Mittwoch, 27. Januar 2016
Schwierige Teilnehmende
urmila, 17:34h
Bildungsarbeitende kennen das. In vielen Gruppen gibt es Teilnehmende, die schwierig sind. Die die Bildungsveranstaltung, die Bildungsarbeitende, das Konzept, etc. in Frage stellen. Die den Ablauf stören können, die Unruhe rein bringen können. Diese produktiv einzubinden, ist eine ziemliche Herausforderung.
Wenn ich an Bildungsveranstaltungen teilnehme, dann werde ich häufig zur schwierigen Teilnehmenden bzw. befürchte es zu werden. Wenn ich das Gefühl habe, meine Zeit zu verschwenden, weil Gruppenprozesse nicht ordentlich angeleitet werden, weil das Bildungsziel unklar ist, weil die Bildungsveranstaltung mir nicht auf die Interessen der Teilnehmenden abgestimmt scheint, dann fange ich nicht nur an, unzufrieden zu werden, sondern beginne mir auch zu überlegen, welche Methoden eingesetzt werden könnten, um mich als Teilnehmerin zufriedener zu machen. Da hänge ich mich dann häufig dran auf und kann immer weniger aus der Veranstaltung rausziehen. Die anderen Teilnehmenden scheinen meist mit weniger zufrieden. Sie nehmen das mit, was ihnen geboten wird. Ich versuche das auch immer wieder, aber häufig gelingt es mir nicht. Sauer werde ich dann, wenn mir die Bildungsarbeitenden nicht nur wenig methodisch kompetent erscheinen, sondern sie auch noch inhaltlich fragwüdig vorgehen oder generell wenig Interesse an der Gruppe zeigen.
So nehme ich an immer weniger Fortbildungen teil, obwohl ich gerne noch vieles dazu lernen will.
Wenn ich an Bildungsveranstaltungen teilnehme, dann werde ich häufig zur schwierigen Teilnehmenden bzw. befürchte es zu werden. Wenn ich das Gefühl habe, meine Zeit zu verschwenden, weil Gruppenprozesse nicht ordentlich angeleitet werden, weil das Bildungsziel unklar ist, weil die Bildungsveranstaltung mir nicht auf die Interessen der Teilnehmenden abgestimmt scheint, dann fange ich nicht nur an, unzufrieden zu werden, sondern beginne mir auch zu überlegen, welche Methoden eingesetzt werden könnten, um mich als Teilnehmerin zufriedener zu machen. Da hänge ich mich dann häufig dran auf und kann immer weniger aus der Veranstaltung rausziehen. Die anderen Teilnehmenden scheinen meist mit weniger zufrieden. Sie nehmen das mit, was ihnen geboten wird. Ich versuche das auch immer wieder, aber häufig gelingt es mir nicht. Sauer werde ich dann, wenn mir die Bildungsarbeitenden nicht nur wenig methodisch kompetent erscheinen, sondern sie auch noch inhaltlich fragwüdig vorgehen oder generell wenig Interesse an der Gruppe zeigen.
So nehme ich an immer weniger Fortbildungen teil, obwohl ich gerne noch vieles dazu lernen will.
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Sonntag, 24. Januar 2016
Prekäre Solo-Selbständige
urmila, 18:39h
Vor zwei Wochen berichtete die taz darüber, dass die Grünen ein Mindesthonorar für Selbständige fordern. Dabei bezog sie sich wohl auf dieses Diskussionspapier Digitalisierung gestalten. Vor allem bei jenen, die eher schein-selbständig als wirklich selbständig sind, kann das eine wichtige Forderung sein.
Mir als privilegierter prekärer Solo-Selbständigen wäre anderes wichtiger. Mein Stundenlohn bei Aufträgen, die ich habe, ist in der Regel ok. Nur reichen die Aufträge pro Monat nicht zum Leben. Vor allem nicht, weil der Krankenversicherungssatz für Selbständige sich an einem illusorischen Einkommen pro Monat orientiert, zumindest illusorisch für jene, die in der nicht-kommerziellen Bildungsarbeit tätig sind. Mir wäre schon viel geholfen, wenn da das angenommenen Einkommen näher an meinem tatsächlichen Einkommen liegen würde. Denn was die taz zum Mindesthonorar schreibt, gilt da auch:
"Die Forderung nach der Statustrennung zwischen Solo- und normalen Selbstständigen begrüßt Berater Gunter Haake ausdrücklich. Er ist Geschäftsführer der Verdi-nahen Firma Mediafon, die Soloselbstständige berät. Mit der Trennung entrinne man einem grundsätzlichen rechtlichen Dilemma beim Mindesthonorar für Selbstständige: „Das Wettbewerbsrecht behandelt Soloselbstständige wie Tankstellenkonzerne.“"
Noch toller wäre es natürlich, wenn es so etwas wie die Künstlersozialkasse auch für Bildungsarbeitende gäbe.
