Montag, 31. Januar 2011
Voodoo-Exotismus in der taz
Eine ganze Seite widmet die taz heute einem Artikel von Katrin Gänsler über Vodoo. Ich erfahre, dass Vodoo in Benin eine staatlich anerkannte Religion ist. Ansonsten erfahre ich so gut wie nichts. Eine Seite gelesen und kein Informationsgewinn. Ausser dass rassistische Bilder nach wie vor taz-Artikel gestalten dürfen. Kurz hatte ich gehofft, der Artikel informiert mich über gesellschaftliche und politische Relevanzen der Religion in Benin. Aber schon der erste Satz zerschlägt meine Hoffnungen: "Voodoo – das klingt geheimnisvoll und magisch." Wenn das nicht der Standard-Exotismus ist. Und so geht es weiter: geheimnisvoll ist das Fremde, putzig die Fremden und das Ganze ein "Spektakel".

Dass die Leser_in nicht mehr erfährt, hat sicher mit dieser Fremde und dem Geheimnisvollen zu tun: "Ohnehin lässt sich Voodoo nur schwer in Worte und Erklärungen fassen." Das gilt wohl für jeglichen Glauben. Und trotzdem wird über andere Religionen, wie z.B. den für mich ziemlich unverständlichen Katholizismus, durchaus Information angeboten.

Schwer zu verstehen scheint auch zu sein, dass Besucher_innen nicht unbedingt willkommen sind: "Ein paar Gäste, die nicht ins Dorf gehören, das sei schon in Ordnung. Aber eigentlich wollen die Menschen lieber unter sich bleiben, um den Voodoo-Festtag zu feiern." Völlig unverständlich, wo wir in Deutschland doch zu Weihnachten gerne völlig fremde Menschen einladen und ihnen alles erklären.

Ausserdem erscheinen die Voodoo-Anhänger_innen auch noch geldgierig. Tourist_innen müssen fürs Fotografieren bezahlen und der Priester hat eine Preisliste für seine Dienste. Das geht ja nun gar nicht, die Menschen sollen doch von Trommeln und Luft leben - und uns nicht beim Konsum stören.

Schade, auf dieser taz-Seite hätte auch was politisch/gesellschafts-relevantes stehen können.

0 Kommentare in: rassistisch   ... comment ... link


Rassismus für Wahlkampfzwecke
In Rheinland-Pfalz scheint die CDU mal wieder mit Rassismus einen Wahlkampf gewinnen zu wollen. Die taz berichtet:

"Klöckner versprach die Abschaffung des muttersprachlichen Unterrichts an den Schulen und ein härteres Vorgehen gegen "Integrationsverweigerer" nach einem Wahlsieg. "

0 Kommentare in: rassistisch   ... comment ... link


Keine ökonomische Rationalität
Im Kontext von Migration wird häufig behauptet, dass es ökonomische Gründe für die Auschlüsse von Migrant_innen gäbe. Sie würden Arbeitsplätze wegnehmen oder nur die Sozialsysteme belasten, sind Standardargumente. Es gibt unzählige ökonomische Studien dazu, ob Migrant_innen nun der Volkswirtschaft nutzen oder nicht.

Als ich Ende der 90er bei der Ausländerbeauftragten des Bundes ein Praktikum gemacht habe, wurde mir als Volkswirtin die Aufgabe erteilt, diesen Fragen nachzugehen, um so Argumente für Migration zu finden. Wer nach Pro-Argumenten sucht, findet die. Wer nach Contra-Argumenten sucht, ist auch erfolgreich. Am Ausschluss ändert beides nichts. Denn mir wurde schnell klar, dass die ökonomische Argumentation nur vorgeschoben ist. Wenn die Studien passen, nimmt mensch sie, sonst werden sie ignoriert.

Die Ausschlüsse von Migrant_innen unterliegen nicht ökonomischer Rationalität. Sie sind rassistisch bedingt. Die Diskussionen über die Anerkennung von ausländischen Qualifikationen (siehe z.B. taz) illustriert das. Ökonomisch macht die Nicht-Anerkennung keinen Sinn und trotzdem hält sie sich dauerhaft. Und auch mit Anerkennung finden Migrant_innen unabhängig von ihrer Eignung schlechter Arbeitsplätze. Das lässt sich mit ökonomischer Rationalität nicht erklären, wohl aber mit der Existenz rassistischer Ausschlusspraktiken.

0 Kommentare in: rassistisch   ... comment ... link