Es ist gerade die SARS-Pandemie. Wenn ich schon mir aus sage, dass es mir nicht gut geht, sollte mensch sich meiner annehmen und mir nicht nahelegen, mich gesund zu stellen.
2022: Internationales Fliegen geht ohne Tests und Masken. Die Covid-Pandemie geht weiter. Erkrankte wollen aber nicht weit von zu hause stranden und fliegen trotzdem, weisen nicht aktiv daraufhin, dass sie infiziert sind. Das habe ich jetzt schon mehrfach gehört. Und ich kann sie verstehen (siehe oben).
Wenn Erkrankte/Infizierte in diesen Situationen nicht primär im eigenen Interesse handeln sollen, dann muss es überprüfte Regeln und Hilfen für die Erkrankten/Infizierte geben.
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Mittwoch, 6. Juli 2022
Angriffe auf machtkritische Wissenschaft und machtkritischen Aktivismus
urmila, 19:38h
Gerade wird skandalisiert, dass in der Humboldt-Universität ein Vortrag zu Zweigeschlechtlichkeit von Marie-Luise Vollbrecht nicht gehalten werden konnte. Verantwortlich gemacht werden radikale Linke, Gender-Ideolog_innen und ähnliche. [Die Berliner Zeitung hat einen nüchternen Überblick über das was passiert ist.]
Mein Wissen speist sich nur aus den Medienberichten, die ich gelesen habe. Es kann also gut sein, dass mir einiges entgangen ist. So erscheint mir aber als, ob die Universität sehr unsouverän gehandelt hat und damit einer rechten Aktivistin auf den Leim gegangen ist. Ich kann mir echt nicht vorstellen, welches Sicherheitsproblem aufgetreten wäre, hätte der Vortrag stattgefunden. Gegenrede bedroht ja nicht die Sicherheit (ausser der Sicherheit sich nicht mit Gegenrede auseinandersetzen zu müssen). Insofern hätte man den Vortrag nicht absagen müssen.
Warum die Uni dem Vortrag die Bühne des repräsentativen Senatssaal gegeben hat, ist eine andere Frage. Da scheint vorher auch schon so einiges schief gegangen zu sein. Denn wenn die Neurowissenschaftlerin Franca Parianen in der Berliner Zeitung und die Soziologin Dana Mahr in der Frankfurter Rundschau nicht dreist lügen, dann ist Vollbrecht nicht nur nicht auf dem Stand der Gender Studies, sondern auch nicht auf dem aktuellen Stand der lebenswissenschaftlichen Forschung und zudem ist sie eine überzeugte Aktivistin, die unter anderem gegen Transpersonen hetzt. Passt das wirklich zum Thema der langen Nacht der Wissenschaft dieses Jahr: Wissenschaft als Antwort auf Fake News, Verschwörungstheorien und fatale Irrtümer? Vollbrecht scheint eher auf der Seite der Fake News, Verschwörungstheorien und fatalen Irrtümer zu verorten zu sein als auf jener der Wissenschaft (zumindest mit diesem Vortrag).
Das ganze scheint eine geplante Aktion der Diffamierung von Gender Studies und von heteronormativitätskritischen Menschen und Aktivist_innen zu sein, wie sie unter anderem von Sabine Hark und Paula-Irene Villa in ihrem Sammelband Anti-Genderismus analysiert werden. Es geht bei dem Vorfall weniger um eine Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit (von Vollbrecht), sondern um eine gezielte Aktion der Diskreditierung von (geschlechtertheoretischer) Wissenschaft, die mit der Ungeschicklichkeit der Universität, des Bundesministeriums für Wissenschaft und anderen Akteur_innen geschickt spielt, die jetzt alle die Wissenschaftsfreiheit (von Vollbrecht) in Gefahr sehen.
Diese anti-genderistische Aktion passt zu der Hetze, die derzeit gegen Ferda Ataman, der nominierten Bundesbeauftragten für Antidiskriminierung, erfolgt und die Stephan Ananpalagan sehr gut auseinander genommen hat. Ataman hat Polemiken geschrieben, ist aber überwiegend differenzierend und alles andere als polarisierend. Das ist aber wahrscheinlich auch nicht das Problem, sondern eher dass sie eine mit dem sogenannten Migrationshintergrund ist, die Probleme, insbesondere Rassismus, anspricht und die Normalität der Dominanzkultur damit irritiert.