Mir als privilegierter prekärer Solo-Selbständigen wäre anderes wichtiger. Mein Stundenlohn bei Aufträgen, die ich habe, ist in der Regel ok. Nur reichen die Aufträge pro Monat nicht zum Leben. Vor allem nicht, weil der Krankenversicherungssatz für Selbständige sich an einem illusorischen Einkommen pro Monat orientiert, zumindest illusorisch für jene, die in der nicht-kommerziellen Bildungsarbeit tätig sind. Mir wäre schon viel geholfen, wenn da das angenommenen Einkommen näher an meinem tatsächlichen Einkommen liegen würde. Denn was die taz zum Mindesthonorar schreibt, gilt da auch:
"Die Forderung nach der Statustrennung zwischen Solo- und normalen Selbstständigen begrüßt Berater Gunter Haake ausdrücklich. Er ist Geschäftsführer der Verdi-nahen Firma Mediafon, die Soloselbstständige berät. Mit der Trennung entrinne man einem grundsätzlichen rechtlichen Dilemma beim Mindesthonorar für Selbstständige: „Das Wettbewerbsrecht behandelt Soloselbstständige wie Tankstellenkonzerne.“"
Noch toller wäre es natürlich, wenn es so etwas wie die Künstlersozialkasse auch für Bildungsarbeitende gäbe.
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Freitag, 17. Juli 2015
Langfristwirkung
urmila, 23:49h
In den Jahren 2009/10 habe ich gefühlt unendlich viele rassismuskritische Workshops zur Vorbereitung auf das weltwärts-Programm gegeben. Die waren jeweils drei Stunden lang und hatten in der Regel 30 Teilnehmende (ausser beim ersten, da waren es 60). Diese waren wiederum ganz überwiegend frische Abiturient_innen aus westdeutschen (Klein)Städten ohne Migrationshintergrund.
Diese Workshops waren eine ziemliche Herausforderung (dazu habe ich auch geschrieben). Es war unmöglich alle Teilnehmenden zu erreichen oder Lernerfolge zu festigen. Mir war jedesmal klar, dass viele der Teilnehmenden, meinen Ansatz und die rassismuskritische Kritik blödsinnig fanden. Ich musste einsehen, dass ich mit einem drei Stunden Workshop nur wenig erreichen kann. Mein Lernziel passte ich für den Großteil der abwehrenden Teilnehmenden dementsprechend an: Die Teilnehmenden sollten lernen, dass es eine rassismuskritische Perspektive gibt (auch wenn sie sie blöd finden) und sich im Idealfall später daran erinnern und darauf zurück kommen.
Jetzt mehr als fünf Jahre später habe ich die Rückmeldung, dass das durchaus auch geklappt hat. Zum Semsterende erzählte mir ein_e Studierende_r, dass si_er bei einem meiner Vorbereitungs-Workshops war (in ihrer_seiner Erinnerung war es ein zweistündiger Vortrag und kein Workshop) und es damals völlig abwegig fand, was ich erzählte. Si_er machte sich aber ein paar Notizen über kulturell verankerte Gegensatzpaare wie Natur - Kultur, Körper - Geist, etc. Im Laufe des weltwärts-Jahr in einem afrikanischen Land bemerkte si_er, dass diese Gegensatzpaare tatsächlich hilfreich waren, um zu verstehen, was um sie_ihn herum passierte. Noah Sows Buch "Deutschland schwarz weiß" halft ihr_m dann die eigenen weißen Privilegien besser zu verstehen. Das weltwärts-Jahr bestimmte dann auch ihre_seine Studienwahl. Si_er beschäftigte sich im Studium viel mit Rassismus und entwickelte eine sehr rassismuskritische Perspektive. Als si_er dann meinen Namen im Vorlesungsverzeichnis las, war ihr_m klar, dass si_er daran teilnehmen würde.
Es war wirklich eine nette Überraschung so - in einem ganz anderen Kontext - ein Langfrist-Feedback zu meinen Workshops zu bekommen. Und noch schöner ist es zu hören, dass selbst unter den miserablen Rahmenbedingungen der weltwärts-Vorbereitungs-Workshops tatsächlich Grundlagen für spätere kritische Auseinandersetzungen gelegt werden können.
