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Samstag, 27. September 2014
Prekäre Bildungsarbeit
urmila, 02:07h
Die taz berichtet über die Ausbeutung von freiberuflichen Bildungsarbeitenden. Der Fokus des Artikels ist dabei die gewerkschaftliche Bildungsarbeit, weil die Gewerkschaften gegen ihre eigenen Forderungen verstossen. Es wird aber auch erwähnt, dass es nicht nur ein Problem von gewerkschaftlichen Auftraggebenden ist.
Im wesentlichen spricht der Artikel zwei Problemfelder an: erstens, viel zu niedrige Honorarsätze (verbunden mit langen Arbeitszeiten) und zweitens, die Macht der Auftraggebenden unliebsame Freiberufliche rauszuschmeissen. Beide Probleme kenne ich aus meiner eigenen freiberuflichen Tätigkeit.
Zuerst zu den Honorarsätzen: Gerade in der politischen Bildungs scheinen Auftraggebende davon auszugehen, dass die Bildungsarbeitenden durch die Bedeutung ihrer Arbeit ausreichend entlohnt sind. Für Bildungsarbeit gibt es wenig Geld, dafür (in meiner Erfahrung häufig) Lob und Ehre. Von Lob und Ehre kann ich aber meine Versicherungen (allein für die Krankenversicherung mehr als 350 € im Monat), Einkommens- und Mehrwertsteuer, Arbeitsmaterialien, Kommunikationskosten und Fortbildungen sowie meine Lebenshaltungskosten (Miete, Essen, etc.) nicht bezahlen. Von Urlaub, Krankheitszeiten, etc. ganz zu schweigen. Zudem müssen wenige Aufträge im Monat (mal mehr, mal weniger je nach Jahreszeit) reichen, um genug Geld zu verdienen. Zum einen ist es gar nicht so einfach, viel mehr Aufträge zu bekommen. Zum anderen brauche ich auch Zeit zur Vorbereitung (der einzelnen Veranstaltungen, aber auch generell der Auseinandersetzung mit meinen Themenbereichen, damit ich mich weiter entwickele und neue Entwicklungen mitbekomme). Und nach Bildungsarbeit brauche ich auch Zeit zur Regeneration (denn die Veranstaltungen bedeuten in der Regel lange anstrengende Arbeitszeiten und häufig viel Fahrerei). Für Tagessätze zwischen 100 und 200 € oder auch 350 €, wie sie im Artikel erwähnt sind, arbeite ich nicht. Das kann ich mir gar nicht leisten. Selten aber kann ich Tagessätze verhandeln, die sich für mich wirklich lohnen.
Honorarsätze verhandeln ist gar nicht so einfach. Mit meinem Doktortitel habe ich etwas Vorteile im Vergleich zu anderen. Aber auch für mich gilt, dass die Auftraggebenden mächtiger sind als ich. Sie machen die Vorgaben und für die Freiberuflichen bleibt nur wenig Verhandlungsspielraum. Bei den prekären Arbeitsverhältnissen kann man es sich auch nur schlecht erlauben, potentielle Auftraggebende zu verschrecken.
Bei meinen Themenfeldern Rassismus- und Heteronormativitätskritik besteht zudem immer die Gefahr, die Auftraggebenden durch genau diese Kritik zu verärgern (siehe meinen Artikel mit Beate Flechtker und Alice Stein dazu). Diese Verärgerung ist geradzu in den Themen angelegt. Aufgrund der Übermacht der Auftraggebenden kann dass dann leicht mit Rauswurf oder eleganter fehlenden Folgeaufträgen enden.
Auch wenn Bildungsarbeit viel Spaß macht, die Rahmenbedingungen sind miserabel.
PS: Wobei allerdings hinzugefügt werden muss, dass diese miserabelen Bedingungen immer noch besser sind als die Bedingungen bei Lehraufträgen. Die mache ich daher in der Regel nicht mehr, obwohl ich gerne lehre.
Im wesentlichen spricht der Artikel zwei Problemfelder an: erstens, viel zu niedrige Honorarsätze (verbunden mit langen Arbeitszeiten) und zweitens, die Macht der Auftraggebenden unliebsame Freiberufliche rauszuschmeissen. Beide Probleme kenne ich aus meiner eigenen freiberuflichen Tätigkeit.
Zuerst zu den Honorarsätzen: Gerade in der politischen Bildungs scheinen Auftraggebende davon auszugehen, dass die Bildungsarbeitenden durch die Bedeutung ihrer Arbeit ausreichend entlohnt sind. Für Bildungsarbeit gibt es wenig Geld, dafür (in meiner Erfahrung häufig) Lob und Ehre. Von Lob und Ehre kann ich aber meine Versicherungen (allein für die Krankenversicherung mehr als 350 € im Monat), Einkommens- und Mehrwertsteuer, Arbeitsmaterialien, Kommunikationskosten und Fortbildungen sowie meine Lebenshaltungskosten (Miete, Essen, etc.) nicht bezahlen. Von Urlaub, Krankheitszeiten, etc. ganz zu schweigen. Zudem müssen wenige Aufträge im Monat (mal mehr, mal weniger je nach Jahreszeit) reichen, um genug Geld zu verdienen. Zum einen ist es gar nicht so einfach, viel mehr Aufträge zu bekommen. Zum anderen brauche ich auch Zeit zur Vorbereitung (der einzelnen Veranstaltungen, aber auch generell der Auseinandersetzung mit meinen Themenbereichen, damit ich mich weiter entwickele und neue Entwicklungen mitbekomme). Und nach Bildungsarbeit brauche ich auch Zeit zur Regeneration (denn die Veranstaltungen bedeuten in der Regel lange anstrengende Arbeitszeiten und häufig viel Fahrerei). Für Tagessätze zwischen 100 und 200 € oder auch 350 €, wie sie im Artikel erwähnt sind, arbeite ich nicht. Das kann ich mir gar nicht leisten. Selten aber kann ich Tagessätze verhandeln, die sich für mich wirklich lohnen.
Honorarsätze verhandeln ist gar nicht so einfach. Mit meinem Doktortitel habe ich etwas Vorteile im Vergleich zu anderen. Aber auch für mich gilt, dass die Auftraggebenden mächtiger sind als ich. Sie machen die Vorgaben und für die Freiberuflichen bleibt nur wenig Verhandlungsspielraum. Bei den prekären Arbeitsverhältnissen kann man es sich auch nur schlecht erlauben, potentielle Auftraggebende zu verschrecken.
Bei meinen Themenfeldern Rassismus- und Heteronormativitätskritik besteht zudem immer die Gefahr, die Auftraggebenden durch genau diese Kritik zu verärgern (siehe meinen Artikel mit Beate Flechtker und Alice Stein dazu). Diese Verärgerung ist geradzu in den Themen angelegt. Aufgrund der Übermacht der Auftraggebenden kann dass dann leicht mit Rauswurf oder eleganter fehlenden Folgeaufträgen enden.
Auch wenn Bildungsarbeit viel Spaß macht, die Rahmenbedingungen sind miserabel.
PS: Wobei allerdings hinzugefügt werden muss, dass diese miserabelen Bedingungen immer noch besser sind als die Bedingungen bei Lehraufträgen. Die mache ich daher in der Regel nicht mehr, obwohl ich gerne lehre.
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