Das ist auch was Anti-Genderisten (ich gendere mal lieber nicht) wie Vollbrecht nicht ertragen können, die Irritation ihrer Normalität. In beiden Fällen haben wir es mit einem Backlash gegen Bewegungen in Richtung einer inklusiveren Gesellschaft zu tun.
Mein Wissen speist sich nur aus den Medienberichten, die ich gelesen habe. Es kann also gut sein, dass mir einiges entgangen ist. So erscheint mir aber als, ob die Universität sehr unsouverän gehandelt hat und damit einer rechten Aktivistin auf den Leim gegangen ist. Ich kann mir echt nicht vorstellen, welches Sicherheitsproblem aufgetreten wäre, hätte der Vortrag stattgefunden. Gegenrede bedroht ja nicht die Sicherheit (ausser der Sicherheit sich nicht mit Gegenrede auseinandersetzen zu müssen). Insofern hätte man den Vortrag nicht absagen müssen.
Warum die Uni dem Vortrag die Bühne des repräsentativen Senatssaal gegeben hat, ist eine andere Frage. Da scheint vorher auch schon so einiges schief gegangen zu sein. Denn wenn die Neurowissenschaftlerin Franca Parianen in der Berliner Zeitung und die Soziologin Dana Mahr in der Frankfurter Rundschau nicht dreist lügen, dann ist Vollbrecht nicht nur nicht auf dem Stand der Gender Studies, sondern auch nicht auf dem aktuellen Stand der lebenswissenschaftlichen Forschung und zudem ist sie eine überzeugte Aktivistin, die unter anderem gegen Transpersonen hetzt. Passt das wirklich zum Thema der langen Nacht der Wissenschaft dieses Jahr: Wissenschaft als Antwort auf Fake News, Verschwörungstheorien und fatale Irrtümer? Vollbrecht scheint eher auf der Seite der Fake News, Verschwörungstheorien und fatalen Irrtümer zu verorten zu sein als auf jener der Wissenschaft (zumindest mit diesem Vortrag).
Das ganze scheint eine geplante Aktion der Diffamierung von Gender Studies und von heteronormativitätskritischen Menschen und Aktivist_innen zu sein, wie sie unter anderem von Sabine Hark und Paula-Irene Villa in ihrem Sammelband Anti-Genderismus analysiert werden. Es geht bei dem Vorfall weniger um eine Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit (von Vollbrecht), sondern um eine gezielte Aktion der Diskreditierung von (geschlechtertheoretischer) Wissenschaft, die mit der Ungeschicklichkeit der Universität, des Bundesministeriums für Wissenschaft und anderen Akteur_innen geschickt spielt, die jetzt alle die Wissenschaftsfreiheit (von Vollbrecht) in Gefahr sehen.
Diese anti-genderistische Aktion passt zu der Hetze, die derzeit gegen Ferda Ataman, der nominierten Bundesbeauftragten für Antidiskriminierung, erfolgt und die Stephan Ananpalagan sehr gut auseinander genommen hat. Ataman hat Polemiken geschrieben, ist aber überwiegend differenzierend und alles andere als polarisierend. Das ist aber wahrscheinlich auch nicht das Problem, sondern eher dass sie eine mit dem sogenannten Migrationshintergrund ist, die Probleme, insbesondere Rassismus, anspricht und die Normalität der Dominanzkultur damit irritiert.
Das ist auch was Anti-Genderisten (ich gendere mal lieber nicht) wie Vollbrecht nicht ertragen können, die Irritation ihrer Normalität. In beiden Fällen haben wir es mit einem Backlash gegen Bewegungen in Richtung einer inklusiveren Gesellschaft zu tun.
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Sonntag, 6. März 2022
Kennzeichen des Rassismus
urmila, 19:03h
Es gibt sehr verschiedene Vorstellungen davon, was Rassismus ist. Auch hier im Blog wird meiner Analyse, dass eine rassistische Aussage vorliegt, immer mal wieder widersprochen. Daher dieser Beitrag, der mein Verständnis von Rassismus explizit macht.