Diese Workshops waren eine ziemliche Herausforderung (dazu habe ich auch geschrieben). Es war unmöglich alle Teilnehmenden zu erreichen oder Lernerfolge zu festigen. Mir war jedesmal klar, dass viele der Teilnehmenden, meinen Ansatz und die rassismuskritische Kritik blödsinnig fanden. Ich musste einsehen, dass ich mit einem drei Stunden Workshop nur wenig erreichen kann. Mein Lernziel passte ich für den Großteil der abwehrenden Teilnehmenden dementsprechend an: Die Teilnehmenden sollten lernen, dass es eine rassismuskritische Perspektive gibt (auch wenn sie sie blöd finden) und sich im Idealfall später daran erinnern und darauf zurück kommen.
Jetzt mehr als fünf Jahre später habe ich die Rückmeldung, dass das durchaus auch geklappt hat. Zum Semsterende erzählte mir ein_e Studierende_r, dass si_er bei einem meiner Vorbereitungs-Workshops war (in ihrer_seiner Erinnerung war es ein zweistündiger Vortrag und kein Workshop) und es damals völlig abwegig fand, was ich erzählte. Si_er machte sich aber ein paar Notizen über kulturell verankerte Gegensatzpaare wie Natur - Kultur, Körper - Geist, etc. Im Laufe des weltwärts-Jahr in einem afrikanischen Land bemerkte si_er, dass diese Gegensatzpaare tatsächlich hilfreich waren, um zu verstehen, was um sie_ihn herum passierte. Noah Sows Buch "Deutschland schwarz weiß" halft ihr_m dann die eigenen weißen Privilegien besser zu verstehen. Das weltwärts-Jahr bestimmte dann auch ihre_seine Studienwahl. Si_er beschäftigte sich im Studium viel mit Rassismus und entwickelte eine sehr rassismuskritische Perspektive. Als si_er dann meinen Namen im Vorlesungsverzeichnis las, war ihr_m klar, dass si_er daran teilnehmen würde.
Es war wirklich eine nette Überraschung so - in einem ganz anderen Kontext - ein Langfrist-Feedback zu meinen Workshops zu bekommen. Und noch schöner ist es zu hören, dass selbst unter den miserablen Rahmenbedingungen der weltwärts-Vorbereitungs-Workshops tatsächlich Grundlagen für spätere kritische Auseinandersetzungen gelegt werden können.
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Samstag, 27. September 2014
Prekäre Bildungsarbeit
urmila, 02:07h
Die taz berichtet über die Ausbeutung von freiberuflichen Bildungsarbeitenden. Der Fokus des Artikels ist dabei die gewerkschaftliche Bildungsarbeit, weil die Gewerkschaften gegen ihre eigenen Forderungen verstossen. Es wird aber auch erwähnt, dass es nicht nur ein Problem von gewerkschaftlichen Auftraggebenden ist.
Im wesentlichen spricht der Artikel zwei Problemfelder an: erstens, viel zu niedrige Honorarsätze (verbunden mit langen Arbeitszeiten) und zweitens, die Macht der Auftraggebenden unliebsame Freiberufliche rauszuschmeissen. Beide Probleme kenne ich aus meiner eigenen freiberuflichen Tätigkeit.
Zuerst zu den Honorarsätzen: Gerade in der politischen Bildungs scheinen Auftraggebende davon auszugehen, dass die Bildungsarbeitenden durch die Bedeutung ihrer Arbeit ausreichend entlohnt sind. Für Bildungsarbeit gibt es wenig Geld, dafür (in meiner Erfahrung häufig) Lob und Ehre. Von Lob und Ehre kann ich aber meine Versicherungen (allein für die Krankenversicherung mehr als 350 € im Monat), Einkommens- und Mehrwertsteuer, Arbeitsmaterialien, Kommunikationskosten und Fortbildungen sowie meine Lebenshaltungskosten (Miete, Essen, etc.) nicht bezahlen. Von Urlaub, Krankheitszeiten, etc. ganz zu schweigen. Zudem müssen wenige Aufträge im Monat (mal mehr, mal weniger je nach Jahreszeit) reichen, um genug Geld zu verdienen. Zum einen ist es gar nicht so einfach, viel mehr Aufträge zu bekommen. Zum anderen brauche ich auch Zeit zur Vorbereitung (der einzelnen Veranstaltungen, aber auch generell der Auseinandersetzung mit meinen Themenbereichen, damit ich mich weiter entwickele und neue Entwicklungen mitbekomme). Und nach Bildungsarbeit brauche ich auch Zeit zur Regeneration (denn die Veranstaltungen bedeuten in der Regel lange anstrengende Arbeitszeiten und häufig viel Fahrerei). Für Tagessätze zwischen 100 und 200 € oder auch 350 €, wie sie im Artikel erwähnt sind, arbeite ich nicht. Das kann ich mir gar nicht leisten. Selten aber kann ich Tagessätze verhandeln, die sich für mich wirklich lohnen.
