Samstag, 9. Januar 2010
Verurteilung Homosexualität
'Widernatürliche Sexualakte' wurden im viktorianischen England bekämpft und kriminalisiert. Die britischen Kolonialherr_innen schrieben auch den von ihnen kolonisierten Gebieten diese christlich-europäisch begründete Abwertung nicht-heteronormativer Sexualität in die Gesetze (in Indien die Section 377).

Die kolonialen Vorstellungen zu Sexualität sowie ihr gegenderter Rassismus hatten Einfluss auf den postkolonialen Nationalismus und wirken noch heute. (Siehe dazu: Castro Varela, Maria do Mar und Nikita Dhawan (2007), „Queerer Aktivismus aus postkolonialer Perspektive“, in: Gabriele Dennert et al. (Hrsg.), In Bewegung bleiben – 100 Jahre Politik, Kultur und Geschichte von Lesben, Berlin: Querverlag, 345-347.)

So gibt es noch heute in vielen postkolonialen Ländern Afrikas und Asiens Gesetze gegen Homosexualität, die durchgesetzt werden. Die taz berichtet von einem Verfahren in Malawi.

Dominic Johnson steigt in seinen Artikel allerdings mit einer sehr fragwürdigen Pauschalisierung von Europa und Afrika ein:

"Für Afrika ist es unerhört, für Europa auch, aber aus entgegengesetzten Gründen. Dass in Malawi zwei Schwule hinter Gittern sitzen, weil sie sich öffentlich verlobten, erregt viele Afrikaner wegen der zur Schau gestellten Homosexualität und viele Europäer wegen ihrer Kriminalisierung."

Nach allem, was zu beobachten ist, würden auch viele Europäer_innen sich nach wie vor eine Kriminalisierung von Schwulen wünschen (und alle anderen nicht-heteronormativ lebenden Menschen weiter ignorieren). Und es gibt viele Afrikaner_innen, die sich gegen eine solche Kriminalisierung wenden. Wozu also diese pauschalen Zuschreibungen von Europa als angeblich homofreundlich und Afrika als homophob?

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