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Dienstag, 24. Januar 2006
anders deutsch
urmila, 19:06h
Bin ich 'Deutsche', bin ich 'Inderin', bin ich irgendwas anderes? Erst habe ich mir die Frage gar nicht gestellt. Ich war beides. Dann habe ich angefangen mir die Frage zu stellen (weil andere mir die Frage stellten). Dann habe ich sie mit anderen diskutiert. Ein Versuch der Selbstbezeichnung war 'Indo-Deutsche'. Aber da war mir die Betonung auf 'indisch' viel zu stark, was weiss ich schon von Indien, dort bin ich nicht sozialisiert worden. Und dann wusste ich, ich bin 'deutsch' aber 'anders' also 'anders deutsch'. Und 'anders' in vielerlei Hinsicht, nicht nur ethnisch.
Theoretisch formuliert hat das der 'deutsche' Erziehungswissenschaftler Paul Mecheril, der das Konzept Andere Deutsche entwickelt hat.
Bei yeahpope gibt es noch ein kleines Beispiel ...
Theoretisch formuliert hat das der 'deutsche' Erziehungswissenschaftler Paul Mecheril, der das Konzept Andere Deutsche entwickelt hat.
Bei yeahpope gibt es noch ein kleines Beispiel ...
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Die Integrationsbeauftragte empfiehlt ...
urmila, 18:09h
"Deutschpflicht an Schulen sollte Schule machen".
Schon eine ganze Weile bekomme ich die Pressemitteilungen der Integrationsbeauftragten des Bundes per mail zugeschickt. Bis vor kurzen überflog ich sie kurz, und war zufrieden, dass Sinnvolles unterstützt wurde. Heute stockte ich erst beim Namen. Ach ja, es ist ja nicht mehr Marieluise Beck sondern Prof. Dr. Maria Böhmer. Hatte ich mal wieder den Regierungswechsel verdrängt. Beim Weiterlesen wird es dann noch schlimmer. Das kann sie doch nicht so meinen!
"Ja zu Deutsch im gesamten schulischen Leben heißt auch Ja zur Integration."
Sie ist tatsächlich der Meinung, dass es die 'Integration' fördert, wenn auf Pausenhöfen nur deutsch gesprochen wird. Vorbei sind offensichtlich die Zeiten, in denen die Integrationsbeauftragte nicht den xenophoben Mainstream unterstützt, differenzierte Sichtweisen eingebracht und für die Rechte von 'MigrantInnen' gestritten hat.
Prof. Dr. weiss offensichtlich nicht, dass Kinder die deutsche Sprache nicht dadurch lernen, dass ihnen ihre Muttersprache verboten wird. Dann wird sie auch nicht wissen bzw. es wird sie nicht interessieren, dass es Ansäzte gibt, die Mehrsprachigkeit in der Schule zu fördern und dadurch Sprachkompetenz zu erhöhen.
Wir sind schliesslich in Deutschland und in Deutschland wird Deutsch gesprochen. Schluss, fertig, aus. Es sei denn es handelt sich um eine elitäre internationale Schule. Da ist natürlich Mehrsprachigkeit etwas sinnvolles.
Ich war an einer solchen Schule, der Europäischen Schule Karlsruhe. Bei uns wurde in fünf Sprachen gesprochen und gelehrt, alle gleichberechtigt. Einige SchülerInnen und LehrerInnen konnten kaum Deutsch. Das war vollommen ok, denn alle waren 'Weiß'. Die paar wenigen SchülerInnen mit nicht-europäischen Hintergrund fielen nicht ins Gewicht - denn immerhin kamen wir fast alle aus privilegierten Schichten.
Wie sagt die GEW-Vizechefin Marianne Demmer in ihrer Kritik der taz: "Niemand hätte etwas dagegen, wenn sich die Schüler auf Englisch unterhalten." Vielleicht sollte es ehrlicherweise gleich Türkischverbot statt Deutschpflicht heissen.
Nachtrag 28.06.06: Für die Abwertung anderer Sprachen als der Deutschen an der Schule bekomt diese nun den Nationalpreis. Die taz berichtet:
"Die Herbert-Hoover-Realschule im Wedding erhält heute den mit 75.000 Euro dotierten Nationalpreis. Ausgezeichnet wird die Schule mit dem Lernschwerpunkt Deutsch für ihre in der Schulordnung festgeschriebene Regel, nach der innerhalb auf dem gesamten Gelände auch während der Pausen nur deutsch gesprochen werden soll.
