Sonntag, 26. April 2009
Die Guten
Als ich vor fünf Jahren nach Alt-Treptow zog, waren die Geschäfte und Kneipen in der Karl-Kunger-Strasse für mich wenig interessant. Inzwischen gibt es einen Öko-Wochenmarkt, es entstehen nette Cafes und es passiert ganz viel im Kungerkiez. Immer mehr Leute wie ich ziehen in den Kiez, die Mieten steigen. Dagegen (und sicher gegen noch andere Dinge, die ich nicht überblicken kann) formiert sich Widerstand. Der äußert sich gerade vorallem in Bezug auf zwei Bauvorhaben (wie auch die taz berichtet). Die Mitglieder der Baugruppen scheinen überhaupt nicht zu verstehen, warum sie nicht willkommen sind. Einer wird von der taz zitiert:

"Ich dachte immer, dass wir mit unserer Baugruppe gegenüber den großen Investoren zu den Guten zählen würden."

Es ist immer schwierig zu akzeptieren, wenn frau so überzeugt davon ist, zu den Guten zu gehören (was ich natürlich auch von mir selbst meine), dass andere das ganz anders sehen und einem die eigenen Privilegien unter die Nase reiben.

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Samstag, 25. April 2009
Rassismus in der EU
"Dass Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sich in allen 27 Mitgliedsstaaten und allen Gesellschaftsschichten weit mehr eingenistet haben, als Experten bisher annahmen, bescheinigt eine EU-weite Umfrage unter Migranten und Angehörigen ethnischer Minderheiten, die Mittwoch in Brüssel von der Europäischen Grundrechteagentur (Efra) vorgestellt wurde." schreibt die taz und führt aus, dass besonders Roma und Schwarze rassistisch ausgegrenzt und auch angegriffen werden. In der gleichen Printausgabe sind dann noch Artikel über rassistische Ausfälle im deutschen und italienischen Fussball, die die Umfrage aufs beste (bzw. schlechteste) illustrieren.

Ich frage mich aber, was die taz mit "weit mehr eingenistet haben, als Experten bisher annahmen". Welche Expert_innen meinen sie damit? Sicher nicht, die von rassistischer Ausgrenzung negativ Betroffenen. Die sind ja in der Umfrage zu Wort gekommen und benennen sie. Sicher auch nicht kritische Rassismusforscher_innen, die den strukturell verankerten Rassismus in der EU (und woanders) schon lange analysieren. Welche Expert_innen haben bisher ihre Augen vor der rassistischen Realität verschlossen?

Nachtrag 09.01.10: Die rassistische Ausgrenzungen gegen den italienischen Fußballer Mario Balotelli gehen, insbesondere weil er sich gegen die Ausgrenzungen wehrt (siehe taz).

Nachtrag 05.08.10: Die taz berichtet, dass Balotelli nach England wechselt:

"Der Umgang mit dem Balotelli-Transfer gibt aber einige interessante Hinweise auf die Verfasstheit der italienischen Sportöffentlichkeit. Groß ist die Trauer über seinen bevorstehenden Weggang nicht. ....Heftig hingegen war das Geschrei, als vor ein, zwei Jahren die englischen Großclubs ManU, Arsenal und Chelsea reihenweise italienische Teenager verpflichteten. Eine "Flucht der Talente" konstatierte die Gazzetta dello Sport. "Raub der Talente", schäumte der Corriere."

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Freitag, 24. April 2009
Exklusive Staatsbürgerschaft
Gerson Liebl hat lange um seine deutsche Staatsbürgerschaft gekämpft. In seinem Fall aber reicht Blut nicht aus, ihn zum Deutschen zu machen, denn seine Hautfarbe ist wohl die falsche. Liebl ist abgeschoben worden, seine Frau und Sohn sind noch in Deutschland. Die taz berichtet über ein Gerichtsverfahren gegen Ginette Liebl, in dem es auch um ihre Staatsbürgerschaft ging. Die Richterin fragte darin:"Sie sind in Togo geboren. Warum sind sie nicht Togoerin?"

Gleichzeitig wird zwei Jungen, die in Deutschland geboren wurden, die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen (wie auch die taz berichtet), weil ihr Großvater den deutschen Behörden Informationen vorenthalten haben soll und sich daher den Aufenthalt in Deutschland erschlichen haben soll. Der Großvater ist freiwillig ausgereist, der Vater wurde abgeschoben und den Jungen wurde ihre Staatsbürgerschaft entzogen. Da fragt sich die Betrachterin doch: "Sie sind in Deutschland geboren. Warum sind sie nicht Deutsche?"

Nachtrag 06.05.09: Die Einbürgerungszahlen nehmen deutlich ab wie die taz berichtet. Politker_innen wie NRW-Innenminister Laschet wollen mit Einbürgerungskampagnen darauf reagieren. Sie sollten besser alle ausgrenzenden Regelungen und Gesetze wieder abschaffen (Sprachtests, Einbürgerungstest und so weiter).

Nachtrag 27.04.10: Die taz berichtet, dass jetzt auch Frau und Sohn Liebls abgeschoben werden sollen.

Nachtrag 29.04.10: Die Abschiebung ist laut taz abgewendet.

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Montag, 20. April 2009
Stop A 100
Fahrraddemonstration gegen den Weiterbau der A 100

Mehr Informationen hier.

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Dienstag, 14. April 2009
Am Kreuz
Lange habe ich nicht verstanden, wen die taz da am Samstag ans Kreuz genagelt hat. Konnte ich mir nicht selber erschliessen. Irgendwann ist mir dann doch noch Fussball und sogar Klinsmann eingefallen. Keine besonders geglückte Pointe für mich. Geärgert hat mich dann, dass dieser für mich völlig uninteressanten Person und Debatte dann noch eine ganze Seite Artikel gewidmet wurde. Da hätte ich doch lieber was anderes gelesen. - Gab also schon mal überzeugendere Aufmacher der taz.

Wenn nun aber der FC Bayern München in der Zeit Online behauptet (siehe auch taz):

"Einwurf des anwesenden Mediendirektors Markus Hörwick: Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass wir gegen die vielleicht schlimmste Entgleisung, die es je in den deutschen Medien gegeben hat, rechtlich vorgehen werden."

Dann ist das mehr als absurd. Täglich werden in deutschen Medien Rassismen, Sexismen und Herabwürdigungen anderer Marginalisierter (re)produziert. Aber vielleicht sind das ja gar keine Entgleisungen, sondern eher schlimme Gleisungen.

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Montag, 13. April 2009
Gezwungene Rückkehr
Im aktuellen Newsletter des IIAS gibt es mehrere Artikel über (gezwungene) Rückkehr von Migrant_innen. Nachtrag 14.04.09: Ein aktueller Fall in Japan auf BBC.

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Donnerstag, 9. April 2009
Marienfelde
In Marienfelde leben 30.000 Menschen. Dazu sollen jetzt 130 kommen. 130 Ausgewählte, die das Privileg bekommen sollen, in Deutschland willkommen zu sein. In Marienfelde sind sie das aber nicht.

Die taz berlin berichtet über den Marienfelder Widerstand gegen die Aufnahme von 130 irakischen Flüchtlingen. Mit absurden Argumenten und genauso absurden Beschwichtigungsversuchen.

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