Meine Analysen sind in der kritischen Rassismusforschung verankert. Besonders beeinflusst bin ich von den Theorien Paul Mecherils. Ihm folge ich auch in der Definition von Rassismus (vergleiche Paul Mecheril, Einführung in die Migrationspädagogik, Weinheim, 2004, 193-194). Danach ist Rassismus, wie er hier im Blog analysiert wird, durch folgende vier Punkte gekennzeichnet:
Erstens, werden Menschen aufgrund bestimmter physiognomischer und/oder sozialer Merkmale differenziert und diese einer bestimmten natio-ethno-kulturellen Herkunft zugeschrieben (Prozess der Rassifizierung).
Zweitens, werden die als anders definierten Merkmale mit einer unterstellten kollektiven Mentalität der als anders definierten Menschen verbunden.
Drittens, werden die als Anders definierten abgewertet und das Eigene als überlegene Norm definiert.
Viertens, besteht die Macht diese Ausgrenzungspraxen gesellschaftlich durchzusetzen und als legitime (und natürliche) Form der Differenzierung anzusehen.
Die (Re)Produktion von Rassismen bedarf daher keiner intentionalen bewußten Handlung. Rassismen werden von uns allen permanent und immer wieder - und zumeist unbewusst und ungewollt - (re)produziert. Aber auch die unbewusste und ungewollte (Re)Produktion ist gewalttätig und muss als solche erkannt und bekämpft werden.
Wenn in diesem Blog Aussagen oder Handlungen als rassistisch bezeichnet werden, geht es darum eine solche Analyse vorzunehmen und nicht der handelnden Person eine bewusste intentionale (Re)Produktion von Rassismus zu unterstellen.
PS: Dieser Beitrag wurde zuerst am 09.09.2009 veröffentlicht. Den Originalbeitrag habe ich gelöscht, da er auf einer rechten Seite verlinkt wurde.
Meine Analysen sind in der kritischen Rassismusforschung verankert. Besonders beeinflusst bin ich von den Theorien Paul Mecherils. Ihm folge ich auch in der Definition von Rassismus (vergleiche Paul Mecheril, Einführung in die Migrationspädagogik, Weinheim, 2004, 193-194). Danach ist Rassismus, wie er hier im Blog analysiert wird, durch folgende vier Punkte gekennzeichnet:
Erstens, werden Menschen aufgrund bestimmter physiognomischer und/oder sozialer Merkmale differenziert und diese einer bestimmten natio-ethno-kulturellen Herkunft zugeschrieben (Prozess der Rassifizierung).
Zweitens, werden die als anders definierten Merkmale mit einer unterstellten kollektiven Mentalität der als anders definierten Menschen verbunden.
Drittens, werden die als Anders definierten abgewertet und das Eigene als überlegene Norm definiert.
Viertens, besteht die Macht diese Ausgrenzungspraxen gesellschaftlich durchzusetzen und als legitime (und natürliche) Form der Differenzierung anzusehen.
Die (Re)Produktion von Rassismen bedarf daher keiner intentionalen bewußten Handlung. Rassismen werden von uns allen permanent und immer wieder - und zumeist unbewusst und ungewollt - (re)produziert. Aber auch die unbewusste und ungewollte (Re)Produktion ist gewalttätig und muss als solche erkannt und bekämpft werden.
Wenn in diesem Blog Aussagen oder Handlungen als rassistisch bezeichnet werden, geht es darum eine solche Analyse vorzunehmen und nicht der handelnden Person eine bewusste intentionale (Re)Produktion von Rassismus zu unterstellen.
PS: Dieser Beitrag wurde zuerst am 09.09.2009 veröffentlicht. Den Originalbeitrag habe ich gelöscht, da er auf einer rechten Seite verlinkt wurde.
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Geschichte der Migration aus Indien nach Deutschland
urmila, 18:56h
Vor sechs Jahren habe ich einen Überblicksartikel über die Migration aus Indien nach Deutschland geschrieben, in dem ich vor allem auch auf die bereits bestehende Literatur zum Thema verwiesen habe. So wollte ich den aktuellen Forschungsstand zugänglich machen. Die Herausgebenden des Buchprojektes gefielen aber die vielen Verweise nicht, so dass der Artikel nicht veröffentlicht wurde. Seitdem überlege, wo ich ihn stattdessen veröffentlichen kann und weiss, dass ich ihn aktualisieren muss, um neuere Literatur miteinzubeziehen. Da ich aber beides bisher nicht geschafft habe, habe ich ich den Artikel (mit Stand 2016) jetzt auf meiner Webseite hochgeladen:
A History of Indian migration to Germany
Viel Spaß beim Lesen!
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