Montag, 18. Dezember 2017
Forschung zu Geschlecht und Sexualität (#4genderstudies)
Meine Forschungsschwerpunkte sind Migration und Rassismus, Geschlecht und Sexualität sowie Intersektionalität, also die Verflechtung verschiedener Machtverhältnisse. Dabei forsche ich kulturanthropologisch, das heißt ich forsche qualitativ empirisch und beobachte mein Forschungsfeld langfristig und detailliert. Bisher habe ich vorwiegend zu jenen Menschen geforscht, die im deutschsprachigen Europa als Inder_innen markiert sind. Mein Schwerpunkt liegt dabei eindeutig auf Fragen von Migration und Rassismus. Aber ich habe bald verstanden, dass ich Fragen von Geschlecht und Sexualität dabei nicht aussparen kann. Wenn bis 1975 in der BRD die Kinder von mit Ausländern verheirateten deutschen Frauen nicht die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen haben, dann liegt hier eine eindeutige Verflechtung von Rassismus und Sexismus vor. Wenn weibliche Krankenschwestern in die BRD angeworben wurden und ihre nachziehenden Ehemänner in den ersten Jahren keine Arbeitserlaubnis bekamen, dann hat dies spezifische Genderdynamiken zur Folge. Dies sind nur zwei Beispiele aus meiner Forschung, in denen mir Ansätze aus den Gender Studies helfen, meinen Forschungsgegenstand besser zu verstehen und die Komplexität der Lebensumstände besser treffende Fragestellungen zu formulieren. Überhaupt haben die Gender und Queer Studies mein Denken sehr bereichert. Insbesondere die Reflexionen über gesellschaftliche Normierungen und ihre ein- und ausschließenden Konsequenzen sowie die konsequent selbst-reflexive Vorgehensweise des Teils der Gender Studies, der mich inspiriert, haben mein wissenschaftliches Nachdenken auch zu Fragen, die nicht direkt mit Geschlecht und Sexualität in Zusammenhang stehen, erheblich beeinflusst und voran gebracht.

Natürlich sind die Gender Studies dabei politisch. Sowie auch jede andere Wissenschaft (ich bin ausgebildete Volkswirtin und weiß um die zugrundeliegenden gesellschaftspolitischen Annahmen dieser Wissenschaft). Der Unterschied ist nur, dass die Gender Studies (wie einige andere selbst-reflexiven Wissenschaftsfelder) dies explizit reflektieren und Wissensproduktion analysieren.

Die Angriffe gegen die Gender Studies, die diesen Ideologie und Nicht-Wissenschaftlichkeit vorwerfen, sind meist nicht durch Kenntnisse der Gender Studies und durch höchst ideologische und nicht-wissenschaftliche Argumente gekennzeichnet.

#4genderstudies

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Mittwoch, 29. November 2017
Vortrag: Rassismus in der DDR
Wir laden herzlich ein zum Vortrag

"'Internationale Solidarität' und Rassismus in der DDR - Die Solidaritätskampagne für Angela Davis"

am Mittwoch den 13. Dezember 2017 um 18.00 Uhr am Institut für Europäische Ethnologie, Möhrenstr. 40/41, Raum 212.

Ilanga Mwaungulu wird die Ergebnisse ihrer Masterarbeit, die sie im Rahmen des MA Gender Studies an der HU geschrieben hat, vorstellen. Am Beispiel der Berichterstattung zur Solidaritätskampagne für Angela Davis in der Zeitschrift "Für Dich" hat sie herausgearbeitet wie das Ideal der Internationalen Solidarität mit alltäglichem Rassismus in der DDR einhergehen konnte. Sie schreibt dazu:

"In der DDR war Rassismus weit verbreitet: Er durchzog alle gesellschaftlichen Bereiche, wirkte auf struktureller, ideologischer und individueller Ebene und äußerte sich in unterschiedlichen Arbeits- und Lebensbedingungen von Migrant*innen und Dominanzdeutschen, in Bildern vom ' Eigenen' und vom 'Anderen' sowie in verbaler und physischer Gewalt gegen Schwarze und PoC. Gleichzeitig sah sich die DDR als antirassistische Gesellschaft. Auf der einen Seite leugneten Medien, Politik und viele Bürger*innen den Rassismus in der DDR, auf der anderen Seite unterstützten staatliche Institutionen und ein großer Teil der Bevölkerung antikoloniale und antirassistische Kämpfe in anderen Ländern. Besonders die Solidaritätskampagne mit der us-amerikanischen Kommunistin, Antirassistin und Feministin Angela Davis hatte ein enormes Identifikationspotential.

Aus diesen Gleichzeitigkeiten ergeben sich Fragen wie:

Wie wurde Rassismus in dieser Kampagne verhandelt?
Wie wurde Rassismus in der DDR darin geleugnet und das antirassistische Selbstbild bestärkt?
Wo finden sich aber auch Anknüpfungspunkte für eine kritische Thematisierung von Rassismus in der DDR?

Basierend auf Untersuchungen der Solidaritätskampagne in der DDR-Frauenzeitschrift "Für Dich" möchte ich im Vortrag diesen Fragen nachgehen."

Ilanga Mwaunglu hat am Institut für Europäische Ethnologie ihren Bachelor gemacht und schliesst gerade ihren Master in Gender Studies ab. Ihre Masterarbeit "'Schwarze Schwester Angela' Die Solidaritätskampagne für Angela Davis in der DDR-Frauenzeitschift Für Dich zwischen Identitifkation mit antirassistischen Kämpfen und Leugnung von Rassismus in der DDR" ist Grundlage für diesen Vortrag.

