Freitag, 8. Februar 2013
Die Schwierigkeit nicht p/maternalistisch zu sein
In einem Artikel über die Beschneidung von Frauen, zititert die taz die Aktivistin Faduma Korn mit Kritik am Vorgehen von terre des femmes:

" Sie prangern die Menschenrechtsverletzung an. Können aber die Kluft, die Faduma Korn so gut kennt, nicht auffangen. „Genitalverstümmelung sagen sie auf ihrem Anrufbeantworter“, so Korn. „Sie müssen diese Wortwahl ändern. Keine Beschnittene wird dort noch einmal anrufen.“

Das Problem sei, dass Frauen, die sich bisher als schön und rein erlebten, plötzlich als Überlebende eines Verbrechens gelten würden, als Verstümmelte. Und dass Weiße dies so definiert hätten. „In diesen Organisationen sind keine schwarzen Frauen“, hat Korn beobachtet. Die Mütter sehe man als Verbrecherinnen, die Töchter als Opfer, meint sie."


Die taz schreibt in dem Artikel zur Kritik:

"Terre des Femmes hat gelernt, dass Weiße aus dem neokolonialen Duktus der weißen Frau, die die Schwarze „retten“ will, kaum herauskommen."

Der folgende Satz lässt allerdings daran zweifeln, dass wirklich gelernt wurde:

"Deshalb geht die Organisation nicht selbst zu den Einwanderern. „Afrikanerinnen sind für uns in den Communitys unterwegs“, erklärt Gruber."

Wenn sie Afrikanerinnen für ihre Zwecke nutzen, haben sie nicht gelernt. Gelernt hätten sie, wenn sie Aktivistinnen wie Faduma Korn ihre Ressourcen zur Verfügung stellen würden und sie das Vorgehen bestimmen lassen würden.

In einem zweiten Artikel fragt die taz, ob die angestrebte Gesetzesveränderung zur Verfolgung von 'Genitalverstümmelung' Aktionismus ohne Anlass ist. Ob nicht andere Maßnahmen sinnvoller wären.

Und anlässlich des Gerichtsverfahrens gegen den Vater der ermordeten Arzu Özmen (siehe taz) geht es um sogenannten Ehrenmord. Dabei weisst ein zweiter taz-Artikel daraufhin, dass patriarchales gewalttätiges Verhalten nicht nur in muslimischen Gesellschaften legitimiert wird:

"Auch in Brasilien können Männer, die ihre Frauen aus Untreue ermorden, immer noch freigesprochen werden, auch wenn nach starkem Druck durch Frauenorganisationen dieser Teil aus dem Strafgesetz gestrichen wurde. Klauseln zur Verteidigung der Ehre finden sich auch in den Strafgesetzbüchern von Peru, Bangladesch, Argentinien, Ecuador, Ägypten, Guatemala, Iran, Israel, Jordanien, Syrien, Libanon, der Türkei, dem Westjordanland, Venezuela, dem Irak, Tunesien, Libyen, Algerien und Kuwait. "

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Neue Einbürgerungsregelungen in Österreich
In Österreich sollen, wie die taz berichtet, die Einbürgerungsregeln geändert werden. Schneller eingebürgert wird, wer sich ehrenamtlich engagiert und mehr als durchschnittlich 1000 € im Monat verdient. Es sollen also nur überdurchschnittlich wohlhabende Menschen und vor allem Männer eingebürgert werden:

"Valchars hält auch die Einkommensgrenze für zu hoch. „Selbst 30 bis 40 Prozent der Arbeitnehmer und 60 bis 70 der Arbeitnehmerinnen in Österreich erreichen dieses Niveau nicht“. "

Zudem soll nur genehmes ehrenamtliches Engagement honoriert werden:

"Allerdings fordert ein Zusatzpassus „integrationsrelevanten Mehrwert für die Integration in Österreich“ ein. Und im Büro von Sebastian Kurz spricht man dazu Klartext: „Die Mitgliedschaft in einem türkischen Kulturverein etwa wäre im Gegensatz dazu segregativ.“ "

Migrationsforscher Gerd Valchars hält dagegen:

"Anders als die Regierungspolitiker meint er, die Staatsbürgerschaft solle kein pädagogisches Instrument sein: „Sie ist ein demokratisches Recht.“ "

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Nützlichkeitsrassismus
Eine Studie der OECD zeigte, dass Hochqualifizierte eher nicht nach Deutschland kommen (siehe taz). Christian Jakob schreibt dazu ein einem taz-Kommentar:

"Die wirtschaftliche und demografische Lage zwingt Deutschland mittlerweile, sich um Zuwanderer zu bemühen. Von der Leyens Ankündigung, die Verdienstgrenzen für „Mangelberufe“ abzusenken, ist ein richtiger Schritt. Aber solange es kein vorbehaltloses Bekenntnis der Bundesregierung zur Zuwanderung gibt, bleibt sie nur eine neue Form des alten deutschen Nützlichkeitsrassismus."

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