"Schüler, Eltern und Lehrer der Herbert-Hoover-Schule haben die Identität stiftende Wirkung der gemeinsamen Sprache erkannt", heißt es in der Begründung des Senatspräsidenten der Deutschen Nationalstiftung, Kurt Biedenkopf. Und weiter: Die Schule habe "den Begriff der Nation durch ihr pragmatisches Verhalten mit Leben gefüllt" und nicht erst auf staatliche Regelungen gewartet."
Der Nationalpreis erscheint durch und durch national, und das in seiner ausschliessendsten Form. Die Nation definiert sich also über eine Sprache, die deutsche Sprache.
Das wird den 'Anderen Deutschen' aber nichts bringen. Sie scheitern nicht an fehlenden Deutschkenntnissen, sondern an struktureller Diskriminierung. Die taz titelt Medienrummel bringt noch keine Lehrstellen.
Schon eine ganze Weile bekomme ich die Pressemitteilungen der Integrationsbeauftragten des Bundes per mail zugeschickt. Bis vor kurzen überflog ich sie kurz, und war zufrieden, dass Sinnvolles unterstützt wurde. Heute stockte ich erst beim Namen. Ach ja, es ist ja nicht mehr Marieluise Beck sondern Prof. Dr. Maria Böhmer. Hatte ich mal wieder den Regierungswechsel verdrängt. Beim Weiterlesen wird es dann noch schlimmer. Das kann sie doch nicht so meinen!
"Ja zu Deutsch im gesamten schulischen Leben heißt auch Ja zur Integration."
Sie ist tatsächlich der Meinung, dass es die 'Integration' fördert, wenn auf Pausenhöfen nur deutsch gesprochen wird. Vorbei sind offensichtlich die Zeiten, in denen die Integrationsbeauftragte nicht den xenophoben Mainstream unterstützt, differenzierte Sichtweisen eingebracht und für die Rechte von 'MigrantInnen' gestritten hat.
Prof. Dr. weiss offensichtlich nicht, dass Kinder die deutsche Sprache nicht dadurch lernen, dass ihnen ihre Muttersprache verboten wird. Dann wird sie auch nicht wissen bzw. es wird sie nicht interessieren, dass es Ansäzte gibt, die Mehrsprachigkeit in der Schule zu fördern und dadurch Sprachkompetenz zu erhöhen.
Wir sind schliesslich in Deutschland und in Deutschland wird Deutsch gesprochen. Schluss, fertig, aus. Es sei denn es handelt sich um eine elitäre internationale Schule. Da ist natürlich Mehrsprachigkeit etwas sinnvolles.
Ich war an einer solchen Schule, der Europäischen Schule Karlsruhe. Bei uns wurde in fünf Sprachen gesprochen und gelehrt, alle gleichberechtigt. Einige SchülerInnen und LehrerInnen konnten kaum Deutsch. Das war vollommen ok, denn alle waren 'Weiß'. Die paar wenigen SchülerInnen mit nicht-europäischen Hintergrund fielen nicht ins Gewicht - denn immerhin kamen wir fast alle aus privilegierten Schichten.
Wie sagt die GEW-Vizechefin Marianne Demmer in ihrer Kritik der taz: "Niemand hätte etwas dagegen, wenn sich die Schüler auf Englisch unterhalten." Vielleicht sollte es ehrlicherweise gleich Türkischverbot statt Deutschpflicht heissen.
Nachtrag 28.06.06: Für die Abwertung anderer Sprachen als der Deutschen an der Schule bekomt diese nun den Nationalpreis. Die taz berichtet:
"Die Herbert-Hoover-Realschule im Wedding erhält heute den mit 75.000 Euro dotierten Nationalpreis. Ausgezeichnet wird die Schule mit dem Lernschwerpunkt Deutsch für ihre in der Schulordnung festgeschriebene Regel, nach der innerhalb auf dem gesamten Gelände auch während der Pausen nur deutsch gesprochen werden soll.
"Schüler, Eltern und Lehrer der Herbert-Hoover-Schule haben die Identität stiftende Wirkung der gemeinsamen Sprache erkannt", heißt es in der Begründung des Senatspräsidenten der Deutschen Nationalstiftung, Kurt Biedenkopf. Und weiter: Die Schule habe "den Begriff der Nation durch ihr pragmatisches Verhalten mit Leben gefüllt" und nicht erst auf staatliche Regelungen gewartet."
Der Nationalpreis erscheint durch und durch national, und das in seiner ausschliessendsten Form. Die Nation definiert sich also über eine Sprache, die deutsche Sprache.
Das wird den 'Anderen Deutschen' aber nichts bringen. Sie scheitern nicht an fehlenden Deutschkenntnissen, sondern an struktureller Diskriminierung. Die taz titelt Medienrummel bringt noch keine Lehrstellen.
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