>>mehr Informationen

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Mittwoch, 8. November 2017
Vortrag: Ossifizierung – von Kindsmörderinnen und Rechtspopulisten
Nächsten Dienstag (14.11.17) von 16.00 bis 18.00 am Institut für Europäische Ethnologie, Möhrenstr. 41, Berlin:

Ossifizierung – von Kindsmörderinnen und Rechtspopulisten

Kathleen Heft (FU Berlin)

Das Konzept Ossifizierung verweist auf die diskursive Herstellung des Ostdeutschen als Anderes des Westdeutschen und auf die damit einhergehende Ko-Konstruktion des Westens als Norm und Normalität. In meinem Vortrag stelle ich meine diskursanalytische Forschung zu medial-öffentlichen Diskursen über Kindsmörderinnen vor und zeige auf, wie diese in den 2000er Jahren in deutschsprachigen Medien als Phänomen und Problem Ostdeutschlands gedeutet und analysiert wurden. Zur theoretischen Einbettung meiner Ergebnisse greife ich auf Erkenntnisse der postkolonialen Diskurstheorie zurück. Mit Edward Saids Orientalismus-Konzept – und dessen vielfältigen Adaptionen für den osteuropäischen Kontext – argumentiere ich dafür, Ostdeutschland auch als diskursiv hervorgebrachtes Gegenstück Westdeutschlands zu verstehen. Dabei werde ich auf die Risiken und Grenzen einer Adaption postkolonialer Theorie für den deutschen Kontext zu sprechen kommen. Abschließend lade ich dazu ein, mit mir eine tentative Analyse ossifizierender Darstellungen und Deutungen von Rechtspopulismus und Rassismus als ostdeutschem Sonderphänomen zu versuchen.

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Samstag, 4. November 2017
Konferenz: Antidiskriminierung und Gleichstellung in Bildungskontexten
Gerade sind viele Veranstaltungen. Nächste Woche (neben des spannenden Vortrags von Christina Schwenkel am Dienstag) ist auch eine mehrtägige Konferenz in Erfurt zum Thema "Konferenz: Welche Theorie? Welche Praxis? Antidiskriminierung und Gleichstellung in Bildungskontexten". Am Mittwoch bin ich auch mit dabei und halte einen Vortrag zu Intersektionalität in der Bildungsarbeit.

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Mittwoch, 1. November 2017
Vortrag: Knowledge Transfers and the Training of Vietnamese Students in East Germany
Am 7.11.17 trägt Christina Schwenkel im Institutkolloquium des Berliner Instituts für Europäische Ethnologie „Wissen schaffen über und durch das Andere - Reflexionen zur Differenzlinie West/Ost in Deutschland“ vor:

Producing ‘Other’ Experts: Knowledge Transfers and the Training of
Vietnamese Students in East Germany


While there is a growing body of literature on Vietnamese “Vertragsarbeiter” in East Germany and the formation of an unintended diaspora after “die Wende,” much less attention has been paid to the training of Vietnamese students and the formation of an “other” culture of expertise. This talk draws on fieldwork in Hanoi, Halle, and Berlin to explore the relationship between scientific training and socialist nation building through an examination of global technology transfers to assist with revolutions unfolding in the Global South. Focusing on the College of Industrial Design in Halle (Burg Giebichenstein), I show how design pedagogy was essential to Cold War cultural strategies of containing capitalism and building global socialism in Vietnam under the guise of “international solidarity.” At the same time, training to assist the beneficiary-Other with the creation of a new knowledge economy led to the creation of a body of knowledge about the Other in East Germany.

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Sonntag, 29. Oktober 2017
Tagung: Migration und Männlichkeit(en) in Leipzig
Am Samstag, den 18.11.17 findet in Leipzig die Tagung "Migration und Männlichkeit(en) – Aktuelle Debatten der Kritischen Intersektionalen Männlichkeitsforschung" statt. Ich bin dabei mit einem einführenden Votrag zu "Migration aus intersektionaler und postkolonialer Perspektive".

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Freitag, 13. Oktober 2017
Wissen schaffen über und durch das Andere - Reflexionen zur Differenzlinie West/Ost in Deutschland
Institutskolloquium am Institut für Europäische Ethnologie, Humboldt-Universität zu Berlin




Der Osten fungiert in vielen Diskursen als das Andere. Dies gilt sowohl für den Osten Europas als auch für jenen in Deutschland. Über dieses Andere wird das (überlegene) Eigene definiert, das Andere interessiert nicht an sich, sondern wird zur Abgrenzung gebraucht.
Das Institutskolloquium widmet sich sowohl den Produktionsprozessen des Anderen als auch den Regionen,die als Andere konstruiert werden, und ihren transnationalen Verflechtungen. So soll zum einen nicht nur ergründet werden, welches Wissen über das Andere geschaffen wird, sondern auch was diese Wissensproduktion zur Folge hat: Welches Wissen wird über den Osten geschaffen? Wieso wird gerade der Osten dazu genutzt, diese Art des Wissens durch ihn zu produzieren? Welche Bedeutung hat diese Wissensproduktion für den Westen? Zum anderen wird aus Forschungsprojekten berichtet, die sich explizit mit Entwicklungen im Osten Deutschlands beschäftigen, und so Zugang zu anderen Wissensproduktionen geschaffen: Welches Wissen kann durch einen Blick in den Osten produziert werden? Welche Anregungen und Perspektiven lassen sich beim Einlassen auf ostdeutsche Geschichte und Gegenwart gewinnen?

>> Programm

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