Freitag, 16. März 2012
Als Deutsche in Tschechien
Mein Aufenthalt in Olomouc, Tschechien ist jetzt schon fast wieder zwei Wochen her und ich habe nur einen Blogeintrag (und einen bei verkehr denken) über die Erfahrungen dort geschrieben. Das liegt nicht daran, dass es so wenig zu schreiben gegeben hätte, die Lehre hat einfach zu viel Zeit und Energie gekostet. Jetzt kurz bevor ich auf meine nächste Reise aufbreche, will ich aber doch noch ein bisschen was zum Thema 'Als Deutsche in Tschechien' schreiben:

Spannend war es mit welchen Bildern und Befürchtungen ich nach Olomouc gefahren bin. Privilegienkritisch geschult, habe ich mich darauf vorbereitet, als dominante Wessi wahrgenommen zu werden. Durch deutsche Geschichte geschult, habe ich mich darauf vorbereitet, mich mit der Nazi-Gewaltherrschaft zu beschäftigen. Beides war aber nicht wirklich Thema.

Meine Dichotomie von West/Ost passte nicht zu den Vorstellungen vor Ort. Zum einen lag das daran, dass ich noch durch den Kalten Krieg und den eisernen Vorhang geprägt bin. Meine Studierenden aber den real existierenden Sozialismus gar nicht mehr (bewusst) erlebt haben und für sie war die West/Ostteilung nicht so präsent wie für mich. Zum anderen zähle zwar ich Tschechien zu Osteuropa, für die Menschen, die ich dort getroffen habe, fängt Osteuropa aber viel weiter im Osten an. Meine privilegienkritische Selbstreflexion kreiste mehr um meinen Bauchnabel als dass sie etwas mit der Beziehung zwischen mir aus Deutschland und den Menschen in Olomouc zu tun hatte.

Erinnerung an die Nazis schien zudem völlig überlagert von der Erinnerung an die sowjetische Herrschaft. Letztere schien die Wahrnehmung zu bestimmen (auch wenn sie nicht mehr selbst erlebt wurde), die Nazizeit war nicht weiter präsent. All meine Nachfragen nach dem Image der Deutschen in Tschechien verhallten.

Es waren sehr spannende zwei Wochen. Ich habe viel über Tschechien und viel über mich gelernt.

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