Dienstag, 3. Juni 2008
Kritische Islamkonferenz
Der Kritischen Islamkonferenz stehe ich eher kritisch gegenüber. Da dort RednerInnen wie Ralph Giordano, die sich durch primitive Islamohobie auszeichnen, eine Bühne bekommen. Giordano scheint dies (wie die taz berichtet) auch wieder genutzt haben. Allerdings gab es wohl auch Proteste gegen seine Pauschalisierungen:

"Auch Giordanos Aussage, er glaube nicht mehr an eine kollektive Integration speziell der türkischen Migranten, erntete Widerspruch."

Und auch sonst gab es wohl einige Aussagen, die ich unterschreiben könnte (würden sie in einen anderen Kontext eingebettet):

" In ihrer Abschlusserklärung kritisierten die rund 200 Teilnehmer die Initiativen von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und anderer deutscher Politiker, die eine verbesserte Integration von Zuwanderern durch eine Stärkung der "religiösen Identität" zu erreichen versuchten. Hierdurch werde "Individuen eine Gruppenidentität zugeschrieben ..."

Die derzeitige Fixierung auf Islam als Problem der 'AusländerInnen' ist eine unzulässige und gefährliche Homogenisierung der sehr diversen Menschen, die nicht als Deutsche anerkannt werden. Und sie hat ganz reale Konsequenzen:

"So würden Migranten dazu gezwungen, sich über die Religion zu definieren, "selbst dann, wenn sie ihrer Herkunftsreligion ursprünglich eher gleichgültig oder vielleicht sogar ablehnend gegenüberstanden""

Auch jene, die sich nicht als Muslime definieren würden, müssen sich jetzt aktiv mit der Zuschreibung auseinandersetzen. Gleichzeitig wird auch eine christliche Identifizierung gerade forciert.

Diese Instrumentalisierung von Religion durch die Dominanzgesellschaft muss thematisiert werden. Jene, die als Muslime definiert werden und ihnen auf dieser Grundlage Rechte entzogen werden, müssen geschützt werden. Da unterscheide ich mich dann grundlegend von den Teilnehmenden der Kritischen Islamkonferenz.

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Privilegien
Die taz interviewt den Vielreiser Helge Timmerberg über sein Reise in 80 Tagen um die Welt. Dabei beschreibt Timmerberg, wie die Reisen auch ein Weglaufen vor Problemen sind und das nicht funktioniert. Er kommt dann zum Schluss, dass es in Berlin doch schön ist:

"Ich kam nach den 80 Tagen nach Berlin, und ich kam in dem Rhythmus: neue Stadt, nächste Stadt. Und dann hat es mir plötzlich wahnsinnig gut gefallen. Alle Nationalitäten und Völker sind hier. Und die Toleranz in Deutschland ist viel größer als in fast allen anderen Ländern, in denen ich gewesen bin. Ich könnte zum Beispiel in Bangkok kein Restaurant eröffnen, denn Ausländer dürfen da keine Geschäfte machen. In Indien können sie dich für ein Gramm Haschisch mit abgebrochenen Bambusstöcken auspeitschen, bis du keine Haut mehr hast - das passiert. Am Ende dieses Buches steht eigentlich das Finden, das Erkennen: Warum soll ich eigentlich weg aus Berlin?"

In Berlin können 'AusländerInnen' auch nicht einfach ein Restaurant eröffnen. Soweit geht die Toleranz bei weitem nicht.
In Deutschland kann der Verdacht des Rauschgifthandels zu einem erzwungenen Herbeiführen des Brechens führen, das schon mehrfach zum Tode der Beschuldigten geführt hat (auch andere Tode in Polizeigewahrsam sind dokumentiert). Und das scheint gerichtlich besser abgesichert zu sein, als Prügeln in Indien (das ist definitiv verboten).

Timmerberg möchte also wohl in Berlin sein, weil er als 'Deutscher' hier über alle Privilegien verfügt, die ihm anderswo in der Welt zum Teil vorenthalten werden.

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