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Montag, 25. Januar 2010
Bilder von Haiti
urmila, 00:45h
In den Berichten über Haiti (vor und nach dem Erdbeben) wird viel Aufmerksamkeit auf Gewalt, Armut, Unterentwicklung und Hoffnungslosigkeit gelegt. In der taz gab es einen Hintergrundsartikel mit dem Titel Ein Land ohne Chance. In der Printausgabe wurde dieser mit einem Bild des erfolgreichen Sklavenaufstands von 1804 bebildert. Ein Bild das mit ziemlicher Sicherheit aus der Perspektive der französischen Kolonialherren gemalt wurde: Halbnackte Schwarze erschlagen und erdolchen zivilisierte weiße Männer und Frauen. Auch im Text wird die "erste unabhängige Republik Lateinamerikas" nur wenig gewürdigt. Es wird suggeriert, dass ihr Niedergang von Anfang an programmiert war, weil die Schwarzen nicht ordentlich wirtschaften konnten (zu kleine Ländereien, Raubbau an der Natur). Erst viel später im Text kommt auch eine andere Erklärung:
"Das eigentliche Problem aber war ein Knebelvertrag mit Frankreich, mit dem sich die junge Republik 1825 die internationale Anerkennung erkaufte. Haiti verpflichtete sich dazu, für die enteigneten Plantagen eine Entschädigung von 150 Millionen Francs in Gold zu bezahlen, eine unvorstellbar hohe Summe. Haiti nahm bei Banken in den USA, Frankreich und Deutschland Kredite auf. Auch wenn der Betrag später auf 90 Millionen Francs reduziert wurde, brauchte Haiti bis 1947, um diese Schulden abzustottern. Zinsen und Tilgung fraßen 80 Prozent des Staatshaushalts auf. Selbst in wirtschaftlich stabilen Zeiten blieb nichts übrig, um eine angemessene Infrastruktur aufzubauen. Haiti wurde zum ersten Land, das in einer permanenten Schuldenkrise steckte. Im Jahr 2003 verlangte der damalige Präsident Jean-Bertrand Aristide - ohne Erfolg - die Rückerstattung der Entschädigung. Nach heutiger Rechnung wären dies knapp 22 Milliarden US-Dollar."
Nachtrag: Hier noch ein taz-Interview mti einem Katastrophenhilfe-Mitarbeiter in Haiti, der betont, dass es keine besondere Gewalt nach dem Erdbeben in Haiti gibt.
Nachtrag 30.01.10: Eine spannende Analyse und Hintergründe zu Haiti bringt ein taz-Interview mit Ned Sublette.
In einem anderen taz-Interview begründet der Sprecher von UNICEF Deutschland, warum Adoptionen für Haiti keine Hilfe sind.
"Das eigentliche Problem aber war ein Knebelvertrag mit Frankreich, mit dem sich die junge Republik 1825 die internationale Anerkennung erkaufte. Haiti verpflichtete sich dazu, für die enteigneten Plantagen eine Entschädigung von 150 Millionen Francs in Gold zu bezahlen, eine unvorstellbar hohe Summe. Haiti nahm bei Banken in den USA, Frankreich und Deutschland Kredite auf. Auch wenn der Betrag später auf 90 Millionen Francs reduziert wurde, brauchte Haiti bis 1947, um diese Schulden abzustottern. Zinsen und Tilgung fraßen 80 Prozent des Staatshaushalts auf. Selbst in wirtschaftlich stabilen Zeiten blieb nichts übrig, um eine angemessene Infrastruktur aufzubauen. Haiti wurde zum ersten Land, das in einer permanenten Schuldenkrise steckte. Im Jahr 2003 verlangte der damalige Präsident Jean-Bertrand Aristide - ohne Erfolg - die Rückerstattung der Entschädigung. Nach heutiger Rechnung wären dies knapp 22 Milliarden US-Dollar."
Nachtrag: Hier noch ein taz-Interview mti einem Katastrophenhilfe-Mitarbeiter in Haiti, der betont, dass es keine besondere Gewalt nach dem Erdbeben in Haiti gibt.
Nachtrag 30.01.10: Eine spannende Analyse und Hintergründe zu Haiti bringt ein taz-Interview mit Ned Sublette.
In einem anderen taz-Interview begründet der Sprecher von UNICEF Deutschland, warum Adoptionen für Haiti keine Hilfe sind.
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