Honorarsätze verhandeln ist gar nicht so einfach. Mit meinem Doktortitel habe ich etwas Vorteile im Vergleich zu anderen. Aber auch für mich gilt, dass die Auftraggebenden mächtiger sind als ich. Sie machen die Vorgaben und für die Freiberuflichen bleibt nur wenig Verhandlungsspielraum. Bei den prekären Arbeitsverhältnissen kann man es sich auch nur schlecht erlauben, potentielle Auftraggebende zu verschrecken.
Bei meinen Themenfeldern Rassismus- und Heteronormativitätskritik besteht zudem immer die Gefahr, die Auftraggebenden durch genau diese Kritik zu verärgern (siehe meinen Artikel mit Beate Flechtker und Alice Stein dazu). Diese Verärgerung ist geradzu in den Themen angelegt. Aufgrund der Übermacht der Auftraggebenden kann dass dann leicht mit Rauswurf oder eleganter fehlenden Folgeaufträgen enden.
Auch wenn Bildungsarbeit viel Spaß macht, die Rahmenbedingungen sind miserabel.
PS: Wobei allerdings hinzugefügt werden muss, dass diese miserabelen Bedingungen immer noch besser sind als die Bedingungen bei Lehraufträgen. Die mache ich daher in der Regel nicht mehr, obwohl ich gerne lehre.
Im wesentlichen spricht der Artikel zwei Problemfelder an: erstens, viel zu niedrige Honorarsätze (verbunden mit langen Arbeitszeiten) und zweitens, die Macht der Auftraggebenden unliebsame Freiberufliche rauszuschmeissen. Beide Probleme kenne ich aus meiner eigenen freiberuflichen Tätigkeit.
Zuerst zu den Honorarsätzen: Gerade in der politischen Bildungs scheinen Auftraggebende davon auszugehen, dass die Bildungsarbeitenden durch die Bedeutung ihrer Arbeit ausreichend entlohnt sind. Für Bildungsarbeit gibt es wenig Geld, dafür (in meiner Erfahrung häufig) Lob und Ehre. Von Lob und Ehre kann ich aber meine Versicherungen (allein für die Krankenversicherung mehr als 350 € im Monat), Einkommens- und Mehrwertsteuer, Arbeitsmaterialien, Kommunikationskosten und Fortbildungen sowie meine Lebenshaltungskosten (Miete, Essen, etc.) nicht bezahlen. Von Urlaub, Krankheitszeiten, etc. ganz zu schweigen. Zudem müssen wenige Aufträge im Monat (mal mehr, mal weniger je nach Jahreszeit) reichen, um genug Geld zu verdienen. Zum einen ist es gar nicht so einfach, viel mehr Aufträge zu bekommen. Zum anderen brauche ich auch Zeit zur Vorbereitung (der einzelnen Veranstaltungen, aber auch generell der Auseinandersetzung mit meinen Themenbereichen, damit ich mich weiter entwickele und neue Entwicklungen mitbekomme). Und nach Bildungsarbeit brauche ich auch Zeit zur Regeneration (denn die Veranstaltungen bedeuten in der Regel lange anstrengende Arbeitszeiten und häufig viel Fahrerei). Für Tagessätze zwischen 100 und 200 € oder auch 350 €, wie sie im Artikel erwähnt sind, arbeite ich nicht. Das kann ich mir gar nicht leisten. Selten aber kann ich Tagessätze verhandeln, die sich für mich wirklich lohnen.
Honorarsätze verhandeln ist gar nicht so einfach. Mit meinem Doktortitel habe ich etwas Vorteile im Vergleich zu anderen. Aber auch für mich gilt, dass die Auftraggebenden mächtiger sind als ich. Sie machen die Vorgaben und für die Freiberuflichen bleibt nur wenig Verhandlungsspielraum. Bei den prekären Arbeitsverhältnissen kann man es sich auch nur schlecht erlauben, potentielle Auftraggebende zu verschrecken.
Bei meinen Themenfeldern Rassismus- und Heteronormativitätskritik besteht zudem immer die Gefahr, die Auftraggebenden durch genau diese Kritik zu verärgern (siehe meinen Artikel mit Beate Flechtker und Alice Stein dazu). Diese Verärgerung ist geradzu in den Themen angelegt. Aufgrund der Übermacht der Auftraggebenden kann dass dann leicht mit Rauswurf oder eleganter fehlenden Folgeaufträgen enden.
Auch wenn Bildungsarbeit viel Spaß macht, die Rahmenbedingungen sind miserabel.
PS: Wobei allerdings hinzugefügt werden muss, dass diese miserabelen Bedingungen immer noch besser sind als die Bedingungen bei Lehraufträgen. Die mache ich daher in der Regel nicht mehr, obwohl ich gerne lehre.
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