Donnerstag, 15. September 2016
Wo kommt Dein Name her?
In den letzten Monaten habe ich diese Frage ziemlich häufig gehört. Im Sportverein, im Urlaub, von der neuen Nachbarin. Kaum haben Leute mich zum ersten mal getroffen, ist ihnen nichts wichtiger, als zu erfahren, wo mein ungewöhnlicher Name denn herkommt. Ich will ihnen jetzt mal zugutehalten, dass sie sich wirklich für Namen interessieren. Nur ich tue es halt so gar nicht. Ich habe einen Namen, den finde ich auch gut. Aber ich habe so gar keine Ambitionen über Namen zu reden. Generell nicht. Und auch über meinen Namen nicht. Wenn sie sich also tatsächlich für Namen interessieren, dann soll es ok sein, dass das so ziemlich das erste ist, was sie von mir wissen wollen. Aber eine Bitte habe ich da doch: Hört meiner Antwort zu! Wenn ich sage "von meinen Eltern" bedeutet das nicht, dass ich die Frage nicht verstanden habe. Ihr müsst sie dann nicht wiederholen und mir erklären, was ihr eigentlich wissen wollt. Meine Antwort ist ein klares Zeichen dafür, dass die Ausstiegmöglichkeit aus diesem Gespräch gekommen ist, dass wir uns jetzt andere Themen suchen und ohne Konflikt auseinander gehen können. Manchmal klappt das auch und ich bin sehr dankbar dafür. Überraschend häufig wird meine Antwort allerdings nicht verstanden und ich in ein Gespräch über Namen gezwungen. Wir sollten uns genauer zuhören und solche Signale aufmerksamer wahrnehmen.

Eine überraschende Variante habe ich im letzten Urlaub erlebt. Da fragte mich nach ein paar Tagen eine Mitreisende, sie hätte gehört, ich sei eine indische Prinzessin. Was sagt man denn da? Ich habe bezweifelt, dass ich eine Prinzessin bin - und dann war erstmal gut. Ein paar Tage später hat sich herausgestellt, dass wir einen ähnlichen Humor haben und gut ethnisierte Witze machen konnten. Dazu hat es aber ein paar Tage und größeres Vertrauen gebraucht.

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Donnerstag, 25. August 2016
Frauen kontrollieren
Es gehört zur patriarchalen Ordnung, dass kontrolliert und diszipliniert wird, welche Kleidung für Frauen angemessen sein soll. Mal muss sie mehr verhüllen, mal mehr entblössen. Mal muss sie dies, mal das sein. Wenn andere darüber entscheiden, was angemessen für Frauen ist und sie dafür disziplinieren, wenn sie davon abweichen, widerspricht dass dem Selbstbestimmungsrecht von Frauen. Und wenn verschiedene patriarchale Ordnungen über Frauenkörper den Kampf für Vorherrschaft austragen, dann geschieht das nicht im Interesse von Frauen. Selbstbestimmung von Frauen kann nur erreicht werden, wenn sie unabhängig von ihrer Kleidung (die sicher auch immer ihre Sozialisation und spezifische patriarchale Unterwerfung zeigt) auch am öffentlichen Leben teilhaben darf, Zugang zu Bildung, Arbeit, Behörden und auch dem Strand hat.

Und: Gibt es nicht wichtigere Probleme als Burkini und Burka? Warum wird da gerade soviel Aufmerksamkeit darauf gelenkt? Von welchen Problemen wird damit abgelenkt?

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Montag, 22. August 2016
Bloss nicht anzeigen
Wann immer Vergewaltigungsprozesse in die Medien kommen (gerade der von Gina-Lisa Lohfink), bekomme ich den Eindruck, dass das letzte was eine Frau machen sollte, wenn sie vergewaltigt wurde, ist es, diese anzuzeigen. Der Prozess wird die Gewalt nur reproduzieren und potentiell weitere provozieren. Dass es aber zu einer Verurteilung des Täters kommt, scheint höchst unwahrscheinlich. Denn Vergewaltigungen scheinen aufgrund diverser Faktoren (der Situationen, in denen Vergewaltigungen passieren, des Rechtes, der Rechtssprechung, der öffentlichen Meinung, etc.) äußerst schwer nachzuweisen zu sein. Das Recht scheint hier kaum, zu Recht führen zu können. Ein ziemlich vernichtetendes Urteil für den Rechtsstaat in diesem Kontext.

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Donnerstag, 18. August 2016
Stille
In den letzten Monaten habe ich kaum gebloggt. Zum einen lag das daran, dass mich meine Gastprofessur an der Humboldt Universität ganz schön beansprucht hat. Da blieb nicht viel Zeit für so Dinge wie Bloggen. Aber das ist nicht der einzige Grund. Es gab ja eigentlich viel zu Bloggen: Festung Europa, Terrorängste, Schwenk nach Rechts, etc. Trotzdem hat es mich nicht in den Fingern gejuckt zu bloggen. Ich habe das Gefühl, dass ich der Debatte nichts Neues hinzufügen kann. Alles ist schon gesagt (über rassistische Strukturen, rassistische Argumentationsmuster, Verknüpfungen von Rassismus und Gender, etc.). Dieses Gefühl ist es, was mich vor allem zum Verstummen bringt. Und das ist nicht gut. Nur weil alles schon gesagt wurde, heisst es nicht, dass es nicht wieder gesagt werden muss. Schliesslich geht es mit den Ungerechtigkeiten und Ausschlüssen auch immer weiter. Mal sehen, ob ich wieder ins Bloggen reinkomme. Diesen Sommer besteht eine Chance dafür, denn eigentlich muss ich an meinem Buchprojekt arbeiten und da ist Bloggen eine mögliche Fluchtmöglichkeit.

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Samstag, 23. Juli 2016
Broschüre: Diskriminierungskritische Lehre
Die AG Lehre des Zentrums für transdiziplinäre Gender Studies der Humboldt-Universität zu Berlin hat gerade eine Broschüre zur Diskriminierungskritischen Lehre herausgebracht. Ich habe darin zu meinem pädagogischen Konzept der Fehlerfreundlichkeit geschrieben.

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Sonntag, 3. Juli 2016
Workshop: Intersektionalität in der Lehre
Auch dieses Semester gebe ich einen Workshop "Intersektionalität in der Lehre" an der Freien Universität Berlin (am 18.07.).

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Montag, 13. Juni 2016
Vortrag von Philip Scheffner und Merle Kröger
Vortrag: Fragen an Authentizität und Repräsentation

von Philip Scheffner und Merle Kröger, pong Film

Zeit: Mittwoch, 15.06.16, 12.15 – 13.45 Uhr

Ort: Raum 311, Institut für Europäische Ethnologie, Möhrenstr. 41, Berlin

Die Filmemacher_innen Philip Scheffner und Merle Kröger machen in ihren Dokumentarfilmen immer wieder mit unterschiedlichen Methoden deutlich, dass ihre Filme nicht einfach Abbildungen einer Realität sind, sondern von ihnen (gemeinsam mit ihren Protagonist_innen) gemacht sind. Dabei machen sie sich viele Gedanken, wie der Film ihre Protagonist_innen darstellt und wie diese an dem Prozess teilhaben können. Ganz bewusst brechen sie immer wieder mit konventionellen filmischen Darstellungsformen. Merle Kröger verarbeitet das dokumentarische Material zudem in Krimis, die das Dokumentarische bewusst in die Fiktion verlängern.

Im Rahmen des Seminars „Perspektiven auf Migration“ diskutieren Merle Kröger und Philip Scheffner Fragen rund um Authentizität und Repräsentation vor allem im Dokumentarfilm.

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